04:41
Irapuato
633
27. Juni: Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe. Die Botschaft des Gnadenbildes Dieses viel verehrte Bild mag auf westliche Augen fremd wirken. Maria wird nicht als zartes Mädchen mit …Mehr
27. Juni: Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe.

Die Botschaft des Gnadenbildes
Dieses viel verehrte Bild mag auf westliche Augen fremd wirken. Maria wird nicht als zartes Mädchen mit niedergeschlagenen Augen dargestellt. Ihr direkter Blick und ihre ausgeprägten Gesichtszüge verlangen unsere Aufmerksamkeit. Wir sind von der unrealistischen Darstellung der Figuren beeindruckt. Jesus hat die Größe eines Kleinkindes, aber seine Gesichtszüge sind die eines Erwachsenen. Maria und Jesus sind nicht in eine konkrete Umgebung gesetzt sondern heben sich von einem Goldhintergrund ab.
Dieses Bild wurde im byzantinischen Stil der Ostkirche gemalt. Die Absicht dieses Malstils ist nicht die Darstellung einer schönen Landschaft oder Person sondern die Übermittlung einer schönen spirituellen Botschaft. Weil der Künstler versucht, etwas Herrlicheres als alles in der Welt mitzuteilen, ist das Bild kein realistisches Portrait. Ein byzantinisches Bild ist wie ein Tor. Ein schönes Tor zu sehen ist nett, aber wer möchte nur dastehen und auf das Tor schauen? Wir möchten das Tor öffnen und durchgehen. Das Tor mag uns ansprechen oder nicht, es ist nur ein Tor, dazu bestimmt, uns in eine neue Welt zu führen.
Mit dieser Einstellung müssen wir auf dieses Bild zugehen. Der Künstler, war sich bewusst, dass kein Mensch auf Erden je wissen würde, wie Maria oder Jesus wirklich ausgesehen haben, und dass ihre Heiligkeit niemals wie die von bloßen Menschen dargestellt werden könnte. Er hat daher ihre Schönheit und ihre Botschaft in Symbole gefasst
Was sehen wir, wenn wir auf dieses Bild blicken?
Zunächst einmal sieht man die hl. Maria, weil sie das Bild dominiert und weil sie direkt auf uns schaut - nicht auf Jesus, nicht zum Himmel empor, nicht auf die Engel über ihrem Haupt. Sie blickt uns an, als wollte sie uns etwas sehr Wichtiges sagen. Ihre Augen blicken ernst, ja traurig, aber sie verlangen unsere Aufmerksamkeit.
Dies ist eine bedeutende Frau, eine von Macht und Stellung. Sie hebt sich von einem Goldhintergrund ab - im Mittelalter ein Symbol des Himmels. Sie ist in einen dunkelblauen Mantel mit grünem Futter gekleidet, darunter trägt sie ein rotes Kleid. Blau, grün und rot waren die Farben der Könige. Nur die Königin durfte diese Farben tragen.
Der achtstrahlige Stern auf der Stirn ist möglicherweise die Hinzufügung eines späteren Künstlers, um die östliche Vorstellung auszudrücken, dass Maria der Stern ist, der uns zu Jesus führt. Um diese Symbolik zu verstärken, ist neben dem Stern noch eine kreuzförmige Verzierung angebracht.
Die griechischen Buchstaben über dem Haupt verkünden sie als die Mutter Gottes.
Wenn wir auf das Bild blicken, wissen wir, dass sie die Macht hat, im Himmel Fürsprache für uns einzulegen.
Marias Blick ist auf uns gerichtet, aber ihre Arme halten Jesus. Auf byzantinischen Ikonen wird Maria nie ohne Jesus dargestellt, weil Jesus im Zentrum des Glaubens steht. Auch Jesus trägt die Kleider der Könige. Nur ein König konnte, wie im Bild dargestellt, ein grünes Kleid, einen roten Gürtel und Goldbrokat tragen. Die griechischen Buchstaben zur Rechten des Kindes und seines mit einem Kreuz geschmückten Heiligenscheins verkünden, dass es "Jesus Christus" ist. Jesus blickt weder auf uns, noch auf seine Mutter, noch auf die Engel. Obwohl er sich an seine Mutter klammert, schaut er weg - auf etwas, das wir nicht sehen können ... etwas, das ihn so schnell zu seiner Mutter eilen ließ, dass sich eine seiner Sandalen beinahe losgelöst hat, etwas, das ihn sich um Schutz und Liebe an sie klammern ließ.
