Zu den SIEBEN ERZENGELN

DIE SIEBEN ERZENGEL

Deutung ihrer Sendung in dieser Zeit

Miguel Guadalupe

Entwurf Sept.1979, S.Miguel del Milagro

1.Überarbeitung, begonnen Samstag, 18. Januar 1997, St. Petersberg

DIE SENDUNG DER DREI ERZENGEL
IN DER VORBEREITUNG DES REICHES MARIENS,
WIE SIE IM BILD U.L.F. VON GUADALUPE
ZU ERKENNEN sind

Die drei Erzengel in der Gestalt des Knaben zu Füßen U.L.Frau von Guadalupe)

A. DER BEZUG DER DREI ERZENGEL ZUM BILD VON GUADALUPE

I. St. Gabriel, als Engel der Hoffnung, in Seiner Sendung der Menschwerdung JESU, die hier Mexiko und in einem endzeitlichen Sinne (sie ist ja die mit der Sonne umkleidete Frau aus Offb.12) unserer Zeit angesagt wird.

II. St. Michael, als Engel des Glaubens, in seiner Kampfsendung: Wer ist wie GOTT? Die Flügel des Engels sind wie Schwerter (sie erinnern an die „Adlerkämpfer“ bei den Azteken).

III. St. Raphael, als Engel der Liebe und der Vollendung aller Dinge in der Liebe des DREEINIGEN GOTTES, die uns in dieser Zeit durch das Unbefleckte Herz MARIENS angesagt ist..

B. DIE „ERZ“ - ENGEL STEHEN ALS „ERST-ENGEL“ FÜR DIE HIMMLISCHE HIERARCHIE

Sie sind als TRÄGER DER THEOLOGISCHEN TUGENDEN den Gläubigen, die den Anruf MARIENS in dieser Zeit annehmen, in besonderer Weise nahe (vergleiche das Gebet, das der Engel von Fatima den Kindern lehrt: „Mein GOTT ich glaube an DICH...“), um sie in diesen drei wesentlichsten christlichen Tugenden zu stärken.

Sie sind die Führer der Himmlischen Heerscharen im Kampf für das Reich GOTTES (das durch den Triumph des Unbefleckten Herzens MARIENS vorbereitet wird). Für Frankreich besonders bedeutsam seine Erscheinung vor Jeanne d’Arc, um ihr die Sendung zu vermitteln.

Sie sind eng mit einigen Marienerscheinungen verbunden: St. Gabriel mit Fatima, St. Michael mit Garabandal, St. Raphael in einer charismatischen Erscheinung in Argentien, wo er die Erneuerung der Wissenschaft ansagt, oft als als Reisebegleiter in großen Nöten (wie bei Tobias).

C. SIE STEHEN FÜR DIE ÜBRIGEN VIER ERZENGEL.[1]

I. Als „Sieben“ stehen sie für den „Siebenerrythmus“

1. in der Schöpfung (sieben Schöpfungstage),

2. in der Erlösung: Sie stehen für die Sieben Schmerzen MARIENS, durch die wir geheilt werden; Wochentage, Zeitalter, Weltepochen, liturgische Horen, 7x7 Jahre hin zum Jubeljahr; Sakramente u.a.m.

3. für die Sieben Gemeinden der Geheime Offenbarung:

II. Als ERZ = Erstengel stehen sie als 8. Chor, folgend dem 9. Chor der Schutzengel. Im Kampf sind sie den Menschen am nächsten.

III. Im. Ring der Menschwerdung bauen sie mit dem 6. Chor der Mächte,

a. legen sie in Glaube, Hoffnung und Liebe, in jedem von uns das Fundament der Kirche in Jedem von uns.

b. und geben mit den 3x 4 Mächten der Kirche ihre liturgische Struktur

Mit den übrigen 7x12 Engelgruppen, stehen sie für die Himmlische Hierarchie der Kirche von unten herauf und vollenden so mit dem Zweiten und dem Dritten Ring die Kirche im Himmlischen Jerusalem.

Vorbemerkung

Neue und alte Offenbarung, das Urteil der Kirche

Die Bildtradition der sieben Erzengel

Die drei Erzengel und die drei theologischen Tugenden

Die Hilfe der Hl.Engel im Lichte der „Sonnenumkleideten Frau“ (Apk12)

Die vier unbekannten Erzengel im Licht der vier Kardinaltugenden

Drei Ordnungen der „Sieben“

A. St. Michael, St. Gabriel und St. Raphael

und die drei theologischen Tugenden

A. I. St. Michael und die theologische Tugend des Glaubens

Sieben Dimensionen des Glaubens

A. II. St. Gabriel und die theologische Tugend der Hoffnung

Die siebenfache Entfaltung der Hoffnung

A.III St. Raphael und die theologische Tugend der Liebe

Der biblische Ansatz: Deutung des Hohenliedes im Blick auf die theologischeTugend der Liebe

Aufriß und kurze Gliederung des Hohenliedes.

A: „Die Liebe ist über alles Maß hinaus“:

B: Die Anstrengung der Liebe

Zusammenfassung:

Zur Theologie der Tugend der Liebe

A. Die Liebe überragt

B. Die Anstrengung der Liebe.

C. Die Vollkommenheit der Liebe

Die siebenfache Gestalt der Liebe

B. Die vier übrigen Erzengel und die Kardinaltugenden

Das Maß und die Heiligkeit

1. Der rechte Ort

Die rechte Zeit

3. Die rechte soziale Ordnung

Die Klugheit und die Weisheit,

1. Weisheit und Opfer

2. Weisheit und Ordnung

3. Weisheit als Entfaltung hin zu MARIA

Die Tapferkeit und Allmacht

1. Leben in der Stille

2. Gerechtigkeit im Wort

3. Die Fülle der Gerechtigkeit im Kreuz

Die Gerechtigkeit

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

Umkehr

Die Gerechtigkeit als Schließe zur ersten Kardinaltugend des Maßes

C. Die Erzengel und ihr Bezug zur Schöpfung und Erlösung

Ihr Bezug zur Schöpfung, die „Schöpfungstage“

Das ‘Bild der Schöpfungstage’

Die Abfolge der Schöpfungstage

Die Zuordnung der Erzengel zu den Schöpfungstagen

Der erste Schöpfungstag

Der zweite Schöpfungstag

Der dritte Schöpfungstag

Der vierte Schöpfungstag

Der fünfte Schöpfungstag

Der sechste Schöpfungstag

Der siebte Schöpfungstag

Die Beziehung der Erzengel zur Ordnung von Zeit und Raum

Die Ordnung der Wochentage:

Die liturgischen Tageszeiten

Die sieben Lebensalter des Menschen

Die Zeitalter der Menschheitsgeschichte

Die sieben von den hl. Engeln verwalteten Stände

Der Bezug der Erzengel zur Erlösung

Die sieben Bitten im VATERunser

Die Anrede des "VATER unser": „VATER unser im Himmel“.

"Geheiligt werde Dein Name!"

Dein Reich komme!"

"Dein Wille geschehe!“

"Gib uns unser tägliches Brot"

"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vorgeben unsern Schuldigern...“

"Und fuhre uns nicht In Versuchung!“

"Sondern erlöse uns von den Bösen"


Die Erzengel und die sieben Worte des HERRN am Kreuz

"VATER verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun." (Lk 23,34)

"Heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein." (Lk 23,43)

"Siehe, deinen Sohn“ - "Siehe, deine Mutter...“ ( Jo 19,27)

"M I C H d ü r s t e t“ (Jo 19,28)

"VATER, warum hast DU Mich verlassen?"(Mt 27,46f)

"In Deine Hände empfehle Ich Meinen Geist." (Lk 23,48)

"Es ist vollbracht“ (Jo 19,30)

Die sieben Gaben des HEILIGEN GEISTES

Die Erkenntnis

Die Weisheit

Der Rat

Die Wissenschaft

Der Starkmut

Die GOTTESturcht

Die Frömmigkeit oder GOTTseligkeit

Die sieben den Erzengeln unterstellten Machtbereiche

Einleitung:

„Sein ist das Licht"*

"Quelle des Lebens"

"Höret Seine Stimme!“

"Dies ist Mein BLUT“

"Wie ICH euch geliebt habe".

"Du wirst der Schlange das Haupt zerstreten".

"Wer ist wie GOTT?“

Die Erzengel und die sieben Gemeinden in Asien (Apk 2 u. 3)

Einleitung

Ephesus ( 2,1-7)

Smyrna (2,8-11)

Pergamon (2,12-17)

Thyatira (2,18-29)

Sardes (3,1-6)

Philadelphia (3,7-13)

Laodicäa, (3,14-22)

Nachwort
Vorbemerkung
Neue und alte Offenbarung, das Urteil der Kirche

Durch Verfügung der Glaubenskongregation sind die Offenbarungen der Mutter Gabriele Bitterlich, was die Hierarchie der Engel betrifft, versiegelt. Die heilige Kirche hat in der Auseinandersetzung um die hier von GOTT angebotene Hilfe im geistigen Kampf dieser Zeit eine abwartende Haltung eingenommen. Das bedeutet nicht, daß die, die von dieser Offenbarung schon Jahre, ja manchmal Jahrzehnte vorher erfahren haben, nun auch einfach abwarten, als würde in einem bloßen Abwarten diese für unsere Zeit so brennende Frage gelöst. Das Dekret ist eine Disziplinarmaßnahme der Kirche, die nach außen zurückhält, was noch nicht reif scheint, die aber nach innen ermutigt, betrachtend der Wahrheitsfrage um so brennender nachzugehen, als an ihr ja auch das Heil der Kirche in dieser Zeit hängt. In dieser Richtung will die vorliegende Arbeit verstanden werden. Sie ist ein apologetischer Versuch, der dem Urteil der Kirche unterworfen wird.

Das Thema der sieben Erzengel wurde aus drei Gründen gewählt:

Die vorliegende Arbeit greift zurück auf die bald 500 jährige Bildtradition im Abendland und Lateinamerika, die durch die Einweihung der früheren Probasilika von St. Michael in Manila als erste Basilika der sieben Erzengel eine erste offizielle kirchliche Anerkennung erfahren hat. Die Bildtradition wird erhellt und entfaltet durch die durch Mutter Gabriele vermittelte Offenbarung über die Hl.Erzengel. Nicht zuletzt gälte es, die Ikonentradition der Ostkirche einzubeziehen, um die Bedeutung der Hl.Erzengel für die ganze Kirche aufzuzeigen. Freilich wäre hier eine eigene Untersuchung am Platze.

· Die Erzengel sind nur ein kleiner Teil der Offenbarung über die Hierarchie der Hl.Engel, doch vertreten diese als Erz - engel (=Erst - Engel). Über sie können wir einen ersten Einblick in die wunderbare Welt der Hl.Engel bekommen.

· Es besteht über die Hl.Erzengel eine Bildtradition, gestützt durch eine mündliche und nur sehr spärliche schriftliche Überlieferung (im Grunde nur die Namen der sieben Erzengel) über die Erzengel. Sie gilt es aufzugreifen und in einen größeren theologischen Zusammenhang hineinzustellen, in dem dann deutlich wird, daß die Offenbarung über Mutter Gabriele nicht nur an der vorher gegebenen über die drei Erzengel anknüpft, sondern sich auch in das Lehrgebäude der kirchlichen Lehre wie nahtlos einfügt.

· Die sieben Erzengel sind in der Himmlischen Hierarchie die „Heerführer. “St. Michael steht hier nicht allein, er ist nur „primus inter pares.“ Sie sind die ersten, die wir im geistigen Kampf um das Reich GOTTES anrufen sollten.

Zweck dieser Schrift ist es, die Bedeutung der Engelhilfe in dieser Zeit glaubwürdig zu machen und so einer Anerkennung der Offenbarungen der Mutter Bitterlich vorzuarbeiten. Darum wird notwendig auch der Inhalt dieses Buches vorbehaltlos dem Urteil der Kirche unterworfen, wie es der ausdrückliche Wunsch des HERRN ist. Es versteht sich, daß deshalb auch die Namen der vier Erzengel, die die Kirche unter den Bildern der sieben Erzengel in Castello Sant Angelo in Rom gelöscht hat, nicht gebraucht werden. Ihre Sendung wird im Bezug zu den sieben Sakramenten und anderen Ordnungen der „Sieben“ verdeutlicht.
Die Bildtradition der sieben Erzengel

Namentlich sind in unserer Kirche nur die drei Erzengel, St. Michael, St. Gabriel und St. Raphael überliefert und als solche von der Kirche anerkannt. Doch ist es nicht schwer, sowohl in Europa, besonders aber in Lateinamerika, eine Bildtradition der sieben Erzengel nachzuweisen. In vielen Kirchen über den ganzen lateinamerikanischen Kontinent hin treffen wir Bilder der sieben Erzengel an, besonders in Mexiko; nicht nur in der ältesten Kathedrale der neuen Welt, Tlaxcala, sondern auch in dem dem hl.Erzengel Michael geweihten Heiligtum in Bernabé-Capula und auch auf der Fassade des Marienheiligtums von Ocotlán, beide in der Diözese von Tlaxcala.

Die Namen der sieben Erzengel, wie wir sie meist unter den Bildern finden, sind im wesentlichen die gleichen. Woher der Kirche die Kenntnis über die sieben Erzengel kommt, bleibt wissenschaftlicher Forschung aufgegeben. Uns soll hier die Tatsache genügen: sie sind wohl in der Eroberung der Neuen Welt ein letztes Mal nach vorne getreten; wir blicken also wenigstens auf eine vier Jahrhundert alte Tradition zurück.
Die drei Erzengel und die drei theologischen Tugenden

Die hl. Kirche hat bisher nur die drei Erzengel, St. Michael, St. Gabriel, St. Raphael bestätigt, die für unseren Glaubensweg zu GOTT von besonderer Bedeutung sind, weil sie die theologischen Tugenden tragen. Sie werden auch in der Liturgie namentlich angerufen, die Kirche hat ihnen nach dem Vaticanum II in besonderer Weise ein Fest zugewiesen, das mit dem des hl.Erzengel Michael am 29.Sept. zusammenfällt. Es ist dies wohl auch ein Zeichen, daß die Hl.Engel im Kampf zusammentreten, in der Bündelung wächst die Kraft. Außerdem ist es ein Hinweis, wie sehr die Hl.Engel eins sind und in eins gesehen werden müssen. Für uns Ringende ist es ein heiliger Hinweis in allem verzweifelten Kampf um die Einheit in der Kirche die Hilfe der Hl.Engel nicht zu vergessen. Die Namen der übrigen vier Erzengel müssen von der Kirche erst noch offiziell bestätigt werden. Sie wurden in Rom im Castello St.Angelo offiziell gelöscht. Ein erster Schritt zu ihrer Anerkennung ist wohl die Einweihung der Basilika zu Ehren des hl.Erzengel-Michael und der sieben Erzengel in Manila, Philippinen, im Frühjahr des Jahres 1987 auf ausdrücklichen Beschluß der Philippinischen Bischofskonferenz. In den Philippinen gehören die sieben Erzengel zur lebendigen mündlichen Glaubenstradition des Landes, wenn sie auch nicht wie in Mexiko im Bild festgehalten sind.

Ín der Bibel finden wir die Spuren der hl.Erzengel an verschiedenen Stellen als Kämpfer für die Sache GOTTES. Ein ausdrücklicher Hinweis auf die sieben Erzengel als Engel vom Dienst vor dem Throne GOTTES ist im Buche Tobias zu finden: St. Raphael, genannt Medizin GOTTES, zur Heilung von Tobit und Sara gesandt (3,17), gibt sich am Ende als einer von den sieben Engel vom Dienst vor dem Thron GOTTES zu erkennen. Tiefgründig ist die Geschichte dieser Sendung, sie zielt auf die Widerherstellung der Bildes GOTTES in Mann und Frau, wie sie in Gen 1 angedeutet wird. St. Michael erscheint als Schutzherr des GOTTESvolkes, gennant „Engelfürst (Dan 10, 13,21; 12,1) als Erzengel ist er der Widersacher Satans (Jud 9, vgl. Sach. 12-3; Ofbg 12,7). Er richtet den Blick des Menschen auf GOTT allein, daß er sich nicht in der Welt verliere. St. Gabriel bedeutet: „Mann GOTTES“ oder auch: GOTT ist stark“; er ist der Engel der Daniel die Visionen erklärt (8,16-26; 9,21-23), der Zacharias die Geburt Johannes des Täufers ankündigt (Lk 1,11-20) und MARIA die Geburt JESU (1,16-38) - so reicht ihr Wirkungsbereich über die ganze Heilsgeschichte.

Heute werden uns die sieben Erzengel als Kämpfer für die Ehre GOTTES nachgerückt, weil die Kirche immer mehr in den endzeitlichen Kampf der Geister eintritt, in dem wir uns der Hilfe dieser Führer der Himmlischen Heerscharen versichern sollten. Die Bischofskonferenz der Philippinen hat ihnen unter dem Vorsitz von Kardinal Sims vor wenigen Jahren, als die Wahlen anstanden, in entscheidender Stunde des Kampfes gegen den von allen Seiten andrängenden Kommunismus eine eigene Kirche geweiht und sichtlich ihre Hilfe erfahren. Es braucht unseres Glaubens, unseres Bekenntnisses zu ihnen, um ihrer offiziellen Anerkennung in der Kirche den Weg zu bereiten. Ähnlich war es ja auch mit dem Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis, das über Jahrhunderte in weiten Kreisen der Kirche Tradition war, bevor es zum Dogma erhoben wurde.

Wenn einmal das Geheimnis der einzigartigen Mittlerschaft MARIENS ins Bewußtsein der Kirche eindringen wird, wird wohl auch die Zeit der Engel gekommen sein, die mit und durch MARIA als Mittler zwischen GOTT und den Menschen gerufen sind. Was immer Wahrheit im Glauben ist, wird sich nach dem Rate Gamaliels in der Apostelgeschichte durchsetzen, früher oder später. Vorausgehen muß freilich von unserer Seite das gläubige Bekenntnis, zu dem alle die verpflichtet sind, die die Hilfe der hl.Engel in dieser schweren Zeit schon erfahren haben. Auch hier gilt abgewandelt das Wort des HERRN: „wer auf die Hilfe des Engels vertraut, wird erkennen, daß sie uns wirklich im Kampf zur Seite stehen.. Die Kirche wird noch einmal nach ihrer Hilfe schreien!
Die Hilfe der Hl.Engel im Lichte der „Sonnenumkleideten Frau“ (Apk12)

Der Glaube bedeutet Erleuchtung hin auf unsere Bestimmung. Er ist eine den Menschen geschenkte Gnade, für die er sich im höchsten Fall bereiten kann. Das gilt aber nicht nur für den Glauben an den DREIFALTIGEN GOTT, sondern auch für den weiteren Inhalt des Glaubens, in dem Sich GOTT durch Seinen SOHN offenbart, also auch für die Engel als von GOTT geschaffene Wesen, denen ein wesentlicher Anteil in der Erschaffung, der Erlösung und Vollendung der Schöpfung zukommt. Der Mensch kann von sich aus nicht das Licht des Glaubens erreichen. Er braucht dazu die Gnade; nicht nur die hei1igmachende, die ihn zum Neuen Menschen in JESUS -CHRISTUS macht, sondern auch die Gnade der Erkenntnis, durch die er tiefer in die GOTTESkindschaft hineinwachsen kann. Wir müssen um diese Gnade im HL.GEIST bitten!

Im Blick auf den Menschen ist der Engel als Werkzeug des Hl.GEISTES, selbst Vermittler des Lichtes des Glaubens. Er ist dem Menschen besonders dort notwendig, wo der Glaube in seinem übernatürlichen Ursprung angezweifelt wird. Wo der Mensch eigenmächtig über den Glauben und seine Aussagen verfügt, da ist er in seiner Wurzel bereits abgestorben, und fällt hinter den bloß natürlichen Glauben des Heiden zurück, der in sich wenigstens die Anlage zum übernatürlichen Glauben trägt. Jeder der nüchtern um unser Geschöpf- und Sündersein vor GOTT weiß, wird in dieser Zeit der Verwirrung dankbar nach dem stärkeren Licht des Engels greifen, das ihn nicht nur zu einem tieferen Glaubensverhältnis führt, sondern ihm auch die Glaubenswahrheiten tiefer erschließt.

Da die drei theologischen Tugenden wesentlich auf das Gespräch mit GOTT ausgerichtet sind, ist der Engel in seiner GOTT-Unmittelbarkeit in besonderer Weise gerufen, den Menschen in diesem Dialog helfend beizustehen und so das Gespräch des Menschen mit GOTT zur Vollendung zu führen. Der Glaube muß dem Menschen helfen, zu erkennen, wer GOTT ist, wie sehr ER uns liebt, und wie sehr GOTT Selbst von uns geliebt zu werden wünscht. Genau dies ist Lucia, der Seherin von Fatima, in der zweiten Erscheinung des Engels aufgegangen, und zwar im Licht des Engels. Auf die Vollendung dieses Gespräches des Menschen mit GOTT weist uns vor allem die Geheime Offenbarung in ihren ersten Versen hin: Johannes, der Lieblingsjünger. des HERRN, der an Seiner Brust liegen durfte, wird durch das Licht des Engels befähigt, im Glauben zu schauen, was bald geschehen wird (vgl.Apk.22,6).

Er darf hindurchschauen auf alle menschliche Geschichte und auf Den, der hinter allem vordergründigen Geschehen steht, nämlich GOTT-GEIST. Zu diesem Durchschauen will uns der h1. Engel verhelfen, da der Feind GOTTES, der gefallene Engel, uns immer mehr die Sicht auf GOTT zu nehmen versucht. Diese Gnade, durchschauen zu dürfen, will mit der Hilfe der Hl.Engel erkämpft werden. Wir werden hier immer wieder an den Jakobskampf erinnert: es gilt GOTT auszuhalten in der Gewalt Seines Anrufes an uns - hier sind uns der Engel, besonders aber auch die Erzengel als die Kämpfer GOTTES zur Seite gegeben. Sie sollen den Glauben anheben, daß der Mensch nicht im Vordergründigen steckenbleibt und durch das Scheinlicht falscher Offenbarungen abgetrieben werde.

Wer die Zeichen der Zeit nicht übersieht, der wird demütig bekennen, daß wir ohne das Licht des Engels gar nicht mehr durch das Dunkel der Verwirrung hindurchfinden können. Er wird verstehen, was der HERR mit Seinem schweren Wort in Lukas 18,8 meint: „Wird der MenschenSOHN, wenn ER wiederkommt, noch Glauben finden?“ Wir dürfen hier wohl demütig antworten: wenn GOTT uns nicht durch die hl Engel zu Hilfe käme, dann müßte wohl, wie es sich heute schon augenscheinlich abzeichnet, der Glaube immer mehr versanden in einem Alltag, den der Mensch selbst bestimmt. Er meint, selbst bestimmen zu können und ist doch von dem anderen, dem Gegenspieler GOTTES geführt. Auch hier ist wieder deutlich; der Glaube steht im Kampf, in der Krise; und nur wer mit den hl.Engeln die Waffen des GEISTES ergreift, wird diesen Kampf bestehen. Darum geht es in dieser Betrachtung nicht nur darum, Glaubenswahrheiten zu wiederholen, sondern sie im Lichte des Engels zu durchdringen und zum Schwert umzuschmieden. Der Glaube, der heute nicht die Waffenrüstung GOTTES aufnimmt, muß notwendig in dieser letzten Auseinandersetzung der Geister erliegen.
Die vier unbekannten Erzengel im Licht der vier Kardinaltugenden

Da wir uns an die Weisung des Dekretes halten wollen, werden die vier Erzengel, die von der Kirche noch nicht anerkannt sind, nur von ihren Aufgaben her gekennzeichnet. Hier ist zugleich der Ansatz für eine mögliche Beweisführung, daß sie wirklich und wahrhaft existieren und nicht die Erfindung einer frommen Phantasie sind, wie es die Gescheiten unserer Zeit gerne auslegen möchten. Ihr historisches Eingreifen in die Geschichte der Kirche, angefangen von den ersten Zeiten, aufzuweisen, wäre mehr als eine Doktorarbeit, die sicher einmal später zu leisten wäre. Hier können wir nur eine Art „inneren Beweis“ führen, wie ihn auch die ersten Apologeten des Christentums im Blick auf die Glaubenswahrheiten geführt haben, um nachzuweisen, daß sie der Vernunft nicht nur nicht widersprechen, sondern entgegenkommen.

Wenn es sie nicht gäbe, so müßte man sie erfinden. Letztlich ist die Beweisführung auch eine der „Zahl“, die drei Erzengel, die von der Kirche anerkannt sind und die drei theologischen Tugenden tragen, ohne die es keinen Glauben gibt, „rufen“ notwendig nach den vier, die durch die Kardinaltugenden das „Haus bauen“, in dem der DREIEINIGE GOTT in uns wohnen kann. Dies ist, kurz zusammengefaßt unsere einfältige „Beweisführung“, die freilich noch der Vertiefung und Ausarbeitung bedürfte. Wer Piepers „Viergespann“ über die Kardinaltugenden liest, hätte hier wohl den besten Ansatz - es sei dieses philosophisch so erfrischende Buch für all das, was dieser Arbeit in philosophischer Grundlegung noch fehlt, Ergänzung und Korrektur.

· Es ist Klugheit, die Wirklichkeit der Engel anzuerkennen.

· Es ist Gerechtigkeit GOTTES, uns die Hl. Engel zur Hilfe zu schicken

· Das rechte Maß, d<as uns in der Sünde verloren gegangen ist, will im Licht des Engels neu entdeckt und gelebt werden..

· Wahre Tapferkeit baut nicht auf sich selbst; ohne den Hl.Engel könmnen wir den geistigen Kampf nicht bestehen.

Über die Kardinaltugenden eröffnet sich der Blick auf die vier wesentlichen Eigenschaften GOTTES, das die Kardinaltugenden dem Menschen bauen. Sie geben ihm die endzeitliche Festigkeit, an der als Fels die Pforten der Hölle zuschanden werden. So wie die ersten drei Erzengel über die theologischen Tugenden der Hlst. DREIFALTIGKEIT zugeordnet sind, so sind es die vier im Blick auf die vier wesentlichen Eigenschaften GOTTES, die die Kardinaltugenden überhöhen. Auf sie werden wir im Blick auf die vier Erzengel besonders schauen.Der Bezug auf die Sieben ergibt sich durch 3+4 - und ist Hinweis auf andere Siebenerordnungen.

Wo der Mensch in die Welt so verwoben ist, daß er sich nach dem Sämannsgleichnis des HERRN nicht mehr aus den Dornen der Sorge um die irdischen Dinge zu lösen vermag, kann ihn nur mehr die Anbetung mit und durch den Engel retten. GOTT, der VATER, sucht Anbeter, die IHN anbeten im GEISTE und der Wahrheit! (Jo4,24). Der Engel steht im Licht dieser Wahrheit: GOTT, ja er ist selber Teil von ihr. Die Erzengel sind in besonderer Weise gerufen, dieser Wahrheit: GOTT, mit dem Schwert des GEISTES den Weg zu bereiten, die Bande der Welt, des Ich und des Bösen zu zerschlagen, damit der Mensch frei werde zu einem immer klareren JA zu GOTT.
Drei Ordnungen der „Sieben“

Die Ordnungen der „Sieben“ ist, wie schon aus den sieben Schöpfungstagen deutlich wird, eine Ordnung des Aufbaus im HEILIGEN GEIST. Im Auftrag des DREIEINIGEN GOTTES (3) sind die Hl.Engel gesandt, sie im Zeichen des Kreuzes (4) durchzusetzen, zu bestärken und endlich im Blick auf das Himmlische Jerusalem zu vollenden. Weil sie sich in der Prüfung des Kreuzes (4) am Anfang zum DREIEINIGEN GOTT (3) entschieden haben, sind sie für uns Menschen wie für die stumme Schüpfung Brücke von GOTT her (3) hin zur Erde (4), darum tragen sie auch die Farben des Regenbogens, als Zeichen des Bundes GOTTES mit der Schöpfung (3+4). Im Reich der Engel ist alles schön, Lobpreis GOTTES!.

· Die Ordnung im Bezug auf die GEISTESgaben

Am Anfang der Siebenerreihe, im Blick auf die GEISTgabe der Erkenntnis steht der Erzengel, der in besonderer Weise dem Licht zugeordnet ist, Hüter des Hlst. Sakramentes des Altares, der Liturgie. Er ist dem Gold, als der Farbe der Ewigkeit zugeordnet.

Es folgt der Erzengel, der über das Grün die Vielfalt der Farben spiegelt, der die Weisheit GOTTES in der Schöpfung widerspiegelt, Hüter des Hl.Sakramentes der Ehe, der Familie, der Jugend, der Kunst, des Spieles und der Freude.

Der dritte ist St. Gabriel, der das reine Weiß trägt; im Zeichen der Gabe des Rates weist er uns hin auf das größte Geheimnist, das uns GOTT geschenkt hat, die Menschwerdung Seines SOHNES durch MARIA. Er ist der Hüter des Taufsakramentes, des Wortes GOTTES, der Knechte und Mägde, die sich dem Dienste GOTTES geweiht haben.

In der Mitte der sieben steht mit der lila Farbe der Buße der Erzengel, der uns die für das Heil wichtigste Wissenschaft lehrt: die der Buße, der Umkehr zu GOTT und alles Strebens hin auf IHN. Er behütet das Sakrament der Beichte, pflegt das innere, tiefe, verborgene Leben mit GOTT, er ist Patron der Mönche und Büßer.

