Offener Brief einer besorgten amerikanischen Katholikin an Papst Franziskus
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Die in Deutschland geborene promovierte Akademikerin, studierte Geschichte und Französische Literatur. Nach mehreren Jahren in der Schweiz heiratete sie den amerikanischen Historiker und Kulturwissenschaftler Richard Hickson, der als Professor für Strategic and Cultural Studies an verschiedenen universitären Einrichtungen des amerikanischen Verteidigungsministeriums lehrte. Das Ehepaar hat zwei Kinder und lebt in den USA. Maike Hickson publizierte bereits in zahlreichen Wochen- und Monatszeitschriften.
Dezember 2014
Ein Schrei des Herzens von einer Konvertitin
Lieber Heiliger Vater,
mit der Besorgnis des Herzens habe ich mich entschlossen, diesen offenen und ehrlichen Brief zu schreiben. Ich werde über Dinge sprechen, die ich unter normalen Bedingungen nie öffentlich gemacht hätte. Ich tue es, oder möchte es jedenfalls tun, für das Wohl der Kirche, zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Menschen. Sie können darüber urteilen.
Vergangene Nacht konnte ich nicht schlafen. Die Lage der Heiligen Mutter Kirche besorgt mich. Im Laufe des Jahres 2014, besonders durch Ihre öffentliche Wertschätzung für den Vorschlag von Kardinal Walter Kasper, daß die „wiederverheirateten“ Geschiedenen die heilige Kommunion empfangen können, haben Sie, Heiliger Vater, die Tür zu viel Verwirrung bezüglich der Moral der Katholischen Kirche und zu viel Leichtsinn durch die kirchliche Hierarchie aufgetan.
Einige Erklärungen bei der Bischofssynode über die Familie im Oktober 2014 haben diese Verwirrung noch verschärft. Im Dezember 2014 haben Sie selbst in einem Interview mit La Nacion eine laxe Haltung der Kirche gegenüber jenen empfohlen, die außerhalb der Kirche nach einer Scheidung geheiratet haben, indem Sie sagten: „Nur die Kommunion ist nicht die Lösung. Die Lösung ist die Integration“. Es scheint, daß es Ihre Absicht ist, daß diese nicht nur die heilige Kommunion empfangen können, sondern auch am kirchlichen Leben als Lektoren oder Taufpaten der Kinder teilnehmen sollen.
Diese Haltung hieße die Sünde zu ignorieren oder aufzuwiegen oder sogar nachzulassen. Damit würde die Unterscheidung zwischen jenen verwischt, die im Stand der heiligmachenden Gnade leben, die Gott so wohlgefällig ist, weil seine Gebote und Ratschläge befolgt werden, und jenen, die objektiv im Stand der Sünde leben und daher Gott mißfallen wegen der mangelnden Beachtung des Gesetzes und der Weisheit Gottes. Ein solcher Weg würde zur Anarchie und zur Zerstörung der moralischen Fundamente der Katholischen Kirche führen. Man käme schnell zur Regel eines „Alles ist erlaubt“.
Wenn die “wiederverheirateten” Paare die heilige Kommunion empfangen können, warum soll es dann nicht auch jeder andere Sünder tun können, der sich ebenso weigert, zu bereuen und Buße zu tun? Ein chronischer Säufer, ein Ehemann, der regelmäßig seine Frau schlägt, ein Gewohnheitsverbrecher, oder eine Frau, die ihr Kind im Mutterleib getötet hat und keineswegs bereut? Warum sollte irgendein Katholik noch auf die Gesetze der Kirche hören und ihnen folgen, wenn es keinerlei moralische Disziplinarmaßnahme gegen ihn gibt?
Und wie steht es selbst mit Worten von Jesus Christus? Haben Sie keine Bedeutung mehr? Eine Änderung des katholischen Gesetzes über den Ehebruch hieße, Christus selbst herauszufordern. Der Einladung von Mario Palmaro folgend widersetze auch ich mich öffentlich der Richtung, in die Sie die Kirche, wie es scheint, führen wollen.
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