Ischa
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Raumschiff Enterprise oder "Der synodale Weg"

Ich weiss nicht mehr, wann ich ein paar Folgen von „Raumschiff Enterprise“ gesehen habe, es ist schon sehr, sehr lange her. Vor einigen Monaten kam ich in einem Gespräch mit einem Freund irgendwie auf diese Serie zu sprechen und meinte zu ihm, es könne doch nicht wahr sein, dass er Fan davon sei: Seltsame Darsteller, billige Dekoration und seichter Inhalt.

Warum ich jetzt ausgerechnet an dieses Gespräch dachte, als ich mir einige Arbeitspapiere des sog. Synodalen Weges ansah? Wer weiss.

Im Zentrum der Überlegungen der neuen Reformatoren wird bzw. muss wohl das Amtsverständnis und damit die Ekklesiologie stehen, an der sich bereits mehrere Generationen neuzeitlicher Theologen abarbeiteten. Ich zitiere aus dem Arbeitspapier des ersten Forums, erarbeitet nach dem ersten Treffen im September 1919.

"Vorbereitendes Forum: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag"

"Vom Synodalforum wird erwartet, dass für die Synodalversammlung konkrete Beschlussvorlagen vorbereitet werden, die auf einer gesicherten theologischen Basis stehen und mutig Reformen angehen. Das Thema „Macht und Partizipation“ berührt eine Fülle von biblisch-theologischen, dogmatisch-ekklesiologischen, aber auch kirchenrechtlichen Fragen, die geklärt werden müssen…

- Für dieses, wie für alle anderen Foren muss gelten, dass der Gesprächs- und Entscheidungsprozess im Forum wie in der Synodalversammlung für neue Entwicklungen offengehalten wird. Wenn alle Ergebnisse bereits feststünden, wäre der Synodale Weg eine Farce.

- Der Prozess muss klären, welche Reformen im Rahmen des geltenden Kirchenrechts auf der Basis der kirchlichen Lehre möglich und notwendig sind; er muss aber ebenso klären, wo darüber hinaus tiefergehende Veränderungen nötig sind und wie sie vorgenommen werden können. Dabei sind die Spezifika kirchlicher Traditionsprozesse zu berücksichtigen und für die weitere Entwicklung fruchtbar zu machen: die Berücksichtigung des grundlegenden sensus ecclesiae, die Entwicklungsdynamik, Pluralität, Kontextualität und Deutungsperspektivität der Prozesse sowie die Einbeziehung alternativer Traditionsstränge, die zeitweilig in den Hintergrund getreten sind, aber wiederentdeckt werden können.“

(Die Synodalversammlung ist das oberste Organ des Synodalen Weges und kann Beschlüsse fassen. Ihr gehören die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz, 69 Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, weitere Vertreterinnen und Vertreter geistlicher Dienste und kirchlicher Ämter sowie junge Menschen und Einzelpersönlichkeiten an. Insgesamt umfasst die Synodalversammlung 230 Personen.

Die Liste der Mitglieder kann man einsehen unter Kontaktdaten-Mitglieder-Synodalversammlung_Stand-28.01.2020.pdf)
(alle Dokumente sind auf der Website Der synodale Weg zu finden)

Diese Synodalverfassung soll also Beschlüsse fassen, Reformen anstossen, die "eventuell über den Rahmen des geltenden Kirchenrechts auf der Basis der kirchlichen Lehre“ hinausgehen, die aber möglich sind, wenn „Entwicklungsdynamik“, „Pluralität“, „Kontextualität“ berücksichtigt und „alternative Traditionsstränge“ wiederentdeckt werden.
Nun meine Frage: mit welchem Recht eigentlich? Ich brauche nur in den Katechismus von 1993 zu schauen, wahrlich kein erzkonservatives Werk, da ergeben sich schon eine Reihe von Problemen.

Unter den Nummern 888ff. wird das Lehramt verhandelt. Da heisst es in 889: „Um die Kirche in der Reinheit des von den Aposteln überlieferten Glaubens zu erhalten, wollte Christus, der ja die Wahrheit ist, seine Kirche an seiner eigenen Unfehlbarkeit teilhaben lassen. Durch den „übernatürlichen Glaubenssinn“ hält das Gottesvolk unter der Leitung des lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest.

890: “…Das Lehramt muss das Volk vor Verwirrung und Glaubensschwäche schützen...“

Zum Lehramt gehören der Papst und das Bischofskollegium. Keine Laien. Keine „Einzelpersönlichkeiten“ wie viele Synodalen in der Mitgliederliste unter „Institution“ aufgeführt werden. Niemand vom „Sozialdienst der katholischen Frauen“, aus der „Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen“ oder von den „Ministranten“. Eigentlich auch keine Pfarrer oder Theologen.

Wenn also Beschlüsse in der Synode gefasst werden, die entgegen den Äusserungen des tatsächlichen Lehramtes stehen - was dann? Wird von Deutschland wieder mal eine Reformation ausgehen? Diesmal mit dem Unterschied, dass es keine politischen Auswirkungen haben wird. Denn die Katholische Kirche ist dazu bereits zu unbedeutend, zu wenig gesellschaftsrelevant. Sie ist - wie es der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz so unvergleichlich poetisch sagte - "eine Art Lockvogel", der in der Welt herumfliegt und ruft: "Es gibt jemanden, der könnte euch interessieren! Jesus von Nazareth!“. Sie ist ein Angebot unter vielen und will auch gar nichts anderes sein.
Der Lockvogel fliegt ja auch wie das Raumschiff Enterprise.
„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
Mit seltsamen Darstellern, billiger Dekoration und seichtem Inhalt.