augustinus 4
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Ist die Sprachengabe ein unverständliches Lallen ? Eine verständliche Schriftanalyse zum Pfingstwunder

Invochiamo la tua presenza !

Ist die Sprachengabe ein unverständliches Lallen ?
Eine verständliche Schriftanalyse zum Pfingstwunder

1.) Das Pfingstwunder in Apg 2,1-11 : Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.

Der Hl. Thomas v. Aquin erklärt sehr schön, wie diese Schriftstelle
zu verstehen ist. Er betont, dass das Wunder v.a. beim Hören der
Adressaten liegt. Wenn man die Bibelstelle aufmerksam Wort für
Wort liest und betrachtet, fällt auf, dass zwei Wunder vorliegen.

Das erste Wunder:
Die Apostel konnten nach der Ausgießung des Heiligen Geistes,
der in Form von Zungen auf sie herabkam, in fremden Sprachen
reden. Das Wunder liegt hier beim Sprechen.

Das zweite Wunder:
Die Menschen verschiedener Nationen konnten die Apostelpredigten
jeweils in ihrer eigenen Sprache hören. Das Wunder liegt hier beim
Hören.

In der Praxis ist das etwa so abgelaufen:
Die Apostel haben sich einige Meter voneinander entfernt
aufgestellt und jeder hat zu einer größeren Menge gepredigt.
So hat auch der Hl. Petrus zu einer Menschenmenge gepredigt
und zwar in einer einzigen Sprache. Als er anfing zu reden,
wurde das Wunder bei den Hörenden bewirkt, sodass sie ihn
je in ihrer eigenen Sprache verstehen konnten.

D.h. also nicht, dass der Hl. Petrus irgendetwas völlig Wirres
gestammelt hätte, sondern er hat immer eine Sprache gewählt.
Mittels Sprachengabe konnte er verschiedene Sprachen
sprechen, womit Sprachen verschiedener Völker gemeint
sind, nicht ein Lallen, was keinen Sinn macht. Lallen ist ja
keine Sprache. Er hat eine echte Sprache für die Predigt
gewählt.

Wenn wir das nun festhalten und von diesem Verständnis
ausgehen, werden wir die Sprachengabe/Zungenrede in
den anderen Stellen der Hl. Schrift, welche kanonisch gelesen
werden muss, richtig verstehen.

2.) Weitere Schriftstellen zur Sprachengabe/Zungenrede

a) Mk 16,17:

Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden;

Die obige Erkenntnis angewandt, bedeutet "neue Sprachen" nicht
ein Lallen, sondern eine Sprache, welche von den entsprechenden
Nationalitäten verstanden werden kann.

b) 1 Kor 12,7-10:
Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.
8 Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln,
9 dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern - immer in dem einen Geist - die Gabe, Krankheiten zu heilen,
10 einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten.

Das obige Verständnis wieder angewandt, bedeutet dies:
die verschiedenen Arten von Zungenrede meinen verschiedene
Sprachen, die auf Erden irgendwo gesprochen werden. (Ich möchte
nicht ausschließen, dass mit "Arten" auch die Brillianz und der Stil
der Rede gemeint sein könnte.)
Die zweite unterstrichene Stelle sagt hier, dass es vorkommen kann,
dass jener, der die Sprachengabe hat, sie selber gar nicht versteht,
sondern ein anderer sie deuten muss.

Zum Begriff "deuten":
In der Hl. Vulgata heißt es hier: "...alii interpretatio sermonum"

Interpreten wurden in der frühen Kirche jene genannt,
welche eine fremde Sprache zu übersetzen hatten. In
den Schriften der Kirchenlehrer werden wir oft das Wort
"Interpretieren" lesen, womit damals schlicht "übersetzen"
gemeint war.

Somit ist der Sinn ganz einfach:
Einer redet "in Sprachen" (eine Sprache eines Volkes) bzw.
"in Zungen" (weil der Hl. Geist beim Pfingstwunder in Zungen herabkam und auserwählten Personen die Gabe der Sprachen schenkte) und ein anderer übersetzt es (wörtlich oder sinngemäß).

c) 1 Kor 14,9-15:
So ist es auch mit euch, wenn ihr in Zungen redet, aber kein verständliches Wort hervorbringt. Wer soll dann das Gesprochene verstehen? Ihr redet nur in den Wind.
10 Es gibt wer weiß wie viele Sprachen in der Welt und nichts ist ohne Sprache.
11 Wenn ich nun den Sinn der Laute nicht kenne, bin ich für den Sprecher ein Fremder, wie der Sprecher für mich.
12 So ist es auch mit euch. Da ihr nach Geistesgaben strebt, gebt euch Mühe, dass ihr damit vor allem zum Aufbau der Gemeinde beitragt.
13 Deswegen soll einer, der in Zungen redet, darum beten, dass er es auch auslegen kann.
14 Denn wenn ich nur in Zungen bete, betet zwar mein Geist, aber mein Verstand bleibt unfruchtbar.
15 Was folgt daraus? Ich will nicht nur im Geist beten, sondern auch mit dem Verstand. Ich will nicht nur im Geist Gott preisen, sondern auch mit dem Verstand.

