HANDKOMMUNION: (Teil 1) Was ist von der Handkommunion zu halten?

Was ist von der Handkommunion zu halten?

von P. Oliva Melancon c.s.c.,[1]

Maison Ste-Croix

4994 Cote-des-Neiges,

Montréal H3V 1A4 / Kanada


Die folgenden Überlegungen über die Handkommunion werden auf den ersten Blick vielleicht überraschen. Ihr Ziel ist, einige Grundwahrheiten über die heilige Eucharistie ins Gedächtnis zurückzurufen, Wahrheiten, die in Vergessenheit geraten oder falsch ausgelegt worden sind, ohne daß in der Regel ungute Absichten vorlagen. Hier läßt sich folgende Stelle aus der Apostelgeschichte, die sich auf die Kreuzigung Jesu bezieht, anwenden: „Nun Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso auch eure Führer“ (Apg 3,17).

Die Profanierung (d.h. Entweihung) der heiligen Eucharistie wurde in der Kirche stets als sehr schwerwiegend angesehen, weshalb die Neufassung des Kirchenrechts die Exkommunikation, die dem Papst vorbehalten ist, beibehält, wenn es sich um eine absichtliche Profanierung handelt (Can. 1367). Aber es gibt Profanierungen der heiligen Eucharistie, die nicht als solche erkannt werden, was die Folge einer Verzerrung der Doktrin ist, die sich heimlich in die vom Zweiten Vaticanum geforderte Liturgiereform eingeschlichen hat.

Außerdem muß geltend gemacht werden, daß die Profanierung der heiligen Eucharistie vom Standpunkt der Moral aus bei weitem schwerwiegender ist als Ehebruch, Mord, Abtreibung und andere Sünden ähnlicher Art; denn im Fall der letzteren Sünden trifft man Gott i n d i r e k t, d.h. durch Nichtbefolgung eines seiner Gebote. Die Profanierung der heiligen Eucharistie hingegen trifft Gott d i r e k t, denn die heilige Eucharistie ist Gott selbst, das Fleisch gewordene WORT („und das WORT ist Fleisch geworden“ Joh 1,14), das hier wirklich gegenwärtig ist.

Die mahnende Erinnerung an gewisse Wahrheiten erfordert manchmal Mut, so im vorliegenden Fall. Doch die Ehre Gottes und das Heil der Seelen verlangen wohl diesen Mut. Ich handle in diesem Fall in der Überzeugung, daß ich ein Recht ausübe und eine Pflicht erfülle, und zwar in Übereinstimmung mit dem neuen Kirchenrecht (Can. 212) und der Konstitution vom Zweiten Vaticanum über „Die Kirche in der Welt von heute“ (Nr. 62).

Manche Aussagen werden anfänglich vielleicht übertrieben erscheinen, aber nach Kenntnisnahme aller nachfolgenden Darlegungen wird alles denen sehr klar sein, deren Geist zu einer objektiven Stellungnahme zu diesen Wahrheiten befähigt ist.

Es kommt vor, daß Theorien, die Spezialisten der Liturgie ausgearbeitet haben und die häufig angenommen werden, falsch sind und zu sehr schweren Folgen für den Glauben an die heilige Eucharistie führen. Hier müssen die Theologen eingreifen und die abwegigen Interpretationen gewisser Liturgiefachleute korrigieren. Doch das setzt voraus, daß die Theologen der authentischen Lehre der Kirche treu geblieben sind.

Bekanntlich gibt es Theologen, die an der „Selbstzerstörung“ der Kirche arbeiten, um eine Formulierung von Paul VI. zu verwenden. Genau dies hat seit ungefähr dreißig Jahren die Kirche in einen „Verfallsprozeß“ gezogen, wie es Kardinal Ratzinger, Präfekt der heiligen Kongregation für die Glaubenslehre, im August 1984 in Interviews dem italienischen Journalisten Vittorio Messori gegenüber geäußert hat.

[1] Pater Oliva Melancon ist Theologe und hat schon einige Dutzend Bücher und zahlreiche Artikel über verschiedene theologische Themen geschrieben, vorwiegend über das heiligste Altarsakrament und die heilige Messe. Er kannte noch persönlich den seligen Bruder Andreas, der in Montreal das große Oratorium des heiligen Josef gegründet hat.

Fortsetzung folgt
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