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Polen will von Deutschland Reparationen in Höhe von 1,3 Billionen Euro fordern

02.09.2022 07:03

Es gehe darum, eine Entschädigung für alles, was die deutsche Nation Polen zwischen 1939 und 1945 angetan hat, zu erhalten, so der Vorsitzende der Regierungspartei, Jarosław Kaczyński, auf einer Konferenz.

Jarosław KaczyńskiFacebook/PiS

Polen werde von Deutschland Reparationen für die Schäden verlangen, die die Nazis während des Zweiten Weltkriegs angerichtet haben, gab Polens konservativer Regierungschef Jarosław Kaczyński am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Warschauer Königsschloss bekannt. Die gesamten Kriegsverluste Polens wurden in einem neuen am Donnerstag veröffentlichten Bericht auf rund 1,3 Billionen Euro geschätzt.

"Es geht darum, eine Entschädigung zu erhalten, vielleicht durch einen langen und mühsamen Prozess, für alles, was Deutschland, der deutsche Staat, die deutsche Nation, Polen zwischen 1939 und 1945 angetan hat", so der Parteichef. "Die Summe, die vorgelegt wurde, wurde unter Verwendung der geringsten konservativen Methode angenommen", sagte Kaczyński. "Es wäre möglich, die Summe zu erhöhen", fügte er hinzu.

Viele Länder hätten von Deutschland Reparationen erhalten. Polen sei nicht darunter, erinnerte Jarosław Kaczyński. Die fehlende Initiative in dieser Angelegenheit sei eine Lücke in der staatlichen Tätigkeit gewesen. Die Summe, die Polen hätte erhalten sollen, hätte die deutsche Wirtschaft nicht belastet, betonte er.

Die neue Publikation könne dazu beitragen, "eine echte Versöhnung, eine Wiederherstellung der polnisch-deutschen Beziehungen" zu erreichen, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, der an der Präsentation des Berichts ebenfalls teilnahm. "Ohne Wahrheit, Wiedergutmachung, Entschädigung kann es keine echten Beziehungen zwischen Menschen, Staaten und Nationen geben", erklärte er. Polen habe durch den Zweiten Weltkrieg nicht nur materielle und menschliche Verluste erlitten. "Die Eliten, die wir verloren haben - die Ingenieure, die ihre Erfindungen nicht gemacht haben, die Wissenschaftler, die ihre Gedanken nicht in die Tat umsetzen konnten - wurden ermordet. Auch die gesamte Wirtschaft, der gesamte polnische Staat konnte sich nicht normal entwickeln", so Polens Regierungschef.

Den Verfassern des Berichts über die Kriegsverluste zufolge sei die Gesamtfläche Polens nach dem Krieg auch sehr stark geschrumpft. Die Verluste würden heute dem Staatsgebiet der heutigen Tschechischen Republik, Österreichs oder der Benelux-Länder (Niederlande, Belgien und Luxemburg) gleichen. Der nachfolgende Landtausch habe Polen nicht für seine territorialen Verluste entschädigt, fügte Mularczyk hinzu.

Infolge des Krieges und dieser Veränderungen habe Polen etwa 11 Millionen Bürger verloren. Polen habe während des Zweiten Weltkriegs im Verhältnis zu seiner Bevölkerung und seinem nationalen Vermögen die größten menschlichen und materiellen Verluste von allen europäischen Ländern erlitten, erinnerte Arkadiusz Mularczyk, Leiter des Teams, das den Bericht erstellt hat. Die Zerstörung und die Verluste Polens seien nicht nur auf die Kriegsführung, sondern auch auf die bewusste und rassistische Vernichtungspolitik gegenüber dem Land zurückzuführen. Die Deutschen haben Massenmorde verübt, geplündert und polnische Bürger zu Sklavenarbeit gezwungen, fügte er hinzu.

Der Bericht über Polens Kriegsverluste wurde am Donnerstag bei einer Zeremonie in Warschau vorgestellt. Genau 83 Jahre nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen und dem Beginn des Krieges, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete. Der dreibändige Bericht wurde über fünf Jahre von einem Team aus 30 Historikern, Wirtschaftswissenschaftlern und Gutachtern erstellt.

Der Bericht über die polnischen Kriegsverluste berücksichtigt sowohl die Zerstörung polnischer Städte, der Infrastruktur und der Industrie als auch das verlorene Wirtschaftspotenzial, das mit der Ermordung von Millionen polnischer Bürger verbunden war. Etwa 6 Millionen Polen, darunter 3 Millionen polnische Juden, wurden während des Zweiten Weltkriegs getötet.

Die Hauptstadt Warschau wurde nach einem Aufstand im Jahr 1944, bei dem etwa 200.000 Zivilisten starben, dem Erdboden gleichgemacht, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Die damalige sowjetisch kontrollierte Regierung Polens habe jedoch 1953 auf Druck Moskaus, das Ostdeutschland, das ebenfalls unter sowjetischer Kontrolle stand, von jeglichen Verpflichtungen befreien wollte, auf alle Ansprüche auf Kriegsreparationen verzichtet, so die Beamten. Polens Regierung behaupte, das Abkommen von 1953 sei ungültig, weil Warschau nicht in der Lage gewesen sei, souverän eine angemessene Entschädigung auszuhandeln, berichteten Medien.

PAP, Reuters/ps
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Infolge des Krieges und dieser Veränderungen habe Polen etwa 11 Millionen Bürger verloren. Polen habe während des Zweiten Weltkriegs im Verhältnis zu seiner Bevölkerung und seinem nationalen Vermögen die größten menschlichen und materiellen Verluste von allen europäischen Ländern erlitten, erinnerte Arkadiusz Mularczyk, Leiter des Teams, das den Bericht erstellt hat.
RellümKath
Polen war aber nicht zu über 90% zerstört, wie Weißrussland.
aron>
@RellümKath Haben die Deutschen auch noch Weißrussland in 90% dazu zerstört? 🥴
RellümKath
@aron> Sie lernen schlecht dazu! Nicht die Deutschen, sondern die Wehrmacht und SS-Einheiten waren in Weißrussland.
Genau so sieht es mit der Ukraine aus. Nicht die Russen, sondern Putins unterversorgte Armee greift an. Eine Oma in Novosibirsk ist die Ukraine schlicht egal.
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"Die Summe, die vorgelegt wurde, wurde unter Verwendung der geringsten konservativen Methode angenommen", sagte Kaczyński. "Es wäre möglich, die Summe zu erhöhen", fügte er hinzu.
RellümKath
Wenn sie im Austausch dazu die deutschen Ostgebiete rausrücken.... beides Blödsinn!
aron>
Sie meinen wohl die deutschen Ostkolonien. 🥴
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Die neue Publikation könne dazu beitragen, "eine echte Versöhnung, eine Wiederherstellung der polnisch-deutschen Beziehungen" zu erreichen, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, der an der Präsentation des Berichts ebenfalls teilnahm. "Ohne Wahrheit, Wiedergutmachung, Entschädigung kann es keine echten Beziehungen zwischen Menschen, Staaten und Nationen geben", erklärte er.
Maczek5
möge ein unabhängiges internationales Gericht z.B. EuGH über die Forderungen Polens zu befinden