Hier sagt Paulus, dass das Reden in einer Sprache, die niemand versteht, für die Gemeinde nichts bringt. Daher ist es wichtig, dass
immer jemand da ist, der sie "auslegen" kann. In der Hl. Vulgata
ist erneut von Interpretation die Rede ("oret ut interpretetur"),
womit Übersetzung oder mindestens sinngemäße Übersetzung
gemeint ist.

Wenn man den ganzen Kontext von 1 Kor 14,1-25 liest, wird alles
umfangreich erklärt. Der Hl. Paulus sagt, dass die Zungenrede
zwar einen selber erbaut, jedoch für die Gemeinde
nur fruchtbar wird, wenn sie verstanden wird, sprich ein Interpret =
Übersetzer da ist. Er erwähnt auch, dass Zungenrede Gebet zu Gott
ist, jedoch für den eigenen Verstand unfruchtbar wird, wenn man es
nicht versteht. So ist es ja auch, wenn wir heute in einer fremden
Sprache beten, was der Herr zwar als Gebet annimmt, jedoch für den
eigenen Verstand noch unfruchtbar bleibt, solange wir es noch nicht
verstehen.

Halten wir fest: Auch hier ist nirgends von einem unverständlichen
Lallen die Rede, was sowieso nie jemand übersetzen könnte.

Daher sagt Paulus in 14,19-20:
Doch vor der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit Verstand reden, um auch andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in Zungen stammeln.
20 Seid doch nicht Kinder an Einsicht, Brüder! Seid Unmündige an Bosheit, an Einsicht aber seid reife Menschen!

Das Reden in einer fremden Sprache wäre bereits ein unverständliches Stammeln für die Zuhörer. Umso mehr natürlich, wenn jemand meint, er müsste sinnlose Laute vor sich herlallen wie ein Kleinkind. Hier steht, dass Lallen / Stammeln vor der Gemeinde keinen Sinn macht. Man soll als Erwachsener den Verstand einschalten, nicht herumlallen.

d) Röm 8,26-27:
26 So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.
27 Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.

Hier steht, dass es um das geht, worum wir in rechter Weise
beten sollen. Wenn wir zum Heiligen Geist beten, werden wir
feststellen, dass wir inspiriert werden, mal mehr auffallend, mal
weniger auffallend. Wir werden dann im Gebet geleitet, geführt,
inspiriert und es kann sogar soweit kommen, dass der Heilige
Geist selbst in uns eintritt und in uns betet mit Worten, die wir
nicht hätten formulieren können.

Dass es sich bei diesem Seufzen um ein völlig unverständliches
Lallen handelt, steht hier nicht und kann gemäß kanonischer
Lesart aller Schriftstellen zum Sprachengebet auch nicht
gemeint sein.

3. Schlussbemerkung:

Ich hoffe, dass all jene, die in charismatischen Gruppen sind,
diesen Artikel ernst nehmen, denn Jesus selbst hat in manchen
himmlischen Botschaften genau mitgeteilt, dass die Gabe der
Sprachen / Zungenrede nicht im Lallen unverständlicher Laute
besteht. So wundert es nicht, dass in keiner einzigen Erschei-
nung der Gottesmutter, wo auch immer in der Welt, ein Lallen,
was angeblich die Gabe der Sprachen sei, empfohlen wird -
nirgends. D.h. wer sich an Jesus und die Gottesmutter hält,
kann nicht fehlgehen.

Belege hierzu:
- "Zungensprache" vom Himmel oder nicht ? Klärende Worte aus dem Himmel
- Die sogenannten Charismatiker und Pfingstler / Das Credo

Gepriesen sei der Heilige Geist, Herr und Lebendigmacher,
Beistand und Tröster, Gabenspender und Heiligmacher !


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Alles untersteht der Lehre der
Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche
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Anrufung zum Heiligen Geist um Inspiration 🙏
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