Wer oder was ist die Hure Babylon der Apokalypse?

Vor Kurzem wurde ich hier an anderer Stelle auf einen Kommentar hin nach der Hure Babylon gefragt, hatte dort aber nicht geantwortet, weil es in einem Antwortkommentar nicht sinnvoll möglich ist. Hier nun meine zwei Cent zu dem Thema ohne weiteres Studium. Ich setzte im Folgenden voraus, dass jeder die Geheime Offenbarung des Johannes häufig und intensiv genug studiert hat, insbesondere Kapitel 17 und 18. Die Hure Babylon steht für globale antichristliche Frevel aller Art. Die geschauten Gewässer, an denen die Hure sitzt, bedeuten Völker und Menschenmassen, Nationen und Sprachen.

Zur Beantwortung der Frage „Wer oder was ist die Hure Babylon der Apokalypse?“ sollte man sich zunächst über die Herangehensweise klar werden. Bekanntlich entwickelte sich im Mittelalter die Lehre vom vierfachen Sinn der Heiligen Schrift die auch hier relevant wird.

Literalsinn: wörtliche, geschichtliche Auslegung;
Allegorischer Sinn: Auslegung vom Glauben her, also dogmatisch;
Tropologischer Sinn: Auslegung von der Liebe her, also moralisch;
Anagogischer Sinn: Auslegung von der Hoffnung her, also endzeitlich.

Es gibt dafür das allseits bekannte Beispiel Jerusalem. Wörtlich ist die historische und geographische Stadt Jerusalem gemeint. Dogmatisch ist die Kirche Christi gemeint. Moraltheologisch ist die menschliche Seele gemeint. Und eschatologisch ist das himmlische Jerusalem gemeint. Dieses Beispiel ist hier sehr hilfreich, da es sich bei Babylon vom Wortsinn her auch um eine historische und geographische Stadt handelt.

Dogmatisch kann man in der Hure Babylon all das erkennen, was man unter Antikirche subsumieren kann. Die eine heilige von Christus gestiftete Kirche ist seine Braut, ein Organismus der Gemeinschaft in Gnade, die sich aber auch sichtbar, strukturell und materiell in der Zeit manifestiert, ohne wesenhaft eine Organisation zu sein. Die Hure Babylon ist dementsprechend das Gegenteil: möglichst unsichtbar, unorganisch und gnadenlose Organisation der Willkür, des Hasses. Darunter kann man zunächst die EU, die SU, die US oder auch kommunistische Parteien (China), also Regierungsamtliches, erkennen. Das trifft es aber nicht richtig. Eher Nicht-Offizielles wie die Freimaurerei (auch die innerkirchliche) und die UNO. („Die Frau aber, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige der Erde.“ Offb. 17,18) Vielleicht auch die NGO’s wie die für eine „offene Gesellschaft“, oder das Weltwirtschaftsforum. Dabei bedingen sich diese „Hörner“ der Antikirche gegenseitig. Weil aber die Vereinten Nationen und die VSA mit Neu-Amsterdam, heute New York genannt, geographisch eine Überschneidung haben, könnte die prophezeite Zerstörung dieser Stadt besondere Bedeutung erlangen. Auch und gerade deswegen, was unter „Wall Street“ verstanden wird. („Durch die Fülle ihres Wohlstands sind die Kaufleute der Erde reich geworden.“ Offb. 18,3 ; u.a.) In wie weit dort auch freimaurerische und/oder satanische Kreise ihr Hauptquartier haben entzieht sich meiner Kenntnis. Eine exklusive 1:1 Gleichsetzung wäre aber eine unzulässige Engführung. Auch weil von sieben Hügeln die Rede ist, und daher im geographischen Sinne durchaus sieben Städte gemeint sein könnten. Darunter vielleicht auch London, Rom, Berlin, Mekka, Peking usw. ?

Moraltheologisch bezüglich der Seele eines jeden Menschen kann man in der ehebrecherischen Hure Babylon all das erblicken, was den Bruch des Bundes mit dem wahren Seelenbräutigam befördert: Weltdienst als Götzendienst. Vergötterung des Irdischen, des Geschaffenen, des Ichs. Augenlust, Fleischeslust und die Hoffart sind es die unsere Seele babylonisieren.

Besonders interessant ist im Zusammenhang der Geheimen Offenbarung des Johannes für die meisten die anagogische Bedeutung, weil es ja hier ums Endzeitliche geht. Mir scheint jedoch für das Verständnis dieses Buches der Heiligen Schrift eher der allegorische und der tropologische Sinn von besonderer Wichtigkeit, weil das moralische Versagen den antichristlichen Strukturen Macht und Kraft verleiht.

Wenn anagogisch mit Jerusalem die himmlische Wohnstatt gemeint ist, also eine schöne helle und ewige Stadt für das wirkliche Leben des Menschen in der Anschauung Gottes, dann ist Babylon auch hier das Gegenteil. Vorläufer dieses Ortes Jerusalem haben wir jetzt schon z.B. in den Kapellen zu Anbetung des Allerheiligsten Altarssakramentes oder in der Hl. Messe. Der Gegensatz dazu ist anagogisch der grauenhafte finstere Ort des nicht mehr wirklich Leben zu nennenden ewigen Existierens des Menschen in der völligen Gottlosigkeit bzw. Gottesferne. Vorläufer dieses dann auch ewigen Ortes Babylon haben wir aber jetzt schon zeitlich, wie z.B. okkulte oder satanische Rituale, Discos, Rockkonzerte, Parties mit Drogenrausch und sexuellen Ausschweifungen, die Schlachtfelder der Kriege und ähnliche. Eine untrennbare Verbindung zum Tropologischen fällt sofort ins Auge.

Die Hure Babylon wird sicher stürzen. („Deshalb werden an einem einzigen Tag die Plagen über sie kommen, die für sie bestimmt sind: Tod, Trauer und Hunger. Und sie wird im Feuer verbrennen; denn stark ist der Herr, der Gott, der sie gerichtet hat.“ Offb. 18,8) Und alles sieht danach aus, dass wir heutigen es noch erleben. Wie sie zu Fall gebracht werden wird, wissen wir bereits, wenn auch nicht die konkreten Umstände. „Du hast die zehn Hörner und das Tier gesehen; sie werden die Hure hassen, ihr alles wegnehmen, bis sie nackt ist, werden ihr Fleisch fressen und sie im Feuer verbrennen.“ Offb. 17,16

Danach hörte ich etwas wie den lauten Ruf einer großen Schar im Himmel: Alleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserm Gott.

Seine Urteile sind wahr und gerecht. Er hat die große Hure gerichtet, die mit ihrer Unzucht die Erde verdorben hat. Er hat Rache genommen für das Blut seiner Knechte, das an ihren Händen klebte.

Noch einmal riefen sie: Alleluja! Der Rauch der Stadt steigt auf in alle Ewigkeit.

Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier Lebewesen fielen nieder vor Gott, der auf dem Thron sitzt, beteten ihn an und riefen: Amen, Alleluja!

Und eine Stimme kam vom Thron her: Preist unsern Gott, all seine Knechte und alle, die ihn fürchten, Kleine und Große!

Da hörte ich etwas wie den Ruf einer großen Schar und wie das Rauschen gewaltiger Wassermassen und wie das Rollen mächtiger Donner: Alleluja! Denn König geworden ist der Herr, unser Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung.

Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre erweisen. Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes und seine Frau hat sich bereit gemacht.

Sie durfte sich kleiden in strahlend reines Leinen. Das Leinen bedeutet die gerechten Taten der Heiligen.


Offb. 19