Der fünfte ist der Erzengel mit dem dunklen Rot der Ganzhingabe, er trägt die GEISTgabe des Starkmutes, wie sie zuerst den Priestern und GOTTgeweihten aufgegeben ist. Darum hütet er auch das Sakrament der Priesterweihe und ist Patron der Märtyrer und Bekenner.

Der sechste ist St. Raphael, der Erzengel mit dem hellen Rot der brennenden Liebe, die sich nicht genug tun kann. Er will durch das Sakrament der Firmung unser Christsein lösen aus aller Verkettung mit der Welt und es wieder brennend und leuchtend machen, daß es Licht auf dem Scheffel, Stadt auf dem Berge sei!

Der letzte, silberglänzend im Mondlicht MARIENS, ist St. Michael, der die Sterbenden durch das Sakrament der letzten Ölung für den entscheidenden Kampf stärkt, damit sie den Weg durch die „enge Pforte“ erzwingen.

· Die Ordnung im Bezug auf die Wochentage,

entsprechend den Votivmessen, wie sie in den alten Missalen zu finden sind: Montag St. Gabriel, Dienstag der Erzengel über der Priesterweihe, Mittwoch St. Raphael, Donnerstag der Erzengel über dem Altarsakrament, Freitag der Engel über dem Ehesakrament, Samstag der Engel des Bußssakramentes, Sonntag St. Michael.

· Die Ordnung im Blick auf die Schöpfungstage

Hier legt sich eine dritte Ordnung nahe: die Einteilung der Erzengel im Blick auf ihr Sein vor GOTT und das Tun GOTTES durch sie: drei stehen für das Sein GOTTES: der Engel der Hlst. Eucharistie (Leben), St. Gabriel (Wort) und der Engel der Priesterweihe (Liebe). Vier stehen für das Tun GOTTES in Richtung Seiner vier Eigenschaften: St. Michael für den Heiligen GOTT, der Erzengel der Buße für den Weisen GOTT, der Erzengel des Ehesakramentes für den Gerechten GOTT und St. Raphael für den Allmächtigen GOTT.

Manches mehr wird in den Betrachtungen noch aufgehen - vieles werden wir selber betend erkennen. Je mehr das Geheimnis des Engels i n uns aufgeht, um so näher sind wir seiner Geistnatur, um so deutlicher spüren wir seine Gegenwart. Der Engel ist nicht „noch eine Frömmigkeit“ in der Reihe der verschiedenen Devotionen der Kirche, er ist berufen, unseren Glauben zum Altersmaß JESU CHRIST anzuheben und so mit uns das Himmlische Jerusalem schon hier auf Erden aufzubauen.
A. St. Michael, St. Gabriel und St. Raphael
und die drei theologischen Tugenden

Die heilige Kirche hat mit Recht die drei Erzengel, Michael, Gabriel und Raphael in besonderer Weise hervorgehoben, weil sie Träger der theologischen Tugenden, des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe sind, ohne die der Mensch den Weg zu GOTT nicht zu finden vermag. Hat nicht auch der Engel von Portugal in Fatima in besonderer Weise gerade diese drei Tugenden hervorgehoben in dem Gebet, das er den Kindern schon bei der ersten Erscheinung lehrte? Zugleich wird aber in diesem Gebet auch das engelhafte Element der ANBETUNG deutlich, in dem diese Tugenden über sich hinauswachsen und so den Menschen hineinziehen in das Schauen des Engels auf GOTT allein. Der Glaube muß hineinwachsen in die Anbetung des Engels. Nur so wird er in den geistigen Stürmen der kommenden Zeit bestehen können.

Darum werden die Hirtenkinder in der Anbetung GOTTES durch und mit dem Engel bereitet für die Begegnung mit der MutterGOTTES im endzeitlichen Lichte. Nur so können sie ihre Botschaft aufnehmen und weitertragen: ihr Leben selbst muß Botschaft werden! An den Hirtenkindern ist wie in Bild und Gleichnis deutlich gemacht, worauf es dem Himmel heute ankommt: daß der Mensch, zusammen mit dem Engel ein Anbetender werde. Nur in der Anbetung, die aus dem Glauben heraus wachsen muß, kann der Mensch durchdringen zum Lebendigen GOTT, kann er die Berge von Hindernissen, die der böse Feind ihm entgegenstellt, durchstoßen.
A. I. St. Michael und die theologische Tugend des Glaubens

Ohne Glauben müßte sich der Mensch schon im natürlichen Bereiche des Lebens verlieren und im Skeptizismus enden. Wer will zB. mit vollkommener Sicherheit behaupten, daß sein Vater wirklich sein Vater ist; daß der Nächste nicht ein Betrüger ist u. a. m.? Ohne einen Vorschuß an Glauben könnten wir nicht zusammenfinden, nicht einmal im natürlichen Bereich. Auf diesen natürlichen Glauben baut der übernatürliche Glaube auf, der uns als Geschenk in der Taufe von GOTT geschenkt wird. Immer will uns der Glaube helfen, die Wirklichkeit so zu erkennen, wie sie ist, wie sie vor „GOTT ist“. Die Gnade des Glaubens weitet das Gnadengeschenk der Kindschaft GOTTES, die uns in der Taufe geschenkt wird, aus; sollen wir doch als Kinder GOTTES im Glauben immer mehr hineinwachsen in GOTT, bis wir endlich ganz bei IHM zu Hause sind. Auch der Engel ist auf den Glauben hin angelegt, freilich auf andere Weise als der Mensch, dessen Geist durch die Materie gebunden ist.

Was heute zerfällt, ja zerfallen muß, ist ein Glaube, der so sehr mit den Dingen dieser Erde verwoben ist, daß er sich nicht mehr zu GOTT zu erheben vermag. Die Engel wurden gleich nach ihrer Erschaffung einer schweren Prüfung ausgesetzt: GOTT entzog Sich ihrer Erkenntnis, sie mußten im dunklen Glauben, in dunkler Hoffnung und dunkler Liebe sich für Ihn als Ihr höchstes Gut entscheiden. Wer sich an seine natürliche GOTTESerkenntnis hielt, der durfte sich am Ende der Prüfung im Lichte der Anschauung wiederfinden. Wer sich in dieser Dunkelheit a u f s i c h s e l b s t stellte, gegen GOTT, fiel von GOTT weg in den A b g r u n d der eigenen Selbstsicherheit. Dieses Dunkel der Püfung wurde durch die Frage GOTTES an Luzifer ausgelöst: „Bist du bereit, Meinem SOHN zu dienen, wenn ER Mensch wird?“ Gegen die Absage Luzifers erscholl der Bekenntnisruf St. Michaels:“ Wer ist wie GOTT!“ Mit diesem Bekenntnis hat sich Michael g a n z auf die Seite GOTTES gestellt - hinter ihm alle die GOTT getreuen Engel. Er hat damit die Scheidung des Anfangs zwischen L i c h t und Finsternis ausgelöst.

In der Gnade CHRISTI ist auch die M e n s c h h e i t zu einer G O T T E S - e r k e n n t n i s gewachsen, die der der natürlichen GOTTESerkenntnis der E n g e l im Anfang der Zeit nahekommt. Hier setzt h e u t e die Prüfung GOTTES an. A l l e s Wachstum der Menschheit bis hin zum technischen Fortschritt unserer Zeit geht letztlich auf die Gnade CHRISTI zurück, die der Menschheit durch die Kirche vermittelt wurde. Bleibt der Glaube der Menschheit hier stehen, auf sich selbst in ihrem Fortschritt vertrauend, gerät er wie von selbst in den Sog der Entscheidung Luzifers gegen GOTT. Streckt er sich aus, wie die Engel mit St. Michael im dunklen Glauben nach GOTT, wird er aus dem Glauben angehoben hinein in ein seliges Schauen, wie es auch uns einmal im Himmel zuteil wird.

Solches Ausstrecken nach GOTT ist letztlich mit der Anbetung gemeint, die der Engel in Fatima den Kindern schon bei der ersten Erscheinung lehrt. In der Dunkelheit der Prüfung, in die wir mit jedem Tag tiefer hineingehen, genügt der bloß traditionelle Glaube, der uns von unseren Eltern überkommen ist, nicht mehr. GOTT verlangt von jedem Einzelnen von uns, vom Kleinsten wie vom Größten das g a n z e J a . So wie ER Pilatus fragte im Blick auf Sein Königtum: „Sagst Du das von Dir aus oder weil es Dir die andern gesagt haben?“ (Jo 18,34) Diese Entscheidungsfrage, vor die jeder Mensch spätestens in der Stunde seines Todes gestellt wird, tritt jetzt an die ganze Menschheit heran, und weil die Kirche für sie steht, zuerst an die Kirche. So wie St. Michael jedem Sterbenden beisteht im besonderen Gericht vor GOTT, so will er uns jetzt in aller Not des Glaubens zu Hilfe kommen, damit wir schon hier und jetzt ganz und gar auf der Seite GOTTES stehen dürfen. So ist St. Michael heute in ganz besonderer Weise gerufen, die Kirche in diesem letzten schweren Kampf zu führen. Vertrauen wir uns ihm doch aus ganzem Herzen an!

Immer müssen wir die Engel vom HEILIGEN GEIST her verstehen. Sind sie doch in besonderer Weise Seine Werkzeuge; so wie der Mensch mehr dem SOHNE zugeordnet ist und die Schöpfung dem VATER. Darum gilt es auch, den Glauben heute vielmehr vom HEILIGEN GEIST her zu verstehen. Das winzige Samenkorn des Glaubens, das uns in der Taufe ins Herz gelegt wird, muß sich unter dem Anhauch des HEILIGEN GEISTES siebenfach entfalten, um in die Nähe des Glaubens der Engel zu kommen und so die Prüfung dieser Letztzeit zu bestehen. Siebenfach also muß sich der Glaube dehnen und strecken in Länge, Breite und Tiefe, damit der Mensch in dieser Prüfung bestehen kann. Auch dies ist im Gebet des Engels von Portugal mit den Kindern wenigstens angedeutet. Denn wer einen Glauben bekennt, der zugleich Sühne sein soll für den Nichtglauben der Vielen, der bittet indirekt darum, daß GOTT seinen Glauben täglich mehr stärke und vertiefe.
Sieben Dimensionen des Glaubens

Der HEILIGE GEIST will durch die Bindung an den Engel den Glauben siebenfach wecken und vermehren:

l. Er muß stark werden und frei von aller Schläfrigkeit, aller bloßen frommen Gewohnheit, Gedankenlosigkeit, daß er sich immer mehr und bewußter stütze auf GOTT allein und so endlich das SOLI DEO - GOTT allein genügt - einer großen hl. Theresia erreiche, so wie sich St. Michael in seinem Ruf „Wer ist wie GOTT!“ allein auf den Glauben an den in der Prüfung unsichtbaren GOTT gestützt und so einen Großteil der Engel mit sich gerissen hat, die unschlüssig waren. Auch unser Glaube muß in dieser Zeit des Abfalls, der immer mehr Menschen mit sich reißt, frei sein von allem Zweifel, allen Bedenken, voll des Lichtes und des Vertrauens auf GOTT, nur so kann er anderen Wegweisung und Kraft werden.

2. Gerade in der Glaubensprüfung unserer Zeit wird es immer deutlicher, daß Glaube nicht nur etwas Vorgegebenes ist, das der Mensch einfach wiederholt, wie es in den meisten, auch den heidnischen, Religionen geschieht, sondern daß Glaube sich immer wieder ausstrecken muß nach dem größeren GOTT, wie der hl. Ignatius sagt, dem „DEUS Major“. Hier zeigt sich seine Verwandtschaft mit der Hoffnung, die wesentlich durch die Dynamik des Mehr gekennzeichnet ist. So braucht auch der Glaube die Bereitschaft, sich der größeren Wirklichkeit GOTTES zu öffnen: GOTT nicht nur auf ein bestimmtes Maß festzulegen, sondern offen zu sein für die größere Fülle des GEISTES, in der Sich GOTT in dieser Zeit offenbaren will. Glaube ist ein Abenteuer, das einen jungen Geist verlangt, der alle Verklemmung, alle Verhärtung, alle Selbstsicherheit überwunden hat, um im Erkennen GOTTES tiefer hineinzuwachsen in das Licht GOTTES, das der Mensch nie auszuschöpfen vermag.

3. Immer muß im Glauben die größere Wahrheit angestrebt werden, die weder vom Menschen noch vom Widersacher angefochten werden kann. Nur dort, wo GOTT diese Wahrheit ist, macht sie den Menschen frei, hilft sie ihm, der zu werden vor GOTT, der er vor GOTT sein soll. In GOTT ist Wahrheit und Wirklichkeit eins. Darum macht jede Erkenntnis der Wahrheit den Menschen wirklicher, bringt ihn näher der einzig bleibenden Wirklichkeit, die da ist: GOTT. Der Christ dieser Zeit, das hat Romano Guardini in seinem Buch „Das Ende der Neuzeit“ besonders herausgestellt, muß nüchterner, wirklichkeitsnäher sein, wirklichkeitsoffener; nur so kann er in einer Welt bestehen, die die vordergründige Wirklichkeit der Dinge dieser Weit für die einzige Wahrheit hält. Er muß in der Kraft des Glaubens die Wirklichkeit dieser Welt heimholen zu GOTT: von den kleinen Dingen des Alltags angefangen bis zu den großen Entdeckungen der Wissenschaften, damit letztlich alles GOTT diene, damit alles GOTT unterworfen sei und einstimme in Seinen Lobpreis.

4. So sehr wir im Glauben über den Dingen dieser Welt stehen dürfen, weil wir im Licht des Glaubens die tieferen Zusammenhänge zwischen GOTT und Welt erkennen, so sehr muß der Glaube in der Demut verharren. Dem Wissen steht immer ein viel größeres Nicht-Wissen gegenüber, dem Können ein viel größeres Noch-nicht-Kön-nen, dem Haben ein viel größeres Noch-nicht-Haben. In dieser Glaubensdemut müssen wir MARIA zum Vorbild haben und uns nach ihr ausstrecken. Sie, die von allen Menschen am meisten Begnadete, hat um ihr Nichtssein vor GOTT gewußt und sich gerade deshalb für die größeren Gnaden, die ihr GOTT schenken wollte, bereitgehalten.

5. In all dem Wechsel dieser Zeit muß der Glaube immer mehr zu dem Fels werden, der nicht wankt, auch wenn alle Stürme dieser Zeit gegen ihn anbranden und ihn verschlingen wollen. Je mehr die Menschen draußen um der Mode dieser Zeit willen die Farben wechseln, um so mehr muß der Glaubende in der Treue zu GOTT unerschütterlich ausharren. „Glauben“ und „bleiben“ sind im Hebräischen ein und dasselbe Wort. Darum kann der Prophet mit Recht sagen: „Wer nicht glaubt, der bleibt nicht“ (Is 7,9), der wird von den Wellen des ewigen Wechselns hin- und hergeworfen und kann das sichere Ufer „GOTT“ nicht erreichen.

6. Wir müssen festhalten am Glaubensgut der Kirche, denn Glaube ist: Wahrheit. Solche Wahrheit will nicht nur erkämpft sein, sie will auch bewahrt und behütet sein. Sie ist das höchste Gut, das uns die Liebe GOTTES auf diesem Pilgerweg über die Erde geschenkt hat. Nichts ist kostbarer als der Glaube und seine Wahrheiten. Darum müssen wir für sie einstehen; - wenn es notwendig ist, mit unserem eigenen Leben. Wir müssen aufstehen gegen alle Leichtfertigkeit im Glauben, die den Glauben zu einem Konsumartikel auf dem Jahrmarkt dieser Weit macht und ihn den verschiedenen Modeströmungen dieser Zeit unterwirft, die ihn zu einer Neuigkeit im Sinne dieser Welt erniedrigen will.

Mit welchem Glanz hat die Christenheit bis in unsere Tage hinein die Wahrheiten des Glaubens eingehüllt: in die Schönheit der kirchlichen Räume, der liturgischen Geräte und Gewänder! Nichts war zu kostbar für die größere Ehre GOTTES! Heute herrscht auch im liturgischen Raum der Ausverkauf vor, die Massenware, die Modeware. Ist dies nicht ein Schlag ins Gesicht der Majestät GOTTES? So wie wir um die Wahrheit des Glaubens kämpfen müssen, so müssen wir auch um die Schönheit GOTTES ringen, um ihr den entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Hier muß auch für uns gelten, daß nur die reinen Dinge aus der Natur würdig sind, im GOTTESdienst zu dienen. Nur so kann Wahrheit auch Wahrheit sein, die unser Herz anspricht.

7. Der Glaube verlangt Zucht. Wer sich gehen läßt, der ist bald abgetrieben, meist ohne daß er es merkt. Wenn die Welt schon vom arbeitenden Menschen die äußerste Anstrengung verlangt, um in der Konkurrenz des Geschäftslebens zu bestehen, um wie viel mehr der Glaube, der uns den Weg in die Ewigkeit eröffnen soll. Nur d e r Glaube ist echt und wahr, der vom Menschen die größte Anstrengung, die letzte Hingabe seiner Kräfte verlangt. Wahrheiten GOTTES unterliegen nicht dem Wechsel der Zeit, sie sind ewig, und nur an solchen ewigen Wahrheiten und Werten kann der Mensch wachsen empor zu GOTT. Wo die Zucht des Glaubens verlorengeht, hat der Widersacher schon seine Fahne aufgesteckt. Dem Menschen geht es heute mehr um das Erkennen als um das Leben der Wahrheiten, so verliert er sich endlich in diesem „Erkennen“ in einer Scheinwelt, die er sich selbst zurechtgelegt hat.
A. II. St. Gabriel und die theologische Tugend der Hoffnung

Die Hoffnung ist wie ein Sproß aus der Tugend des Glaubens. Sie setzt also den Glauben als statisches Fundament voraus. Je fester der Glaube ist, um so mehr kann die Hoffnung sich ausstrecken. Je schwächer der Glaube ist, um so weniger wird sich die Hoffnung hervorwagen. Der Glaube ist wesentlich eine Lebensgnade, die wie das Blut im Menschen kreisen soll. Die Hoffnung ist eine Strahlgnade. Sie wächst aus dem Glauben heraus und streckt sich danach aus, das im Glauben erkannte höchste Gut auch zu erreichen. So wie der Glaube der Erkenntnis zugeordnet ist, so die Hoffnung dem Willen des Menschen. Wollen kann man nur das, was man zuerst erkannt hat. Weil die Hoffnung aus der Geborgenheit des Glaubens hervorwächst, ist sie mehr als der Glaube den Angriffen des Feindes ausgesetzt. Wenn wir den Glauben mit den Wurzeln und dem Stamm eines Baumes vergleichen, so ist die Hoffnung den Ästen des Baumes ähnlich, die vom Winde viel leichter geschüttelt werden können als der Stamm oder gar die Wurzeln.

Der Glaube baut sich auf im Schweigen. Die Hoffnung wird getragen durch das Wort. Das wird uns deutlich in der Verkündigung St. Gabriels an MARIA. In ihren Glauben hinein kann St. Gabriel das Wort der Hoffnung senken, das in MARIA aufkeimen soll. MARIA nimmt dieses Wort der Verheißung durch den Engel auf in der Tiefe des Schweigens und Glaubens. Sie denkt nach in ihrem Herzen, was der Gruß des Engels wohl bedeuten sol1. Aus dem schweigenden Betrachten heraus stellt sie dann die Frage an den Engel: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Sie streckt sich aus nach diesem Wort der Verheißung; sie kann ihr Ja zu ihm erst sprechen, als ihr dieses Wort der Verheißung vom Engel geklärt worden ist. So ist der Engel in besonderer Weise gerufen, auch uns in den Schwierigkeiten und Zerreißproben des Glaubens beizustehen und zu helfen.

D i e Hoffnung ist die stärkste, die sich zu dieser Klarheit des Wortes der Verheißung durchgerungen hat, die keinen Zweifel mehr läßt, die sich vorbehaltlos dem Wort der Verheißung überläßt. Auch hier steht der Mensch dieser Zeit wie im Glauben so auch in der Hoffnung in einer schweren Prüfung. Da die Ordnung des christlichen Lebens, auf die sich der Glaube über Jahrhunderte stützen konnte zerfällt, tritt auch die Hoffnung immer mehr in das Dunkel der Prüfung. Noch mehr als im Glauben wird der Mensch heute in der Hoffnung geprüft, freilich in anderer Weise. Im Glauben geht es darum, in die Tiefe vorzustoßen, das ganze Leben im Glauben zu durchdringen. Bei der Hoffnung geht es vor allem darum, zur Klarheit des Wortes durchzustoßen und sich IHM ganz zu überlassen. Hier muß uns St.Gabriel als Träger des Wortes der Verheißung an MARIA beistehend stärken, uns erleuchten, damit der Strahl der Hoffnung durchstoßen kann durch alle Dunkelheit und Bedrängnis dieser Zeit in und um uns, gegen alle Mutlosigkeit, allen Zweifel, alles Sichgehenlassen, alle Verzweiflung.

Das Wort der Verheißung, das St. Gabriel auch an uns richtet, muß in uns immer heller, kräftiger und wirksamer werden, damit sich auch die Hoffnung siebenfach im HEILIGEN GEIST entfalte, wie wir es beim Glauben gesehen haben:
Die siebenfache Entfaltung der Hoffnung

1. Die Hoffnung muß sich zu allererst ausstrecken nach der immer größeren und tieferen Erkenntnis GOTTES, denn ‘das Erkennen’ GOTTES, ist, wie uns Johannes sagt, schon hier auf Erden Antei1 am Ewigen Leben. „Dies ist das ewige Leben, daß sie Dich erkennen, den Einen Wahren GOTT!“ (Jo 17,3). So wird die aus dem Glauben kommende Erkenntnis GOTTES dynamisch. Sie streckt sich aus nach der Erkenntnis des Größeren GOTTES, den wir selbst in der Ewigkeit nie ganz erfassen können, weil GOTT Geheimnis ist, dem wir nur in der Anbetung gerecht werden.

2. Die Erkenntnis GOTTES ist Weisheit, die von menschlicher Wissenschaft nie eingeholt werden kann. Weisheit aber gründet auf GOTTESfurcht. Die echte GOTTESfurcht ist wie die echte Reue immer durchdrungen von der Hoffnung. Wir müssen GOTT als den Größeren in Seiner Heiligkeit und unbegreiflichen Gerechtigkeit fürchten. So finden wir den rechten Abstand des Geschöpfes zum Schöpfer, des Sünders zum Heiligen GOTT. Doch wir dürfen auch nicht in diesem Abstand erstarren. GOTT hat uns ja gerufen hinein in Seine Heiligkeit. So dürfen wir uns nach ihr ausstrecken vol1 Hoffnung und Vertrauen.

3. Hoffnung verlangt Zähigkeit, verlangt die Kraft des Durchha1tens auch in schwerer innerer und äußerer Bedrängnis. Nur so kann sie erstarken und in dieser Kraft alle Hindernisse überwinden. Auch wenn wir immer wieder fallen, so sollen wir in Reue und Zerknirschung doch gleich wieder aufstehen und unsern Weg in Beharrlichkeit weitergehen. Das Erbarmen GOTTES ist über alle Maßen.

4. Darum muß auch die Reue und Zerknirschung voll der Hoffnung auf diese größere erbarmende Liebe GOTTES sein. „Wenn uns unser Herz anklagt, so wissen wir: GOTT ist größer als unser Herz“ (1 Jo 3,20). Auch Judas hatte Reue und sicher war diese Reue echt; er durfte erkennen, daß er falsch gehandelt hatte; darum hat er auch das Geld zurückgeworfen. Doch er konnte nicht durchdringen zur Hoffnung auf das größere Erbarmen GOTTES. Deshalb müssen wir bei aller Reue über unsere Sünden darauf achten, daß wir nicht in falsche Traurigkeit verfallen, die uns hinunterzieht und das Licht raubt. Reue ist, wenn sie echte Reue ist, immer voll der Hoffnung.

5. Hoffnung muß sein wie ein frohes, unbekümmertes Kind, das hinausläuft in die sonnenbestrahlte Wiese, um Blumen zu pflücken, einfach weil sie schön sind und weil das Kind der Mutter eine Freude machen will. So braucht die Hoffnung die Einfalt des Kindes, um sich nicht von komplizierten Überlegungen zu verwirren und hemmen zu lassen und dadurch die Kraft hin zu GOTT zu verlieren.

6. Daß wir uns immer wieder neu durchringen zur Hoffnung in aller Erschütterung, über unsere eigene Sündhaftigkeit und die Sündhaftigkeit der Welt, die alles zu verdunkeln drohen, braucht die Hoffnung die Kraft des Starkmutes. Starkmut läßt nicht zu, daß wir müde werden, daß wir aufgeben auf dem steilen Weg hinauf zu GOTT.

7. Zuletzt müssen wir sein in der Hoffnung voll Vertrauen. Wer alles überlegt und alles berechnet wie die Erwachsenen es tun in dieser Welt, der wird nie ans Ende seiner Rechnung kommen. Auch wenn das Kind gerade noch bitter geweint hat, im nächsten Augenblick kann es schon wieder aus ganzem Herzen lachen. So einfältig und unbekümmert müssen wir sein wie dieses Kind und unbeirrt den Weg zu GOTT gehen, dann wird die Liebe GOTTES uns auch immer entgegenkommen.
A.III St. Raphael und die theologische Tugend der Liebe

Wer von der Liebe sprechen will, muß notwendig vom Wort der Schrift her dieses Thema angehen, denn noch mehr als der Glaube und die Hoffnung kann die Liebe nur von GOTT her verstanden werden. Wir wollen dies tun in der Deutung des Hohenliedes der Liebe des hl. Apostel Paulus im 1.Kor. 13,1-13.
Der biblische Ansatz: Deutung des Hohenliedes im Blick auf die theologischeTugend der Liebe
Aufriß und kurze Gliederung des Hohenliedes.

Es sind drei Teile, wir bezeichnen sie mit A, B und C.

Der erste Teil, A: Die Liebe ist über alles menschliche Maß hinaus;

der zweite Teil, B: Die Anstrengung der Liebe auf GOTT hin;

der dritte Teil, C: Die Vollkommenheit der Liebe.

Diese Teile teilen sich wieder dreifach in I,II, III, und teilweise auch in 1, 2 und 3, so daß wir hier einen wunderbaren Aufbau, ähnlich dem der Chöre der hl. Engel in ihrer Hierarchie vor uns haben.
A: „Die Liebe ist über alles Maß hinaus“:

1. Die Liebe ist größer und mehr als das Wort der Menschen oder der Engel; ohne Liebe ist alles tönendes Erz, klingende Zimbel.

2. Die Liebe ist mehr als prophetisches Reden, als Wissen um Geheimnisse, als Erkenntnisse; ja mehr als der Glaube, der Berge versetzt; ohne Liebe ist all dies nichts.

3. Die Liebe ist mehr als die Hingabe alles Eigentums, ja des eigenen Leibes zur Verbrennung; ohne Liebe kommt daraus kein Nutzen.
B: Die Anstrengung der Liebe

Dieser Teil läßt sich am leichtesten gliedern, weil es hier zwölf Bestimmungen sind über die Anstrengung der Liebe, die den Toren der GOTTESstadt entsprechen.

1. Die Liebe ist großmütig;

2. die Liebe ist gütig;

3. sie ereifert sich nicht;

4. sie ist nicht kleinlich;

5. sie bläht sich nicht auf;

6. sie ist nicht schamlos;

7. sie sucht nicht das Ihre,

8. sie erbittert sich nicht;

9. sie sinnt nichts Böses;

10 sie hat keine Freude am Unrecht;

11. Sie hat aber Freude an der Wahrheit;

12. sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft und sie erduldet alles.


Hier wird wie ein Plan der GOTTESstadt entworfen, denn GOTT ist Liebe und so muß auch die GOTTESstadt Liebe sein.

C: „Die Vollkommenheit der Liebe“; hier sind es wieder drei Teile:

1 . Die Liebe hört nicht auf, aber die Prophetien, die Sprachen haben ein Ende, die Erkenntnis wird abgetan.

2. Denn unser Erkennen ist ein Stückwerk; aber wenn das Vollkommene kommt, wird das Stückwerk abgetan.

3. Ihre Erfüllung ist das Erkanntsein durch GOTT:

a. Das Erkennen des Kindes und das Erkennen des Erwachsenen.

b. Unser Erkennen ist ein Erkennen im Spiegel des Geheimnisses, dann aber kommt das Vollkommene und wir sehen GOTT von Angesicht zu Angesicht.

c. Darum ist jetzt unser Erkennen Stückwerk, dann aber werden wir so erkennen, wie wir erkannt sind.
Zusammenfassung:

Jetzt sind Glaube Hoffnung und Liebe, diese drei; aber das Größte ist die Liebe.

Dies ist das Finale in dieser Symphonie über die Liebe.

