M.RAPHAEL
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Sündenbock Bergoglio und das Netzwerk der Macht

Ein Jesuit hat mir vor vielen Jahren gesagt, als Antwort auf meine Entscheidung in ein Zisterzienserkloster einzutreten, dass wir nicht hinter die Aufklärung zurückkönnen. Das ist m.E. typisch für die Jesuiten. Sie sind Kinder der Neuzeit und Aufklärung. Sie sind vollkommen immanent. Eine unsichtbare, real existierende Transzendenz gibt es für sie nicht mehr. Das Heilsgeschehen vollzieht sich allein durch die Menschen. Wunder können niemals objektive Faktenrealität beanspruchen. Sie halten sich für Hüter einer humanistischen Gesellschaft. Christus ist der Wille zu dieser.

Die grundlegende Theologie von Karl Rahner SJ., der wohl wesentlich für den Vat.2 Geist mitverantwortlich ist, wird von Kurt Hübner bei Joseph Ratzinger zitiert:

„Menschwerdung Gottes ist der höchste Fall des Wesensvollzugs der menschlichen Wirklichkeit, die gelungene, vollständige Selbsttranszendenz“, da doch der Mensch das Wesen der Selbsttranszendenz ist… So aber wird „das Notwendige seines Wesens auf das Zufällige von Geschichte verwiesen; dies Zufällige der von außen her ,partikulär‘ auf ihn zutretenden Geschichte ist ihm nicht entbehrliches Akzidenz, das seinem Wesen nichts hinzufügen oder wegnehmen kann, sondern gerade die Form, wie sich sein Wesen zeitigt zu sich selbst. Die Paradoxie des Wesens Mensch ist es, nur in der Ausgespanntheit auf das Partikuläre einer von außen kommenden Geschichte das Universale seines Selbst zu finden, so daß gleichsam a priori der Mensch als Empfänger der Offenbarungsgeschichte, als ,Hörer des Worts‘ konstruiert und postuliert werden kann.“ Hübner, Kurt, Irrwege und Wege der Theologie in die Moderne, Augsburg 2006, S.260

Für die Jesuiten also ist der Mensch auf bleibende, universelle und unabschließbare Selbsttranszendenz (Selbstverbesserung, Selbsterlösung) in der immer zufälligen und sich verändernden Immanenz ausgerichtet. Durch Hören auf das Wort der Menschwerdung Gottes optimiert der Mensch diesen Prozess. Am Ende ist er wohl ein Menschengott in einem humanistischen Paradies auf der Erde. Der Himmel ist weg. Die Transzendenz ist weg. Das Chorgebet geht ins Leere. Aus dem Heiligen Messopfer wird die soziale und humanistische Mahlfeier.

Das lässt einen Bergoglio sehr gut verstehen. Er will eine liebe, humanistische und soziale Welt. Er meint es nicht böse. Aber wie alle Vat.2 Kleriker ist er in sich widersprüchlich. Das klerikale Netzwerk der Macht des Männerkollektivs ist zu stark. Verheiratete Priester oder Frauenpriesterinnen würden den unbedingten Zusammenhalt vernichten. Er musste dieser Macht entsprechen, sonst hätte er seine Macht verloren. Er sehnt sich so nach der modernen freimaurerischen Brüderlichkeit und Gleichheit und seine Kleriker machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Jetzt wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Viele Vat.2 Kleriker versichern jetzt den Modernisten, dass die Diskussion nicht zu Ende sei, dass sie alle verheiratete Priester und Priesterinnen wollen, nur damit niemand die Kirche verlässt. Dabei wollen sie genau das Gegenteil. Und der arme Bergoglio ist der Sündenbock. Er kann einem fast leidtun. Die ganze Vat.2 Kirche ist eine einzige in sich widersprüchliche Verwirrung. Sie täuscht unablässig. Wer das nicht kann, wird nie etwas in ihr.