augustinus 4
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Der Buchstabe von Dogmen und der Buchstabe von mystischen Schriften

"4 Bilder 1 Wort", ein spielerischer Hinweis auf die 4 Schriftsinne
der Hl. Schrift: 1 Wort steht da, kann aber 4 verschiedene Bedeutungen
aufweisen:
1.) Der Literalsinn (die wörtliche Bedeutung; der grundlegende Sinn der Hl. Schrift)
2.) Der moralische / tropologische Sinn (was soll ich tun)
3.) Der allegorische Sinn (auf eine höhere Ebene übertragen)
4.) Der anagogische Sinn (Bedeutung für die Ewigkeit)

a) Der Buchstabe von Dogmen und der Buchstabe von myst. Schriften:

Es kommt immer drauf an, wie etwas gemeint ist.
Das, was die Lehre der Kirche in Dogmenform ausdrückt,
hätte sie auch mit anderen Worten ausdrücken können, sie hat sich jedoch für einen (sehr korrekten!) von vielen möglichen Wortlauten entschieden. Daher reicht es nicht aus, mystische Aussagen mit dem Buchstaben kurzer dogmatischer Sätze zu
vergleichen, sondern man muss gewillt sein, zu verstehen, was Worte überhaupt
ausdrücken wollen. Dogmatische Formeln drücken oft eine riesige Wirklichkeit aus.

Jesus lehrt uns im Evangelium durch Seine Worte und Sein Leben:
Auf die Gesinnung des Autors und auf die Bedeutung von Worten kommt es an,
nicht auf den Buchstaben allein ("der Buchstabe tötet"). Mit dem Herzen nimmt
man die Gesinnung wahr. Der Verstand gleicht zunächst nur die Buchstaben ab und meldet dann einen Buchstabenunterschied, das Herz fühlt auch die Gesinnung des Sprechers. (Herz und Verstand müssen zusammenarbeiten !) Die etablierten Juden
zur Zeit Jesu sind genau an dieser Thematik gescheitert: Am Sinn der Buchstaben.
Der wahre Sinn ergibt sich aus der Gesinnung des Autors, d.h.
Jesu /des Hl. Geistes.


b) Beispiel:

Mt 10,34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
Aber:
Joh 14,27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.
Joh 16,33 Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt.

Wenn man hier nicht gewillt wäre, die Bedeutung der Worte anhand
der Gesinnung Jesu zu verstehen, würden die Buchstaben alleine einen Widerspruch ergeben (und so ist es ganz oft, selbst in der Bibel).
Es ist aber kein Widerspruch - weil es nicht auf den Buchstaben allein ankommt,
sondern auf den Sinn/die Bedeutung.

c) Was folgt nun aus dieser Erkenntnis ?

Die demütige Betrachtung ! Betrachtung gibt es, weil der Buchstabe allein nicht
alle Erkenntnis hergibt !

Schlussfolgerungen:
a) Nicht vorschnell urteilen ! "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet."
b) sowohl den Buchstaben der Dogmatik als auch den Buchstaben
von mystischen Schriften verstehen wollen, denn
c) dogmatische Formeln und mystische Worte können und dürfen
einen Unterschied im Schriftbild aufweisen (weil es auf die Bedeutung ankommt, nicht lediglich auf den Buchstaben allein; kühle Vergleiche führen also nicht zum liebenden Verständnis).

Wir haben eine Religion der Person (mit Gesinnungen!),
nicht des Buchstaben !

(weiterführender Link:
Mystiker widersprechen sich nicht ! Von Pater Odo Staudinger - belegt durch WORTE JESU)
augustinus 4
Freut mich sehr, Anemone,
wenn Sie es brauchen können,
motiviert mich auch wieder !
🤗 👍 😇
Anemone
@augustinus 4
Danke, für ihre geistreichen Beiträge! 😉
augustinus 4
Nicht jede Schriftstelle enthält
alle 4 Schriftsinne, sagt der hl. Augustinus.