Aus dem Hohenlied der Liebe sollte uns als erstes deut1ich werden, daß der Mensch nicht von sich aus zur Liebe kommen kann. Daß wir in der Liebe versagen, zeigt, daß der Mensch ein Sünder ist und nur durch GOTT und nicht aus eigener Kraft zur wahren Liebe kommen kann. Die Liebe ist auf die Vollkommenheit angelegt und damit auf GOTT hin ausgerichtet. Sie kann nicht wie der Glaube und die Hoffnung stückweise verwirklicht werden. Die Liebe zielt notwendig immer auf das Ganze; nur dort, wo sie das Ganze anzielt, ist sie auch wahrhaft Liebe.
Zur Theologie der Tugend der Liebe
A. Die Liebe überragt

A.I Wo die Liebe GOTTES fehlt, das wird uns schon im ersten Abschnitt deutlich, da ist alles Bemühen des Menschen, sei es auf natürlicher Ebene, wie die Kenntnis von Sprachen,

A.II. sei es auf übernatürlicher, in engelhaftem, prophetischen Reden vor GOTT wie ein Nichts, tönendes Erz, klingende Schelle. Dies gilt sogar für den Glauben, der Berge zu versetzen vermag, er ist vor GOTT nichts, wenn er nicht in der Liebe GOTTES gegründet ist.

A.III. Selbst das, was wie Liebe aussieht: daß einer all seine Habe hingibt; sogar sein Leben zu opfern bereit ist, wenn es nicht aus der Liebe geschieht, hat es keinen Nutzen für den Menschen, denn er findet dadurch nicht hinein in das Leben des DREIFALTIGEN GOTTES. Er benützt all seine Anstrengung nur zu seiner eigenen Verherrlichung. Der Mensch bleibt bei sich selbst, auch mit dem, was er doch von GOTT empfangen hat: den Prophetien, dem geheimen Wissen, den Erkenntnissen, dem Glauben; all dies kann nur fruchtbar werden, wenn es von der Liebe GOTTES getragen und durchflutet ist; wenn es aus dieser Liebe GOTTES allein kommt.

Die Liebe ist also ein trinitarisches Geheimnis, an dem der Mensch nur dann teilhaben kann, wenn er bereit ist, sich in GOTT hineinzuverlieren, sich aufzugeben, nur noch zu sein aus GOTT; denn GOTT ist die Liebe. Darum wird sich unsere Sehnsucht nach Vollkommenheit nur dort erfüllen, wo wir des Dreifaltigen Lebens GOTTES teilhaftig werden.
B. Die Anstrengung der Liebe.

Was nun diese Liebe ist, das zeigt der Apostel im II Teil, wo er von der Anstrengung der Liebe hin zu GOTT spricht.

Die Liebe ist auch hier schon auf Erden ein Angeld der Vollkommenheit, sie wird uns im Bild der Himmlischen Stadt Jerusalem mit ihren zwölf Toren gezeigt. Es sind 12 Bestimmungen der Liebe, die der Apostel hier aufzeigt, die das Wesen der Liebe umschreiben, die über sich selbst hinauswill zu GOTT. Sie weiß sich selbst nicht mehr, nur noch GOTT. Man vergleiche dazu Offb.21!

1. Dem Tor der Ecksteine, an dem der hl.Petrus steht, entspricht die Großmut der Liebe.

2. Dem Tor der Priester mit dem hl. Paulus entspricht die Güte als die Eigenschaft des Guten Hirten.

3. Dem Tor der Feuerseelen mit dem hl. Johannes entspricht die Liebe, die über das Eifern hinaus ist, weil sie begonnen hat, in GOTT zu ruhen. Eifernde Liebe ist immer noch vom menschlichen Wollen bestimmt; die von GOTT gegebene Liebe will nur GOTT zudiensten sein.

4. Das Tor der Reinen mit dem hl. Apostel Andreas fordert, daß wir alle Kleinlichkeit überwinden, denn die Kleinlichkeit ist Zeichen dafür, daß wir uns noch nicht dem größeren Willen GOTTES geöffnet haben; so ist sie Unreinheit vor GOTT.

5. Das Tor der Büßer mit dem hl. Apostel Jakobus, dem Älteren, fordert, daß wir alle Aufgeblasenheit durch Selbstverleugnung überwinden.

6. Das Tor der Opferseelen mit dem hl. Apostel Matthäus will, daß wir alle Schamlosigkeit eigensüchtigen Wollens abtun in der Kraft des Opfers JESU CHRISTI.

7. Das Tor der Fernen mit dem hl. Apostel Bartholomäus werden nur die finden, die in der Sehnsucht nach der Himmlischen Heimat alle Eigensucht überwinden.

8. Das Tor der Barmherzigen mit dem hl. Apostel Jakobus, dem Jüngeren, erreichen nur die, die alle Erbitterung hinter sich gelassen haben.

9. Das Tor der Lastträger mit dem hl.Apostel Simon erreicht nur, wer das Böse verzeiht, das uns angetan wird, ja es als Sühne auf sich nimmt, damit der Sünder wieder zu GOTT aufschauen kann.

10. Wer dem Bösen noch sein Herz öffnet, der hat keinen Platz im Tor der GOTTgeweihten, an dem der hl. Apostel, Thomas steht.

11. Wer die Wahrheit liebt, wie der hl.Apostel Judas am Tor der Schwerter, der muß sich wie der HERR in allem Widerspruch ausspannen lassen.

12. Erst am Tor der Martyrer mit dem hl. Apostel Philippus ist die Liebe in ihrer Fülle erreicht, denn der, der sich für CHR1STUS ganz hinopfert, ist eingegangen in die Vollendung der Liebe in GOTT.
C. Die Vollkommenheit der Liebe

C.I Sie liegt nicht in irgendeiner Gabe,

C.II. Weil die Liebe vollkommen ist, muß alles, was nicht Liebe ist, als Stückwerk vor GOTT erscheinen.

C.III. Vollendet werden wir dort, wo wir uns von GOTTES Liebe anschauen lassen, wo wir uns dem Angesicht GOTTES aussetzen; nur so werden wir verwandelt in GOTT hinein, daß ER uns in Sich erkennen kann. Solche Liebe, die von GOTT erkannt ist, hat abgetan, was menschliches Erkennen ist: sei es das Erkennen des Kindes, das noch einfältig und offen ist; sei es das Erkennen des Mannes, das sich seiner noch bewußt ist. Liebe, die von GOTT kommt, weiß nichts anders, als in IHM verloren zu sein. Wenn die Liebe etwas so Großes ist, wie es uns der hl.Apostel im Hohenlied aufzeichnet, ja wenn GOTT Selbst diese Liebe ist, dann muß der Mensch jede Hilfe annehmen, die ihm von GOTT angeboten wird um tiefer in sie hineinzuwachsen.

Wie soll dies geschehen ?

Schon das bewußte Annehmen unseres Lebens mit all seinen Nöten und Schwierigkeiten im Zeichen des Kreuzes ist ein Ansatz für die Liebe GOTTES.

Ein weiterer Schritt ist die Annahme des Nächsten, so wie er ist; mit all seinen Fehlern und Schwächen, ja mit seinen Sünden und mit seiner Bosheit, ja sogar mit seinem Haß gegen uns.

Ein letzter Schritt der Vollendung ist die Liebe aufzunehmen, die GOTT uns durch seine hl. Engel mitteilen will. Daraufhin weist verhüllt die Neunerstruktur, die wir schon anfangs aufgezeigt haben. Die Chöre der Engel sind wahrlich eine Himmelsleiter, die wir in der Gnade GOTTES hinaufklettern dürfen bis hin zum letzten Chor der Seraphim, den besonderern Trägern der Liebe GOTTES.

Die Liebe der Engel ist zuerst ganz und gar unbegreiflich für den Menschen; denn es ist eine reine Geistliebe, frei von allem Ballast der Erde, von aller Schwerkraft, wie sie uns Menschen anhängt, daß wir uns aus dem Staub der Erde nicht erheben können, befreit von aller Begierlichkeit der Erbsünde, die uns als Last von Adam her auflastet und die wir zu tragen haben bis zum Ende der Zeit. Es ist eine reine und ganz klare Liebe, die wirklich nichts anderes will als GOTT allein, die an Seinem Angesicht hängt Tag und Nacht und nicht mehr von IHM lassen kann, seit GOTT den Engel zur Schau GOTTES zugelassen hat. Es ist eine Liebe, die um die ganze Größe und Majestät GOTTES weiß, die zutiefst von der Ehrfurcht vor dieser Größe und Majestät durchdrungen ist und deshalb erschrickt vor dem Mysterium der Sünde, die die Hand gegen GOTT erhoben hat im Widersacher und versucht, auch den Menschen in diese Auflehnung hineinzuziehen.

Der Mensch ist gegenüber dieser Einfachen Wesenheit des Engels schon von Natur aus anders: in ihm ist Geist und Gefühl oft in einer seltsamen Mischung, Unausgeglichenheit und Disharmonie. Oft überwiegt eine der wesentlichen Fähigkeiten des Menschen und erdrückt die andere. Wo der Geist sich durchsetzt und die andern Fähigkeiten unterdrückt, gerät der Mensch auf den gefährlichen Weg des Hochmutes des gefallenen Engels. Wo der Wille vorherrscht und Gefühl und Geist unterdrückt, bricht die brutale Gewalt durch. Wo das Gefühl alles an sich reißt; wird der Mensch unklar und unberechenbar. Wo das Leiblich-Sinnliche vorherrscht, ist der Mensch unfähig, sich im Geist aufzuschwingen. Hier muß der Engel uns helfen, diese verschiedenen Kräfte im Menschen ins Gleichgewicht zu bringen, wie es in der Gnade CHRISTI in wunderbarster Weise in MARIA verwirklicht ist.

Der Mensch bedarf der Geistliebe des Engels, damit dem Geist GOTTES letztlich alles unterworfen sei. Aber der Engel braucht auch die Ergänzung durch die geist-seelische Liebe des Menschen, damit er tiefer hineinwachsen kann in das Geheimnis der Menschwerdung JESU CHRISTI, das ihm wegen seiner geistigen Natur verhüllt ist und das er nur durch den Menschen immer tiefer erkennen kann. so liegt die Vollendung der Schöpfung in der Einswerdung der drei Geschöpflichkeiten: der materiellen und der geistigen Schöpfung, in der Mitte der Mensch.

In der Liebe zu GOTT liegt nicht nur die Vollendung des Menschen, sondern auch die des Engels. Darum ist St. Raphael als Engel der Liebe wesentlich ein Engel dieser letzten Zeit. So wie St. Michael der Engel des Anfanges ist, in seinem Ruf: „Wer ist wie GOTT!“ und zugleich des Endes als Patron aller Sterbenden, die heimkehren dürfen zu GOTT als zu ihrem Anfang und zu ihrem Ausgang. St. Gabriel dagegen ist der Engel der Mitte durch die Menschwerdung JESU CHRISTI. In diesen dreien ist geistig die ganze Geschichte der Schöpfung eingefaßt; darum wird GOTT sie auch im letzten Kampf erheben hinauf zur Macht der hl. Cherubim.
Die siebenfache Gestalt der Liebe

Siebenfach wollen wir auch jetzt wieder durch St. Raphael die theologische Tugend der Liebe entfalten, so wie wir es mit St. Michael im Blick auf den Glauben und mit St. Gabriel in Blick auf die Hoffnung getan haben:

1. Die Klugheit der Liebe: die wahre Liebe wird uns im Wehen des HEILIGEN GEISTES. Darum versucht der Böse die Liebe heute entweder in den Schmutz einer rein triebhaften Liebe zu ziehen oder sie im ehrgeizigen Griff nach der Macht zur Geistsünde zu prägen. „Liebe“ verlangt das Abwägen in der Klugheit der Liebe. Das rechte Maß der Liebe kann das Geschöpf von sich aus nicht finden, es will von GOTT im HEILIGEN GEIST erbeten werden. Es verlangt Beschränkung, Verzicht, Zurückhaltung; nur wo der Mensch in der Klugheit der Liebe abzuwägen lernt, nähert er sich dem Maß der Liebe GOTTES, die ohne Maß ist und doch das Höchstmaß erfüllt. Um es in einem Bilde zu sagen: die Liebe ist mit der Sonne zu vergleichen. Außen begrenzt in einem klaren Umriß, spiegelt sie das geschöpfliche Maß; nach innen feuerlodernd, ist sie ohne Maß.

2. Die Opferkraft der Liebe: die Liebe verlangt das Opfer, die Hingabe, um der größeren Liebe GOTTES teilhaftig zu werden. Wo der Mensch bei sich stehen bleibt, sei es in der sinnlichen Liebe, sei es im Ehrgeiz der den Nächsten zum Werkzeug erniedrigt, hat sie sich dem größeren Anruf GOTTES verschlossen. Alle Schöpfung ist auf das Opfer hin angelegt und kann sich nur in ihm vollenden. Darum findet es sich auch noch, freilich verzerrt, in den heidnischen Religionen. Selbst die stumme Schöpfung hat teil an diesem Opfer; sie gibt sich hin für den Menschen, um ihm zu dienen als Boden, auf dem er steht, als Nahrung, die ihn erhält. Was wir zu uns nehmen, wird zerstört, damit wir aus diesem Sterben das Leben haben.

3. Das rechte Maß der Liebe: ist schon in der Klugheit der Liebe angeklungen. In ihr stellt sich uns die Frage: „was ist das Maß des Opfers, das GOTT mir aufgegeben hat?“ Du kannst es finden im Maß des Kreuzes, das der HERR dir auferlegt hat, das du nur in brennender Liebe zu IHM aufnehmen kannst - nur so wird „die Bürde dir leicht“! Dies ist der wahre Weg der Heiligkeit: das zu lieben, was die Welt als Torheit betrachtet, das Kreuz. Und wieder nicht in einem allgemeinen Sinne, sondern in dem einzigartigen Sinne, in dem GOTT jedem von uns in Seinen Händen das Gewicht des Kreuzes abgewogen hat, daß es sich in unserer Berufung vollende!

4. Die Sanftmut der Liebe: nicht die Kraft des Menschen, die er durch die Technik um vieles potenziert hat, ist es, die den Menschen den Zugang zum Himmelreich öffnet, sondern zuerst und vor allem die Sanftmut des LAMMES, wie der HERR sie uns vorgelebt hat, da ER Sich wie ein Lamm schweigend zur Marter führen ließ. Dies gilt in besonderer Weise für diese letzte Zeit, da der Brand von Gewalt und Krieg über die ganze Erde geht wie in einem Dschungelkrieg aller gegen alle. Hier hat der Heide Ghandi den einzig möglichen Ausweg vorgelebt: durch den Verzicht auf die Gewalt. So falsch dieses Wort heute verstanden und vom Bösen für seine eigenen Zwecke verwendet wird um seine Macht noch zu vergrößern, so tief ist dieses Wort, wenn wir es von JESUS CHRISTUS, unsern HERRN, her verstehen. Gewaltlosigkeit nach außen bedeutet nach innen: höchste Selbstüberwindung, wie sie uns der HERR am Kreuz vorgelebt hat. Hier gilt das Wort des hl. Ignatius: wenn ich mich bekehre, was Wunder, wenn sich die Welt bekehrt!

5. Die Tiefe und Opfermacht der Liebe: weil die Liebe des Menschen dieser Zeit sich nicht mehr an GOTT ausrichtet, an der Liebe CHRISTI, die uns am tiefsten offenbar wird in Seinem Sterben am Kreuz, deswegen wird sie immer seichter. Weil die GOTTESliebe nicht mehr die Liebe des Menschen zum Nächsten durchdringt und befeuert, wird die Nächstenliebe zum sozialen Schlagwort. Die Würde des Menschen als Ebenbild GOTTES geht immer mehr verloren. Immer mehr prägt das „Tier“ dem Menschen seinen Stempel auf, macht ihn zur Masse, die sich willenlos von einer Mode zur andern treiben läßt. Nur die Tiefe der Liebe kann uns heute noch retten.

6. Die Nüchternheit der Liebe: nüchtern muß unsere Liebe sein, um den Verführungskünsten des Teufels, mit denen er uns auf falsche Wege abbringen will, widerstehen zu können. Wir müssen lernen das schillernde, verführende Licht des Bösen vom klarem hellen Licht der Liebe GOTTES zu unterscheiden. Nicht umsonst weist der HERR in Seiner apokalyptischen Rede bei den Synoptikern darauf hin, daß falsche Propheten aufstehen werden. Unser Herz muß sich nach dem Himmel ausstrecken und doch müssen wir mit beiden Füßen auf der Erde bleiben; nur so, kann der Himmel auf diese Erde sich herabsenken und sie endlich an sich ziehen.

7. Die Ordnung der Liebe: Liebe ohne Ordnung bedeutet Auflösung, Zersetzung, Selbstzerstörung. Ordnung ohne Liebe ist Erstarrung und Tod. Wir müssen im Licht des Engels GOTT in allen Dingen suchen. Nur so wachsen wir hinein in die Ordnung des Reiches GOTTES, wie sie im Leben MARIENS deutlich wird. Alles, was sie getan hat, hatte den Bezug auf die Eine Mitte: GOTT. So kam alles ins Lot; ihr armes, verborgenes Leben war schon hier auf Erden ein Abglanz der Harmonie und der Herrlichkeit des Himmels.

Wie groß ist die Aufgabe St. Raphaels als Geistkämpfer in dieser letzten Zeit; daß unser Geist immer mehr durch den höheren Geist des Engels geführt und erleuchtet werde, damit all unsere Wege immer mehr Wege GOTTES werden, um so denen einen Weg durch die Dunkelheit und Verwirrung dieser Zeit bahnen, die noch das Licht GOTTES suchen.
B. Die vier übrigen Erzengel und die Kardinaltugenden

Das in Glaube, Hoffnung und Liebe durch die Taufe in unsere Seele eingestiftete Leben GOTTES kann nicht in rechter Weise wachsen in einer vom Bösen eingenommenen Welt, wenn es nicht von außen geschützt ist. Wie der Mensch, um sein irdisches Leben durchbringen zu können, ein Dach über dem Kopf braucht, so auch der innere Mensch für seine Seele. Dieses Haus soll durch die vier Kardinaltugenden gebaut werden, die den vier übrigen der sieben Erzengel zugeordnet werden können. Wie im irdischen Hausbau die Grundpfeiler das Wichtigste sind, so im geistigen die Grundpfeiler der Kardinaltugenden. Wenn einmal die vier Grundpfeiler stehen, dann ist es leicht, die Wände einzuziehen und das Dach zu decken.

Wie die ersten hl. drei Erzengel uns helfen, das Leben des DREIFALTIGEN GOTTES in unserer Seele zu entfalten, so helfen uns die zweiten vier Erzengel dieses Leben des DREIFALTIGEN GOTTES in uns zu schützen, zu bewahren und zu vermehren. Die Kardinaltugenden waren ja schon im Altertum bekannt, als die vier wesentlichen Tugenden, die den Menschen helfen, sein Leben hier auf Erden in rechter Weise auf GOTT auszurichten. Darum hat man ihnen auch vor den andern Tugenden einen Vorzug gegeben und sie Kardinaltugenden genannt. Ihre Heilsbedeutung wird durch ihren Bezug zum vier-buchstabigen Namen GOTTES, JAHWE und zu den wesentlichen Eigenschaften GOTTES offenbar, die sich in diesem Namen verbergen.

So entspricht der Kardinaltugend des Maßes die Heiligkeit GOTTES;

der Kardinaltugend der Klugheit die Weisheit GOTTES;

der Kardinaltugend der Gerechtigkeit die Gerechtigkeit GOTTES;

der Kardinaltugend der Tapferkeit die Allmacht GOTTES.

Sie sollen nicht nur das Haus GOTTES in uns bauen, sondern letztlich die ganze Schöpfung einschließen und zum Haus GOTTES machen. Schon bei den Griechen war die Erkenntnis der Kardinaltugenden eine Offenbarung des HEILIGEN GEISTES, um den Menschen über das Licht des Verstandes auf den Weg zu GOTT zu weisen. Die Kardinaltugenden sind also nicht weniger bedeutsam als die theologischen Tugenden für das Leben des Menschen hin auf GOTT; sie haben nur einen andern Platz im Leben des Christen: sie zeigen auf in welcher Weise nach außen und nach innen sich das Leben GOTTES in uns abbilden und entfalten soll. Sind wir durch die theologischen Tugenden Abbild des DREIFALTIGEN GOTTES geworden, der in uns wohnt, so sollen wir durch die Kardinaltugenden Abbild der vier wesentlichen Eigenschaften GOTTES werden. Daß GOTT sie Seinen Engeln zu tragen gegeben hat, beweist, wie sehr ER sie in Sein Heilswerk einbauen wi11 und wie notwendig wir ihrer Hilfe zum Aufbau eines christlichen Lebens bedürfen.

Im folgenden sollen die vier Kardinaltugenden in ihrer Heilssendung aufgewiesen werden: vier Erzengel stehen über ihnen. Hier eine mögliche Zuordnung im Blick auf ihre Aufgabe.

· Das Maß, an dem die Berufung des Christen gemessen wird, ist im Geheimnis der Hlst. Eucharistie gegeben - nur im Entwerden, im Brotwerden für das Leben der Welt, kann der Christ seine Berufung erfüllen.

· Klugheit, die sich ausstreckt nach der Weisheit der Planung GOTTES, ist besonders für den Ehestand notwendig - hier ist der Boden für alles Wachstum des Reiches GOTTES. Da der Mensch dieser Zeit sich nicht mehr nach GOTT ausrichtet, muß er selbst planen, statt im Gebet bei GOTT die Antwort zu suchen.

· Tapferkeit ist in erster Linie von denen verlangt, die für die Ordnung des Reiches GOTTES stehen: die Priester.

· Die Gerechtigkeit erlangt der Glaubende nur auf dem Weg der Umkehr und der Buße, sie ist für uns arme Sünder immer wieder der neue Anfang: in JESUS CHRISTUS.

Schon in dieser Zuordnung wird deutlich, daß sich die Aufgaben überschneiden und ergänzen. Wir erreichen die Gerechtigkeit GOTTES nur, wenn wir immer wieder neu umkehren, um uns der Weisheit der Planung GOTTES zu unterwerfen und in Tapferkeit auf die Heiligkeit zustreben, die GOTT uns in seiner Weisheit gewiesen hat. So scheint gegenüber der üblichen Ordnung der Kardinaltugenden, wie sie auch Pieper in seinem „Viergespann“ anführt, im Blick auf die Bedeutung der Berufung jedes Einzelnen dem Maß der erste, statt der letzte Platz zuzukommen. Freilich ist dieses individuelle Maß in der Weisheit GOTTES begründet und zielt immer letztlich auf die Gerechtigkeit und kann nur in der Tapferkeit erreicht werden.
Das Maß und die Heiligkeit

Wir dürfen das Maß sehen im Zusammenhang mit dem Erzengel der Eucharistie und damit, im Blick auf uns, der Anbetung, mit der wir dem Heiligen GOTT antworten. Der Erzengel der Hlst. Eucharistie steht unter dem Signum des DEUS JUDEX, denn nach diesem Maß werden wir einmal gerichtet. Nur der Mensch kann heilig werden, der dem Gedanken GOTTES über ihn entspricht.

Wo der Mensch im Paradies das Gebot GOTTES übertreten hat und die verbotene Frucht des Baumes in der Mitte des Paradieses an sich nahm, da hat er sich selbst zum Maß gesetzt. Was das bedeutet, können wir gerade in der heutigen Zeit besser denn je erkennen: jeder ist sich selbst der Nächste und will sein eigenes Maß mit Gewalt gegen den andern durchsetzen. So muß notwendig immer mehr alle Ordnung menschlichen Lebens nach außen wie nach innen zerbrechen. Die brutale Gewalt der Anarchisten ist hier das letzte Wort, die Zerstörung dieser Welt ihre letzte Konsequenz.

Durch äußere Ordnungsmaßnahmen läßt sich die fortschreitende Anarchie nicht mehr eindämmen; hier müssen letztlich alle Diktatoren wie Hitler scheitern. Nur in JESUS CHRISTUS kann eine neue Ordnung aufgebaut werden, in der die Würde der menschlichen Person gewahrt wird; IHM aber begegnen wir, wenn wir uns nur vom Hl. Engel leiten lassen, zuerst in der Heiligsten EUCHARISTIE. So ist ER das Maß aller Ordnung im allgemeinen wie im einzelnen. Darum kann es keinen Widerspruch geben zwischen der Ordnung des Reiches GOTTES im allgemeinen und der je persönlichen Ordnung, die jeder Christ als ‘sein Maß’ auf seine je einmalige Weise von GOTT her leben muß.

In dreifacher Weise, hin auf den DREIFALTIGEN GOTT, soll diese Ordnung des Maßes, die uns der Heilige Erzengel lehrt, der die Eucharistie verwaltet, entfaltet werden. Immer ist der Glaubende hier auf die Gerechtigkeit GOTTES hin ausgerichtet, auch wenn er sie hier im Leben nie vollkommen erreicht.
1. Der rechte Ort

Wo immer unser HERR stand, wo immer ER lehrte, wo ER litt und Sein Leben hingab, wo IHN Tausende, ja Millionen von Pilgern gesucht haben, begegnen wir der Heiligkeit GOTTES in besondereer Weise. Weil sie mit dem Leben des GOTTmenschen JESUS CHRISTUS, mit Seinem Leiden und Sterben unzertrennbar verbunden sind, können wir an diesen Orten in besonderer Weise an Seiner Heiligkeit teilhaben. Im Erbarmen GOTTES haben diese hl.Orte in bald zweitausend Jahren über die ganze Erde hin Frucht gebracht: jeder Wallfahrtsort, ja jede Pfarrkirche ist eine Stätte, die uns die Heiligkeit unseres HERRN JESUS CHRISTUS näherbringt. Früher war es Brauch, daß auch in jedem Haus, in jeder Familie irgend ein hl. Ort war, manchmal eine kleine Kapelle oder wenigstens ein HERRGOTTswinkel mit dem Kreuz und den Bildern der Herzen JESU und MARIA darunter.

Solche h1.Orte sind notwendig anders als die gewöhnlichen Orte der Menschen. Durch sie strahlt in unsere Welt ein Maß und eine Ordnung, die der Feind und seine Mitarbeiter heute geflissentlich zu zerstören suchen. Kreuze und Heiligenbilder verschwinden zuerst an öffentlichen Orten, dann in den Familien. Die Kirchen werden wie schon bei den Protestanten zu Versammlungsorten, die sich kaum von weltlichen Lokalen unterscheiden. Die Hl. Ordnung der Christenheit, an der die Touristen heute in Herden blind vorbeilaufen, wurden in heiligem Dienste an GOTT aufgebaut und sind noch heute eherne Zeugen, wie sehr der Himmel hereinstrahlt auf die Erde, wenn der Mensch sich nach ihm ausstreckt.

Im Mittelalter hat es einen Bauorden gegeben, wo die Bauleute zugleich Ordensleute waren mit Gelübden, die diesem Dienst des kirchlichen Bauens ihr ganzes Leben gewidmet haben. Sie hielten sich an klare, heilige Maße für den Bau der Kirche, die Moses für das Bundeszelt und seine Geräte von GOTT direkt empfangen hat. Da im späten Mittelalter immer mehr diese hl. Ordnung der Christenheit verfiel, hat sich hier die Schlange eingeschlichen und gegen diese gebundene Ordnung, die ‘Ordnung’ der Freimaurer gestellt. Der Freimaurer ist ein Abbauender, er arbeitet bewußt für den Erzfeind GOTTES , der sich zuerst gegen die Ordnung GOTTES aufgelehnt hat.

GOTT, der VATER, hat seinen SOHN in die Familie des Zimmermanns Joseph hineingestellt. IHM hat ER in einem Leben des Gebetes die Maße des Kosmos offenbart. Hier liegt eine heilige Sendung St. Josephs, die im Licht der Gnade noch gehoben werden muß; sie ist wohl nicht zufällig unserer Zeit aufgespart, in der das Haus GOTTES und damit auch die Geborgenheit des Menschen in diesem Haus immer mehr zerstört wird. Dieser Ordnung entspricht auch der Mikro-Kosmos des Menschen. Heute müssen wir erleben, wie der Mensch, der sich immer mehr seine eigene Welt baut, aus den hl. Maßen GOTTES herausfällt und sich langsam aber sicher zerstört. Der Krebs, die Pest unserer Zeit, das ungeordnete Wachstum der Zellen in einem Organismus, ist ein deutliches Zeichen dafür, daß der Mensch nicht ungestraft die hl. Ordnungen GOTTES verlassen darf.
Die rechte Zeit

Im rechten hl. Maß ist auch die Ordnung der Zeit geborgen. Wer einmal längere Zeit unter den Heiden gelebt hat, z.B. in Indien, lernt dort erst den Wert der christlichen Zeitordnung schätzen. Das liturgische Jahr mit seinem fest geprägten Ablauf hat in europäischen Landern in Einklang mit der Ordnung der Jahreszeiten einen heiligen Lebensraum aufgebaut, in dem der Mensch sich harmonisch entfalten konnte. Auf diesem Boden und dank dieser heiligen Ordnung ist die europäische Kultur gewachsen, deren Zusammenhang wir mit dem Glauben heute kaum mehr erkennen. Wo diese heilige Ordnung der Zeit fehlt, wird die Zeit für den Menschen zu einem ewigen Einerlei, zu einer falschen Ewigkeit. Um solcher Langeweile entgegen- zuarbeiten, lockt man den Menschen in das Karussel der Moden, das sich immer schneller dreht und ihm jeglichen Standort entzieht. Hier offenbart sich der Drahtzieher der „neuen Ordnung“ als der Menschenmörder von Anfang an. Seine Ordnungen sind wie Drogen, die den Menschen aufputschen und dann seinem Elend überlassen.

