Tina 13
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Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer - „Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer - „Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden“
Hl. Gregor der Große „Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden“ (Röm 5,19) Wenn wir aufmerksam verfolgen, wie die Versuchung des Herrn vor sich ging, können wir ermessen, in welchem Ausmaß wir von der Versuchung befreit worden sind. Der Feind „von Anfang an“ trat dem ersten Menschen, unserem Urahn, mit drei Arten von Versuchung entgegen: er bediente sich der Essgier, der Ruhmgier und der Habgier… Auf die Wirkung der Essgier setzte er, als er ihm die verbotene Frucht zeigte und ihn überredete, davon zu essen. Der Ruhmgier bediente er sich, als er sagte: „Ihr werdet wie Gott“ (Gen 3,5). Und mit der Habgier rechnete er, als er versprach: „Ihr erkennt Gut und …Mehr
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Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
Homilien über das Evangelium, Nr. 30; PL 76,1220
Heiliger Barnabas, ein Apostel, der verkündet, dass das Reich Gottes ganz nahe ist
„Wie kann ich jemanden lieben, den ich nicht kenne?“ […] Wenn wir Gott auch nicht sehen können, so haben wir doch andere Möglichkeiten, unser geistiges Auge zu ihm zu erheben. Wenn es uns auch nicht möglich …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

Homilien über das Evangelium, Nr. 30; PL 76,1220

Heiliger Barnabas, ein Apostel, der verkündet, dass das Reich Gottes ganz nahe ist

„Wie kann ich jemanden lieben, den ich nicht kenne?“ […] Wenn wir Gott auch nicht sehen können, so haben wir doch andere Möglichkeiten, unser geistiges Auge zu ihm zu erheben. Wenn es uns auch nicht möglich ist, ihn selbst zu sehen, so können wir ihn doch bereits jetzt in seinen Dienern wahrnehmen. Wenn wir feststellen, dass sie Wunder vollbringen, dürfen wir gewiss sein, dass Gott in ihnen wohnt […] Wenn die Sonne in all ihrer Pracht aufgeht, kann keiner von uns auf sie schauen; denn die Augen, die sich auf ihre Strahlen richten, werden geblendet. Wir sehen aber die Berge, die von ihr angestrahlt werden, und erkennen daran, dass sie aufgegangen ist. Da wir die Sonne der Gerechtigkeit nicht selber sehen können (Mal 3,20), so lasst uns doch die Berge anschauen, die von ihrem Licht erleuchtet sind, nämlich die heiligen Apostel, die durch ihre Tugenden leuchten, die durch ihre Wunder voller Leuchtkraft sind […] Die Kraft Gottes ist wie die Sonne am Himmel; die Sonnenstrahlen auf der Erde sind dann vergleichbar mit der Kraft Gottes, die in den Menschen wirkt.

Die Voraussetzung aber, damit wir auf unserem irdischen Weg nicht straucheln, besteht darin, Gott und unseren Nächsten mit all unseren Kräften zu lieben (Mt 22,37f.) […] Deshalb wurde den Jüngern der Geist zweimal nacheinander gegeben: zuerst durch den Herrn auf Erden, danach durch den Herrn im Himmel (Joh 20,22; Apg 2,2). Der Geist ist uns auf Erden gegeben, damit wir unseren Nächsten lieben; vom Himmel ist er uns gegeben, damit wir Gott lieben. So können wir verstehen, was Johannes sagt: „[…] wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht“ (1 Joh 4,20). So wollen wir, meine Brüder, unseren Nächsten lieben, den, der uns nahe ist, um fähig zu sein, den zu lieben, der über uns ist […] und um in Gott vollkommene Freude zusammen mit diesem unserem Nächsten erleben zu dürfen.
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
„Kein Sklave kann zwei Herren dienen“
Seine Hoffnung und sein Vertrauen auf vergängliche Dinge setzen wollen, das heißt: die Fundamente in fließendes Wasser setzen. Alles geht vorüber; Gott allein bleibt. Sich am Vergänglichen festmachen, das heißt auch: sich vom Bleibenden lösen. Wer aber kann an seinem Platz fest stehen bleiben in diesem …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

„Kein Sklave kann zwei Herren dienen“

Seine Hoffnung und sein Vertrauen auf vergängliche Dinge setzen wollen, das heißt: die Fundamente in fließendes Wasser setzen. Alles geht vorüber; Gott allein bleibt. Sich am Vergänglichen festmachen, das heißt auch: sich vom Bleibenden lösen. Wer aber kann an seinem Platz fest stehen bleiben in diesem brodelnden Sturzbach, wenn er von den reißenden Strudeln mitgerissen wird? Wenn man es verhindern möchte, mit der Strömung weggerissen zu werden, muss man alles meiden, was fließt. Sonst zwingt uns der Gegenstand unserer Liebe dazu, das zu tun, was wir gerade vermeiden wollen. Wer sich an vergängliche Güter klammert, der wird sicher dahin gezogen, wo diese Dinge ihren Ursprung haben, an die er sich festklammert.

