Iacobus
1924

Pater Siano FI spricht über die Freimaurerei

„Katholik, der Loge beitritt, ist exkommuniziert“ – Kirchenhistoriker Paolo Siano über Kirche und Freimaurerei
2. Oktober 2013 20:58 |

(Rom) Am vergangenen 10. September hielt der Kirchenhistoriker Pater Paolo Maria Siano von den Franziskanern der Immakulata in Rom einen Vortrag über die Freimaurerei. Am Sitz der Stiftung Lepanto begrüßte der Historiker Roberto de Mattei den Schriftleiter der Annales Franciscani vor einem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Pater Paolo Maria Siano ist nicht nur ein Kirchenhistoriker mit Spezialisierung für die Geschichte der franziskanischen Bewegung. Er gehört zu den heute seltenen Kirchenhistorikern, die sich auf wissenschaftlicher Ebene mit der Freimaurerei und ihrer Gedankenwelt auseinandersetzten und dies auf der sicheren Grundlage der kirchlichen Glaubenslehre tun.

Jedwede Freimaurerei mit katholische Kirche unvereinbar

Pater Paolo Maria Siano ist Autor des 630-Seiten umfassenden „Handbuchs“ über die Freimaurerei (ordenseigener Verlag Casa Mariana, Frigento, 2012). Ebenfalls 2012 erschien auch sein Buch Die Freimaurerei zwischen Esoterik, Ritus und Symbolik (ordenseigener Verlag, 544 Seiten), um seine beiden jüngsten Veröffentlichungen zum Thema zu erwähnen. Er bot bei seinem Referat zunächst einen gerafften, aber systematischen Überblick über die Gründe, weshalb die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche mit der Mitgliedschaft in jeder Art von Freimaurerei unvereinbar ist. Die Unvereinbarkeit gilt sowohl für die radikal antiklerikale „linke“ Freimaurerei, als auch für die „weichere“ angelsächsische Logenarbeit. Diese Unvereinbarkeit wurde vom päpstlichen Lehramt seit dem frühesten Auftreten der Freimaurerei in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts festgelegt und begründet. Eine Verurteilung der Logenideologie, die seit dem ältesten päpstlichen Dokument dazu aus dem Jahr 1738 bis zum heutigen Tag ohne Unterbrechung gilt. Das jüngste Dokument gegen die Freimaurerei stammt von der Glaubenskongregation unter der Leitung von Joseph Kardinal Ratzinger vom 26. November 1983.
Pater Paolo Maria Siano betonte dabei, daß es nicht die Kirche sei, die a priori etwas gegen die Freimaurerei habe. Es ist vielmehr die Ideologie der Freimaurerei, die sie in einen kategorischen Gegensatz zur katholischen Kirche stellt und antikatholisch sein läßt. Es gehe dabei um jene Elemente, die im DNS eines jeden Freimaurers stecken und ihn in einen Gegensatz zur kirchlichen Lehre setzen und das sind: die Esoterik, die Rituale und die freimaurerische Philosophie, die auf dem Grundsatz einer absurden Übereinstimmung der Gegensätze beruht.

Magisch-okkulte Rituale der „Erleuchtung“ und der „Macht“ in gewisser Hinsicht „satanisch“

Pater Paolo Maria Siano erklärt, nun seit 20 Jahren sich intensiv mit der Freimaurerei zu befassen. Während dieser Studien konnte er sich vergewissern, daß die behauptete Weiterentwicklung der freimaurerischen Weltsicht keineswegs eine Abwendung von jenen Punkten mit sich brachte, die die Kirche zur Verurteilung der Freimaurerei veranlaßte. Bis heute äffe die Freimaurerei in ihren Ritualen die christlichen Sakramente nach und behauptet in einem magisch-okkulten Rahmen, ihren Adepten „Erleuchtungen“ und „Macht“ zu verleihen. Deshalb seien die freimaurerischen Riten in den niederen Graden und zunehmend in den höheren Graden in gewisser Hinsicht „satanisch“.
Die Esoterik stecke zudem untrennbar in jeder Freimaurerei und führe die Logenbrüder zur irrigen Meinung, die Wahrheit zu besitzen, vergleichbar der Sackgasse, in die der Weg der antiken Gnosis führte. Sie inszeniere den angeblichen Zugang zur „Wahrheit“ als etwas Exklusives, das nur den Auserwählten vorbehalten sei, während das gemeine Volk der „Nicht-Eingeweihten“ davon ausgeschlossen bleibe. Die „Wahrheit“ präsentiert sich damit als ein Geheimwissen, das angeblich von den Eingeweihten gewissermaßen gelenkt und beherrscht werde. Die Wahrheit aber, so Pater Paolo Maria Siano ist nicht eine abstrakte Theorie und kein magischer „Schlüssel“, sondern eine Person, nämlich Jesus Christus der menschgewordene Sohn Gottes, der für die gefallene Menschheit am Kreuz sein Leben opferte, um für alle, die es wollen, Heil und Rettung zu erschließen.