Der Versuch, zuerst der französischen und dann der russischen Revolutionäre, gegen die christliche Woche eine andere Woche einzuführen, konnte damals noch am gesunden Menschenverstande scheitern. Heute hat sie sich in einer kommerzialisierten Welt lautlos durchgesetzt; es gibt hier keinen Tag und keine Nacht mehr, keinen Arbeits- und Feiertag, alles ist der Raffgier des Menschen unterworfen. Der ‘totale Krieg’ eines Hitler, im Hintergrund von den Freimaurern gestützt, hat die ‘totale Wirtschaft’ vorbereitet, die sich heute wie ein eisernes Netzt über die ganze Welt legt und notwendig die ‘totale Religion’ der Diesseitigkeit vorbereitet. Auf diesem dunklen Hintergrund erweist sich die christliche Lebensordnung noch einmal als Ordnung der Weisheit GOTTES, die uns helfen will, daß wir das Leben in Fülle und Freude haben. Die hl. Ordnung des Ortes und der Zeit hilft den Menschen zu heiligen, ohne daß wir es eigentlich selbst wahrnehmen. So ist die christl. Lebensordnung mit der Zeit zu einer Selbstverständlichkeit geworden, die man hingenommen hat, der man mehr oder weniger gedankenlos nachfolgte.

Heute, wo der Feind bewußt diesen Rest christicher Lebensordnung zu zerstören sucht, erkennen die wachen Christen mit Schmerzen, was sie an diesen Ordnungen verloren haben. Hier hilft auch nicht das Aufbäumen der Traditionalisten mit ihrem: „zurück zum Tridentinum!“ Der Mensch kann die Zeit weder im Guten noch im Schlechten zurückschrauben. Der Mensch, der im Glauben leben will, muß sich an einer anderen, unsichtbaren und unzerstörbaren Ordnung orientieren, die sich in der Ordnung der Natur andeutet, unsichtbar ist sie gegeben in der Hierarchie der Himmlischen Chöre.
3. Die rechte soziale Ordnung

des Mittelalters mit ihren Ständen als Lebensgemeinschaft um die eine Mitte des Ortes GOTTES, war, auch wenn sie sich nie in letzter Vollkommenheit durchsetzen konnte, ein Bild der Ordnung des unsichtbaren Reiches GOTTES, wie wir sie in den mittelalterlichen Städten - man denke nur an Santiago de Compostela in Spanien - finden. Diese harmonische Ordnung wird mit beginnender Neuzeit immer mehr durch eine Ordnung ersetzt, die von politischen und wirtschaftlichen Interessen bestimmt ist, in denen der Mensch sich nicht mehr bergen kann; er ist heimatlos geworden.

Versuche wie die Francos in Spanien und Salazars in Portugal, den beiden letzten Ländern Europas, die politisch noch zu einer christlichen Lebensordnung standen, mußten unter dem Durck von außen und wegen der Zersetzung von innen scheitern. Weil wir die Gnade in einer christlichen Welt leben zu dürfen, nicht bewußt aufnahmen und gegen den Angriff des Feindes zu verteidigen wußten, muß diese Ordnung heute unter unseren Augen zerfallen. Sie könnte nur, wie im Anfang, von innen her neu aufgebaut werden, doch gerade dieses Innen des Menschen ist immer mehr die Zielscheibe aller Angriffe des Feindes bis hinein in die Kirche geworden.

Hier sollten uns die hl. Engel zu Hilfe kommen, wenn man nur ihre Hilfe anriefe. Bange erhebt sich in unserem Herzen die Frage Unseren HERRN: „wird der MENSCHENSOHN, wenn ER wiederkommt, noch Glauben finden? (Lk 18,24) Der Glaubensabfall unserer Tage spricht eine erschütternde Sprache! Die Kirche der letzen Zeit wird immer mehr zum Lager der Heiligen werden in einer Welt, die sich selbst zerstört und nur noch dort zu gemeinsamen Handeln aufbricht, wo sie der Haß des Widersachers zusammenschmiedet - für eine kurze Zeit! Denn es ist sicher, daß dieses pilgernde Lager der Christen auf der Suche nach einer Bleibe nicht „mit den Städten Israels zu Ende kommen wird“, bevor der HERR kommt, um uns zu erlösen.
Die Klugheit und die Weisheit,

sind dem Signum AGNUS DEI zugeordnet. Sie ist im Alltag unserer Zeit umgewertet zur Schlauheit, zur Geschäftstüchtigkeit, zum Sichdurchsetzen - der Mensch und oft nicht einmal der Glaubende von heute weiß wenig oder nichts mehr von JESUS CHRISTUS, als d e r WEISHEIT GOTTES! Das „Lamm“ wird heute unerbittlich zum Opferaltar geführt! Nicht nur der Priesterstand der für die übernatürliche Ordnung des Reiches GOTTES stehen soll, ist heute in Frage gestellt, sondern auch die Ehe als Keimzelle alles Lebens ist bis in ihren innersten Kern durch die Lebensgier des Menschen gefährdet: Empfängnisverhütung und Abtreibung sind dabei, sie von innen her auszuhöhlen.

Die Klugheit ist wie das Maß eine Tugend des Lebens und kommt aus der Erfahrung eines aus GOTT und an GOTT ausgerichteten Lebens. Der Erzengel, der sie stützen soll, ist der Erzengel der über dem Sakrament der Ehe steht. Hier ist die Zelle aller Ordnung, die sich nach der Gerechtigkeit GOTTES ausstreckt, aus der sich alle Gemeinschaft aufbauen muß, in der natürlichen wie in der übernatürlichen Ordnung - denn auch die religiösen Orden müssen zuerst „familia christiana“ sein. Dreifach soll sich die Tugend der Klugheit in einem christlichen Leben entfalten:
1. Weisheit und Opfer

So wie sich der VATER immerfort an den SOHN verschenkt, so soll es auch der Mensch in der Hingabe an GOTT und den Nächsten wie schrittweise lernen, sich um des Anderen willen zu verleugnen und so in echter Partnerschaft zu wachsen im lebendigen Gespräch mit GOTT und dem Nächsten. Hier gründet das allgemeine Priestertum des Christen, das das hierarchische vorbereitet. Nur dort, wo es schon in der Ehe gelebt wird, bildet es den Fruchtboden für ein heiliges Priestertum; wo es wie heute nicht mehr verstanden wird und verloren geht, wird auch der Priester notwendig, wie von der Wiege her, zum religiösen Funktionär. Schon bei den heidnischen Religionen ist das Amt des Priesters Auftrag der Weisen. Der Priester, der für die Menschen vor GOTT hintritt, opfert, soll schon durch sein Beispiel deutlich machen, daß alles Leben aus dem Opfer kommt, wie es endlich im Kreuzesopfer CHRISTI offenbar wird.

Darum muß der Priester der Erstgeopferte sein, der in besonderer Weise durch das Leid hindurchgegangen ist, um mit den Menschen wie CHRISTUS mitzuleiden und sie in ihrer Not verstehen zu können. Er muß die Gnade des Opfers seiner Eltern immer wider neu darstellen und fruchtbar machen in Bild und Zeichen des Meßopfers, aus dem das Opfer der Ehe, immer neues Licht und neue Kraft schöpfen soll. In der Weisheit des Opfers lösen sich die Gegensätze wie sie im gegensätzlichen Verhältnis von VATER und SOHN grundgelegt sind, das sich nach außen in der ungeheuren Spannung der Passion unseres HERRN JESUS CHRISTUS offenbart. Wir müssen uns durchringen zur tieferen und zugleich höheren Sicht der Liebe GOTTES und das zu kurze Maß der Menschen hinter uns lassen.
2. Weisheit und Ordnung

Ordnung ist nicht die vom Menschen errechnete Ordnung, die oft gar eine tote ist und das lebendige Atmen erstickt. Sie ist am deutlichsten zu erkennen in der lebendigen Ordnung der Liebe, wie wir sie augenscheinlich in der Natur erleben, wo die Gegensätze das Leben ausspannen in Weite, Höhe und Tiefe. Denken wir nur an das spannungsvolle Zueinander der vier Elemente. In solcher Gegensätzlichkeit, wo sie erkannt und bejaht wird, entspringt der Lobpreis des Größeren GOTTES. Schon heute ist viel von dieser lebendigen Ordnung auch in der Kirche verlorengegangen. Das verkürzte und vereinfachte Denken der Kinder dieser Welt hat den Blick auf GOTT verkürzt und verfälscht. GOTT vereinfacht nie, so sehr ER Selbst die Einfache Wesenheit ist in aller Fülle und Vielfalt des Lebens.

Hier rühren wir an Sein ‘Drei- und doch Einssein’, aus dieser Tiefe müßte die Ehe immer wieder schöpfen um fruchtbar zu werden, nicht nur in Kindern, das ist ihr erster und bleibender Auftrag, doch ebenso in guten Werken, im Vorbild für andere, die in der Verwirrung der Zeit irre gehen und zerbrechen. Darum braucht sie wie der Priester heute notwendiger denn je das Gebet und die Bereitschaft zum Opfer aber auch das gemeinsame Überlegen und Beraten, die Freude am Verzicht und die Bereitschaft zurückzustehen vor dem Anderen. Die künstliche Geburtenbeschränkung ist, vereinfachend gesehen, das andere Extrem zu einer nur natürlich verstandenen Fruchtbarket, wo der Mann oft ohne Rücksicht auf seine Frau sich ausgelebt hat. Das Kind will nicht nur gezeugt sein, es soll vorher erbeten, eropfert werden in Hingabe an GOTTES Willen in der Rücksicht auf den Anderen, im gemeinsamen Überlegen. Darum hat es GOTT erlaubt, daß wir heute so viel mehr wissen um das Geheimnis von Zeugung und Geburt. Es will dieses Wissen im Glauben verarbeitet und fruchtbar gemacht werden.

Auf den EINEN sind alle Dinge ausgerichtet als ihrer letzten Bestimmung und Sinngebung, in den DREI PERSONEN hat alle Vielfalt ihren Platz, wie sie schon in einer kinderreichen Familie aufleuchtet. In diese Weite GOTTES hinein soll sich auch die Kirche immer mehr öffnen; daß alle in ihr Weide finden und ein- und ausgehen können, wie es uns der HERR in der Rede vom Guten Hirten bei Johannes sagt. Hier ist schon im Ansatz alles Sektierertum, das sich notwendig heute als Zeichen unserer Verarmung und Enge im Geist immer mehr ausbreitet, überwunden. Das Vaticanum II hat den Weg gewiesen, doch es fehlt noch die Klarsicht und die Kraft diesen Auftrag zu erfüllen. Hier liegt die tief verantwortliche Aufgabe des Priester, hier ist ihm an erster Stelle und dann allen Glaubenden die Hilfe der Hl. Engel angeboten, ohne die wir den Kampf um das Leben gegen die Mächte der Lebensverneinung und -zerstörung nicht bestehen können.
3. Weisheit als Entfaltung hin zu MARIA

Die zarte Liebe zu MARIA soll dem Kind schon mit der Muttermilch mitgegeben werden; wo sie später nur doktrinär verkündet wird, muß sie bald auf den trockenen Feldern unserer Städte vertrocknen. In ihr hat GOTT alle Fülle und Vielfalt des Lebens zusammenfaßt; in ihr sind wir als Kinder des Einen VATERS geborgen. So muß die Kirche in dieser letzten Zeit immer mehr in sich das Antlitz MARIENS ausprägen, denn nur in ihr kann sie sich so vollenden, wie es GOTTES Weisheit vorhergesehen hat. In MARIA ist alles Lobpreis GOTTES in tiefster Harmonie: dies ist das Geheimnis der marianischen Gegensätzlichkeit. Sie ist die milde Mutter und zugleich das waffenstarrende Kriegsheer, vor dem die Hölle fliehen muß. Sie ist die Mutter der Straße, die den Ärmsten und Verworfensten nachgeht, und doch ist sie zugleich die Königin der Engel. Sie steht am Anfang der Wege GOTTES über die Schöpfung - in seinen Gedanken - sie steht in vollendeter Schönheit als GOTTESstadt an ihrem Ende.

Die Hunderten von Anrufungen MARIENS, die der HEILIGE GEIST der Kirche im Lauf von Jahrhunderten geoffenbart hat, genügen nicht, um den Reichtum ihres Lebens, das unser aller Leben umschließt, zu offenbaren. Wo immer sie sich den Menschen geoffenbart hat, hat sie das Tiefste eines Volkes, einer Gemeinschaft, eines Landes ausgeprägt und zugleich in das Himmlische hineingehoben. So ist sie die Schöne, die Morgenröte vor dem Aufbrechen der Gerechtigkeit JESU CHRISTI. Wer immer das Leben liebt in seiner Reinheit, wie sie uns schon in der Natur offenbar wird, wird darum auch unter den Heiden den Weg zu ihr finden. Wie wunderbar ist doch das Bild der Lotosblüte in Indien, das die Christen dort auf MARIA deuten; aus sumpfigen Gewässern erhebt sich das reine Weiß, die Reinheit MARIENS: ganz schön bist du, MARIA, du Tempel der Weisheit GOTTES.
Die Tapferkeit und Allmacht

Ihr Zueinander machen offenbar, daß wahre Tapferkeit, die notwendig auf die Gerechtigkeit GOTTES ausgerichtet sein muß, nur aus der Allmacht GOTTES kommen kann, wie wir es am deutlichsten in den Märtyrern und Bekennern erkennen! Der hl. Paulus hat zutiefst um dieses Geheimnis gewußt, wenn er im 2. Korintherbrief davon schrieb, daß die Kraft GOTTES, sich in unserer Schwäche vollende.

Dieser Kardinaltugend ist der dritte der vier Erzengel, der das Sakrament der Priesterweihe verwaltet, zuzuordnen; er trägt das Signum: REX GLORIAE. Er steht als Patron der Priester über dem zweiten Tag der Woche, dem Dienstag. Er weist uns den Dienst GOTTES in Gerechtigkeit, wie ihn der SOHN gelebt hat. Darum steht er auch für die drei großen Phasen des Lebens CHRISTI, wie sie die Kirche jedes Jahr in ihrer Liturgie durchläuft, um allen Gläubigen die Möglichkeit zu schenken, immer mehr in dieses Leben des HERRN einzugehen.
1. Leben in der Stille

Da ist zuerst das Leben des HERRN in Seiner Kindheit: Es ist die Hingabe in der Stille, der Verborgenheit, es ist das Geheimnis des Emmanuel, "GOTT mit uns", das den Menschen in dieser lauten Zeit immer mehr verlorengeht. Es ist die Menschwerdung des SOHNES GOTTES für die Engel das Geheimnis, das am schwersten zu begreifen ist. Hier ist Lufzifer gescheitert. Wie kann GOTT, den sie in Herrlichkeit und Majestät erkennen, aus der Fülle Seines Lichtes in das Dunkel der Sünde herabsteigen? Geheimnis verlangt Ehrfurcht, Abstand, tiefes Sich-Neigen und Beugen der Menschen vor der Unbegreiflichkeit GOTTES. Das Gericht GOTTES, das immer mehr am Horizont steht, wird es dem Menschen wieder lehren.
2. Gerechtigkeit im Wort

Der zweite Lebensabschnitt des HERRN ist die Erfüllung der Gerechtigkeit GOTTES im Wort. Der HERR bekennt vor allen Menschen Seine Sendung vom VATER her. ER hat jetzt in den stillen Jahren Seines Lebens Sich in die Ordnung der Menschen eingefügt. Jetzt ist es Zeit, die Gerechtigkeit GOTTES im Worte auszusprechen, damit sich an ihr der Weizen von der Spreu scheide: "ICH bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen und was will ich anderes, als daß es brenne." (Lk 12,49). Der Tag des HERRN wird offenbaren, was an unsern Werken in GOTT getan ist und deshalb vor GOTT bestehen kann.

Hierher gehört auch das andere Wort des HERRN: "ICH bin nicht gekommen den Frieden zu bringen sondern das Schwert“ (Mt 10,34). Dieses Schwert ist Sein Wort. Wer mit ihm spielt, wie es sich diese Zeit heute herausnimmt und anmaßt, der hat dieses Wort als Gericht schon auf sich herabgezogen. Je näher der HERR Golgotha kommt, umso schwerer wird Sein Wort, bis es in den sieben Worten am Kreuz ausschwingt hinein in die Tiefe des Schweigens GOTTES. Wer auf das Wort GOTTES nicht hört, der hat schon jetzt GOTT verloren. So ist die letzte Zeit wesentlich eine Zeit der Scheidung. Wer die Barmherzigkeit GOTTES im Worte annimmt wie die Sünder und die Zöllner, der ist gerettet. Wer sich diesem Anruf der Barmherzigkeit GOTTES verschließt wie die Pharisäer, Sadduzäer und Schrift- gelehrten, der ist schon heute dem Gerichte GOTTES verfallen.
3. Die Fülle der Gerechtigkeit im Kreuz

Golgotha ist nicht das letzte Wort GOTTES an die Menschen. Es ist aber sehr wohl die Mitte Seiner Worte, denn nur, wer über die Schwertschneide der Gerechtigkeit (vgl. Mt 10,34) GOTTES in JESUS CHRISTUS springt, wer sich dem Gericht des Kreuzes stellt, der ist wahrhaft lebendiges Glied der Kirche. Vergessen wir nicht das ernste Wort des hl. Augustinus: "Es sind viele, die in der Kirche sind und doch nicht zu ihr gehören; und es gibt viele, die nicht in der Kirche sind und doch zu ihr gehören." Immer mehr versucht der Böse dieses Sündersein auch der Kirche dazu auszunutzen, um das Dunkel der Sünde in ihr so dicht zu machen, daß das Licht verlösche.

Wenn dies die unbegreifliche Barmherzigkeit und Langmut GOTTES zuläßt, so ist das jetzt schon furchtbares Gericht für alle die, die in diesem Dunkel ihren besten Fischfang zu tun meinen. Wer die unbegreifliche Barmherzigkeit und Langmut GOTTES so mißbraucht, hat sich ihrer als unwürdig erwiesen. Hier gilt das schwere Wort des HERRN an Maria Margaretha Alacoque: "Wenn sie Meine Barmherzigkeit nicht annehmen, dann werde ICH sie endlich mit meinen hl. Engeln umstellen; wenn sie die zurückweisen, werden sie in ihrer Sünde umkommen." Die geschaffene Heiligkeit GOTTES sind die hl. Engel, die GOTT schon heute sendet, die Tenne zu reinigen und das Unkraut des Bösen dem Feuer zu überantworten, damit es nicht noch mehr Seelen versenge; damit nicht die Auserwählten zuletzt noch in der Verwirrung des Geistes den rechten Weg zu GOTT verlieren.

Wie sehr hat sich das Bild dieser Kardinaltugend von den Griechen her gewandelt: von der rechten Ordnung des Staates und dem rechten Verhältnis zu ihm hin zur Ordnung des Himmlischen Jerusalem, das sich uns Menschen heute schon zuneigt über die hl. Engel. Denn es wird sein, sagt der HERR in aller Nüchternheit, wie in den Tagen Noes: sie aßen und tranken, heirateten und nahmen zur Ehe; da kam das Gericht GOTTES über sie(Lk17,24.) Nur wer sich wie Noe in die Arche des Kreuzes rettet, wird diesem letzten furchtbaren Gerichte entgehen und vor GOTTES Angesicht bestehen können, weil GOTT, der VATER, im Gekreuzigten Seinen SOHN erkennen und IHN in Seine Arme schließen wird.
Die Gerechtigkeit

Schon bei den anderen drei Kardinaltugenden sind wir immer wieder auf die Gerechtigkeit gestoßen, letztlich die Gerechtigkeit CHRISTI, in der Er uns erlöst hat. Die Weisheit GOTTES, die bei GOTT zugleich Allwissenheit ist, hat es so gefügt im Ratschluß der Menschwerdung des SOHNES. Beide Tugenden sind Tugenden des Lebens, die Tapferkeit gehört mehr zu Liebe, die Gerechtigkeit mehr zu Hoffnung, in der wir uns nach ihr ausstrecken. Die Tapferkeit, von der Allmacht GOTTES getragen und durchformt, gibt uns die Kraft, als arme Sünder immer wieder aufzustehen und der Gerechtigkeit GOTTES in Demut und Zerknirschung entgegen zu gehen und so durch Sein Erbarmen gerecht zu werden. Denn die Gerechtigkeit GOTTES hat zwei Seiten: sie ist Barmherzigkeit gegenüber dem Reumütigen, sie ist unerbittlich gegenüber dem Verstockten.
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

Nur in dieser Gerechtigkeit, die die Barmherzigkeit gegenüber dem reumütigen Sünder einschließt, können wir das Gericht GOTTES bestehen, der Sich für uns dem Gericht GOTTES ausgeliefert hat, der für uns, wie Paulus sagt, Sünde geworden ist (2 Kor 5,21), damit wir Seiner Gerechtigkeit leben. So ist diese Kardinaltugend spannungsgeladen. Wir können der Liebe GOTTES nur begegnen, wenn wir uns in und mit und durch JESUS CHRISTUS der Gerechtigkeit des VATERS ausliefern. Wieder sieht der Glaube tiefer: die Kardinaltugend der Gerechtigkeit, wie sie die Griechen gesehen haben, zielt wesentlich auf das rechte Verhältnis der Menschen untereinander und zu ihrem Verband, dem Staat, in christlicher Sicht, hat sie notwendig in GOTT ihren Ursprung und ihr Ziel.
Umkehr

Die rechte Entfaltung des Lebens verlangt zuerst die Umkehr von allem Besserwissen und Eigenwillen und damit die Selbstverleugnung, die Absage an den alten Menschen. Der Hl.Paulus spricht davon am Anfang des ersten Korintherbriefes: „GOTTES Torheit ist weiser als die Weisheit der Menschen, und GOTTES Schwäche ist stärker als die Stärke des Menschen“(1,25). Der HERR faßt diese Regel in dem Wort: Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; wer es haßt, der wird es gewinnen. (Mt 8,35). Nicht das Leben als solches muß der Mensch hassen, sondern das Leben in der Sünde, das von Adam her durch die Erbsünde in jedem von uns weiterlebt und die Frucht des Todes bringt. Umkehr verlangt das Gegenteil von dem, was der Mensch in seinem Drang zum Leben sucht; das ist die tiefste Torheit des Kreuzes, die wie ein Schwert scheidet. Die Sünde hat die Quellen des Lebens verschüttet; wir leben aus Zisternen, die schon morgen vertrocknen; das gilt auch für das religiöse Leben, das nicht lebendig aus dem Glauben gespeist wird.

Nicht nach außen muß der Mensch greifen, sondern nach innen muß er aufbrechen. Diesen entgegengesetzten Weg kann er nur gehen in der Gnade der Reue, der Umkehr und Hinwendung zu JESUS CHRISTUS, der uns in Seinem Leben und Sterben den rechten Weg des Lebens weist. Es ist Gebot GOTTES, daß der Mensch durch Arbeit sich die Erde untertan mache; doch er kann diesen Auftrag nur dann erfüllen, wenn er immer wieder aus der Tiefe der Umkehr zu GOTT ins Licht blickt und aus ihm die Kraft schöpft, gegen alle Hindernisse und Gewalten seinen Weg weiterzugehen. Immer wieder müssen wir wie MARIA und mit ihr innehalten, um unseren Weg in Wort und Tat zu bedenken und so in die Hände GOTTES zu legen.
Die Gerechtigkeit als Schließe zur ersten Kardinaltugend des Maßes

Die Kardinaltugend der Gerechtigkeit in christlicher Sicht meint zuerst das rechte Verhältnis des Menschen zu GOTT; denn nur, wenn der Mensch hier gerichtet ist, kann er auch zu seinen Mitmenschen das rechte Verhältnis finden. Wer in die Gerechtigkeit des SOHNES eingegangen ist, der ist ein Heiliger. So knüpft diese vierte Kardinaltugend wieder an die erste an: die des Maßes, der Heiligkeit GOTTES. Hier steht notwendig der Erzengel, der das Sakrament der Buße verwaltet; nur in Umkehr und Buße kann unser Leben neu werden und eingehen in die Wege der erbarmenden Weisheit GOTTES und so gerecht werden. GOTT schaut auf unser Leben nicht wie wir Menschen es tun in einer Richtung, sondern in der Vielfalt seiner Dimensionen und im Blick auf das Ziel, das ER ihm gesetzt hat. Da der Mensch in Sünde gefallen ist, hat sich sein Leben verkehrt; es hat nicht nur die Ausrichtung nach oben verloren, es hat auch die rechte Beziehung zum Nächsten, ja zur ganzen Wirklichkeit, in der der Mensch lebt, verloren. Der Versuch, sich „geradlinig“ zu entfalten, wie er dem Begriff des „Fortschrittes“ zugrunde liegt, ist ein weiterer Griff nach der Macht, der die Verwirrung der Sünde nur noch vermehrt und zuletzt zur Selbstzerstörung führen muß.

C. Die Erzengel und ihr Bezug zur Schöpfung und Erlösung
Ihr Bezug zur Schöpfung, die „Schöpfungstage“
Das ‘Bild der Schöpfungstage’

Die Schöpfung ist und bleibt ein Wunderwerk GOTTES, darum darf sie einst auch eingehen durch und mit den Menschen und den Engeln in die ewige Seligkeit. Die Edelsteine über den Toren der GOTTESstadt, wie sie uns die Apokalypse zeigt, sind Zeichen für diese verklärte Schöpfung. Ebenso das kristallene Meer (vgl.15,2) am Ende der Apokalypse, vermischt mit dem Feuer, als Bild der Einheit von GOTT und Schöpfung. GOTT als Feuer hat die Schöpfung (im Bild des Glases, dies wiederum Bild für das Wasser!) durchdrungen und ihr im Kristall ihre Endgestalt verliehen.

GOTT hat diese große materielle Schöpfung geschaffen in sechs Schöpfungstagen. Die hl. Engel dienten IHM in dieser Aufgabe. Weil die hl. Erzengel als Führer der Himmlischen Herrscharen in besonderer Weise auf den Menschen zugeordnet sind, ist ihr Bezug zu den sieben Schöpfungstagen, wie sie uns im ersten Kapitel der Genesis aufgezeigt werden, vor allem vom Menschen her zu verstehen. Auch wir sollen mit ihrer Hilfe Mitarbeiter an diesem Schöpfungswerk GOTTES werden, denn noch sind wir nicht am Ende des sechsten Schöpfungstages angelangt, noch ist die Schöpfung nicht vollendet.

Heute wissen wir besser, daß die Bibel auch im Blick auf die Schöpfung recht hat; auch wenn ihre Aussage über die Schöpfung in das Bild einer heute „überholten“ Weltschau gekleidet ist. Doch wo das Bild von GOTT kommt, wie überall in der Bibel, ist es immer wahrer als das analytische oder spekulative Denken des Menschen. Immer ist das Bild im Anfang und immer ist das Bild am Ende, weil es zusammenfaßt, weil wir durch das Bild durchschauen dürfen auf das Geheimnis des Größeren GOTTES und Seines Wirkens.

Wie sehr helfen uns die großen und doch so einfachen Bilder in der Bibel, uns vor dem Geheimnis des GOTTES zu beugen, der im Bild der Schöpfung durchschauen läßt auf Seinen SOHN. Keiner hat dies wohl tiefer verstanden als der Hl. Franziskus, der selbst in den kleinsten Lebewesen IHM, dem Bettler der Liebe, begegnete. Die ungeheuren Maße der Schöpfung, wie sie uns heute durch die Wissenschaft vorgestellt werden, sind nur im Blick auf IHN zu fassen, der das Abbild ist des Unsichtbaren VATERS ist. Der hl. Ignatius von Loyola war zu Tränen bewegt bei der Betrachtung des gestirnten Himmels, weil er in ihm etwas von der unsagbaren Schönheit GOTTES erkannte. Dabei kann die äußere Wirklichkeit des Kosmos den Menschen durch ihre Größe erschlagen., wenn er nichts von GOTT weiß oder wissen will. Wo dem Menschen der Blick auf den SOHN verloren geht, muß er sich vor der gewaltigen Größe des Kosmos als verlorene Ameise vorkommen. Seine Rechenkünste sind nur ein anderes Feigenblatt, mit dem er seine Armut zu verstecken sucht und doch keinen Ort finden kann, wo er sich bergen könnte.

Nur das Wort, das mit seinem Licht von GOTT kommt, kann das Unfaßbare einfassen in der Einfalt eines Bildes, so daß der Mensch verstehen kann und doch sich beugt vor dem größeren Geheimnis, das verborgen bleibt. Es ist ein Werk des Hl. GEISTES, die ungeheure Weite der großen Schöpfung im Bild dieser einfachen Schöpfungstage uns vor Augen zu bringen, darum kann dieses Bild auch nur im HEILIGEN GEIST aufgenommen und verstanden werden. Es ist das Bildwort der Bibel genauso ein göttlich schöpferischer Akt wie das Bild des Brotes, der Hostie, in der die GOTT-Menschlichkeit JESU CHRISTI geborgen ist. Unfaßlich auf der einen Seite - und doch wieder faßlich. Wir müssen nur in Liebe hinaufschauen auf dieses Geheimnis, dann wird es sich uns öffnen! Immer ist im Kleinsten das Größere und kann so Bild des Größeren GOTTES werden; es gibt keine „Sache“, durch die uns nicht die ganz persönliche Liebe des DREIFALTIGEN GOTTES ansprechen könnte!
Die Abfolge der Schöpfungstage

Wenn wir heute von der Naturwissenschaft her sagen: im Anfang ist die “Energie“ so heißt dies in der Sprache der Bibel: im Anfang ist das Licht. Um die liebende Einordnung hin auf das LICHT des SOHNES SOHN im HEILIGEN GEIST ging es schon am Ersten Schöpfungstag. Im Anfang steht darum für die Engel, die als erste in diesem Licht geschaffen wurden, die Prüfung: ob sie sich GOTT im dunklen Glauben zuwenden oder auf sich selbst stellen. Luzifer widersagte und mit ihn alle, die ihm nachfolgten, weil sie nicht bereit waren, sich zu verleugnen und in den Dienst GOTTES zu stellen. Alle Zuwendung zu GOTT bringt uns in das Licht. So geschah es mit den getreuen Engeln, sie wurden aus einer rein natürlichen Anschauung hineingehoben in die selige Anschauung GOTTES, wie sie auch uns Menschen nach dem Tod, nachdem wir gereinigt sind, einmal geschenkt wird.

