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Fidel Castro fragt Papst nach Liturgiereform

(gloria.tv/ KNA) Zum Abschluss seines Kuba-Besuchs ist Papst Benedikt XVI. mit dem früheren Staatschef Fidel Castro zusammengetroffen. Die rund 30-minütige Unterredung in der Apostolischen Nuntiatur in Havanna am Mittwochmittag (Ortszeit) sei «herzlich, lebendig und intensiv» gewesen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi mitreisenden Journalisten.

Der Revolutionsführer hatte selbst den Wunsch geäußert, mit Benedikt XVI. zusammenzutreffen, und ihn gebeten, ihm einige Minuten seiner Zeit zu widmen. Während des über Dolmetscher geführten Gesprächs war auch Castros Ehefrau anwesend. Am Ende der Unterredung wurden dem Papst zwei Söhne Castros vorgestellt.

Der Papst habe gegenüber Castro seine «große Zufriedenheit» über die Reise und seinen Empfang auf Kuba geäußert, berichtete der Vatikansprecher. Castro, der in den kurzen TV-Aufnahmen einen erschöpften Eindruck machte, habe den Papst nach Reformen in der Liturgie gefragt und sich nach den Aufgaben eines Papstes erkundigt.
Zudem habe man sich über die aktuelle religiöse, moralische und kulturelle Lage, die schwierige Situation der Menschheit sowie die Herausforderungen für die Wissenschaft ausgetauscht.

Castro habe den Papst zudem gebeten, ihm interessante Bücher über die angesprochenen Themen zuzuschicken, damit er sich vertieft damit befassen könne, sagte Lombardi. Das Treffen kam nach seinen Angaben auf persönlichen Wunsch von Fidel Castro zustande. Der Wunsch sei dem Vatikan von kubanischer Seite mitgeteilt worden.

Zunächst war Castro von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone empfangen worden. Diesem habe der Revolutionsführer erklärt, dass er die Seligsprechungen von Mutter Teresa (1910-1997) und Johannes Paul II. (1978-2005) ersehnt habe, so Lombardi.

Im Vorfeld der Begegnung hatte es Spekulationen gegeben, Fidel Castro wolle sich mit der Kirche aussöhnen und Benedikt XVI. könnte eine angebliche Exkommunikation Castros aufheben. Der langjährige Sekretär von Papst Johannes XXIII. (1958-1963), Erzbischof Loris Capovilla, erklärte dazu, Fidel Castro sei 1962 nicht exkommuniziert worden. «Das Wort Exkommunikation hat es im Vokabular des Johannes-Papstes nicht gegeben», sagte Capovilla der Tageszeitung «Corriere della Sera».

Beim zuvor einzigen Papstbesuch in Kuba 1998 hatte sich Fidel Castro 50 Minuten lang unter vier Augen mit Johannes Paul II. unterhalten. Dank der guten Spanischkenntnisse des Papstes benötigten die beiden keinen Dolmetscher. Johannes Paul II. traf damals auch mit vier von Castros Geschwistern zusammen, darunter der heutige Präsident Raul.
Die beiden damals anwesenden Schwestern, Augustina und die vor vier Wochen gestorbene Angela, sind bzw. waren dem Vernehmen nach praktizierende Katholiken.

Benedikt XVI. hält sich seit Montag auf Kuba auf; gegen Mitternacht deutscher Zeit fliegt er nach Rom zurück.
lucet
"It's not the mass I knew in my youth." (F. Castro)