Eugenia-pia
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Nimmt die Gottesliebe ab, kann der Mensch zum Tor werden.

Die Torheit bedeutet Stumpfheit des Sinnes beim Urteilen., und zwar vor allem in bezug auf die höchste Ursache, Gott, die letztes Ziel und höchstes Gut ist.
Der Mensch lässt seinen Sinn in die irdischen Dinge versinken,, wodurch sein Sinn unfähig wird,, das Göttliche zu vernehmen. 1 Kor 2,14 : "Der irdische Mensch erfasst nicht, was des Geistes Gottes ist." Und diese Torheit ist Sünde.
Wenn auch keiner Torheit will, so will er doch das, woraus das Törichtsein folgt: Er will seinen Sinn vom Göttlichen abwenden und in das Irdische versinken lassen. Dasselbe ist der Fall bei den anderen Sünden. Der Unzüchtige will die Lust, wenn er auch nicht schlechthin die Sünde will; er würde nämlich gern die Lust geniessen, ohne zu sündigen.
Die Torheit ist jenen Geboten entgegengesetz
t, die für die Betrachtung der Wahrheit gegeben sind.
Soweit die Torhei
t Sünde ist, kommt sie daher, dass der geistige Sinn abgestumpft ist, sodass er nicht mehr fähig ist, die geistigen Dinge zu beurteilen.

Je mehr einer nun Gottesliebe hat, umsomehr teilt ihm Gott auch Weisheit und geistiges Verstehen mit.
Die Hauptsorge , die den Anfängern in der Gottesliebe obliegt, ist die, den Sünden zu widerstehen, deren Anfechtung sie unruhig macht. Auch die Vollkommenen schreiten in der Gottesliebe noch fort.
Sie bemühen sich um den Fortschritt in den Tugenden.

Kann die Gottesliebe auch abnehmen? Augustinus sagt zu Gott:" Weniger liebt dich, wer neben Dir noch etwas anderes liebt." Und: " Mehrung der Gottesliebe ist Minderung der Begierde."
Der heilige Thomas sagt:" Die Minderung der Gottesliebe kann nur von Gott oder der Sünde verursacht werden. Gott aber verursacht keine Störung in uns ausser als Strafe, indem Er uns zur Strafe für unsere Sünden seine Gnade entzieht. Darum kann Er auch die Minderung der Gottesliebe nur als Strafe verhängen. Strafe aber gebührt nur der Sünde.
(Diese Gedanken stammen vom heiligen Thomas von Aquin)