Am zweiten Schöpfungstage entstehen die gasförmigen Stoffe, wie wir sie heute noch in den Spiralnebeln entdecken, die in der nächsten Phase nach Äonen von Jahren abkühlen und den flüssigen Stoff im Bild des Wassers bilden, wie es uns die Bibel deutet.

Am dritten Tag entsteht, wieder nach Äonen von Jahren, aus den flüssigen Stoffen das Feste, die Erde, mit der ihr eigenen Vegetation. Immer liegt die Schöpfung in ihrem Wachstum unter dem Hauch GOTTES; es sind Millionen und Milliarden von Jahren, die da vergehen.

In den folgenden Bildern faßt die Bibel die weiteren großen Schritte des Werdens der Schöpfung unter der schöpferischen Hand GOTTES. GOTTES Liebe zielt von Anfang an auf das Geschöpf der Mitte, den Benjamin der Schöpfung: den Menschen, der erst am Ende des sechsten Schöpfungstag die Bühne der Schöpfung betritt, da GOTT alles sehr gut für ihn bereitet hat. Es gibt keine Wahrheit des Glaubens, die nicht in Gegensätzlichkeit steht; so wird Gegensätzlichkeit Zeichen der Wahrheit GOTTES, die sich notwendig auch in Seinen Werken spiegeln muß und die sich darum auch in diesen Schöpfungstagen zeigt: Licht - Dunkel; Wasser unter dem Firmament - Wasser über dem Firmament; Meer - Land; in gleicher Weise auch in den folgenden Schöpfungstagen: die Ordnung der Sternenwelt zur Unterscheidung der Zeiten am vierten Tag mit den großen und den kleinen Gestirnen; der Lebensraum der Fische im Wasser, der Vögel in der Luft am fünften Tag und endlich was da kreucht und fleucht am Boden der Erde und der Mensch, der aufrecht vor GOTT stehen darf, am sechsten Tage.

Der Blick nach oben am vierten Tag hilft dem Menschen, zu scheiden und zu unterscheiden, zwischen Tag und Nacht, zwischen Tag und Woche, zwischen Monat und Jahr, zwischen geprägten und weniger geprägten Zeiten, so daß er sich im Angesicht der Ewigkeit nicht verliert, sondern festhalten kann an Ordnungen, die GOTT ihm gibt. Wie anders ist diese “Ewigkeit“ der wir am gestirnten Himmel begegnen gegenüber der toten Ewigkeit, dem ewigen Einerlei im asiatischen Raum. Heute fällt sie über die westliche Welt und erschlägt die lebendige Ordnung der christlichen Zeit, die wir im Unglauben verloren haben.

Wirklichkeit und doch zugleich Bild für das tiefere Erkennen des Menschen ist auch der fünfte Tag mit seiner Gegensätzlichkeit von im Wasser und in der Luft lebenden Wesen; die einen sind in ihrem Element wie eingeschlossen, die andern in der Luft wie aufsteigend nach oben ins Unendliche des Raumes.

Alle Lebewesen am sechsten Tag sind nur Verweis auf den, der die Krone der Schöpfung sein sollte, weil er am meisten das Abbild des SOHNES zu tragen gerufen ist. So sehr er auf aller vorhergehenden Schöpfung aufbaut - er ist ja von ihrem Staub genommen - so ist er doch durch einen neuen schöpferischen Akt GOTTES geschaffen, weil GOTT in Ihm Seinen SOHN erkennen will. Hineingestellt in die Gegensätzlich- keit von Staub und himmlischer Berufung, dürfte er aufsteigen zu GOTT, wo er diese Gegensätzlichkeit annimmt; da er sie verleugnet, zerfällt er zu Staub. So ist der Mensch in der Schwerkraft der Sünde abgestiegen in Millionen Jahren bis unter die Tiere, wir können es heute noch sehen in den prähistorischen Höhlen, in denen er gelebt hat.

Und doch darf er dann in Millionen Jahren wieder langsam aufsteigen, große Kulturen aufbauen wie die im mesopotamischen Raum; da er in der Kraft des Widersaches versucht, sich über sich selbst zu erheben im Turmbau von Babel (Gen 11,9) läßt GOTT seinen Weg sich im Staub verlieren und setzt neu an in der Berufung Abrahams, damit er im Glauben Seinem SOHN entgegenwachse. Ähnliches geschieht bis in unsere Tage hinein: nur der Weg des Glaubens führt nach oben, alle selbstherrliche Anstrengung des Menschen zerfällt. Der Mensch ist ein Geheimnis, weil Abbild GOTTES - und nur im Blick auf IHN kann er sein Wesen und seine Bestimmung erfüllen. Aus der Kreuzesspannung von unten und oben kommt das Heil; wer sich ihr zu entziehen vermeint, fällt nach unten. So war es bei der Prüfung der Engel, so wird es sein in der Prüfung der Menschheit am Ende der Zeiten, in die wir immer mehr eintreten.
Die Zuordnung der Erzengel zu den Schöpfungstagen

Naheliegend wäre, die Erzengel in der gleichen Abfolge den Schöpfungstagen zuzuordnen, wie sie über den Wochentagen stehen:

Da stände am ersten Schöpfungstag, dem Montag zugeordnet, St. Gabriel, der uns das Licht des Glaubens in der Taufe vermittelt;

am zweiten Schöpfungstag (Dienstag) der Engel der Priester, der berufen ist zu scheiden zwischen den „Wassern von oben und unten“ - zwischen den Menschen, die nur das irdische Leben suchen und denen, die nach oben streben;

am dritten Schöpfungstag (Mittwoch) St. Raphael, daß wir in der Liebe zu GOTT und den Menschen festen Boden unter den Füßen finden;

am vierten Schöpfungstag (Donnerstag) der Engel der Hlst. Eucharistie, daß wir im Brot des Lebens die Ordnung unseres Lebens nach dem Bild und Gleichnis des gestirnten Himmels aufbauen;

am fünften Schöpfungstag (Freitag) der Engel des Sakramentes der Ehe, daß wir erkennen: alle Fruchtbarkeit kommt aus der Leidensspannung des Kreuzes;

am sechsten Schöpfungstag (Samstag) der Engel des Bußsakramentes, daß wir umkehren, um der Gnade der Auferstehung am siebten Tage zuteil zu werden;

am siebten Schöpfungstag (Sonntag) mit St. Michael das heilige Ruhen in GOTT: denn „GOTT allein genügt!“

Betrachtend möge der Lese später einmal diese Sicht weiter durchdenken. Das Reich der Hl. Engel ist nicht linear zu verstehen, es hat viele Dimensionen, die uns immer neue Sichten eröffnen. Wir dürfen darum auch nicht unruhig werden, wenn wir nicht gleich verstehen, wenn wir die verschiedenen Dimensionen nicht auf einen Nenner bringen. Für die Betrachtung gilt im besonderen das Wort des HERRN bei Lukas: in der Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen (Lk 21,19). Wir wählen hier die Abfolge, die sich vom Sein und vom Tun der Erzengel herleitet. Zuerst sind wir auf das Sein GOTTES ausgerichtet - in Glaube, Hoffnung und Liebe. Dann gilt es im Zeichen des Kreuzes (hier im Blick auf die Kardinaltugen und die vier Eigenschaften GOTTES) unser Leben aufzubauen, von GOTT bauen zu lassen.

· Drei Erzengel stehen so für das Sein des Menschen in den ersten drei Schöpfungstagen:

· Der Engel der Hlst. Eucharistie, der Anbetende, steht vom VATER her für das Leben, das aus dem Licht kommt und ins Licht GOTTES zurückgerufen ist; er trägt das ‘Werde!’ im Licht.

· St. Gabriel vom SOHN her steht für das Wort, das die Scheidung bringt; er trägt das ‘Weiche!’

· der Engel der Priester vom HEILIGEN GEIST her steht für das ‘Komme!’, die liebende Zuwendung des Menschen zu GOTT, in der unser Leben fest wird.

Die übrigen vier Erzengel sehen wir in Beziehung zum Tun GOTTES am Menschen in den vier Richtungen des Kreuzes, durch das unser Leben Gestalt gewinnt.

· St. Michael schaut mit seinem Ruf „Wer ist wie GOTT?“ auf den Heiligen GOTT: unser Leben soll sich auf GOTT hin ordnen, wie wir es am gestirnten Himmel erkennen dürfen.

· der Engel der Buße schaut auf den Weisen GOTT, der uns im SOHN an sich ziehen will, damit wir in Selbstverleugnung zu Ihm aufsteigen wie die Vögel;

· der Erzengel des Lebens (Ehesakrament) schaut auf den Allmächtigen GOTT, der die Schöpfung im Menschen als ihrer Krone vollenden will;

· St. Raphael schaut auf den Gerechten GOTT, der das Schöpfungswerk der sechs Tage heimholt in GOTT für alle Ewigkeit!
Der erste Schöpfungstag

Sinnigerweise heißt der Erzengel des Altarsakramentes auch "Angesicht GOTTES"; er steht in besonderer Weise für das Sein der Engel als Schauen GOTTES. Das Schauen GOTTES aber ist wesentlich Anbetung; denn nur in der Anbetung kann das Geschöpf vor das Angesicht GOTTES treten. Darum steht ja auch dieser hl. Erzengel für die Liturgie, den Dienst des Geschöpfes an GOTT und für die rechte Haltung in diesem Dienst, die Ehrfurcht vor dem größeren GOTT.

Dreifach spiegelt sich das Licht GOTTES in diesem hl. Erzengel wider:

· Vom VATER her ist er Träger der Unsterblichkeit; denn wer GOTT schauen darf, hat teil am ewigen Sein GOTTES.

· Vom SOHN her spiegelt er die Reinheit; denn nur das reine Geschöpf darf vor GOTT treten. So dürfen wir armen Menschen es nur im und durch den SOHN wagen.

· Vom HEILIGEN GEIST her spiegelt er das Ringen um die Heiligkeit, wie sie uns Menschen mit der Hilfe der hl. Engel aufgetragen ist. In der Heiligkeit liegt das Erkennen GOTTES, in der Reinheit die Anbetung, in der Unsterblichkeit die GOTTseligkeit des Menschen.

So verstehen wir auch, was das goldene Licht bedeutet, das dieser hl. Erzengel, auch der „Goldschimmernde“ genannt, im Regenbogen der sieben Erzengel trägt:

· vom VATER her ist es alles Gold der Schöpfung;

· vom SOHN her bedeutet es für die Kirche den Sieg des Lichtes über alle Finsternis;

· vom Hl.GEIST her ist es Anruf, heilig zu werden.

Weil alle Erzengel im besonderen Dienst MARIENS stehen, trägt auch dieser hl. Erzengel den dreifachen Stern MARIENS, nämlich: ihre Gerechtigkeit vor GOTT, ihre GOTTESfurcht und ihren GOTTESdienst.

Wer die Prüfung des ersten Tages bestanden hat, wie die getreuen Engel, der ist für ewig in den Bund GOTTES eingegangen, den dieser hl. Erzengel für uns trägt. Wenn wir nur immer mehr mit ihm uns nach dem Licht GOTTES ausstrecken, dann wird GOTT endlich auch über uns das „Werde Licht!“ in Ewigkeit sprechen und dann sind wir für immer daheim.

Weil die hl. Erzengel Kämpfer sind, trägt auch jeder von ihnen ein zweifaches Schwert: die eine Scheide zur Deutung des Weges (Richtung), die andere gegen den Feind. Bei diesem Erzengel ist das Schwert gerichtet gegen allen Hochmut und alle Untreue, alle Vernebelung des Geistes, die die Erde heute immer mehr einhüllt; gegen alle, die die Kirche verfolgen und den bösen Samen der Spaltung, der Mißgunst, des Neides, der Eifersucht, der Herzenskälte in sie zu säen versuchen.
Der zweite Schöpfungstag

Der Anfang steht immer im Zeichen des VATERS, denn der VATER ist anfangsloser Anfang aller Dinge, auch des SOHNES, der aus Ihm geboren wird. Der VATER ist das Licht, das der SOHN in die Welt bringt. Der zweite Tag ist ganz dem SOHNE und damit dem Kreuz zugeordnet. Kreuz aber heißt Scheidung, denn nur aus der Scheidung kommt das Neue Leben. So heißt es auch jedes Mal in den ersten drei Tagen: "GOTT schied... ". In dieser Scheidung entstehen die Räume der Schöpfung:

Die vier Elemente, die wir in den ersten drei Tagen antreffen (zwei davon am zweiten Tag!) sind wie der Entscheidungsraum, in den GOTT Seine Geschöpfe, zuerst den Engel hineinstellt. Am ersten Tag ist es der Raum des Lichtes; am zweiten Tag der von Wasser und Luft; am dritten Tag der Raum der Erde. In den folgenden drei Schöpfungstagen werden diese Räume in den vier Richtungen des Kreuzes gefüllt.

Die Scheidung für den Menschen liegt im Wort St. Gabriels an MARIA und in ihrer Antwort. Hier scheiden sich im Zeichen des Kreuzes die „Wasser oben und von den Wassern unten.“ Unten bedeutet das Leben, das sich GOTT verschließt; oben - das Leben, das sich für GOTT öffnet und darum in GOTT eingehen darf. In solcher Scheidung entstand auch der Ton: im Ja als Lobpreis GOTTES nach oben, in der Absage als Mißton nach unten. Letztlich geht aller Ton zurück auf eine Spannung, die gelöst wird, sei es bei einer eingespannten Saite, die schwingt, sei es im Schwingen der Luftsäule in einem Blasinstrument, sei es in der Vibration der Luftsäule im Kehlkopf, die die Stimmbänder zum Schwingen bringt. Wo der Ton zwischen zwei von GOTT gesetzten Polen schwingt, wird Harmonie, Lobpreis; wo er sich selbst will, wird der Ton Mißton des gefallenen Engels und so Disharmonie.

Um die beiden Pole, oben GOTT und unten Mensch und ihr rechtes Spannungsverhältnis zueinander, geht es in jedem Zueinander, wie es hier in den zwei Elementen von Wasser unten und Luft oben angezeigt ist. Hier weist St. Gabriel hinüber zum sechsten Schöpfungstag, der dem Erzengel der Ehe zuzuordnen ist. Wo die Pole des Weiblichen und des Männlichen in ihrer Spannung hin auf GOTT einander begegnen, ist Fruchtbarkeit: es entsteht der Ton eines neuen Lebens im Kinde. Wo einer den andern unterdrückt, aufhebt und sich allein setzt, wo die beiden Pole die Spannung in der Kraft des Kreuzes, das in der Ehe zwischen den beiden Partnern steht, nicht durchtragen, zerbricht der Ton in Disharmonie.

Die Spannung liegt nicht nur im rechten Zueinander, sie liegt auch im Menschen selbst: als Spannung zwischen Leib und Seele, Gefühl und Geist, Äußerem und Innerem, zwischen den Sinnen und dem geistigen Erkennen, usw.. Nur in der Kraft des Kreuzes können sich diese vielfachen Spannungen lösen und in Harmonie fügen. Harmonie will erkämpft sein! Der himmelstürmende Lobpreis der Auferstehung ist Frucht der blutigen PASSION CHRISTI. Der Feind hat sich gegen solche Spannung zwischen oben und unten gewehrt. Er wollte nicht absteigen, um GOTT im Menschen zu dienen, sondern höher aufsteigen zu GOTT, ja über GOTT hinaus, selbst Gott werden; und so entstand die falsche Gegensätzlichkeit, die Widersetzlichkeit, die zerstört und das Leben zur Wüste macht. Im Dienen am Menschen, der so weit unter ihm steht, muß auch der Engel als Schutzengel noch wachsen hin zu seiner letzten Vollendung, jetzt im Blick auf den SOHN. Die ungetreuen Engel bleiben auch in der unfruchtbaren Spannung ihres Nein zu GOTT, wenn auch wider Willen, im Dienst an GOTT: sie werden für uns zur Prüfung.

Weil St. Gabriel in der Mitte von St. Michael und St. Raphael steht kommt ihm auch die Botschaft der Mitte zu, die Verkündigung an MARIA. Im Blick auf die Menschwerdung des HERRN bereitet er den Weg der Wahrheit hindurch durch alle Finsternis und Verwirrung, die die Sünde über den Menschen gebracht hat. Denn da der Mensch durch die Sünde immer mehr das Licht der Wahrheit verloren hat, nicht mehr zu GOTT aufschaut, verliert er sich immer mehr im Nebel der Täuschung durch den Bösen. Da die Natur um seinetwillen verflucht wurde, ist sie ihm feindlich; er flieht vor Ihr bis hinein in die prähistorischen Höhlen. Sie erzählen von der Flucht, von der Angst des Menschen, der versucht, das Tier, das stärker ist als er, zu besiegen, nicht im Kampf, sondern durch magische Künste.

Der Mensch sieht in der Natur göttliche Gewalten, die es zu versöhnen gilt. So beginnen, vom Bösen geschickt gefördert, die Naturreligionen, in denen der Mensch immer mehr vom wahren GOTT abgezogen ist und allein mit seiner Welt bleibt. Es entsteht endlich der Kult der Dämonen, die sich hinter den Naturgewalten verstecken und den Menschen nur helfen, wenn er sich ihnen bedingungslos ausliefert bis hin zu den Menschenopfern, wie sie besonders in Mexiko den Göttern dargebracht wurden. Darum muß ja der HERR zuerst, bevor ER Sein Wort verkündigen kann, die Dämonen austreiben. Nur bei MARIA und denen, die auf MARIA zu und von ihr weg ihren Weg durchs Leben gehen, braucht es ein solches Aufbrechen des Gefängnisses der Sünde nicht; denn sie ist frei von aller Sünde von ihrer Empfängnis an.

Hier ist in der Wüste der Sünde eine Oase, an die der Böse nicht herankann. Die Immaculata steht für die Sündelosigkeit des Menschen; sie steht für das Geheimnis der Erlösung durch das Kreuz schon vor dem Kreuzestod des HERRN. Als MARIA "ja" zum Engel sagt, beginnt der Boden der Erde wieder fest zu werden (im Blick auf den dritten Schöpfungstag!). Der Mensch kann wieder vor GOTT stehen, auch in den Wirren dieser Zeit, die sich bis zum Chaos steigern werden, weil er GOTT vergessen und so dem Widersacher Tor und Tür geöffnet hat. Die Hölle strömt ein über die Erde und wird dem glaubenslosen Menschen zum furchtbaren Gericht. Es ist wie am Anfang: „der Geist GOTTES schwebt über dem Chaos,“ nur die Liebe kann den Menschen noch retten.

Wer sich im Dunkel des Gerichtes, das um unserer Sünden auf uns herabkommt, nach Ihm ausstreckt, wird in MARIA Geborgenheit und den Weg zu GOTT finden. Der Glaubende unserer Zeit muß neu und bewußt sein Ja zum Bund GOTTES in JESUS CHRIST sagen. Er kann dies nur in MARIA; auf ihr JA hin geht alle Scheidung dieser Zeit. St. Gabriel wird das Ja der Glaubenden wie einst das Ja MARIENS hin zum Throne GOTTES bringen - und der GEIST GOTTES wird in ihr und durch sie das Angesicht der Erde erneuern.

Dreifach ist der Stern, den MARIA hier trägt:

· Es ist der Stern der Hoffnung für alle, die mit ihr und durch sie das Ja zu GOTT sprechen:

· Es ist der Stern des Gehorsams für alle, die wie sie, dem Worte GOTTES, das Gabriel spricht, sich öffnen.

· Es ist der Stern der Armut für alle, die die nichts wollen als "GOTT allein".

Das Weiß, das St. Gabriel trägt, steht in besonderer Weise

· vom VATER her, für die Abrechnung, die er in den letzten Tagen von den Menschen verlangen wird. Der Engel mit dem Büchlein der Rechenschaft im 11. Kapitel der Geheimen Offenbarung ist kein anderer als St. Gabriel. Er verlangt Antwort auf das Gnadenangebot der Menschwerdung CHRISTI, und diese Antwort können wir allein in MARIA in rechter Weise geben.

· Das Weiß vm SOHN her ist Seine Erlösungstat, in der sich das Erbarmen GOTTES über uns armen Sündern offenbar. MARIA hat sie in ihrem schweigenden und durchbohrten Herzen aufgenommen und darf sie nun der Menschheit vermitteln.

· Das Weiß vom HEILIGEN GEIST her, aber steht für die Schönheit MARIENS, des schönsten Geschöpfes, das GOTT erschaffen hat; das GOTT an die Stelle des ersterschaffenen, schönsten Engels, des Lichtträgers gestellt hat, der GOTT die rechte Antwort verweigerte.

Wie sie vom VATER her den Boden für den Menschen wieder fest macht in ihrem GOTT-vertrauen; wie sie sich im Schweigen dem Wort des SOHNES durch den Engel öffnet und dadurch zur Miterlöserin und zur Gnadenvermittlerin und großen Fürbitterin wird; so wird sie im Hinblick auf den GEIST zur Braut und steht so für die Unzerstörbarkeit der Kirche.

St. Gabriel ist nicht nur der Patron aller Knechte und Mägde GOTTES, der Verkünder des Wortes GOTTES, der Hüter des Taufsakramentes und damit des ersten Wochentages, des Montages, an dem wir besonders für diese Gnade danken können. Er ist auch der Hüter der Unschuld der Kinder und der Mütter, die die Kinder in Reinheit erziehen sollen; er ist der Helfer der Armen und Bedrängten, ja, der Lastträger, hat er doch selbst die größte Last der Botschaft an MARIA getragen.

Seine Feinde sind alle, die uns vom rechten Weg zu GOTT abbringen wollen, die falschen Propheten und Religionenstifter, die in der letzten Zeit in Legionen über die Erde kommen werden, wie der HERR es uns vorausgesagt hat. So möge uns St. Gabriel das Licht der Unterscheidung geben, damit wir den rechten Weg zu GOTT nie verlieren.
Der dritte Schöpfungstag

Es fehlt noch das Vierte Element, nach dem Licht, dem Wasser und der Luft, nämlich das feste Element: die Erde. Die Erde, die sich am dritten Tag aus den Wassern herausbilden soll, gibt wieder ein Bild der Gegensätzlichkeit; St. Gabriel, der in Apk. 11 als Engel der Scheidung und Rechenschaft mit einem Fuß auf dem Wasser mit dem anderen auf dem Festland steht, tritt hier zurück vor dem Engel der Priester, der als Symbol das Rauchfaß trägt und den Menschen die Hingabe an GOTT lehrt, durch die der Boden fest wird. Er weist auf den „Fels“, auf den GOTT in Petrus Seine Kirche stellt - inmitten der „Wasser“. Letztlich ist GOTT selbst der Fels, denn nur durch Ihn kann der Mensch stehen und von IHM her aufbauen. Der Eckstein, den GOTT in die aufgewühlten Wasser der Schöpfung wirft, ist CHRISTUS. Wer nicht auf diese Mitte zugeht, kann nicht fest werden. Er wird wie die Wogen des Sees hin- und hergeworfen; er vermag sich nicht zu erkennen (vgl. Jk 1,25). Doch achten wir darauf: die materielle Festigkeit der Erde, wie wir sie verstehen, ist nur Zeichen. Wer nach dem „Festen“ greift und es festhalten will, greift letztlich in die Leere; denn gerade das Greifbare der Dinge ist ihre Ungreifbarkeit; wieder begegnen wir hier einer Gegensätzlichkeit, die für die größere Wahrheit GOTTES steht. Hier weist uns schon das Symbol des Engels: sein Rauchfaß: fest werden wir nur, wenn wir aufsteigen über uns!

Dieser größeren Wahrheit GOTTES haben sich die Märtyrer, die Mönche, die Einsiedler, die Priester geweiht, die solche Hingabe dem Volke GOTTES vorleben und die Gnadenwasser GOTTES auf die Erde herabziehen sollten. Aus ihrer Hingabe erwächst für die Kirche CHRISTI neues Leben und nur dort, wo das Opfer CHRISTI nicht nur am Altar gefeiert wird, sondern auch in unser Leben eingeht, in welcher Form auch immer, da wird die Heilige EUCHARISTIE das Sakrament der Kraft, das unser Leben umwandelt zum Zeugnis CHRISTI. Als Verwalter des Sakramentes der Priensterweihe steht er am Dienstag, dem Tag, an dem die Kirche in der Votivmenne der hl. Engel gedenkt, die in besonderer Weise für die Sendung stehen. Die Priester sollten ja sein wie die Engel GOTTES und nicht nur den Menschen den Weg hinauf zum Himmel weisen, sondern ihnen schon hier in aller Bedrängnis in der Kirche Geborgenheit schenken. Dreifach müssen wir diese Hingabe sehen, im Hinblick auf den DREIFALTIGEN GOTT; sie steht im Zeichen des dunklen Rot, Bild für das Blut des Menschen, Bild für die Hingabe des SOHNES: ohne Blutvergießen gibt es keine Erlösung. Um dieses Geheimnis wußten sogar die Heiden, wenn sie den Göttern Opfern dabrachten, ja ihr eigenes Leben auf die Opferschale legten. Erst im Opfer CHRISTI hat sich das dunkle Geheimnis solcher Verkehrung gelichtet.

· Vom VATER her ist es die karitative, nimmermüde Nächstenliebe;

· vom SOHN her die glühende Opferbereitschaft;

· vom HEILIGEN GEIST her die Waffe des Verzichten, die MARIA in besonderer Weise gegeben war.

Darum trägt auch MARIA den dreifachen Stern:

· der Hingabe im Bezug zum VATER;

· der GOTTESbindung hin zum SOHN;

· des Verzichten hin zum HEILIGEN GEIST.

Über diesen hl.Erzengel schließt der VATER, der barmherzige GOTT, Seinen Bund mit der Menschheit hin auf MARIA, als der Mutter der Liebe und der Barmherzigkeit.

Das Symbol dieses Engels, das Rauchtaß; mit dem aufsteigende Weihrauch ist Zeichen für die Überwindung der Schwere der Erde und der Sünde. In der Apokalypse ist dieses Rauchtaß (8,3) Bild für die Gebete der Heiligen vor dem Throne GOTTES. Dort, wo es auf die Erde geschleudert wird, beginnt der Kampf GOTTES mit Seinen Engeln gegen die Macht des Widersachers: auch im Weihrauch ist schweigend das Wort St. Michaels: Wer ist wie GOTT! Von einer frommen Mutter, die aufschaut zu GOTT, lernt das Kind das Beten mehr als in katechetischer Unterweisung. Wo das Rauchfaß mit den Gebeten der Heiligen auf die Erde geworfen wird, wird der Geist des Gebetes in den Herzen der Menschen geweckt, wie es die Heiligen getan haben, da sie unter uns wirkten.

Das Gebet ist die stärkste Waffe der Christen, es gibt dem Menschen Stand, daß er nicht von den Strömungen der Zeit mitgerissen wird wie die große Masse. Wie bei den Hirtenkindern von Fatima erwächst es aus dem Opfer, aus der Selbstverleugnung, dem Verzicht. Jedes Gebet, das lehrt uns der Engel von Portugal, auch das furbittende, muß letztlich auf die Anbetung GOTTES ausgerichtet sein; es muß aufsteigen als Lobpreis, denn nur das Gebet, das über den Beter hinausgeht, auf den Willen des VATERS ausgerichtet, ist wirkliches Gebet, so wie wir es im Gebet des HERRN am Ölberg finden, wo ER um diesen Willen den VATERS bis auf das Blut ringt. Weil die echte Hingabe nicht abzubiegen ist, darum sind die Feinde dieses hl.Erzengels alle Dämonen der Gewalt, des Hasses, der Zerstörung. Doch wird all ihre Macht zuschanden, wo einer aufsteht im Bekenntnis zu GOTT und bereit ist, sein Leben für Ihn hinzugeben.
Der vierte Schöpfungstag

Der Raum der Schöpfung fullt sich mit Himmelskörpern, mit den Sternen, der Erde am nächsten sind die Sonne und der Mond. An ihnen soll der Mensch die Zeiten messen. Von oben ist dem Menschen das Maß der Zeit gegeben, darum darf er sie nicht willkürlich von unten her nach seinen Wünschen und Bedürfnissen bestimmen, wie es heute immer mehr geschieht. Die Erde, die schon am dritten Tage entsteht durch die Scheidung aus den Wassern, ist schon durch ihre Vegetation den anderen Himmelskörpern voraus. Selbst wenn sie zusammen mit anderen Sternen zusammen geschaffen sein sollte, GOTT hat sie durch die Mittestellung am dritten Tage vor allen anderen Himmelskörpern hervorgehoben. Sie ist die Mitte, auf die GOTT hinzielt in der Schöpfung, auch wenn sie unter den Millionen, Milliarden Sternen der kleinste ist. Wie der Mensch der Benjamin unter den Lenbewesen ist, so ist es die Erde unter den übrigen Gestirnen. Schon in der Schöpfung gilt dieses Heilsgesetz: GOTT erwählt das Schwache, damit das Starke beschämt werde.