Was mag einen kleinen Knaben, der doch der Sohn Gottes ist, so sehr erschrecken? Die Antwort geben uns die Figuren, die auf jeder Seite von Jesus und Maria schweben (die griechischen Buchstaben über ihren Köpfen weisen sie als die Erzengel Michael (links) und Gabriel (rechts) aus. Statt Harfen oder Trompeten zum Lobpreis des Kindes in Händen zu halten, tragen sie die Leidenswerkzeuge.
Der Erzengel Michael auf der linken Seite hält ein Gefäß mit der Galle in seinen Händen, die die Soldaten Jesus am Kreuz zum Trinken reichten, die Lanze, die seine Seite durchbohrte, und den Rohrstängel mit dem Schwamm.
Der Erzengel Gabriel auf der rechten Seite trägt das Kreuz und die vier Nägel in seinen Händen
Jesus hat einen Teil seiner Bestimmung gesehen: Leiden und Sterben, die er erdulden wird müssen. Obwohl er Gott ist, ist er auch Mensch und schrickt vor seiner schrecklichen Zukunft zurück. Er ist zu seiner Mutter geeilt, die ihn in diesem Augenblick äußerster Angst an sich drückt - in der Art, wie sie in seinem Leben und Sterben an seiner Seite sein wird. Sie kann das Leiden nicht von ihm nehmen, aber sie kann ihm liebevoll Trost spenden.
Aber warum blickt Maria uns so aufmerksam an anstatt ihr Kind in Not? Ihr Blick auf uns bezieht uns mit ein und lässt uns Teil des Bildes und des Schmerzes werden. Ihr Blick sagt uns, dass wir so wie Jesus uns an sie wenden und bei ihr Zuflucht finden können.
Ein Detail der Ikone, auf welches oft hingewiesen wird, sind die Füße Jesu. Sie sind in sehr menschlicher Art übereinander geschlungen. Von der rechten Fußsohle ist die Sandale losgelöst und droht zu Boden zu fallen. Man deutet dies gewöhnlich als eine Folge des Erschreckens Jesu angesichts des angekündigten Leidens. In einer tieferen Sichtweise mag darin aber auch die Selbstentäußerung und Erniedrigung des Gottessohnes zum Ausdruck kommen, der »wie ein Sklave« wurde (vgl. Phi! 2,7). In der Antike konnte es zu den Merkmalen einer Sklavenexistenz gehören, sich ohne Fußbekleidung zeigen zu müssen. Zugleich versinnbildlicht das Zeichen des entblößten Fußes das Eintreten Jesu in die Abgründe und Bodenlosigkeiten des menschlichen Lebens.
Noch ein anderes aussagekräftiges Detail der Ikone: Die rechte Hand der Gottesmutter befindet sich an der Stelle ihres Herzens und bildet damit die innerste Haltung Marias ab. Die Hand ist nach oben hin offen. Sie gewährt einerseits Halt und Schutz und signalisiert andererseits Empfangsbereitschaft. Maria lädt Jesus ein, seine Hände in ihre Hand und in ihr Herz zu legen. Er, dem sie ihre ganze mütterliche Fürsorge geschenkt hat, gewährt ihr aber auch seinerseits den Reichtum seines Segens und seiner Gnade.
Maria weiß, dass es viele gefährliche und Furcht erregende Dinge in unserem Leben gibt, und dass wir jemanden brauchen, an den wir uns in Zeiten des Leides und der Angst wenden können. Sie möchte uns denselben liebevollen Trost spenden wie Jesus. Sie fordert uns auf, so schnell wie Jesus zu ihr zu eilen, so schnell, dass wir gar nicht daran denken, was wir anhaben oder wie wir gehen, wenn wir nur bei ihr sind.
www.kathpedia.com/index.php