Heilwasser
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Scivias: Von drei Vergleichen mit der Dreifaltigkeit

Quelle: Scivias, Hildegard v. Bingen, 7. Vision des 3. Teils.

Info: Papst Benedikt XVI. hat St. Hildegard erhoben zur
Prophetissa et Doctessa Ecclesiae Universalis !


Von drei Vergleichen mit der Dreifaltigkeit

Macht, Wille, Glut, diese drei Gipfel kulminieren in einem Werk. Wieso ?
In der Macht liegt der Wille, im Willen Glut, und sie sind untrennbar, wie
auch der Atem des Menschen zu seinem Hauch (gehört). Wieso ? Im
Atem des Menschen ist der Luftaustausch (circuiens ventus) mit Feuch-
tigkeit und Wärme zu einem untrennbaren Hauch (verbunden), wie auch
dein Auge eine Ganzheit bildet. Wieso ? Die Rundung deines Auges
besteht aus zwei durchsichtigen Häuten (perlucida), besitzt aber nur ein
Gehäuse (habitaculum exsistens) und stellt sich auf alles ein (omniaque
regens), was ihm vorgehalten wird. Höre und verstehe, o Mensch !

So bestehen die drei Personen in einer unveränderlichen Wesenheit der
Gottheit. Im Vater ist der Sohn, in beiden der Heilige Geist und sie sind
eins; sie wirken untrennbar zusammen. Denn der Vater tut nichts ohne
den Sohn, noch der Sohn ohne den Heiligen Geist, noch der Heilige Geist
ohne sie; und weder Vater noch Sohn etwas ohne den Heiligen Geist,
weil sie eine ungeteilte Einheit sind. So ist Gott von Anfang an vor aller
Zeit in drei Personen. Vor Beginn der Welt hatte der Sohn noch kein
Fleisch angenommen; erst zur vorherbestimmten Zeit, als das Ende jenes
Zeitalters kam und Gott seinen Sohn sandte. Doch auch nach der Mensch-
werdung dieses Sohnes existiert Gott auf gleiche Weise in drei Personen
und möchte so in ihnen angerufen werden, da die jungfräuliche Blume in
unversehrter Jungfräulichkeit erblühte und der unaussprechlichen Drei-
faltigkeit deshalb keine Person hinzugefügt wurde. Vielmehr bekleidete
sich der Sohn Gottes nur mit dem auf unversehrte Weise angenommenen
Fleisch.

Deshalb sind diese drei Personen auch ein Gott in der Gottheit. Und wer
nicht daran glaubt (non sic credit), der wird vom Reich Gottes abgehauen,
weil er die Unversehrtheit der Gottheit und seinen eigenen Glauben (se
ipsum in fide) zerrissen hat, wie geschrieben steht.
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