Man könnte es auch das „Gesetz der Umkehr“ nennen, das schon am ersten Schöpfungstag im „Wer ist wie GOTT! St. Michaels aufleuchtet. GOTT will unseren Blick abziehen von der Größe eines Kosmos, der das Begreifen des Menschen übersteigt, und ihn zuwenden der kleinen Erde, die ER erwählt hat zum Königsitz Seines SOHNES, der auf ihr Mensch werden sollte. Weil auf ihr in besonderer Weise das Auge GOTTES liegt, sind die übrigen Sternwelten, wie wir sie heute ein wenig besser erkennen durfen, in all ihrer Ungeheuerlichkeit, letztlich um der Erde willen da. Sie dienen dazu, das Gleichgewicht des Universums zu tragen, in deren Mitte die Erde steht. So haben Galilei und Kopernikus doch Unrecht, so sehr sie astronomisch Recht haben mögen. Die Erde ist und bleibt die Mitte, weil GOTT sie erwählt hat. So hat GOTT mit David gehandelt, der als letzter unter seinen Brüdern vom Hirtenfelde kam und dazu bestimmt wurde, den Riesen Goliath zu fällen und das ganze Heer der Philister in die Flucht zu schlagen. Du mußt umdenken, Mensch, wenn du in die Welt des Glaubens eintrittst: Wirklichkeit ist hier nicht zuerst das Greifbare, das Meßbare, das, was der Mensch handhabt, sondern: Wirklichkeit ist, was GOTT im HEILIGEN GEIST bestimmt und festgelegt hat

Die Wissenschaft, die sich nicht über den Glauben stellt, kann sich an diese Geheimnisse herantasten, vom HEILIGEN GEISTE geleitet. Denken wir an das Buch von Philbert "Der DREIEINE"mit seinen astro-physikalischen Betrachtungen. Doch immer bleibt GOTT das letzte Wort. Der Glaube hat alle Erkenntnis schon immer überholt, denn der Glaube erkennt tiefer. Im Blick auf den ungeheueren Raum der Schöpfung sagt uns St. Michael nüchtern: Wenn du GOTT in dein Herz aufnehmen willst, dann muß dein Innenraum so groß sein, so weit sein, wie dieser scheinbar unendliche Kosmos. Und hier mußt du, Mensch, erschauern, aufhorchen, in dich gehen: hat GOTT wirklich den Menschen so groß geschaffen, daß sich sein Innenraum mit dem des Kosmos messen kann?

GOTT allein sieht die tieferen Zusammenhönge, wo der Mensch im Besserwissen zugreift, zerfallen die Dinge. GOTT hat diese gewaltige Welt geschaffen im Hinblick auf Seinen SOHN, der auf ihr geboren wurde, klein wie alle Kinder dieser Welt und noch dazu in tiefster Armut, in einer Hirtenhöhle. Weil GOTT sich in Seinem SOHN so klein gemacht hat, so ist auch der gewaltige Kostmos „klein“ und du kannst ihn „verstehen“ im Blick auf den SOHN; der auf dem kleinsten seiner Sterne Mensch wurde. Darum ist der Glaubende nicht verloren inmitten eines ungeheuren Kosmos wie eine schwarze Ameise in dunkler Nacht, er ist geborgen in der Mitte dieser Welt, im Herzen des HERRN. Auf dieses durchbohrte Herz will dieser hl.Erzengel unseren Blick richten, wenn wir auf die Schöpfung schauen. Dann sind wir, wo immer uns GOTT in dieser Welt hinstellt, zu Hause und mag diese Erde von Erdbeben einmal geschüttelt werden wie von Fieberschauern.

So sehr die hl.Engel eigengeprägte Persönlichkeiten sind, sie sind ja reine Geister, so sehr sind sie hineingebunden in die Gemeinschaft ihrer Brüder, besonders in einer Siebenergruppe wie der der sieben Erzengel. Da steht einer für den andern; da trägt einer den andern in sich. Da St. Michael in besonderer Weise hervorsteht, faßt er die übrigen sechs zusammen: wenn wir ihn anrufen, rufen wir zugleich die andern mit ihm an. Das gilt auch für das Michaelagebet nach der hl.Messe, das Papst Leo XIII. eingefuhrt hatte, es ist unausgesprochen ein Gebet zu den sieben Erzengeln als den Himmlischen Heerführern im geistigen Kampf. St. Michael ist der erste unter gleichen, sein Kampfruf Wer ist wie GOTT?', ist im Anfang der Zeit das Schwert, das die Scharen der Engel spaltete und jetzt immer mehr die Scheidung in die Menschheit hineinträgt. Gegen Ende wird ihm noch einmal die ganze Kraft des Anfanges, weil alle hl. Engel mit ihm in diesen Kampf eintreten werden. Die Ordnung der Sterne, wie sie uns am vierten Tag gezeigt wird, wird endlich die Ordnung der ganzen Schöpfung

Das ist das Große der hl.Engel, daß sie klein sind vor GOTT, daß sie nichts wollen, als die größere Ehre und den größeren Lobpreis GOTTES. Und weil das Lob GOTTES unsere ewige Bestimmung ist, müssen wir schon hier mit den hl.Engeln immer mehr in dieses Lob einstimmen, denn wie der Psalm sagt: Lobe GOTT und du wirst Sieger sein über deine Feinde. (Ps 36,20). Im Lobpreis GOTTES, wie er im Kampfruf St.Michaels aufbricht, ist schon jetzt die Vollendung der Schöpfung da. Jeder, der im lebendigen Glauben steht, hat schon an dieser Vollendung teil, so wie Johannes schreibt: "Denn dies ist das ewige Leben, daß sie Dich erkennen, Den Einen Wahren GOTT (Jo17,3). Und dies ist unser Sieg, der Glaube (1 Joh 5,45). Solcher Glaube ist tiefstes Erkennen, das allem Erkennen des Menschen immer schon voraus ist; das wir vielleicht nie ganz einholen werden.

Glaube ist "Fels", weil er uns hineinnimmt in die Ordnung des Reiches GOTTES; darum schenkt er schon jetzt in aller Bedrängnis und Not dieser Zeit Feststehen in GOTT, ohne zu wanken. Denn, wenn GOTT wirklich GOTT ist, dann muß ER Sieger sein, wie verzweifelt auch unsere menschliche Situation sein mag. Zu diesem Glauben muß sich der Mensch immer wieder durchringen und darum ist auch St. Michael der Patron im Kampf, Behüter und Patron und Behüter aller Soldaten, nicht nur im irdischen, sondern auch im geistigen Sinn und deshalb auch Hüter des letzten Sakramentes der Sterbestunde, die ein schwerer Kampf mit den Mächten des Geistes sein wird. Wir werden ihn nur bestehen können, wenn er uns zur Seite steht; denn in dieser Stunde werden all unsere guten, aber auch all unsere bösen Werke aufstehen. Der böse Feind wird sich an unsere schlechten Taten hängen mit seinem ganzen Gewicht, daß wir verzweifeln an der Barmherzzigkeit GOTTES. Nur wenn wir in Reue und Demut unsere Sünden bekennen, wenn wir zu St. Michael aufschauen, mit ihm rufen: Wer ist wie GOTT!, dann ist auch dieser schwerste Kampf schon entschieden.

St. Michael steht ganz in MARIA, darum trägt er auch ihre Farbe das Blau: vom hellen Himmelblau das die Erde wie ein weiter Mantel einhült bis zum dunklen Blau der Bergseen, deren Tiefe nicht abzuschätzen ist. Immer ist es Bild für das Geborgensein, sei es in der Höhe, sei es in der Tiefe - denn wer ist mehr in GOTT als MARIA!

· Bild für die Treue GOTTES, in der MARIA die schwersten Stunden am Kreuz durchgetragen hat.

· Bild für den Anruf des Himmels: erhebet eure Herzen.

· Bild für das Geborgensein unter dem Schutzmantel der Mutter.

Darum steht auch über St. Michael MARIA mit dem Stern des Glaubens:

· im Blick VATER mit dem Stern der Demut,

· im Blick auf den SOHN mit dem Stern der Treue,

· im Blick auf den HEILIGEN GEIST erweist sich MARIA als die Königin des Weltalls. Sie wird mit der Hilfe St. Michaels und aller himmlischen Heerscharen, die Schöpfung wieder heimbringen in den Schoß des VATERS.
Der fünfte Schöpfungstag

Der fünfte Tag fullt den Raum des zweiten Tages, den des Wassers und der Luft mit allen Arten von Fischen und den Bewohnern der Luft, den Vögeln. Erinnern wir uns: so sehr die Bilder der Bibel Wirklichkeit sind, so stehen sie immer für andere, tiefere geistige Wirklichkeiten; das gebundene Leben der Fische und das sich aus der Schwere der Erde erhebende Leben der Vögel sind Bild für das Leben, das unten bleibt und fur das Leben, das sich über sich selbst erhebt, hinauf zu GOTT. Die Vögel streben - bildlich gesehen - hin zu den Wassern über dem Firmament als Bild der Gnadenwasser GOTTES. Dieses Streben hinauf, dieses Über-sich-hinaus, das Immer-mehr kennzeichnen die Eigenart des Erzengels, der das Bußssakrament verwaltet und über aller Sehnsucht des Menschen zu GOTT steht. Er will den Menschen im Bild des Aufstieges, für das die Vögel des Himmels stehen, nach innen führen. Er ist der Patron des Samstages, an dem wir erschüttert über das Sterben des HERRN am Kreuz, in Buße in uns gehen sollten.

Die Reichweite dieses hl. Erzengels geht vom armen Sünder, der sich bekehrt hat bis zum Asketen und Einsiedler, der sein Leben aufgeopfert hat für die Bekehrung der Sünder. Über ihnen steht MARIA, als die große Fürbitterin, als die Kreuzträgerin, als die Schmerzensmutter, die uns alle hineingebären soll durch die enge Pforte des Kreuzes, hinein in das ewige Leben.

Die Farbe Violett , die dieser Engel trägt, umgreift

· vom VATER her alles Violette in der Schöpfung,

· vom SOHN her das Geheimnis der Wandlung zu GOTT im Kampf, in sehnender Liebe;

· vom HEILIGEN GEIST her die Dunkelheit im Reich des Geistes, durch die wir alle einmal eingehen mussen, um in das Licht des Himmelreiches zu gelangen.

Umkehr zu GOTT bedeutet Abwendung von der Welt, vom Bösen und dem Ich. Darum stehen gegen diesen hl.Erzengel auch alle Dämonen der Ichsucht, der Habgier, des Sich-Durchsetzen-Wollens mit Gewalt, die heute im öffentlichen Leben immer mehr Oberhand gewinnen. Weil der Geist der Buße auch in der Kirche schwächer geworden ist und weil selbst die Christen sich heute in dieser Welt einzurichten versuchen, hat dieser Engel eine schwere Aufgabe.

Dreifach ist der Stern, der in der Hand dieses Engels aufblitzt:

· Es ist der Stern der tiefen Reinheit MARIENS im Hinblick auf den VATER; sie ist ja das reinste unter allen Geschöpfen, sie ist als die Jungfräuliche reine Öffnung hin zu GOTT; Quelle aller Fruchtbarkeit: nur so kann sie den Sohn des VATERS in ihrem Schoß aufnehmen.

· Es ist der Stern der Sühnebereitschaft im Hinblick auf den SOHN; als einzige hat sie mit Johannes unter dem Kreuz ausgehalten.

· Es ist der Stern der Innerlichkeit im Hinblick auf den HEILIGEN GEIST, denn der GEIST GOTTES will die Tiefe des Menschen ausloten.

Dort, wo GOTT im Anruf dieses hl. Erzengels die Mitte unseres Lebens wird, da kann der Mensch über sich aufsteigen zum größeren GOTT. Wo aber unser Leben auf GOTT ausgerichtet ist, da beginnt sich auch das zu ordnen, was uns umgibt. Hierher gehört deshalb das Wort des hl. Ignatius: Wenn sich nur dein Herz bekehrt, wird sich die ganze Welt bekehren. Bekehrung ist Abkehr des Menschen von der Welt und Aufstieg zu GOTT im Lobpreis. Sogar die ihn ablehnen, müssen ihn in dieser Ablehnung noch bekennen, nämlich, daß "ER ist". Das ist der äußerste Rand des Lobpreises GOTTES in der Schöpfung.
Der sechste Schöpfungstag

Das Über-sich-hinaus, das am fünften Tag besonders aufleuchtet, greift auch auf den sechsten Schöpfungstag über. Hier streckt sich das Leben über sich hinaus hin zum Menschen, als der Krone der Schöpfung, in dem GOTT Seinen eingeborenen SOHN erkennen will. An diesem Tag werden die Tiere geschaffen, alles, was da kreucht und fleucht. Am Ende aber dieses sechsten Tages, es sind wohl Millionen und Milliarden Jahre vergangen, erscheint der Mensch im Morgenlicht der Liebe GOTTES als Krone der Schöpfung, als ihre Zusammenfassung, ein Mikrokosmos. Und doch, er ist mehr als diese Schöpfung, weil GOTT ihm von seinem Lebenshauch eingehaucht hat. Der Begriff der Entwicklung, der heute so leichtfertig gebraucht wird, bedeutet in der Sicht des Glaubens: jede ‘Entwicklung’ der Schöpfung, besonders aber des Menschen, ist ein neuer Schöpfungsakt GOTTES, der wohl auf dem Bestehenden aufbaut, doch von diesem her Neues hervorbringt, das bisher nicht da war. Es gibt-von GOTT her keinen bloß kausalen Ablauf in der Entwicklung der Schöpfung: alles ruht in der Hand des Schöpfers, die über der Schöpfung liegt, um sie zu behüten und zu pflegen in ihrem Wachstum. Immer wieder greift GOTT ein, um Neues zu schaffen im Hinblick auf das Kommen Seines SOHNES in der Fülle der Zeit, Er wird der Schlußstein der Schöpfung, mit IHM beginnt die Endzeit, die sich vollendet in der Wiederkunft JESU CHRISTI.

Weil der hier zuzuordnende Erzengel Träger des Sakramente der Ehe ist, steht durch ihn auch die Ehe in besonderer Weise im Licht der Vollendung. Darum versucht sich ja der Feind in unserer Zeit in den Schmutz der Sünde zu ziehen, sie zu zerbrechen, wo er nur kann - denn heißt es nicht in der Genesis: GOTT schuf den Menschen nach seinem Ebenbild: als Mann und Frau (Gen1,17)? Wenn es von der Ehe heißt: „und sie werden ein Fleisch (vgl.Gen 2,26) , so gilt dies im Bild auch für die geistig-geistliche Einheit der Kirche und jeder zum ewigen Leben berufenen Seele; hier gilt in JESUS CHRISTUS das Wort an MARIA: Siehe deinen Sohn, siehe da deine Mutter (19,27). Beide stehen sie in solcher Einheit unter dem Kreuz - geheimnisvoler Hinweis, daß auch im religiösen Leben die Einheit der Geschlechter im Zeichen des Kreuzes Vollendung des Bildes GOTTES im Menschen verheißt.

MARIA leuchtet hier: in allen Schattierungen des Grün als Zeichen der Fülle des Lebens, die uns in JESUS CHRISTUS geschenkt ist. Denken wir an das tiefsinnige Wort der Hl.Hildegard: „viriditas est virginitas“. Man könnte es übersetzen: Jungfräulichkeit ist die Öffnung des Menschen für die Fülle des Lebens aus GOTT!

· Sie ist Stern der Schönheit vom VATER her; der Mensch ist bestimmt, die Krone der Schöpfung zu sein;

· sie ist Stern im Bild der Hl. Familie vom SOHN her; durch IHN sind wir gerufen in die ‘Familie’ der Hlst. DREIFALTIGKEIT

· sie ist Stern der Harmonie vom HEILIGEM GEIST her; in IHM soll der Lobpreis der materiellen Schöpfung und der Engel eins werden.

· Der VATER steht hier für das Gesetz, hier als Gesetz der Vollendung zu verstehen;

· der SOHN für die Kraft der Spannung, die allem Leben innewohnt und den Menschen hinaufbindet an GOTT;

· der HEILIGE GEIST steht tür die Verheissung des Eingehens in GOTT im Bild des Regenbogens.

Das Grün, das dieser hl.Erzengel vor allen anderen Farben des Regenbogens in seinem reichgeschmückten Vespermantel trägt, hat dreifache Bedeutung:

· vom VATER her ist es das Grün alles Wachstums;

· vom SOHN her bedeutet es das Wachstum im GEIST und in der Familie;

· vom HEILIGEN GEIST her, ist es gesetzt gegen alle Zersetzung, die der Böse von unten heranwirft.

Die Schwertschneiden heißen

nach oben: über hinaus!“

nach unten: wenn das Samenkorn nicht stirbt, bringt es keine Frucht!
Der siebte Schöpfungstag

Am siebten Schöpfungstage, da GOTT auf die Schöpfung sah, ruhte ER aus. (Vgl. Gen 2,2 ). Doch Er hört nicht auf neu zu sein in Seinen Geschöpfen, die nun in dieses Sein Leben, das ewige Fruchtbarkeit ist, hineingenommen sind. Und weil GOTT in dieser Fruchtbarkeit die Erfüllung aller Sehnsucht nach Liebe ist, werden wir in Ewigkeit in dieser Liebe kein Ende finden. Hier ist deshalb der Platz St. Raphaels, des Engels der Liebe - und weil die Liebe ein Letztes ist, ist er der Erzengel dieser Letztzeit, die in unseren Tagen anzubrechen beginnt und weist deswegen auf die Wiederkunft des HERRN, in der schon hier auf Erden der Himmel einbrechen wird.

Weil aber Vollendung nur im Kampf, im Zeichen des Kreuzes zu erreichen ist, ist er nicht weniger als St. Michael Kämpfer GOTTES und dies im Blick auf die Vollendung aller Dinge hin auf die Unbefleckte. Er steht in besonderer Weise über dem Protoevangelium: Du wirst der Schlange das Haupt zertreten (3,15). Im Himmel ist schon seit dem Sturz Luzifers und seines Anhanges das Gedächtnis an die gefallenen Engel ausgelöscht. Sie haben vor GOTT keinen Namen mehr, sie sind nichts! Darum lehrt uns St. Raphael im Kampf gegen die alte Schlange, nicht auf den Feind zu schauen, sondern auf GOTT - denn nur in solchem anbetenden Schauen an GOTT sind wir eins mit unserem Engel und auch mit St. Raphael dem Geistkämpfer. Er ist nicht nur „Arznei GOTTES“ für unsere Heilung, er ist auch Kraft im Kampf gegen die Schlange, wie er es schon in der Begleitung Tobias’ erweist.
Die Beziehung der Erzengel zur Ordnung von Zeit und Raum

Den hl. Erzengel obliegt im Kampf mit den Mächten der Unordnung, die Grundstrukturen des Reiches GOTTES auf Erden durchzusezten. Wo immer der Mensch GOTT findet, da muß sich notwendig sein Leben vor GOTT ordnen bis in die kleinen Dinge des Alltages hinein. Dies gilt auch für die Ordnung der Zeit, denn Zeit des Heiles gibt es von GOTT her im eigentlichen Sinne erst von JESUS CHRISTUS an.
Die Ordnung der Wochentage:

Die Ordnung der Sieben zielt schon im natürlichen Raum auf die höhere Ordnung des HEILIGEN GEISTES, in die der Mensch, der aus der Sünde kommt, langsam hineinwachsen muß; auch wenn er schon von Kind her in diese Ordnung hineingestellt ist, er muß sie sich ganz persönlich und bewußt aneignen und in ihr sein Leben gestalten. Daß die Ordnung der sieben Tage der Woche nicht eine willkürliche, von Menschen erfundene Ordnung ist, sondern der organischen Ordnung alles Wachstums entspricht, auch des menschlichen Leibes, kann die Wissenschaft heute ohne Schwierigkeit aufweisen.

GOTT stellt den Menschen in Lebensordnungen hinein, in denen er sich in rechter Weise entfalten und wachsen kann, hinauf zu IHM und hin zu seinen Brüdern, ja hin zur ganzen stofflichen Schöpfung, die ihm den Lebensraum schenkt. Immer umgreifen diese Ordnungen sowohl das materielle wie das geistige Sein des Menschen. Je tiefer der Mensch in sie hineinfindet, um so näher kommt er GOTT. Da der Mensch der modernen Zeit alles selbst zu machen versucht, konnte er auch der Versuchung nicht widerstehen, die Ordnung der Zeit nach seiner Vorstellung neu zu regeln. Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß die beiden Versuch dieser Art gescheitert sind, denn sie widersprechen dem Lebensrhythmus des Menschen.

Heute läßt man zwar die christliche Woche bestehen, doch sie ist durch das moderne Arbeitsleben der Stadt in vielfache Unordnung geraten. Die meisten Menschen, selbst viele Christen, wissen nicht mehr um den heiligen Rhythmus der sieben Tage, wie GOTT ihn schon im Alten Bund festgelegt hat. Darum geht auch der Sinn für eine weitergehende Ordnung der Zeit, wie sie durch die Feste der liturgischen Jahreskreise gegeben ist, immer mehr verloren. Wir nähern uns wieder der heidnischen Zeiterfahrung: alle Zeiten sind irgendwo gleich. Hier sind wir bei der falschen Ewigkeit, die der Mensch durch selbsterfundene Feste zu gliedern versucht. Die christliche Ordnung der Zeit ist auch im Raum der Kirche in Anpassung an eine laisierte Welt geschrumpft; die Festzeiten haben zwar noch verschiedene Namen, doch die wenigsten wissen noch um ihre tiefere Bedeutung. Sie sind für viele Feste, wie man einen Geburtstag feiert; das Entscheidende ist, wichtig ist, daß der Mensch frei hat und es sich gut sein läßt, auch auf Kosten GOTTES und in Seinem Namen.

Hier ist es für den Gläubigen, der auch in dieser Zeit des Verfalls aller Ordnung noch um eine christliche Ordnung des Lebens ringt, eine Gnade zu wissen, daß die Ordnung der Zeit und damit auch die der christlichen Woche von Engeln getragen ist, die nicht nur für diese Ordnung vor GOTT stehen, sondern als Erzengel auch die Macht und die Kraft haben, sie in ihrer heiligen Bedeutung durchzusetzen. So ist das Wissen um diese Zuordnung der Wochentage zu den einzelnen Erzengeln zugleich Verpflichtung zu einem christlichen Leben inmitten einer Zeit, die diese Ordnung vergessen hat oder sogar ablehnt und zerstören will.

Die Heiligung des Sonntags. Wie wenig wird in der Unordnung der Zeit noch das Sonntagsgebot der Kirche verstanden. Es ist ja auch schon von der Kirche her durch die Samstag-Abendmesse aufgeweicht.Vergessen wir nicht, daß die Mutter Kirche sich endlich den veränderten Zeitverhältnissen anpassen mußte. Hier ist es eine große Hilfe zu wissen, daß hinter dem Sonntagsgebot St. Michael, der Führer der himmlischen Heerscharen steht. Durch ihn ist erhellt, worum es in diesem Gebot vor allem geht, daß wir GOTT bei aller unvermeidlichen Anpassung auch in unserer Zeit den ersten Platz einräumen, weil sonst unser Leben von der Unordnung dieser Zeit mitgerissen wird. St. Michael wird uns beistehen gegen alle Feinde, die uns an der tieferen GOTT gewollten Erfüllung dieser Pflicht hindern wollen. Es sind dies vor allem die Dämonen der GOTTlosigkeit, der Verschwendung, des Größenwahnes, der Entmoralisierung, der Sinnlichkeit, des Hochmutes, der plötzlichen Unglücksfälle.

Der Montag, der durch die Heiligste DREIFALTIGKEIT in besonderer Weise dem Gedächtnis der Taufgnade geweiht ist, steht unter dem Schutze des hl.Erzengel Gabriels, der die Gnaden der Taufe in uns neu wecken und uns so tiefer in das Leben des Dreifaltigen GOTTES hineinheben will. Nur der Christ, der bekennt und für seinen Glauben, wenn notwendig, mit seinem Leben einsteht, kann gegen die Anarchie, die sich auf allen Gebieten immer mehr ausbreitet, aufstehen. Hier greifen an die Dämonen der Erde, der Süchte besonders der Eifersucht; man weiß nicht mehr um die besondere Gnade des Christseindürfens und schaut deshalb nur auf das Mehr des andern und verfällt so der Triebhaftigkeit, der Maßlosigkeit, dem Eigendünkel, der Zersetzung, den Irrlehren, dem Fanatismus, der Geistknechtung, der Geistvergiftung. Weil die Glaubensverkündung schwankt, ist der Taufscheinchrist der Vielfalt der Irrlehren fast wehrlos ausgesetzt.

Der Dienstag ist durch die Votivmessen besonders den hl. Engeln zugeeignet und soll uns an an unseren guten Schutzengel und unsere Christenpflicht erinnern, um den Schutz für die Priester, ihre Heiligung und heiligen Nachwuchs zu beten; schon jetzt setzt der Feind alles daran, ihnen ihre Berufung zu nehmen; morgen wird er versuchen, sie gänzlich zu beseitigen, wie Herodes die Kinder umbrachte, um den HERRN zu treffen. Die Priester stehen im Kampf, durch Kritik wird ihnen noch mehr Kraft genommen. Bitten wir den Erzengel, der ihr Patron ist, ihnen und der ganzen Hierarchie durch Gebet und Opfer tatkräftig zur Seite zu stehen, damit sie dem Angriff der Vielzahl der Feinde widerstehen: den Dämonen des Zerwürfnisse, der Denuntiation, der Meuterei, der Indolenz, des Spiritismus. Wer sich nicht von der Kirche leiten läßt, gerät notwendig in die Führung der gefallenen Geister, der Diesseitsvergottung, der Brutalität, des Ehebruchs.

Zu den Patronen des Mittwochs, die die Kirche uns schenkt: den hl. Josef, den hl. Aposteln als Grundzeugen des Glaubens, gesellt sich der Engelpatron dieses Tages, St. Raphael, der Engel der Liebe. Denn immer muß in unserem Christenleben die Liebe in der Mitte stehen. Weil den modernen Menschen das Gescheitsein mehr bedeutet als die Liebe, greifen hier vor allem die Dämonen der satanischen Wissenschaft an, der sterilen kirchenfeindlichen Presse und Forschung, der satanischen Freiheit, der Magie, der Ehrabschniedung, der Unruhe, des Weltvorteils, der Spaltung, der Eigenbrötelei und der Selbstüberschätzung. Nicht mehr GOTT ist die Mitte, sondern der Mensch und was des Menschen ist.

Am Donnerstag erinnert uns die hl. Kirche besonders an die Einsetzung des Heiligsten Altarsakramentes, in dem unser Herr JESUS CHRISTUS bei uns bleibt bis ans Ende der Welt. Wie sehr wollen uns unsere hl.Engel zur Anbetung dieses Geheimnissen fuhren; wieviel besser könnten wir durch sie anbeten lernen, da sie doch in ihrem Wesen d i e Anbetenden sind. Hat der HERR nicht selbst durch Margaretha Maria Alacoque um die Hl. Stunde an diesem Tage gebeten? Doch der Feind hat es fertiggebracht, daß gerade diesem Sakrament der Mitte, der Liebe GOTTES, immer weniger Achtung entgegengebracht wird. Darauf hat uns die Mutter GOTTES schon in Garabandal zur Zeit des Vaticanum II hingewiesen. Hier muß uns dieser große Erzengel helfen gegen die Dämonen der Täuschung, Verblendung, der Gotteslästerung, der Gottesschändung, der Falschheit, der Geldgier, der Lauheit und Gleichgültigkeit, der Lüge und Hinterlist, der Kritiksucht und des Neides. Es sind dies alles Dämonen, die uns den Blick auf die reale Gegenwart des HERRN in der äußersten Armut des Heiligsten Altarsakramentes rauben.

Immer muß uns am Freitag das Zeichen des Kreuzes vor Augen stehen, unsere einzige Hoffnung, dann werden wir Kraft schöpfen in aller Bedrängnis dieser Zeit und uns durch die Drohung, und Verführung des Feinden nicht auf den breiten Weg der Welt abdrängen lassen. Sie ist gekennzeichnet von den an diesem Tage angreifenden Dämonen: der Unmoral, der Perversität, der Geilheit, des Ekels, der Vergewaltigung, des Schwindelns, der Raffiniertheit, der Engherzigkeit und der Stumpfheit; ihr Ziel ist das Leben im Menschen zu ertöten. Der Erzengel dieses Tages wird uns helfen zum Leben, zur Freude, zur Zuversicht im Glauben ein klares Ja zu sprechen.

Wenn wir am Freitag die Stunden der PASSION des HERRN am Kreuz von zwölf bis funfzehn Uhr begehen, dann werden wir am Samstag mit der MutterGOTTES, der dieser Tag in besonderer Weise geweiht ist, noch einmal in unserem Herzen das Leiden Unseres HERRN bedenken, es aufopfern für Seine ungetreuen Priester und mit dem hl.Erzengel dieses Tages um die Gnade der Reue und der Umkehr bitten, denn nur durch Reue können wir langsam unser Ich entthronen und an seine Stelle den gekreuzigten HERRN setzen. Alle Dämonen, die an diesem Tag angreifen, bauen irgendwo das Haus unseres Ichs weiter auf: die Götzen der Macht, des Materialismus, des Egoismus, der Geheimbünde, des Zweifels, der Unbotmäßigkeit gegen GOTT, der Starrköpfigkeit, der Unverträglichkeit, des Mißtrauens und des Trotzens.