Esoterik konstitutives Element der Freimaurerei

Pater Paolo Maria Siano zeigte anhand der freimaurerischen Symbole den radikalen Gegensatz zur katholischen Symbolik auf, von den Gegensätzen Leben/Tod, über Licht/Dunkel bis Gott/Teufel. Die Freimaurerei orientiere sich unbestreitbar an der christlichen Symbolik, will diese jedoch durch eine neue Symbolik einer Ordnung ohne Gott ersetzen. Der Mensch ist in der Freimaurerei das höchste Wesen, um das sich alles dreht. Ein Thema, das bereits in der Schöpfungsgeschichte des Buches Genesis abgehandelt wird und den fatalen Weg des Menschen aufzeigt, der selbst wie Gott sein will. Das aber sei letztlich die Zielsetzung der Freimaurerei, die sie in radikalen Gegensatz zum personalen Schöpfergott setzt.
Die an das Referat anschließende Diskussion erlaubte die Klärung einiger Aspekte und die Unterscheidung der Geister. Vor allem konnte Pater Paolo Maria Siano aufzeigen, daß die meisten gesellschaftspolitischen und kulturpolitischen Tendenzen, die im offenen, oft aggressiven Gegensatz zur katholischen Lehre stehen, einen freimaurerischen Ursprung haben. Es sei Aufgabe, ja Pflicht, so der Referent, sich im Namen des wahren Lichts, das „jeden Menschen erleuchtet“ (Johannes 1) und das in Betlehem vor 2000 Jahren Mensch geworden ist, den freimaurerischen Plänen in den Weg zu stellen im Ringen um das Seelenheil der Menschen, angefangen bei den Freimaurern selbst.

Pater Paolo M. Siano widerspricht Wiens Dompfarrer Toni Faber: Katholik der Loge beitritt, ist exkommuniziert

Die Ausführungen von Pater Paolo Maria Siano stellen die mit den Logen sympathisierenden Aussagen des Wiener Dompfarrers Toni Faber bloß. Faber nahm 2010 an einem Fernsehgespräch des privaten Fernsehsenders TW1 mit dem ehemaligen Großmeister der österreichischen Freimaurerei Michael Kraus teil. Die Sendung hatte von Inhalt und Ausrichtung den Zweck, die Unvereinbarkeit zwischen katholischer Kirche und Freimaurerei zu leugnen. Eine Position, in der sich beide Studiogäste, die eigentlich gegensätzliche Positionen vertreten hätten sollen, völlig einig waren. Einig waren sie sich dabei nicht in der Position der katholischen Kirche, sondern in der Position der Freimaurerei. Faber kam dabei der Part zu, diesen irrigen Eindruck als Vertreter der Kirche im Namen der Kirche zu vermitteln. Die Aussagen Fabers und sein ursprünglicher Wunsch, seine Dissertation zum Thema Kirche und Loge zu verfassen, werfen Fragen über die persönliche Nähe des Wiener Dompfarrers zur Loge auf.
Pater Paolo Maria Siano wies die Behauptung, ein Katholik könne Mitglied in einer Loge sein, kategorisch zurück. Laut Kirchenrecht zieht sich jeder Katholik, der einer Loge beitritt, die Exkommunikation zu. Jeder, der etwas anderes behaupte, führe „die Menschen in die Irre“, so der Kirchenhistoriker aus dem Orden der Franziskaner der Immakulata. Einer von diesen ist der Dompfarrer Toni Faber, der in der Fernsehsendung das genaue Gegenteil behauptete und sich erfreut darüber zeigte: „Gott sei Dank“ habe sich die Kirche „da weiterentwickelt“. Laut Faber gebe es seit 1983 für Freimaurer keine Exkommunikationsgefahr mehr. Die gegenteilige Erklärung der Glaubenskongregation versuchte Faber zu minimieren und zu zerreden. Denn, der 2004 verstorbene Kardinal Franz König, habe es als Erzbischof von Wien (1956-1986) „Gott sei Dank, immer so,“ gehalten, so Dompfarrer Faber, „daß Freimaurer, die den Kardinal König gefragt haben“, ob sie einer Logen angehören dürften, „von ihm immer die Zustimmung erhalten haben“.

Wie weit geht Toni Fabers „Nähe“ zur Freimaurerei?

Das Gespräch zwischen Dompfarrer Toni Faber und dem ehemaligen Großmeister Michael Kraus: Toni Faber und die Freimaurerei

Text: CR/Giuseppe Nardi
Gerti Harzl teilt das
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