Heiliger Josef
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BESCHREIBUNG DER KRIPPENHÖHLE UND IHRER UMGEBUNG / A. K. Emmerich

1. Eingang der Höhle.
2. Abgeschlagener Schlafraum des heiligen Josephs.
3. Eine Seitenhöhle.
4. Feuerstelle.
5. Seiteneingang.
6. Standort des Esels.
7. Futterwinkel.
8. Geburtsort unseres Erlösers.
9. Wo die heiligen drei Könige anbeteten.
10. Standort der Krippe.
11. Eingang in eine tieferliegende Höhle.
12. Eine andere Höhle.
13.Aussen umherlaufendes, auf Pfählen gestütztes Binsendach.

Längs der Südseite der Krippenhöhle hin lief der Weg zum Tale der Hirten. Es standen dort hie und da auf Hügeln kleine Häuser, auch im Felde zerstreut Schoppen mit Binsendächern auf vier, sechs oder acht Pfählen, mit Flechtwänden umstellt. — Gegen Morgen der Höhle senkte sich der Hügel in ein Sacktal ab, das nördlich geschlossen und etwa eine halbe Viertelstunde breit war.

Hier waren am Abhang Büsche, Bäume und Gärten, und wenn man das reiche hohe Gras der Wiese, in der ein Quell floß, und die reihenweise gepflanzten Bäume durchschritt und zu der östlichen Höhe dieses Tales hinging, gelangte man auf diesem gar anmutigen Weg in südöstlicher Richtung von der Krippenhöhle in einen vorspringenden Hügel der Anhöhe zu der Grabhöhle der Maraha, der Amme Abrahams, auch die Milch- oder Säughöhle genannt, in welcher die heilige Jungfrau bei verschiedenen Gelegenheiten mit dem Jesuskinde verweilte. Über dieser Höhle stand ein großer Baum, in dem Sitze angebracht waren, und man konnte von dort die Lage von Bethlehem besser betrachten als von der Krippe aus.

Ich habe manches vernommen, was im Alten Testament Vorbedeutendes in der Krippenhöhle geschehen, wovon mir noch gegenwärtig ist: Seth, das Kind der Verheißung, ward hier nach siebenjähriger Buße von Eva empfangen und geboren.

Hier sagte ihr ein Engel, diesen Samen habe ihr Gott für den Abel gegeben. Auch war Seth hier und in der Grabhöhle Marahas verborgen und gesäugt, denn seine Brüder stellten ihm nach wie Jakobs Söhne dem Joseph. — Da ich oft in den Höhlen, worin in früheren Zeiten Menschen wohnten, gesehen habe, daß sie in die Steine Vertiefungen machten, worin sie und ihre Kinder auf Tierfellen oder Gras bequem schlafen konnten, so kann vielleicht die Aushöhlung in der Steinbank unter der Krippe eine solche Lagerstelle Seths oder späterer Bewohner gewesen sein. — Doch weiß ich es im Augenblick nicht gewiß.

Auch erinnere ich mich aus meinen Betrachtungen der Lehrjahre Jesu, daß der Herr am 6. Oktober nach seiner Taufe, da er in der von den Hirten bereits in einen Gebetsort veränderten Krippenhöhle den Sabbat hielt, den Hirten sagte, sein himmlischer Vater habe diesen Ort bereits, als Maria empfangen worden, vorausbestimmt.

DIE GRABHÖHLE MARAHAS, DER AMME ABRAHAMS, AUCH DIE HÖHLE DER SÄUGENDEN GENANNT.

Abraham hatte eine Amme, Maraha, die er sehr verehrte; sie erreichte ein hohes Alter, und er führte sie immer auf seinen Zügen auf einem Kamele mit sich. In Sukkoth hat sie längere Zeit bei ihm gelebt. Nachher auch in ihren letzten Tagen hier im Tal der Hirten, wo er seine Zelte in der Gegend dieser Höhle hatte. Da sie mehr als hundertjährig ihrem Tode nahte, verlangte sie von Abraham in dieser Höhle begraben zu werden, von der sie Prophetisches aussprach, und der sie den Namen Milchhöhle oder Höhle der Säugenden gab.

Es geschah hier etwas Wunderbares, das ich vergessen habe, und die Quelle entsprang dort. Die Höhle war damals ein schmaler hoher Gang von weißer, nicht harter Masse. An der einen Seite verengte sich ein Lager dieser Masse, welches nicht bis zur Decke reichte. Wenn man auf dieses Lager kletterte, konnte man in die Eingänge anderer höher liegenden Höhlen gelangen. Auch liefen mehrere tiefe Hohlgänge unterhalb der Höhle in die Anhöhe.