Welche Gnade ist es, mit den Hl.Erzengel als Kämpfern GOTTES durch die Woche zu gehen und so immer mehr mit ihnen zusammenzuwachsen in dem Kampf um das Reich GOTTES. auf Erden.
Die liturgischen Tageszeiten

Wer tiefer in die Ordnungen GOTTES hineinwachnen will, wie die GOTTgeweihten, wird auch die Ordnung des Tages immer bewußter in den liturgischen Tageszeiten zu beobachten versuchen. Sind sie doch Stütze für uns kurzlebige Menschen, die Gegenwart des HERRN, den wir am Morgen in der Heiligsten EUCHARISTIE empfangen haben, lebendig durch den Tag zu tragen. Diese Ordnung, von sieben Engel, die um den Tabernakel stehen getragen, wird gestützt und verteidigt durch die sieben Erzengel.

Matutin: der erste Engel am Tabernakel steht hier für das erste Licht, das den Menschen am Morgen treffen soll, um ihn zum Tabernakel zu rufen. Es ist ein stilles, klares, tiefes Licht, wie eine ruhige Flamme, das Herz wie Geist gleicherweise anspricht. Es weckt im Menschen die Sehnsucht nach dem Heiligsten BROT. Die Kirche betet hier mit den Mönchen den LeseGOTTESdienst, in dem sich die Seele schon am Morgen ganz auf das Eine große Licht, GOTT, sammelt. In diesem "GOTT allein genugt", soll der Mensch den Tag beginnen. So wie das weiße Licht alle andern Spektralfarben umfaßt, so soll in diesem einen Licht "GOTT" das ganze Leben des Menschen mit all der Vielfalt der Dinge, die auf ihn zukommen, hin auf GOTT gerichtet werden. Darum steht hinter diesem ersten Engel der Erzengel der Hl.Eucharistie. Mit dem eucharistischen HERRN muß der Tag beginnen, auch wenn wir IHN nur geistlich empfangen können.

Die zweite Gebetszeit, die Laudes öffnet sich schon der aufgehenden Sonne zu, die als Antwort der Schöpfung die Farben weckt. Darum steht der zweite Engel am Tabernakel für dieses erwachende Leben der Schöpfung, das in dem einen Zeichen des Kreuzen, das die vier Himmelsrichtungen umgreift, zusammengefaßt wird. Hier betet die hl.Kirche in Einheit mit dem Lobopfer CHRISTI, der hl.Messe, die Laudes als Lob- und Dankgebet. All unser Denken, Sprechen und Tun soll durch JESUS CHRISTUS, unsern HERRN, an diesem Tage reiner Lobpreis GOTTES werden in der Kraft Seines siegreichen Kreuzes. Hier steht hinter dem Tabernakelengel der Erzengel der das Sakrament der Ehe behütet; im Hlst Brot wird uns die Kraft, auch an diesem neuen Tag, das Kreuz aufzunehmen. In der Hl.Messe erneuert GOTT täglich Seinen Bund mit allen Menschen „guten Willens“.

Die nächste Tageszeit mit dem dritten, die Terz, bittet um den Segen über die kommende Tagesarbeit. Sie fällt für den Christen im Alltag zusammen mit dem "Ite missa est", der Entlassung durch den Priester und dem vorhergehenden Segen. Wir sollen hinausgehen als Apostel CHRISTI in den neuen Tag und ihn für GOTT heimholen, wo immer uns GOTT hinstellt. Es ist dieses Tagesgebet zugleich Bitte, Bekenntnis für Ihn ablegen, Zeugen Seiner Liebe und Seiner Wahrheit sein zu dürfen. Wer könnte uns hier besser helfen als MARIA, die das WORT getragen hat, das in ihr Fleisch wurde und der Erzengel, der ihr die Botschaft überbracht hat, St. Gabriel?

Die vierte Tageszeit die Sext mit dem vierten Engel am Tabernakel liegt in der Mitte des Tages um zwölf Uhr, wo der Mensch Pause einlegt zwischen der Arbeit von Morgen und Nachmittag, wo er sich besinnen soll vor dem HERRN, wieweit er den Weg durch den Vormittag mit dem HERRN gegangen ist und mit Ihm das Kreuz, wo immer es sich ihm darbot, aufgenommen hat. Weil es die Achse des Tages ist, soll der Mensch hier sich vor GOTT verdemütigen und als armer Sünder aufblicken zum Kreuz. So wird er neue Kraft finden, mit dem HERRN den Tag zu vollenden und das gutzumachen, was er vielleicht schon am Vormittag gefehlt hat. Hier hilft der vierte hl. Erzengel der Buße, der uns zur immerwährenden Umkehr zum HERRN mahnt, der uns auf das durchbohrte Herz des HERRN schauen läßt, daß wir in Ihm auf unserem weiteren Weg geborgen seien.

Die fünfte Tageszeit mit dem fünften Engel am Tabernakel, die Non, die wohl nur von den Mönchen gebetet wird, erinnert uns an den Kreuzentod des HERRN um drei Uhr nachmittags und damit an unsere Christenpflicht, unsere Sendung vom Kreuz herab hinein in den Alltag der Welt ernstzunehmen. Nur im Kreuz werden wir uns selbst und alle Hindernisse des Feindes überwinden. Am Kreuz hat der HERR zu MARIA und zu Johannes als erste Glieder der Kirche sein schweigendes "Nun gehet hin" gesprochen, das der Priester täglich am Ende der Hl.Messe wiederholt, als unblutige Wiederholung des Kreuzesopfers CHRISTI. Der HERR verlangt unser Zeugnis vor der Welt, wenn es sein soll in der Hingabe unseres Lebens. Hier wird uns der hl.Erzengel, der Patron der Märtyrer, der Hüter des Sakramentes der Priesterweihe zur Seite stehen.

Die sechste Tageszeit mit dem sechsten Engel am Tabernakel, die Vesper, wieder von der ganzen Kirche gebetet, erinnert uns daran, daß es Abend wird. Wir bitten mit den Jüngern von Emmaus, daß der HERR doch bei uns bleibe und uns nicht dem Dunkel der Welt überlasse. Es war dies eine Bitte der Liebe von seiten der Jünger, wohl geboren aus der Angst vor dem hereinbrechenden Dunkel. Er im Brotbrechen sollte den Jüngern die Augen geöffnet werden. Um die Liebe zum armen Eucharistien HERRN, die im sozialen Eifer der Kirche oft vergessen wird, sollen wir ganz besonders St. Raphael bitten. Nur in der Liebe zu IHM werden wir lebendig bleiben und nicht als tote Glieder Seiner Kirche erfunden werden, die meinen, im Lippengebet und in der bloßen äußeren Erfüllung der Kirchenpflichten sei ihr Soll mit GOTT schon gedeckt. Nur, wenn wir in der Liebe immer brennender werden, sind wir sicher, den HERRN nie zu verlieren.

Die siebte und letzte Tageszeit mit dem siebten, die Komplet, ist in der nüchternen Liebe GOTTES schon immer ein Vorwegnehmen der Stunde unseres Todes. Sie verlangt die ernste Gewissenserforschung und den Aufblick zur Barmherzigkeit GOTTES, die uns allein aus der Nacht der Sünde zu retten vermag. Hier steht hinter dem letzten Tabernakelengel St. Michael, der die scheidende Seele zum Gericht begleitet.
Die sieben Lebensalter des Menschen

Alle Zeit ist letztlich ein Geschenk aus der Ewigkeit GOTTES. Aus der Ewigkeit kommt der Mensch, in die Ewigkeit tritt der Mensch nach der Zeit der Prüfung endlich wieder ein. In den Gedanken GOTTES ist er wie die ganze Schöpfung von Ewigkeit her. Nach der Prüfung wird diese Ewigkeit für uns Wirklichkeit, sei es in einem vollen "Ja" zu GOTT, sei es in einem vollen "Nein". Die Lebensalter des Menschen sind wesentlich von diesem Blick auf die Ewigkeit her bestimmt und schon deshalb den hl. Engeln, hier besonders den sieben Erzengeln anvertraut, damit sie sie gegen alle Gleichmacherei prägen und so mithelfen in und durch JESUS CHRISTUS die Ordnung des Reiches GOTTES schon hier auf Erden kämpfend durchzusetzen. Der Bezug zu den verschiedenen Lebensaltern ergibt sich meist von selbst schon aus der besonderen Aufgabe des jeweiligen Erzengels; er soll deshalb hier nur angedeutet werden:

1. Der hl. Erzengel, der für die Jugend und Freude steht, steht über der Kindheit des Menschen, die im Durchgang durch die Prüfung dieses Lebens in das reine Kindsein in GOTT verwandelt werden soll, denn wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht eingehen in das GOTTESreich (18,3). Was das Kind aus reinem Herzen und unbeschwertem Gemüte tut, den Lobpreis GOTTES zu singen, das soll für uns Erwachsene der Lobpreis GOTTES werden nach bestandener Prüfung, nach allem Leid dieses Lebens.

2. St. Gabriel, der Engel des Wortes steht für die Zeit der Jugend, die wesentlich eine Zeit des Lernens ist. Nicht nur durch das Wort, sondern vor allem durch das Leben und die Liebe. Der junge Mensch mit MARIA soll den HERRN in reinem Herzen aufnehmen, damit er wachse wie JESUS an Alter und Weisheit vor GOTT und den Menschen.

3. St. Raphael steht für die Zeit der reiferen Jugend, die den Schritt hineintut in das Leben der Erwachsenen. Durch das Sakrament der Firmung soll dem jungen Menschen Kraft mitgegeben werden auf diesem Weg, den HERRN, den er in der Stille seines Herzzens hat wachsen sehen, nun auch draußen im Leben zu bekennen. Er soll fest werden in der Kraft des Glaubens, der Hoffnung und vor allem der Liebe, denn nur in der Liebe allein wird er all die Schwierigkeiten und Nöte des Lebens meistern.

4. Der hl.Erzengel der Buße steht für das Wachstum in die Tiefe, die Reife des Mannes oder des Frauseins, für die Sorge um Familie und Heimat und Beruf und die andern Aufgaben, die GOTT den Menschen anvertraut hat. Sie sollen nicht nur in äußerer Hingabe, sondern vor allem in innerer Teilnahme erfullt werden und immer soll der Mensch, auch in der Fülle seiner Kraft, eingedenk sein, daß er Geschöpf GOTTES und zugleich armer Sünder ist, der sich nach GOTT ausstrecken muß, wenn er seine Aufgabe recht erfüllen soll.

5. Der hl. Erzengel der Hingabe hilft uns mit beginnendem Alter, das Kreuz des Lebens in Tapferkeit zu tragen, unsere Berufung im allgmeinen Priestertum der Kirche fruchtbar zu machen und rückblickend zu danken für alle Hilfe GOTTES auf unserem bisherigen Lebensweg. Oft kommen an der Schwelle des Alters noch Aufgaben an den Menschen heran, die die volle Reife des Menschen verlangen, wie die Regierung in Kirche und Staat, die vom Menschen den letzten Einsatz mit diesem hl.Erzengel verlangen.

6. Einmal muß auch der aktivste Mensch zurücktreten, um sich zu bereiten auf die große Heimreise in die Ewigkeit, wo der Blick nur mehr auf GOTT allein gehen soll, wo alles nur Menschliche langsam zurücktreten muß, damit der Mensch vor dem Gerichte GOTTES bestehen kann. Über diese Zeit des Alterns setzt GOTT den hl. Erzengel der Anbetung; denn in der Anbetung soll der Mensch nun immer mehr dem Engel gleich werden, soll er doch mit ihm in alle Ewigkeit die Anbetung GOTTES teilen.

7. St. Michael ist der Fährmann hinüber zum andern Ufer, der Ewigkeit. Er behütet nicht nur die die letzte, nach außen oft kurze, aber nach innen entscheidendste Phase des Lebens des Menschen, sondern auch die Stunde seines Sterbens, der kein Mensch entgehen kann. Hier braucht der Mensch mehr als sonst die Hilfe der hl. Engel, besonders St. Michaels, um in der letzten Auseinandersetzung mit den Mächten der Finsternis zu bestehen. Wer den Weg des Lebens in der hl.Ordnung der Liebe GOTTES mit den Erzengeln gegangen ist, wird sich in Freude diesem Fährmann anvertrauen, denn er weiß, nach aller Not und Prüfung des Lebens ist endlich die Stunde der Heimkehr gekommen. Hier schließt St. Michael den Bogen hinuber zum Engel der Jugend und Freude: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht eingehen in das Himmelreich!

So wollen wir die hl. Erzengel darum bitten, daß auch uns dieses hl. Kindsein, das sie tragen, geschenkt werde, damit wir uns bereiten auf diese letzte Stunde und Kinder werden, die GOTT mit offenen Armen entgegengehen, wann immer ER uns ruft.
Die Zeitalter der Menschheitsgeschichte

Ausgehend von der spätjudischen Prophetie über die Weltzeiten, wie sie sich vor allem bei den Propheten und hier besonders bei Daniel niedergeschlagen hat, haben manche Kirchenväter, besonders Augustinus, über die Zeiträume und Abfolge der Menschheitsgeschichte nachgedacht. St. Gabriel (Dan 9,21 ff) wird zu Daniel geschickt, um ihn über die Zeitenfolge in der jüdischen Heilsgeschichte aufzuklären. In der Apokalypse erscheint wieder St. Gabriel (Offb 10,1 ff) mit dem Buch der Rechenschaft. Im Wort ist die Welt geschaffen; im Wort muß sie Rechenschaft geben.

In sieben Phasen rollt das Gericht über die Weltzeit ab. Da die Zeit aus dem Heiligen GOTT gekommen ist, kann sie nur zu GOTT zurückkehren, wenn sie im HEILIGEN GEIST geläutert und gewandelt ist. Die hl. Engel scheiden zwischen Spreu und Weizen, um endlich heimzubringen alle Frucht der Erde in die himmlischen Scheuern.
Die sieben von den hl. Engeln verwalteten Stände

Die Ordnung der Zeit hat die Ordnung der Stände wie sie sich in den mittelalterlichen Städten im christlichen Europa ausprägte, wesentlich bestimmt. In der Mitte der Stadt ist immer die Bischofskirche; um sie, oft eng an sie gedrängt die Wohnung der Kanoniker und Kleriker im Dienst des Heiligtums. Im weiteren Umkreis darum die verschiedenen Stände der Bürger, die das Leben der Stadt erhalten und mitprägen.

1. Darum ist notwendig der erste Stand, von dem hier die Rede sein muß, der der Kleriker, d.h. derer, die in besonderer Weise Anteil haben am Dienst des HERRN. Über ihnen steht der hl. Erzengel der Liturgie, um sie immer tiefer hineinzufuhren in die Anbettung und den Lobpreis GOTTES, den sie auch sichtbar und hörbar pflegen sollen. Wie wir aus den Pastoralbriefen des Hl.Paulus, aber auch aus alten Chroniken entnehmen können, hat das christliche Leben in Europa in solcher Ordnung begonnen: die Apostel haben Bischöfe und Priester eingesetzt, die Gemeinschaft miteinander lebten und so den Kern der „familia christiana“ bildeten. Dieses Zusammenleben, das sich später wieder auflöste, wurde durch den hl. Auguatinus und später noch einmal durch die Reform des hl. Gregor VII erneuert als „imitatio apostolica“. Ihr Ziel war die Familie, die der HERR mit seinen Jüngern pflegte, weiterzuführen. Zu dieser Gruppe gehören notwendig alle GOTTgeweihten und mit ihnen besonders die Priester, die ja in erster Linie den Dienst am Heiligtum GOTTES versehen.

2. Zur zweiten Gruppe gehören alle Christen; durch ein Leben in Opfer und Gebet sind sie gerufen, das Priestertum des HERRN in der ihnen eigenen Weise zu verwirklichen. Auch die karitativen Orden wie die Spitalorden gehören in den Bereich des hl. Erzengels, der über dem Priestertum steht.

3. Zu St.Gabriel gehören nicht nur alle Träger des Wortes, angefangen von den Priestern über die Lehrer, sondern alle die irgendeine Autorität tragen; er sorgt auch für alle, die in ganz verborgener Weise Diener und Mägde GOTTES sind; nicht zuletzt für die, die in Armut und Not weiter abgedrängt sind und doch mit reinem Herzen GOTT suchen. Er ist auch Patron der Kinder, die den HERRN noch rein in ihrem Herzen tragen und der Mütter, die im Aufbau einer GOTT geweihten Familie ihren Teil des GOTTESdienstes versehen.

4. Der hl.Erzengel der Jugend und Freude steht für Kunst und Handwerk, sei es die bildende, sei es die Musik, die im Raum der Kirche reiche Entfaltung finden konnte. War es doch immer ein großes Anliegen der Mutter Kirche, alle Mittel und Wege zu nutzen, um den Menschen die Frohbotschaft CHRISTI nahezubringen. Da es am Anfang nur wenige gab, die schreiben und lesen konnten, war die bildende Kunst die Weise, das Evangelium zu vermitteln. Welche Bedeutung dem Gregorianisschen Choral für die Christenheit zukommt und für das Entstehen des Abendlandes, vermag nur der recht einzusetzen, der weiß um die Strahlwirkung und die Bannkraft dieses heiligen Chorgesanges, der heute wieder vom Feind aus der Kirche hinausgedrängt zu werden droht. Letztlich haben ja alle Künste einen religiösen Ursprung, so auch das Schauspiel das zurückgeht auf die sakramentalen Spiele, wie sie besonders im Mittelalter gepflegt wurden, zuletzt in Spanien in der „Goldenen Zeit“ in den „actus sacramentales“. Auch sie sind Träger des Wortes des HERRN vom Tabernakel aus.

5. Der hl.Erzengel der Tiefe und Innerlichkeit sorgt nicht nur für alle Mönche und Büßer, er hütet auch alle die verborgenen Opferseelen und Sühnenden, die gleich in welchem Beruf sie stehen, zum Aufbau der christlichen Gemeinschaft ihren wesentlichen Beitrag leisten. Ob sie nah oder weiter von der Kirche entfernt sind, sie sind der Boden für das Wachstum hinein in die tiefere Liebe des HERRN.

6. St. Raphael steht in besonderer Weise für alle Wissenschaften, die im Mittelalter aufgeblüht sind und sich der Theologie untergeordnet haben. Sie bildeten ein Lehrgebäude, die Universitas litterarum, wie sie sich in den großen europäischen Zentren, wie Paris, Köln, Oxford, Bologna herausgebildet haben. Erst am Ende des Mittelalters haben sich die Wissenschaften, verführt durch „neue“ Erkenntnisse, immer mehr selbständig gemacht und sich dann später sogar gegen GOTT gestellt. Hier wird die prophezeite Reinigung wieder einen neuen Anfang setzen. Der mit dem Engel verbundene Mensch wird in jeder Wissenschaft zuerst GOTT suchen, um IHM die Ehre zu geben. Nur so wird die Wissenschaft zum Dienst an der Menschheit zurückkehren.

7. Den äußersten Kreis bilden die von St. Michael Betreuten: die Kämpfer, die Soldaten, die Streiter, sei es nun im Geiste, sei es im politischen Raum; oft wurden sie im Mittelalter geführt von den Ritterorden. Zuletzt gehören zu ihnen auch diejenigen, die von uns gehen: die Verstorbenen, die entweder bei der Kirche oder am Rande der Stadt ihre letzte Heimstätte gefunden haben und so eine Brücke sind hinüber in den unsichtbaren Bereich des Himmels, der uns überall umschließt.
Der Bezug der Erzengel zur Erlösung

Dieser Abschnitt steht zum nächsten Abschnit im Verhältnis wie Verheißung und Erfüllung. Wir werden daraufhin später noch hinweisen.

Immer gilt es die Schöpfung schon im Licht der Erlösung zu sehen, denn der Mensch, von der Sünde gezeichnet, kann nur durch die Erlösung in JESUS CHRISTUS heimgeholt werden. Darum hat auch das Wirken der hl. Engel in der Schöpfung schon immer die Ausrichtung auf dieses Geheimnis der Erlösung, auch wenn ihnen dies selbst bis zur Erlösungstat in JESUS CHRISTUS verborgen geblieben ist. Darum kommt selbst in dem statischen Schöpfungsbericht von Gen. 1, wo das Geheimnis des Sündenfalles nur in der Scheidung des Lichtes am ersten Tag verhüllt angedeutet wird, eine dynamische Ausrichtung zu, die erst am siebten Tag zur Ruhe kommt, wo GOTT von all Seinen Werken ausruht.

Die Schöpfung ist nicht etwas Fertiges, auf die die Erlösung aufbauen könnte. Auch sie ist hineingenommen in den Durst des HERRN nach der Rettung der Seelen. Sie wird erst dann vollkommen sein und einkehren dürfen in den Himmel, wenn die letzte Scheidung vollzogen ist, die am ersten Tage der Schöpfung begonnen hat.

Was im I. Teil, im Bezug der Erzengel zur Schöpfung gesagt wurde, braucht hier nicht mehr wiederholt zu werden, wenn es auch verdient in neuer Sicht noch einmal durchbetrachtet zu werden. Unter dem Blickpunkt der Verheißung betrachten wir zuerst:

1. Die Beziehung der Erzengel zu den Bitten den VATER.

2. Die sieben Worte des HERRN am Kreuz.

3. Die sieben Gaben des HEILIGEN GEISTES.
Die sieben Bitten im VATERunser

Die Krise des Glaubens, die heute über die ganze Welt geht ist letztlich eine Krise des Betens. Der Mensch von heute weiß nicht mehr zu beten, oder, wenn er es noch irgendwo weiß, so bringt er nicht mehr die Kraft dazu auf, GOTT, der ihm fern geworden scheint, zu suchen, zu Ihm durch alle Nebel hindurch durchzustoßen. Die Formen des Gebetes, die seinem Gebet Richtung geben können, kann er nicht mehr in Glaube und Hoffnung ausfüllen, sie werden zum bloßen Lippengebet und verschwinden bald ganz. Der Mensch muß wieder ganz neu beten lernen; Fatima zeigt es uns deutlich auf: GOTT lehrt dort die Kinder durch den Engel ein Gebet, das ihr ganzes Menschsein in Anspruch nimmt. Das Gebet, das sie in frommer Familie sehr wohl gelernt hatten, mußte dort, wo sie für sich waren, der größeren Anziehungskraft des Spielens weichen. Ähnliches geschieht heute mit einer im Technischen verpielten Menschheit.

Zu solchem tieferen Beten braucht es, wie es in den drei gesprochenen Erscheinungen des Engels von Portugal deutlich wird, die Hilfe des Engels, der mit seiner ganzen Person Gebet ist und nicht nur wie wir einmal beten und dann wieder aufhört. Das Gebet ist ein ganzes, oder keines. Darum werden es alle die verlieren, die aus Gewohnheit gebetet haben, zu bestimmten Orten und Zeiten, die ihnen selbst nicht mehr einsichtig sind, oder dann, wenn Not sie bedrängt hat. Andererseits werden die immer tiefer in das Geheimnis des Gebetes hineinfinden, die sich nach lebendiger Zwiesprache mit GOTT sehnen und dazu die Hilfe des hl. Engels dankbar annehmen.

Wer mit dem Engel betet, wer sein Gebet mit dem Gebetsstrahl des Engels verbindet, kann sicher sein, daß sein Gebet zu GOTT durchdringt, denn es wird ja von Engel aufgenommen, der allzeit vor GOTT steht. Wenn wir Zeichen zu deuten wissen, dann ist der Meister des Gebetes in Fatima St. Gabriel, der Engel der Verkündigung an MARIA. Damit ist gewiesen, wo der Quellgrund unseres Gebetes liegt und in welcher Richtung wir beten sollen: nämlich hin auf die Menschwerdung des HERRN in uns. Nur in der Kraft dieses Gebetes, das die Kinder nie mehr verlassen hat, konnten sie die Prüfungen bestehen, die ihrer warteten. Denken wir nur an die Widerstände ihrer Eltern und der kirchlichen Autorität des Pfarrers, den Eingriff des Staates bei ihrer Entführung durch die Freimaurer; hier mußten sie drei damals in Portugal unantastbare Autoritäten mißachten, um ihrer Sendung zu entsprechen! Das war nur in der Kraft der Anbetung mit dem Engel möglich.

So muß auch das heiligste Gebet, das uns der HERR vorgebetet hat, das Gebet des VATERunsers, wieder von einer Formel zu einer lebendigen Wirklichkeit werden. Wir müssen in diesen Bitten durchstoßen zum VATER in Anbetung und Lobpreis GOTTES. Die Zuordnung der einzelnen Bitten des VATERunser zu den sieben Erzengeln wird uns helfen auch hier wieder die Weisheit der Ordnung GOTTES tiefer zu erkennen.
Die Anrede des "VATER unser": „VATER unser im Himmel“.

Der Böse hat sich im Anfang mit Gewalt von GOTT weggerissen, um sich auf eigene Füße zu stellen, wie es heute so viele junge Menschen versuchen, die aus ihrer Familie ausbrechen, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wer sich aber von GOTT losreißt, der ist im tiefsten Sinne heimatlos geworden, der kann sich nirgendwo mehr bergen; er wird immer wieder aufbrechen und suchen und doch nie finden, was er im Anfang zerstört hat. Die Menschheit wird zusehends heimatlos - und gesteht dies auch indirekt schon zu in all ihren Träumen der Weltraumeroberung. Matthäus hat es mit den Worten des HERRN vorausgesagt: „weil die Gesetzlosigkeit zunimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten“ (Mt 24,12), wo aber keine Liebe mehr ist, gibt es auch keine Geborgenheit mehr.

Die Wildheit der heutigen Schlagermusik weist uns darauf hin, wieweit der Mensch sich schon von allen Banden losgerissen hat, wie sehr er in den Wirbel der Unruhe und des immer neuen Aufbruchs hineingerissen wird. Ausschweifung, Rausch, Drogen müssen ihm helfen, diese Verlorenheit wenigstens für Augenblicke vergessen zu können. Meist wird er vom Bösen solange in diesem Wirbel gepeitscht wie ein Kreisel, bis er erschöpft zusammenbricht, physisch wie geistig eine Ruine. Die Seele ist ausgebrannt; der Leib zerstört. Das ist das Ziel des Bösen, daß der Mensch werde wie er selbst: eine ausgebrannte Mondsichel, so wie wir sie zu Füßen der MutterGOTTES von Guadalupe finden; es ist dies wohl die nüchternste Darstellung des Bösen, der nicht mehr ein Antlitz hat, wie es oft noch in frommen Bildern gezeigt wird, sondern nur ausgebrannte Asche ist. Wo die Geborgenheit auf Erden zerstört ist, wo der Mensch zum Treibsand im Wind des Bösen geworden ist, gibt es für den Mensschen eigentlich nur noch eine Hoffnung: nämlich die des Verlorenen Sohnes, der sich in der Gnade GOTTES besinnt, umkehrt, um zu seinen Vater zurückzukehren: „Vater, ich bin nicht wurdig, dein Sohn zu heißen!“(Lk 15.19).

Der gute Engel wartet bei jedem dieser jungen Menschen, bei jedem dieser verlorenen, vom Bösen hin- und hergeworfenen auf einen Augenblick der Besinnung, in dem er ihm das Bild des Vaters im Himmel vor Augen stellen kann. Doch wie soll der arme, junge Mensch, der oft keinen Vater gekannt hat und nur kalten Autoritäten begegnet, das Bild des Vaters erkennnen? GOTT weiß Wege, wo der Mensch keine mehr findet! Es ist der Engel gerufen als Helfer der Mutter der Straßen, die Ärmsten, die Letzten zu suchen; sie als Mutter findet immer wieder Wege, um das Herz der Verirrten zu erreichen.

"VATER im Himmel" das heißt für uns hier: Mensch, du mußt über dich selbst hinaus, hinaus über alle Enttäuschung, du muß durchstoßen zu GOTT, der jenseits ist und deshalb nicht in den Schmutz dieser Welt hineingezogen werden kann, wenn dies auch der Böse immer mehr versucht. GOTT kann auch durch diesen Schutt noch durchdringen. Ist das Bild des gegeißelten HERRN nicht ein Bild der Widerwärttigkeit? Ein Mensch, der nur noch rohes, aufgerissenes Fleisch ist? Doch dieser zerfleischte Mensch JESUS schaut noch auf zum VATER; alles in Ihm ruft nach dem VATER. Auch wenn die Menschen Ihm das Letzte geraubt haben: dieses können sie Ihm nicht rauben: den VATER. Und dort, wo der HERR in einem solchen jungen Menschen lebt und mitleidet, da ist der VATER nicht fern. Durch diesen in ihm gegeißelten HERRN kann er wieder zum VATER heimfinden.

Es wird uns schon hier in der Anrede des VATERunsers deutlich, daß heute keiner mehr das VATERunser sprechen kann, der sich nicht Gewalt antut; der nicht gegen alle Gewalten dieser Welt und des Bösen durchstoßen will zum VATER im Himmel, der jenseits ist und doch durch JESUS CHRISTUS wahrhaftig unser "VATER".
"Geheiligt werde Dein Name!"

