Der Klimaglaube – ein Wahn, dessen Zeit abläuft

Erst der Klimaglaube hat es geschafft, das Atmen selbst zur Sünde zu erklären. Aber seine beste Zeit ist bereits vorüber. Nicht einmal in Berlin kann er genug Gläubige mobilisieren. Und in der Welt außerhalb des Westens dürfte er bald der Vergangenheit angehören.

Von Dagmar Henn

Trotz aller Absurditäten der Wokeness bleibt das eine der schönsten Filmszenen der Filmgeschichte – der Moment, an dem Jack Lemmon in "Manche mögen's heiß" seine Perücke abnimmt und seinem Millionärs-Verehrer im Boot zuruft: "Ich bin ein Mann", und die Antwort schlicht lautet: "Niemand ist vollkommen."

Phrenologie - Eugenik - Klimalogismus

Was alle drei, die Phrenologie, die Eugenik und den Klimaglauben, miteinander verbindet, ist die Vorstellung, menschliche Gesellschaft zu verändern, ohne sich mit den Gegebenheiten der menschlichen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Phrenologen glaubten, man könne z. B. zukünftige Kriminelle an der Schädelform erkennen, und wenn man diese aus der Bevölkerung filtern könne ... die Eugeniker wollten Menschen züchten wie Schäferhunde und kategorisierten nach guten oder schlechten Erbanlagen. Die Klimagläubigen gehen davon aus, dass die Menschen selbst das Klima unter Kontrolle hätten; eine Megalomanie, die als solche nur deshalb nicht sofort kenntlich ist, weil sie negativ formuliert ist. In allen drei Fällen geht es um Machtausübung über Menschen unter Verleugnung gesellschaftlicher Zusammenhänge; konkrete Menschen haben in dieser Denkweise keinen Wert, sie existieren nur als abstrakte, zu behandelnde Bestandteile. Was natürlich in jedem der besagten drei Fälle dadurch erleichtert wurde, dass die Anhänger sich selbst im Besitz überlegener Erkenntnis sehen.

Wissenschaftliche Fiktionen

Ist es möglich, eine wissenschaftliche Fiktion zu erzeugen? Selbstverständlich. Das historisch Verblüffende an den Hexenprozessen des 16. Jahrhunderts ist, dass sie gerade vom heranreifenden wissenschaftlichen Apparat vorangetrieben wurden, für den die Hexerei an die Stelle des blinden Schicksals trat und der die Quelle für Naturereignisse in der Mitte der menschlichen Gesellschaft verortete; und wenn man betrachtet, wie heutzutage den "Klimasündern" die Verantwortung für Unwetter zugeschoben wird, findet sich ein ganz ähnliches Muster.

In jedem dieser Fälle – und im Umgang mit der Wissenschaft an sich – gibt es eine einfache Frage, die zur Korrektur solcher Verirrungen genügt: Cui bono? Wem nutzt es? Etwa dem Fürstbischof von Würzburg, der durch die "Enttarnung" einer Reihe vermeintlicher Hexen in den Reihen der wohlhabenderen Bürger seiner Stadt seinen neuen Palast finanzierte, ähnlich wie die angeblich wissenschaftliche Notwendigkeit, gegen Corona zu impfen, der Firma Pfizer und deren Hilfskräften Milliardenerträge verschaffte. Beim Klimaglauben sind es die konkreten Maßnahmen, die letztlich verraten, zu wessen Nutzen sie stattfinden. Sie erzeugen zum einen an vielen Stellen eine völlig künstliche Nachfrage, in vielen Fällen, ohne sie überhaupt befriedigen zu können (wie im Falle der erzwungenen energetischen Sanierungen der Wohnungen oder der Umstellung auf Elektromobilität), aber vor allem rechtfertigen sie eine Absenkung des Lebensstandards der Masse der Bevölkerung weit unter das Niveau, das realisierbar wäre.

Berlin: Nebulöser Volksentscheid

Genau das wäre auch der Effekt des Berliner Volksentscheids gewesen, der selbst typisch nebulös bleibt und nur raunt, die "Umsetzung der Klima-Verpflichtungen" dürfe nicht auf Kosten der Mieter gehen. Denn natürlich wäre sie letzten Endes auf Kosten der Mieter gegangen, selbst wenn Mieterhöhungen untersagt würden – weder Genossenschaften noch öffentliche Wohnungsbaugesellschaften können sich die Sanierungen leisten, was entsprechend den Beschlüssen des EU-Parlaments schlicht die Konsequenz hätte, dass diese Wohnungen dann ab 2030 nicht mehr vermietet werden dürften. In einer Stadt, in der ohnehin bereits massive Wohnungslosigkeit herrscht, wäre das die Rückkehr zur Zille'schen Mietskasernenromantik mit Schichtschlafplätzen. Sogar dann, wenn der "soziale Ausgleich" ausnahmsweise mal nicht nur auf dem Papier stünde.

Die Berliner haben sich nicht in ausreichender Zahl bereit erklärt, diese Blankovollmacht auszustellen. Der EU-Beschluss zu energetischen Sanierungen mag ebenso dazu beigetragen haben wie die konkrete Erfahrung innerhalb des letzten Jahres, dass auch auf Bundesebene die Aussagen grüner Politiker selten von Fakten getragen werden; so, wie auch die maßlose Arroganz der Klimakleber, die ihren Strauß eben weder mit den politisch noch mit den wirtschaftlich Mächtigen ausfechten, sondern nur das Leben der gewöhnlichen Bürger beeinträchtigen.

UN-Beschlüsse, erpresst und manipuliert

Aber verschwinden wird der Klimaspuk eher nicht durch eine plötzliche Erkenntnis der westlichen Bürger, sondern dadurch, dass Schritt für Schritt die Abkommen gelöst werden, mit denen diese Politik als allgemeingültig etabliert wurde. Im Verlauf des letzten Jahres wurde für alle sichtbar vorgeführt, wie UN-Mehrheitsbeschlüsse zustande kommen: unter reichlich Einsatz von Erpressung und Manipulation.

Das ganze Gemenge aus Organisationen, die im Auftrag der USA oder deren Oligarchen handeln, auch die EU-Stiftungen, wird inzwischen in großen Teilen der Welt als eine Struktur gesehen, die fremden Interessen dient. China hat in der Praxis seinen eigenen Weg verfolgt, etwa mit großflächigen Aufforstungen, aber keine Stellung gegen die Erzählung an sich bezogen. Das könnte sich demnächst ändern. Ebenso wie viele Länder in Afrika und Lateinamerika die Gelegenheit nutzen werden, Regeln aufzuheben, die nur ihre Entwicklung behindern sollen, und die Möglichkeit wahrnehmen werden, sich aus den Klammern der IWF-Kredite zu befreien, die ebenfalls zur Durchsetzung der Klima-Agenda genutzt werden.

Vergebung gesucht

Ob in Deutschland weiterhin Vergebung für den Klimafußabdruck gesucht oder auf Windräder vertraut wird, bleibt am Ende ein deutsches Problem. Auch wenn jedes Jahr, in dem weiter diesem Fetisch gehuldigt wird, die Bedingungen für das Leben in dieser Welt weiter verschlechtert.