Die Höhle wurde später dadurch erweitert, daß Abraham aus der zur Seite liegenden Masse das Grab Marahas ausarbeitete. Unten lag ein dicker Steinblock, und darauf ruhte wie ein schwerer Steintrog auf kurzen dicken Füßen, der oben wie mit Zacken endete. Man konnte zwischen dem oberen Kasten und dem unteren Block hineinsehen, und ich wunderte mich jetzt, zu Jesu Zeit nichts darin zu sehen.

Diese Höhle mit dem Grabe der Amme hat eine vorbildliche Beziehung auf die in der Verfolgung säugende Mutter des Heilandes; denn in der Jugendgeschichte Abrahams kommt auch eine vorbildliche Verfolgung vor, und die Amme hat ihm das Leben in einer Höhle gerettet. — Was ich mich davon noch im allgemeinen erinnere, ist folgendes: „Dem König in Abrahams Vaterlande träumte oder ward prophezeit von einem Kinde, das geboren und ihm gefährlich werden sollte. Der König traf Maßregeln dagegen. Die Schwangerschaft der Mutter Abrahams blieb verborgen; sie gebar ihn heimlich in einer Höhle. Maraha, die Amme, säugte ihn heimlich. Sie lebte als eine arme Sklavin arbeitend in einer Wildnis bei einer Höhle, in welcher sie das Kind Abraham säugte. Die Eltern nahmen ihn nachher zu sich, und er galt wegen seiner ungemeinen Größe für ein vor jener Prophezeiung geborenes Kind. Er kam aber nachher als Knabe wegen einiger wunderbaren Äußerungen doch in Gefahr, und die Amme flüchtete ihn wieder in ein Versteck. Ich sah, wie sie ihn, unter ihrem weiten Mantel um den Leib gebunden, heimlich fortbrachte. Es wurden damals viele Kinder seiner Größe ermordet.

Diese Höhle war schon seit Abrahams Zeiten ein Ort der Andacht, besonders der Mütter und Säugenden und dieses in prophetischer Weise; denn man verehrte in Abrahams Amme vorbildlich ebenso die heilige Jungfrau, wie Elias dieselbe in der regenbringenden Wolke gesehen und ihr einen Ort des Gebetes auf dem Karmel errichtet hat. — Maraha hat durch ihre Milch zur Ankunft des Messias beigetragen, indem sie den Stammvater der heiligen Jungfrau säugte. Sieh, ich kann es nicht recht aussprechen, aber es war wie ein tiefer Brunnen durch alles Leben hindurch, und es wurde immer hineingeschöpft, bis das klare Wasser Mariä emporstieg. — (So drückte sich die Erzählerin in ekstatischem Schlafe hierüber aus.)

Der Baum, der über dieser Höhle stand, war ein gleich einer großen Linde breiter Schattenbaum, oben spitz und unten breit. Es war aber eine Terebinthe. Er trug weiße Körner, die ölig waren, man konnte sie essen. — Abraham ist unter diesem Baum schon mit Melchisedek zusammen gewesen. Ich weiß nicht mehr bei welcher Gelegenheit. — Joseph hat die Höhle noch mehr erweitert und die tieferen Fortgänge in ihr geschlossen.

Der Baum steht auf dem Hügel, unten führt eine schräg liegende Türe in einen Gang oder eine Art Vorhalle bis zu einer gerade stehenden Türe, die in das Grab selbst führt, dessen innerer Raum jetzt mehr rund als viereckig war. In dem Vorraum hielten sich die Hirten oft auf.

Dieser große alte Baum breitete weiten Schatten. Er war den Hirten und Leuten umher und auch frommen Reisenden heilig. Man pflegte dort zu ruhen und zu beten. Ich weiß die Geschichte des Baumes jetzt nicht, er hat Bezug auf Abraham, vielleicht hat er ihn gepflanzt. Es befand sich eine Feuerstelle dabei, die man verdecken konnte, auch war ein Brunnen vor dem Baum, aus welchem die Hirten zu gewissen Zeiten Wasser, als besonders heilsam, holten. Zu beiden Seiten des Baumes befanden sich offene Hütten, um darin zu schlafen. Alles dieses war mit einer Einzäunung umgeben.

Da die Erzählende dieses mitteilte, war sie in großen Schmerzen, und als der Schreiber zu ihr sagte: Dieses war also eine Terebinthe? erwiderte sie in plötzlicher Geistesabwesenheit: Tenebrae, nicht Terebinthe, unter dem Schatten deiner Flügel, das ist ein Flügel —- Tenebrae —, unter deinem Schatten will ich frohlocken. Der Schreiber verstand die Beziehung dieser Worte nicht, vielleicht bezog sie die Stelle eines Psalms auf den Baum, sie schien sich mit diesen Worten zu trösten. Sie sprach sie mit großer Innigkeit.

St. Helena hat eine Kirche hier erbaut, es ist auch Messe hier gelesen worden, ich meine als in einer dem heiligen Nikolaus geweihten Kapelle.
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