Nicht um etwas, was der Mensch haben will, wird hier gebeten, sondern, daß GOTT Der in uns sei, Der ER in Wirklichkeit ist: Der Heilige GOTT; daß der Mensch etwas von der jenseitigen Heiligkeit GOTTES erfahre, die in dieser Welt kaum mehr abbildhaft erkennbar ist. Hier muß uns der Erzengel der Anbetung rütteln und schütteln, bevor wir verstehen! So sehr der HERR gewarnt hat, daß wir nicht das Heilige den Hunden preisgeben (Mt 7,6); so sehr haben wir heute gerade dieses getan: das Heilige GOTTES, das uns durch den SOHN in der Kirche geschenkt wurde, ist so sehr mit dem, was die Welt ist, vermischt worden, daß der Glanz der Heiligkeit GOTTES verloren scheint. Das böse Wort Feuerbachs: „der Mensch bilde GOTT nach seinem Bild und Gleichnis“ ist weitgehend Wirklichkeit geworden. Die Heiligkeit der Kirche, die nicht auszulöschen ist, ist wie ein mit einem dichten Staubmantel bedecktes Heiligenbild, das erst Schicht um Schicht wieder von diesem Staub gereinigt werden muß mit der behutsamen Hand eines Restaurators. Wer von uns wird es tun, da wir doch alle in diesen Staub mit hineingezogen sind?

Nur GOTT selbst kann und wird es tun: der Auftrag ist den Hl.Engeln gegeben und über sie denen, die sich ihnen als armselige Werkzeuge dazu zu Verfügung stellen wollen, weil sie mit dem HERRN leiden über seine unsägliche Erniedrigung. Es sind die, an die die Klage des Engels von Portugal, als er den Kindern die Hl.Kommunion reicht, wie ein Stachel ins Herz gedrungen ist: „Empfangt den von den undankbaren Menschen fürchterlich geschändeten Leib und das Blut JESU CHRISTI, tröstet euren GOTT!“ (bei der dritten Erscheinung auf dem Cabeco in Fátima). Wo aber das Antlitz des HERRN gereinigt wird, wird auch das des Menschen wieder hell, der auf IHN schaut. Ist es nicht vornehmste Aufgabe des Schutzengels, das Bild GOTTES im Menschen wieder aus aller Verkrustung des Bösen zu lösen, um es dann leuchtend GOTT hinhalten zu können?

Bitten wir den Erzengel der Anbetung voll Vertrauen, daß er uns bei dieser schweren Arbeit helfe. Immer sind wir in Gefahr, uns hinter einem frommen Antlitz zu verbergen, gleich ob Priester, die doch am meisten Sein Angesicht tragen sollten, oder Laien. Nichts hilft uns mehr, diese Lüge abzutun als die Kraft der Anbetung, die dieser hl.Erzengel trägt. Nur in der Wahrheit können wir aus dem Raum religiös-frommer Beliebigkeit zum Lebendigen GOTT durchstoßen. Hat nicht Lucia nach der zweiten Begegnung mit dem Engel nüchtern aufgeschrieben: „Erst jetzt wußten wir, wer GOTT ist; wie sehr ER uns liebt; wie sehr ER geliebt zu werden wünscht“?

Der
traditionelle Glaube, in dem auch diese Kinder erzogen waren, genügt heute nicht mehr. Wir brauchen den Glauben, der in die Anbetung des Engels einmündet. Die Erkenntnis GOTTES, wie sie der Engel den Menschen vermittteln will und die nur er allein den Menschen bringen kann, kann nur in einem durchbohrten Herzen aufgehen. Nur sühnende Seelen können das Antlitz des HERRN in der Ölbergnacht dieser Zeit ertragen; ihnen zuerst gilt der Kelch der Stärkung, ohne den wir die schwere Prüfung dieser Zeit nicht bestehen.
Dein Reich komme!"

Immer wieder ist diese Bitte im irdisch-politischen Sinne von den Menschen mißdeutet worden! Der Mensch ist durch die Sünde so sehr verfangen im Irdischen, daß es nur Feuerseelen gelingt, zu GOTT und Seiner Herrlichkeit schon hier auf Erden aufzuschauen; dies sind die Heiligen, die ihr Fegefeuer schon hier auf Erden abbüßen. Wie dankbar müssen wir sein, daß uns GOTT den hl.Erzengel der Jugend und Freude zur Seite stellt, der uns hilft, die Täuschung der Sünde zu entlarven und schon hier ins Licht des ewigen Lebens zu treten. Er ist es, der uns durch die Passion des HERRN den Weg zum Leben, zur Freude, zur Gemeinschaft eröffnet. Was der Mensch sucht ist letztlich immer die größere Fülle des Lebens; hier setzt der Feind an und unterschiebt ihm die Fata morgana eines irdischen Glücks, der der Mensch blindlings nachläuft.

Das Reich, das JESUS meint, will notwendig trinitarisch verstanden werden. ER sagt von Sich und schaut doch zugleich auf den VATER und den HEILIGEN GEIST: „ICH bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" Diese drei sind die wahren Kennzeichen des Reiches GOTTES hier auf Erden.

· Wir müssen auf dieses Reich zugehen: wenn wir uns nach ihm in JESUS ausstrecken, ist es nicht nur ein fernes Ziel, es ist geheimmosvoll schon da. Darum bedeutet ‘den Weg gehen’ hier: wachsen, hineinwachsen, bis wir Ihm im Sterben endgültig begegnen und uns im Feuer der Läuterung in IHM vollenden.

· Das Reich CHRISTI ist Wahrheit im Blick auf den HEILIGEN GEIST, nicht nach der Wahrheit der Menschen, die immer irgendwie zweckgebunden und eigennutzig ist. Sie will unser Wohl, unsere ganze Glückseligkeit und sie will daß wir sie mit allen Menschen teilen. Darum dürfen wir uns nicht bei kurzlebigen Wahrheiten niederlassen.

· Das Reich GOTTES ist endlich im Blick auf den VATER: Leben, und zwar Leben in Fülle, wie der HERR sie uns verspricht. Nichts davon ist Spekulation; nichts davon falsche Gnosis, Weisheit dieser Welt. Es umgreift das Reich GOTTES die ganze Wirklichkeit dieser Schöpfung, darum muß es sich nicht nur im letzten Gericht, sondern schon hier auf Erden sichtbar offenbaren. Das ist der tiefere Sinn aller messianischen Verheißungen, die durch eine irdische Gegenwart und Wirksamkeit auf eine größere jenseitige Wirklichkeit dieses Reiches hinweisen. Darum ist es ja auch zuerst den Armen im Geiste zugesagt, die sich ihm ohne Vorbehalt mit reinem Herzen öffnen.

Im Licht gerade dieses hl. Erzengels erkennen wir: das Reich GOTTES ist immer Harmonie und Schönheit. Es leuchtet in Farben, die kein irdischer Maler verwendet, es klingt wie keine menschliche Musik klingen kann, es schafft Gemeinschaft in Liebe und Verstehen, die kein Mensch auszudenken vermag. Wie notwendig brauchen wir heute diese klare Unterscheidung, damit wir nicht mitmischen in der allgemeinen Verwirrung der Begriffe, der die Menschheit immer mehr anheimfällt und uns nicht ausstrecken nach einem falschen menschlichen Paradies, das der Böse uns vortäuscht und in unsere Herzen einzuimpfen versucht.
"Dein Wille geschehe!“

Wie leicht haben wir es uns oft auch in der Kirche mit dem Willen GOTTES gemacht; als sei der Wille GOTTES schon dort erfüllt, wo der Mensch einem vorgegebenen religiösen Schema nachgeht, gleichgültig in welcher inneren Gesinnung und Beteiligung. Diesen Rahmen hat spätestens das Vatikanische Konzil gesprengt und plötzlich stand der Mensch im Freien und fiel in das andere Extrem, als könnte er den Willen GOTTES von sich ableiten. Die Goldene Mitte zu finden zwischen den beiden Extremen, einer erstickenden Enge und einer auflösenden Weite, dazu braucht es die Hilfe St. Gabriel, des Engels der Menschwerdung. In ihm ist uns das einzige gültige Maß auch für unser Leben gegeben ist.

Was der Wille GOTTES letztlich von uns will, das können wir im konkreten Falle nur über den hl. Schutzngel erkennen, den GOTT an unsere Seite stellt, der geheimnisvoll unsere einzigartige Berufung trägt, die unserem Leben Richtung gibt. Er muß uns durch seinen „Rat“ zur Klugheit der Entscheidung verhelfen. Daß solche Erkenntnis des Willens GOTTES durch den Engel aufruhen muß auf der Wirklichkeit, die uns aufgegeben ist, gerichtet durch das Wort GOTTES, wie es uns die Kirche lehrt, das erhebt die natürliche Klugheit zur eingegossenen Tugend der Klugheit. Nur dann ist wirklich der Wille GOTTES vollkommen erfullt, wenn wir im Gesetz (der Wirklichkeit) in Ehrfurcht zum VATER aufschauen, im Wort auf den SOHN, der uns zur Nachfolge ruft und in der Stimme des Engels die Weisung des HEILIGEN GEISTES zur konkreten Entscheidung hören und zugleich die Kraft erhalten, sie auch durchzuführen.
"Gib uns unser tägliches Brot"

Es scheint diese Bitte auf den Erzengel zu weisen, der das Sakrament der EUCHARISTIE hütet, sicher gilt es auch diesen Bezug zu betrachten. In der eingeschlagenen Abfolge trifft hier der Erzengel, der das Bußsakramentes trägt und uns zur Buße, Tiefe und Innerlichkeit führen will. Nur so werden wir fähig, die Süße dieses Brotes verkosten können, das uns der HERR verheißt. Wie wenig denken wir Menschen über das Geheimnis der Nahrung nach, die uns GOTT täglich schenkt; nicht nur um unser irdisches Leben zu erhalten, sondern, wenn wir täglich zum Tisch des HERRN gehen, um den Hunger unserer Seele nach GOTT nähren. Für die meisten Menschen ist das Essen nur die Befriedigung eines Bedürfnisses, über das man weiter nicht nachdenkt, und so dringen sie auch nie tiefer ein in das Wunder der Heiligsten EUCHARISTIE, in der der HERR für uns BROT wird und in dem ER bei und in uns bleiben wird bis zum Ende der Zeit.

In der Nahrung nehmen wir den Stoff der Schöpfung in uns auf. Schon durch seine Bereitung im Kochen und noch mehr durch das Essen, durch die Verdauung, wird dieser Stoff bis in seine Struktur hinein zerstört. Die Schöpfung wird aufgeopfert, um uns das Leben für den Leib zu geben. Was der Stoff für den Leib ist, das ist der HERR in der Heiligsten EUCHARISTIE in LEIB und BLUT für das Leben unserer Seele aber auch für die uns versprochene Auferstehung des Fleisches am letzten Tag. Wer zu Hause die Brotkrumen vom Tisch hinunter auf den Boden fegt, der wird auch als Priester oder Laie die Gegenwart des HERRN nicht leicht in den Partikeln der EUCHARISTIE erkennen. Und doch sind auch diese kleinsten Teilchen genauso wie das Brot, das in den Krumen zu Boden fällt, Brot und deshalb dort, wo sie Teil der konsekrierten Hostien sind, Teil Seines LEIBES und BLUTES.

Es sind LEIB und BLUT des HERRN in der Heiligsten EUCHARISTIE, wie uns der vierte Schöpfungstag zeigt, eine Welt des Geheimnisses, in der im Keim alle Ordnung des Neuen Lebens, die uns JESUS CHRISTUS schenkt, schon unsichtbar enthalten ist. Wir mussen nur im dunklen Glauben wachsen, in diesem Schauen auf das Geheimnis GOTTES und uns vom bloß sinnhaften Denken lösen. Wer den HERRN in Liebe und Andacht in sich aufnimmt, trägt mit IHM die ganze Schöpfung in sich, denn die Schöpfung ist notwendig im Schöpfer, der sie in der Menschwerdung Seines SOHNES aufgenommen hat und sie einmal im HEILIGEN GEIST heimholen wird. Der liebend Glaubende begegnet in der Hlst. Eucharistie nicht nur dem SOHN, sondern den Drei Personen der Hlst. DRFEIFALTIGKEIT; wie ja auch die Kinder in Fatima die HOSTIE anbeten: VATER, SOHN, HEILIGER GEIST, in tiefer Demut bete ich Dich an ...

Der Erzengel der Buße will uns dazu verhelfen, dies tiefer zu erkennen und für diese tiefere Einsicht Zeugnis abzulegen vor unseren Brüdern, damit auch sie den HERRN nicht nur als Zeichen“, Chiffre einer ungreifbaren Wirklichkeit oder sozialer Verbrüderung, sondern als Person empfangen. Nur in der Anbetung mit dem Engel kann uns langsam aufgehen, was es bedeutet, daß GOTT Sich an den Stoff von BROT und WEIN gebunden hat und daß diese Bindung unauflöslich ist, so wie die Binde- und Lösegewalt der Kirche besteht bis ans Ende der Zeit. Durch Seine Bindung will der liebende GOTT uns bindungslosen Menschen helfen, daß wir nicht im Wirbelwind des Bösen forttreiben, oder in der Eigenwilligkeit unserer eigenen Ausdeutung erstrarren. Es muß dieser hl. Erzengel mit seiner Pflugschar über unsere Herzen fahren und sie aufbrechen in der Tiefe, daß wir dieses Geheimnis wieder erkennen, würdigen und so der Liebe GOTTES, die Sich hier zutiefst entäußert hat, die Antwort der Liebe schenken.
"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vorgeben unsern Schuldigern...“

In einer ihrer Geschichten aus der Zeit der Besetzung Polens durch die Russen erzählt Anna Winowska von einem Priester, der am Weihnachtsabend von einem berüchtigten Geheimagent der GPU verhaftet werden soll. Durch die Gnade GOTTES wird beim Anblick des Weihnachtsbrotes in diesem Schergen des Bösen das Herz angerührt. Der Priester, der ihn zum Tee eingeladen hat, merkt, was in ihm vorgeht und wagt ihm zu sagen: "Weißt du, GOTT hat eigentlich nur eines gegen dich,....... daß du Ihm deine Sünden nicht gibst." Eine erschütternde Wahrheit, die endlich sogar das Gewissen dieses vielfachen Mörders aufbricht. Ja, nur dieses erwartet GOTT der VATER von uns, daß wir unsere Sünden auf Den werfen, der als Lamm GOTTES unsere Sünden auf sich genommen hat. Nur der Mensch ist zu erlösen, der bereit ist, seine Sünde in Reue wegzugeben. Warum ist dies so schwer? Nicht deshalb, weil wir oft wirklich nichts mehr haben als eben diese unsere Sünden? Sie sind unser letzter Reichtum, wenn GOTT sie uns nimmt, sind wir dann nicht Nichts wie der gefallene Engel?

Der Martyrer, der sein Leben für GOTT auf den Scheiterhaufen hingibt, ist, wenn man ihn verbrannt hat, nach außen ein Häuflein Asche und doch ist er in GOTT ein Neues Leben. Aus dem Nichts kann GOTT den Menschen neu schaffen. Solches Sterben aber tut weh. Darum brauchst du, Mensch, auch hier die Hilfe des Engels; ja, noch mehr: du brauchst die Hilfe des kämpfenden Erzengels, des Patrones der Märtyrer, damit du in diesem Kampf'gegen dich selbst bestehen kannst. In der vorher erwähnten Geschichte will der Agent auf dieses Wort des Priesters hin nach seiner Pistole greifen. Doch er hält dem liebenden, einladenden Blick des Priesters nicht stand. Selbst, wenn er geschossen hätte, um das Recht auf seine Sünden zu behaupten, der sterbende Blick dieses Priesters hätte ihn noch bekehrt! Wie schwer fällt es dem Menschen auf falschem Wege umzukehren; wenn ihn die Barmherzigkeit des VATERS, die ja auch dieser hl.Erzengel trägt, nicht entgegenkäme, würde er es wohl nie schaffen. Er würde eher, wie Judas es getan hat, Hand an sich legen, seine Schuld verewigen, als den Anspruch GOTTES auf seine Sünden als sein einziges Eigentum preiszugeben.
"Und fuhre uns nicht In Versuchung!“

Es ist eine seltsame Bitte, über die wir eigentlich stolpern müßten, wenn wir das VATERunser wirklich bewußt beten; heißt es doch ausdrücklich im Brief des hl.Apostels Jakobus: „GOTT wird nicht verführt und GOTT verführt auch nicht (1,13).“ Wie kann da der HERR diese Bitte ins VATERunser bringen? GOTT steht über allem, auch dort, wo wir deutlich erkennen, Er hat es zugelassen. So müßten wir hier sagen: „laß nicht zu, o GOTT, Der DU gerecht bist, daß wir durch die Sünde verführt werden; gib uns Kraft, jede Versuchung zu bestehen. Laß uns in Dir so stark werden, daß wir alle Versuchung überwinden können, wie DU sie in der Versuchung durch den Bösen nach den vierzig Tagen des Fastens überwunden hast!“ Haben wir einmal recht bedacht, was das für den HERRN bedeutet: vierzig Tag in der Wüste, und nichts zu essen?

Sein ganzes Menschsein mußte sich in Ihm aufgebäumt haben, denn er war Mensch wie wir und das Leben verlangt, zu leben und nicht zu sterben - und doch konnte der HERR nur dort Seine Sendung beginen, wo ER sicher war, daß Sein Menschsein im Gehorsam ganz GOTT unterworfen war. Damit wir aber GOTT unterworfen sind, müssen wir Ihn zuerst aus ganzem Herzen lieben, damit all unsere Kräfte, auch die des Leibes, Ihm gehorsam seien. Wir müssen Seinen Willen aushalten, auch wenn er noch so schwer ist bis in die Tiefe des Schmerzes hinein. Der Böse wird alle Mittel anwenden, von der Schmeichelei, vom Betrug und der Lüge angefangen, bis zur Gewaltanwendung, um uns vom Willen GOTTES abzubringen. Daß wir bestehen können und nicht nachgeben; dazu braucht es die ganze Liebeskraft St. Raphaels, des Liebespfeiles GOTTES. Die Torturen der Hölle sind so viel schwerer geworden. Das Buch "Märtyrer oder Verräter" kreist und die Frage: kann der Mensch von höllischer „Wisssenschaft“ bearbeitet, im Bekenntnis noch widerstehen? GOTT allein weiß es. Wenn der Mensch getan hat, was er tun kann, dann kann er vertrauen, daß GOTT das Seine tun wird. Bitten wir: „HERR, vermehre in uns sosehr die Kraft Deiner Liebe, daß das Feuer Deiner Liebe in uns allen Haß der Welt verbrenne.“
"Sondern erlöse uns von den Bösen"

Diese letzte Bitte sollte aufsteigen wie ein Schrei. Versuchung gibt es nur dort, wo es die Herrschaft des Bösen gibt; wo er sich, wie Satan es heute tut, stolz als der Fürst der Welt bekennt. Solange es das Böse gibt, solange müssen wir wachsam sein. Darum sollen wir auch nicht nur bitten, von der Versuchung des Bösen erlöst zu werden, sondern, daß endlich die Wurzel des Bösen überhaupt ausgerissen werde, daß es nichts Böses mehr auf Erden gebe, das uns versuchen könnte; das wäre das Himmelreich auf Erden. Dieses Himmelreich wächst in uns, wenn wir im Kampruf St. Michaels bleiben: Wer ist wie GOTT! Dürfen wir nicht glauben, daß mit der Hilfe der Hl.Engel im Blick auf die Verheissungen des Unbefleckten Herzens MARIENS das Reich GOTTES sich am Ende auch hier auf Erden durchsetzen wird, wenn GOTTES Allmacht und Erbarmen die Übermacht des Bösen, die heute die ganze Menschheit überschwemmt, fesseln wird Freilich auch dann werden wir gegen den Trug der Sünde wach bleiben und kämpfen müssen, daß wir nicht wieder zurückfallen. Denn nüchtern berichtet die Geheime Offenbarung, daß es am Ende noch einmal den letzten entscheidenden Kampf gegen den Bösen geben wird (vgl.20,7-10).

Wenn wir wissen, daß der Böse uns zu keiner, nicht der kleinsten Sünde verfuhren kann, wenn wir nicht wollen, dann wissen wir nüchternerweise auch, daß alles an uns liegt, daß wir uns so an GOTT halten, so mit GOTT ausfüllen, daß keine Einbruchstelle dem Bösen mehr offensteht. Hier müßten wir jetzt die Reihe der Erzengel wieder zurückgehen, denn zu solcher Hingabe brauchen wir die Kraft aller dieser Engel: wir brauchen die Liebe St. Raphaels, die Heldenkraft des Engels der Hingabe, die Tiefe der Liebe des Engels der Buße, die Kraft St. Gabriels und die Freude und Zuversicht des Erzengels des Lebens und endlich die reine Anbetung GOTTES des Engels der Hlst. Eucharistie. Wir brauchen nicht nur alle sieben, sondern die Hilfe aller himmlischen Heerscharen, um im schweren Kampf dieser Zeit bestehen zu können. Hat der HERR nicht Selber im Blick unserer Zeit gesagt: Wird der MenschenSOHN noch Glauben finden, wenn ER wiederkommt?" (Lk 18,14). Wir dürften wohl antworten: wenn es nicht um die Hilfe der hl. Engel wäre, so mußten auch die Auserwählten verzweifeln; doch mit und durch und in ihnen, in der Kraft des Unbefleckten Herzens MARIENS werden wir diesen Kampf bestehen.
Die Erzengel und die sieben Worte des HERRN am Kreuz

Wir mussen uns dem Wort GOTTES überlassen können als Richtweisung auch für unser Gebet; denn der Mensch weiß ja nicht einmal recht, was und wie er beten soll (Rö 8,26). Darum muß ihn GOTT auch den Weg im Gebet zeigen.

· Die sieben Worte des VATERunsers sind Fundament für all unser Beten, der Boden unseres Gebetes, auf dem wir immer fester stehen sollen. Im VATERunser hat uns der HERR ein Gebet geschenkt, das zuerst uns allein gehört.

· Die sieben Worte des HERRN am Kreuz sind zuerst Worte des Gebetes des HERRN an Seinen VATER in den drei schwersten Stunden Seines Lebens, da ER angenagelt in heißer Sonne, inmitten der aufgewuhlten Menschenmenge, am Kreuz hing. In sie dürfen wir eintreten in dem Maß, wie auch wir uns in IHM durch das Kreuz richten lassen hin zum Neuen Menschen, der aus dem Tod Adams erwachsen soll.

· In den Gaben des HEILIGEN GEISTES, die wir im nächsten Abschnitt betrachten wollen, schenkt uns der HEILIGE GEIST die Kraft, in diesen Weg der letzten Armut CHRISTI am Kreuz einzutreten; in Ihn hineinzusterben, so wie es Paulus geschenkt war, um dann auch neu mit Ihm am Ostermorgen aufzuerstehen.

Dreimal neigt sich so der Himmel in diesen drei Weisen des Betens auf die Erde; je fester wir die Hand der hl. Engel ergreifen, um so mehr können wir uns nach diesen Gnaden ausstrecken und ihrer immer mehr teilhaftig werden.

Die sieben Worte des HERRN am Kreuz sind nicht nur tiefstes, heiligstes Gebet des HERRN; sie sind wie eine Zusammenfassung Seiner ganzen Frohbotschaft, Sein heiligstes Vermächtnis, dem wir uns eigentlich nur an der Hand der hl. Engel nahen durfen. Sie sind in ihrer besonderen Bedeutung und Kraft wenig bekannt und genutzt. Weil sie das Erste sind, was der HERR Seiner Kirche in Seinem Sterben am Kreuz vermacht hat, so werden sie vielleicht als letzte heilige Frucht aufgehen, in der die ganze Schöpfung heimgeholt wird.
"VATER verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun." (Lk 23,34)

Schon in diesem ersten Wort wird offenbar: sie sind Licht, das wir nur mit dem Engel, der aus dem Licht kommt, fassen können; im ersten Wort ist es das Licht des Verzeihens Seinen schlimmsten Feinden gegenuber, gesprochen in tiefster Todesqual. Um sein Maß zu ermessen, müssen wir uns nach dem Maß unseres Verzeihens fragen, um hier auf dem Richtplatz den einzig möglichen Platz zu finden: an der Seite des guten Schächers! Dazu ist der SOHN vom VATER gesandt, allen den Weg zum Himmel wieder freizumachen ohne Ausnahme, selbst den schlimmsten Sündern, selbst den vielfachen Mördern; wie schwer wir uns auch tun, in solche Verzeihung einzustimmen. Soll dieses Angebot in Seiner Kirche wirklich werden, müßten auch wir dafür einstehen in der Hingabe unseres Lebens für die Rettung der Sünder..

Das hieße konkret: eine Mutter mußte dem Mörder ihres Sohnes verzeihen können, so wie es Anna Winowska in einer anderen ihrer Geschichten aus der Besatzungszeit in Polen erzählt. Wir müssen in anbetendem Schweigen innehalten, um dieses Übermaß nur ahnend zu erfassen. Kann ER auch über einen Stalin, einen millionenfachen Mörder sprechen: "VATER verzeih ihm, er weiß nicht was er tut." Stalin war getauft; er war sogar Seminarist. Ist es nicht seltsam, daß man ihn ganz still auf dem Mausoleum entfernt hat, da doch Lenin weiter am Roten Platz wie ein gott verehrt wird? Wir haben kein Maß für GOTTES Erbarmen. Und doch müssen wir an diese größere Barmherzigkeit glauben, besonders heute angesichts der Millionen und Abermillionen, die in brutaler Gewalt niedergemacht werden. Hier müssen alle unsere Schranken religiösen Verstehens und bürgerlicher Wohlanständigkeit zerbrechen.

GOTT will uns durch die hl. Engel entschränken hinein in die Dimensionen Seines Erbarmens in der Endzeit. Darum hat ER uns eine selige Faustina geschenkt, deren Botschaft freilich erst Papst Joh.Paulus II den Weg frei machen mußte. Müssem wir nicht nach der größeren Barmherzigkeit GOTTES Ausschau halten in all dem Dunkel der Sünde dieser Zeit; wer kann da noch gerettet werden? Der HERR hatte stillschweigend auch Judas schon dadurch verziehen, daß ER ihn jahrelang an Seiner Seite ertrug. Zuletzt hat ER ihn sogar noch direkt angesprochen (vgl. Jo13,21-27), bevor er hinausging in die Nacht. War nicht diese Warnung eine ganz konkrete Weise des Verzeihens? Hätte Judas nur innegehalten, umgeschaut auf dieses Wort des HERRN, er hätte sich nicht der Verzweiflung ausgeliefert. Große Worte, wie dieses hier, müssen wir immer wieder wiederholen in unserem Herzen, damit wir langsam in sie hineinwachsen. Bitten wir den hl. Erzengel der Anbetung um das Licht, sie immer tiefer zu verstehen und immer mehr zu leben; daß auch wir in die Weite des Verzeihens GOTTES aufgenommen werden, in der der HERR Seine Kirche gegründet hat und in der ER sie in dieser Letzten Zeit leuchtend vor die Welt hinstellen will.
"Heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein." (Lk 23,43)

Dieses zweite Wort ist wie die Anwendung des ersten Wortes, daß uns deutlich werde: der HERR hat das erste Wort.wirklich für jeden einzelnen armen Sünder, auch für uns, ja gerade uns gemeint. ER hat keine nur allgemeinen Worte. Er will uns mit dem hl. Erzengel der Jugend und Freude die Fülle des Lebens schenken. JESUS wird hingericht in der Gesellschaft von Verbrechern schlimmster Art, die nach alttestamentlichen Gesetz: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, ihr Leben verwirkt haben. Der rechte Schächer am Kreuz, den der HERR anspricht, ist wohl wirklich ein Mörder (vgl. Lk23,32). Sicher hat der HERR beide angeschaut, doch nur den rechten Schächer hat die erbarmende Liebe des HERRN erreicht. Vielleicht war da noch ein Stück freier Raum in seiner Seele von seiner Kindheit her. Der linke Schächer spottet wie die Pharisäer, um ein Wunder herauszufordern. Der rechte erkennt seine Schuld und die Unschuld JESU und bittet. Und auf diese seine Bitte hin wird ihm sofortige Antwort; eine Antwort, die wohl auch er nicht ganz versteht, wie sie auch uns zunächst unverständlich sein wird: heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein.

Das Paradies, das der HERR hier meint, ist nicht das, aus dem der Mensch im Anfang vertrieben wurde, dafür ist es nur Bild, denn der HERR schaut nicht zurück auf Vergangenes. Paradies ist auch nicht der Himmel, wie man leichtfertig meinen möchte; auch wenn dem rechten Schächer vergeben wird, seine Sündenlast verlangt, abgetragen zu werden; der Anfang ist gemacht, doch der Neue Mensch muß in ihm erst durchwachsen. Der HERR meint mit dem Wort "Paradies" das Fegefeuer, das ER durch Sein Sterben als Ort und Zeit der Reinigung eröffnet hat. In der Stunde des Todes erkennen zu durfen, diese Reue ist das Fegefeuer, das uns ausbrennt von allen Schlacken der Sünde.

In der Vergebung, wie die hl. katholische Kirche sie bekennt, wird die Sünde nicht einfach weggewischt, als hätte der Mensch sie nicht getan. Das wäre eine Art Mirakel, das über den Menschen hinweg geht. GOTT achtet die Würde des Menschen, auch als Sünder. Darum soll er seinen Teil dazugeben, sei es hier auf Erden durch die Buße, …