Raymond Leo Burke

Raymond Leo Kardinal Burke (* 30. Juni 1948 in Richland Center, Wisconsin) ist ein US-amerikanischer emeritierter Erzbischof und Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche. Er war von 2014 bis 2023 Kardinalpatron des Malteserordens und zuvor Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur, von 2003 bis 2008 Erzbischof von St. Louis und davor ab 1994 Bischof von La Crosse.

Der Strippenzieher

Präfekt der Apostolischen Signatur und Kardinal


Am 27. Juni 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Apostolischen Signatur und somit zum Präsidenten des Obersten Gerichtshofs des Vatikanstaates. Damit war er der erste Nicht-Europäer, der einem Tribunal der Kurie vorstand, und der zehnte US-Amerikaner, der in der römischen Kurie diente. Im feierlichen Konsistorium vom 20. November 2010 nahm ihn Benedikt XVI. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Sant’Agata dei Goti in das Kardinalskollegium auf. Kardinal Burke ist seit Juni 2011 Mitglied des Souveränen Malteserordens.

Am 16. Dezember 2013 wurde Burke von Papst Franziskus in der Kongregation für die Bischöfe abgelöst, der er seit 2011 angehört hatte. Am 19. Dezember 2013 wurde Burke aus der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse abberufen.

Am 10. November 2014 wurde im täglichen Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls in zwei aufeinanderfolgenden Meldungen bekannt gemacht, dass Papst Franziskus Raymond Leo Kardinal Burke am 8. November 2014 zum Kardinalpatron des Malteserordens ernannt und Erzbischof Dominique Mamberti zum neuen Präfekten der Apostolischen Signatur bestellt habe. Der Bonner General-Anzeiger bewertete dies in einem Kommentar zwei Tage später als „Entmachtung“ Burkes. Das Kölner Domradio bewertete den Vorgang als Absetzung und führte diese auf Konflikte mit dem Papst zurück, dessen mangelnde Führung Burke scharf kritisiert habe.

Im Oktober 2016 wurde Kardinal Burke zum Vorsitzenden eines vierköpfigen Tribunals der Glaubenskongregation ernannt, das Missbrauchsvorwürfen innerhalb der katholischen Kirche nachgehen und solche Fälle erstinstanzlich verhandeln soll.

Im Dezember 2016 kam es zu einem Streit der Malteser-Ordensleitung mit dem Vatikan über eine vom Papst eingesetzte Untersuchungskommission über die Umstände der vom Ordens-Großmeister Matthew Festing befohlenen Amtsenthebung des Deutschen Albrecht von Boeselager als Großkanzler des Ordens. Nach Medienberichten hatten Festing und der Kardinalpatron Burke zuvor Boeselagers Rücktritt gefordert, den dieser ablehnte, woraufhin ihn Festing für abgesetzt und vorläufig aus dem Malteserorden ausgeschlossen erklärte; der Grund sei die Verteilung von Kondomen durch Malteser in Myanmar gewesen. Die Weigerung Festings, mit der Kommission zusammenzuarbeiten, führte im Januar 2017 nach einer Audienz beim Papst zu Festings Rücktritt und zur Rehabilitierung Boeselagers.

In der Presse wurde Burke daraufhin als „Strippenzieher“ in einem „Machtkampf“ geschildert.

Am 30. September 2017 ernannte ihn Papst Franziskus erneut zum Mitglied der Apostolischen Signatur. Am 3. Mai 2021 wurde er von Papst Franziskus unter Beibehaltung seiner Titeldiakonie als Titelkirche pro hac vice zum Kardinalpriester ernannt.

Burke sprach sich 2020 gegen Gottesdienstverbote zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie aus und nahm im Mai 2021 am Marsch für das Leben in Rom teil. Im August 2021 musste Burke wegen einer schweren COVID-19-Erkrankung intensivmedizinisch behandelt und an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Am 3. September 2021 konnte er für die weitere Rekonvaleszenz aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Am 19. Juni 2023 wurde Burke als Kardinalpatron des Malteserordens durch Gianfranco Kardinal Ghirlanda SJ abgelöst.

Im Juli 2023 meldete Burke gemeinsam mit vier weiteren Kardinälen Zweifel (Dubia) an päpstlichen Entscheidungen und an der Beteiligung von Laien an der Weltsynode. Als die vom Papst genehmigte Antwort der vatikanischen Glaubensbehörde Burke und seinen Mitstreitern zu schwammig erschienen, schickten sie einen schärferen Fragenkatalog hinterher und veröffentlichten diesen.

Am 29. November 2023 wurde bekannt, dass der Vatikan ihn gemaßregelt habe und seine Dienstwohnung in Rom und das Gehalt als Kardinal streicht. Als Grund wurde angeführt, er beschädige die Einheit der Kirche durch Worte und Taten und habe sein Gehorsamsversprechen als Kardinal gegenüber dem Papst gebrochen.