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Santiago_
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Josef Pieper: Muße und Kult (1948) IV. Es entsteht angesichts des nunmehr in einer ersten Annäherung formulierten Richtbildes von der Muße die Frage nach der ihm wohl innewohnenden Verwirklichungskraft …Mehr
Josef Pieper: Muße und Kult (1948) IV.

Es entsteht angesichts des nunmehr in einer ersten Annäherung formulierten Richtbildes von der Muße die Frage nach der ihm wohl innewohnenden Verwirklichungskraft, nach den vermutlichen ‚Aussichten‘ seiner Realisierung, nach dem ihm etwa eigenen geschichtlichen impetus. Konkreter gesprochen lautet die Frage so: Wird es möglich sein, gegen das Andringen der totalen Arbeitswelt einen Raum der Muße zu behaupten oder gar zurückzuerobern, der ja nicht nur ein Bezirk feiertäglichen Behagens ist, sondern der Hegungsraum wahrhaften, ungeschmälerten Menschentums, der Freiheit, der echten Bildung, der Besinnung auf die Welt als Ganzes? Wird es, anders gesagt, möglich sein, den Menschen davor zu bewahren, ganz und gar Funktionär, ‚Arbeiter‘ zu werden? Wird dies gelingen können, und unter welcher Voraussetzung? Denn daß jene Welt des ‚Arbeiters‘ mit ungeheurem Gefälle fast mit dämonischer Gewalt in die geschichtliche Realisierung drängt, darüber ist wohl kein Zweifel möglich.