Sonia Chrisye
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Die Anschläge werden nicht aufhören

Feuilleton
Interview mit Boualem Sansal

Die Anschläge werden nicht aufhören

Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal beschreibt in seinem Roman „2084“ den Totalitarismus einer islamischen Diktatur. Er sagt: Der Westen hat die islamistische Gefahr zu lange unterschätzt. Ein Gespräch.

Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal beschreibt in seinem Roman „2084“ den Totalitarismus einer islamischen Diktatur. Er sagt: Der Westen hat die islamistische Gefahr zu lange unterschätzt. Ein Gespräch.
18.11.2015

© AFP Stilles Gedenken am Place de la Republique, zwei Tage nach dem verheerenden Anschlag mit 132 Toten

Sie wollen die ganze Welt erobern: Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal warnt vor den Islamisten

Herr Sansal, Sie beschäftigen sich in Ihrem Werk seit Jahren mit der islamistischen Gefahr. Was denken Sie heute, wenige Tage nach den Anschlägen in Paris?
Ich bin, ehrlich gesagt, nicht überrascht. Die Islamisten sind dabei, sich in Europa einzurichten. Am Freitag haben sie in Paris zugeschlagen, morgen wird es woanders sein. Sie werden nicht aufhören. Die Strategie der Anschläge weist dabei auf ein Ziel hin, das man benennen muss: Es geht ihnen um die Eroberung der Welt. Und dieser Krieg wird längst nicht nur über Gewalt geführt. Die Islamisten nutzen für ihre Mission die verschiedensten Mittel, sie wirken politisch, sie predigen in Moscheen, sie kommunizieren über das Internet und lassen ihre Publikationen weltweit zirkulieren. Das halte ich für das Wesentliche. Mit den Attentaten wollen sie uns terrorisieren, aber die Arbeit im Hintergrund ist mindestens so wichtig.
© AFP „ Es geht ihnen um die Eroberung der Welt“: Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal warnt seit langem vor der Gefahr des Islamismus.

Können Sie die Faszination gerade junger Leute für den Islamismus erklären?
Die Jugend betreibt seit jeher alles, was sie tut, mit großer Leidenschaft, ob das Musik ist oder Sport. Die Religion ist hier insofern wirkmächtig, als die Islamisten sektiererisch vorgehen. Es geht um Indoktrination. Die Jugend ist desorientiert und sucht nach einem Sinn des Lebens. Diese Lücke füllt die Religion aus. Sie bietet Visionen, politisches Engagement und eine Moral. Diese Zutaten zusammengenommen machen den Islamismus so faszinierend, dass sich inzwischen sogar Christen, Atheisten und Juden unter den Islamisten finden.
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www.faz.net/…/boualem-sansal-…