Pazzo 2
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Maria bei der Sendung des heiligen Geistes - 27. Mai

Aus "Unsere Liebe Frau vom Monat Mai"
(vermeintliche Schreibfehler sind geschuldet der Originalschrift aus 1922.)

Bild: Marienschwestern Vorau
1. Voll Freude über die Himmelfahrt des Herrn kehrten die Jünger nach Jerusalem zurück und dort stiegen sie hinauf in den Abendmahlsaal und verharrten einmütig im Geebete mit Maria, deer Mutter Jesu! Apostg. 1.14. Wir sehen Maria mitten unter den Aposteln - gleichsam deren Mutter und Königin, - mit ihnen vereint im Gebete, um die Herabkunft des heiligen Geistes flehen. Mit welcher Inbrunst und Sehnsucht mochte doch Maria ihre Gebete zum Himmel emporgesandt haben? Wie sie einst durch ihr Gebet und ihre mächtige Sehnsucht den Sohn Gottes in ihren Schoß herabgezogen - so war es auch wieder Maria, die den heiligen Geist durch ihre sehnsuchtsvollen, glühenden Gebete und Seufzer auf die jung Kirche herabflehte. O wie unablässig betete und flehte sie, da sie wohl wußte, um welch' wichtige Angelegenheit es sich jetzt handelte - nämlich um die Vollendung und Krönung des Werkes ihres lieben göttlichen Sohnes durch den heiligen Geist. So vertrat also auch bei der Geburt der Kirche Maria geistigerweise die Stelle einer Mutter.

Benötigen wir etwa nicht auch den heiligen Geist? Wissen wir etwa nicht, daß wir ohne seinen Beistand im übernatürlichen Leben gar nichts vermögen? Ja nicht einmal den Man Jesu können wir ohne ihn mitz Andacht aussprechen, wie dere Apostel Paulus uns dies bezeugt. I. Cor 12.3. Wenn wir unsere geitige Not und Hilfsbedürftigkeit besser erkennen, lebendiger fühlen würden, dann würden wir zweifelsohne voll Sehnsucht täglich Herz und Mund öffnen, um den heiligen Geist herab- und anzuziehen, wie man die Luft einatmet. Voll Sehnsucht würden wir namentlich vor jedem wichtigen Werke flehen: Komm heiliger Geist!

2. Wie nun Maria einst vom heiligen Geiste überschattet - so ward sie auch am hohen Pfingstfeste von neuem voll des heiligen Geistes. Niemand empfing den heiligen Geist damals so, wie sie. Was konnte aber der heilige Geist deer bringen, die er von Anfang des Lebens an it Gnaden - die er herbach mit der lebendigen Gottheit selbst erfüllt hatte? Er brachte ihr diejenigen Gnaden und Gaben, die sie nun zu ihrer Stellung inder Kirche ihres Sohnes befähigten. Diese Stellung hatte ihr der Heiland vor seinem Tode am Kreuze angewiesen, als er ihr in der Person des Johannes alle seine Gläubigen zu Kinder gab. Durch göttliche Anordnung ist Maria die Mutter der Kirche; - dazu ergoß der heilige Geist in sie eine neue Fülle von einsicht und Erbarmen, wodurch sie alle unsere Heilsbedürfnisse erkennt und fühlt. Und seitdem fleht sie unablässig zum heiligen Geist um die beständig Verleihung der Gnaden Jesu Christi an alle Gläubigen, auf daß den Sündeern bekehrung, den Gerechten Beharrlichkeit, den Versuchten Stärkung de Bedrängten Trost, den Begnadigten Wachstum in der Gnade - allen die ewig Seligkeit zuteil würde.

An wen andern sollen wir uns also wenden, wenn wir Gnade nötig haben vom heilige Geist, - als an Maria, seine Braut, die er am hohen Pfingstfest eigens mit Gnaden für uns erfüllt hat. Sie vermag ja alles beim heiligen Geiste - und flehen wir nun vertrauensvoll zu ihr. Mit Recht sagt also der hl. Franz von Sales: "Wenn wir den heiligen Geist empfangen wollen - so müssen wir sie als Mittlerin betrachten."

3. Wie freute sich doch Maria am hohen Pfingstfeste, da sie sah, wie die Apostel erfüllt wurden mit dem heiligen Geiste, - wie sie sogleich voll Mut und Begeisterung den Auferstandenen predigten - und sich auf die Predigt des Petrus hin 3000 Juden zum Glauben bekehrten! Es ist die brennende Liebe zu Jesus und der Eifer für die Verherrlichung seines heiligsten Namens, der sie so beredt macht - Jesus Christus ist der einzige Gegenstand ihgres Ehrgeizes und ihrer Predigt. Maria ist voll heiliger Freude über die Geburt der heiligen Kirche; - die Kirche ist ihr geistiges Kind, wi Jesus ihr leibliches Kind ist. Gleichwie Jesus der Herr seine Kirche so sehr geliebt hat, daß er sie mit seinem Blute erkauft - welche Liebe wird dann nicht auch Maria zur Kirche hegen, zu welcher ihr der heilige Geist am Pfingstfeste eine so innige Liebe eingeflößt hat. Ihre Liebe zur heiligen katholische Kirche ist der widerschein ihrer Liebe zu Jesus selbst.

Daher erwartet Maria mit Recht von uns, daß auch wir die heilige katholische Kirche als unsere geistige Muttrer lieben, hochschätzen und ihr getreulich olgen. Wir müssen besondere Vorliebe und Wohlwollen gegen sie hegen - wir müssen fühlen mit der Kirche - mitempfinden alle ihre Leiden - aber auch uns freuen, wenn sie triumphiert. Wir müssen sie und ihre heiligen Rechte freimütig verteidigen. Wohlann uns dann! J dann ist auch der heilige Geist in uns und wir sind in Wahrheit Kinder Mariä, die ja das größte Interesse hat am Wohle und Wehe der hzeiligen Kirche. Die Liebe zur heiligen Kirche ist ein sicheres Zeichen unserer Auserwählung. Amen.

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28. Mai: Maria die Mutter der Kirche; folgt.