Die erste Aufgabe besteht also demnach darin, sich davor in Acht zu nehmen, materielle Güter zu lieben. Die zweite Aufgabe wird es sein, nicht sein ganzes Vertrauen in diejenigen Dinge zu setzen, die uns anvertraut sind, um sie zu gebrauchen, und nicht, sie sich unserer Vorliebe gefügig zu machen. Eine Seele, die sich an Dinge hängt, die vergehen, verliert schnell ihre eigene Standfestigkeit. Die Strömung des gegenwärtigen Lebens reißt denjenigen mit sich, der sich ihr aussetzt, und es ist eine törichte Illusion, dass der, den die Strömung mitreißt, sich in ihr wird aufrecht halten können.

Moralia in Iob, 34
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Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
„Ihnen gehört das Himmelreich“
Im Evangelium sagt Jesus: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben“ (Joh 10,27). Ein wenig vorher hatte er gesagt: „wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (10,9). Denn wir treten ein durch den …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

„Ihnen gehört das Himmelreich“

Im Evangelium sagt Jesus: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben“ (Joh 10,27). Ein wenig vorher hatte er gesagt: „wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (10,9). Denn wir treten ein durch den Glauben, aber vom Glauben schreiten wir weiter zum Schauen von Angesicht zu Angesicht; wenn wir vom Glauben zur Anschauung gelangen, finden wir Weideplätze, Weideland für unsere ewige Seligkeit.

Die Schafe des Herrn sind also diejenigen, die diese Weideplätze aufgesucht haben; denn wer ihm in der Schlichtheit des Herzens folgt, dem wird immergrünes Gras zur Nahrung gegeben. Was sind diese Schafweiden denn anderes, als die unergründlichen Freuden eines stets grünenden Paradieses? Die Weide der Auserwählten – das ist das Antlitz des gegenwärtigen Gottes, betrachtet in einer Schau ohne Schatten. Die Seele sättigt sich ohne Ende an dieser Speise des Lebens.

Wer den Fangnetzen der Begierden dieser Welt entkommen ist, der findet auf dieser Weide Erfüllung auf ewig. Hier singt der Chor der Engel, hier sind vereint die Bewohner des Himmels. Hier wird ein heiteres Fest ausgerichtet für solche, die, nach der Mühsal eines traurigen Lebens in der Fremde, wieder zurückgekehrt sind. Hier finden sich der Chor der hellsichtigen Propheten, die zwölf Apostel auf Richterstühlen, die siegreiche Armee unzähliger Märtyrer, die umso fröhlicher sind, je härter ihre Bedrängnis hienieden war. An diesem Ort finden die Bekenner des Glaubens Trost und Belohnung für ihre Standhaftigkeit. Hier begegnen wir den Gläubigen, deren Seelenkraft sich von den Vergnügungen der Welt nicht schwächen ließ; die heiligen Frauen, die – gleichzeitig mit der Welt – alle Zerbrechlichkeit besiegt haben. Hier sind die Kinder, die so gelebt haben, dass sie über ihr irdisches Alter hinauswuchsen; Greise, die das Alter auf Erden nicht geschwächt und die Schaffenskraft nicht verlassen hat. Meine lieben Brüder, machen wir uns also auf die Suche nach diesen Weideplätzen, wo wir in der Gemeinschaft mit so vielen Heiligen selig sein werden.

14. Homilie zum Evangelium; PL 76,1129
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
„Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“
Ihr habt gehört, meine Brüder, dass Petrus und Andreas ihre Netze verlassen haben, um dem Erlöser auf den ersten Ruf seiner Stimme hin zu folgen (Mt 4,20) [...]
Vielleicht wird nun einer insgeheim sagen: Was haben diese zwei Fischer schon aufgeben müssen, um dem Ruf des Herrn zu folgen …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

„Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“

Ihr habt gehört, meine Brüder, dass Petrus und Andreas ihre Netze verlassen haben, um dem Erlöser auf den ersten Ruf seiner Stimme hin zu folgen (Mt 4,20) [...]

Vielleicht wird nun einer insgeheim sagen: Was haben diese zwei Fischer schon aufgeben müssen, um dem Ruf des Herrn zu folgen, da sie ohnehin fast nichts besaßen? Doch hier müssen wir viel eher die Einstellung des Herzens bedenken, als den Reichtum. Viel hat der zurückgelassen, der für [den Herrn] nichts zurückhält. Viel hat der gelassen, der alles aufgegeben hat, und sei es nur wenig. Wir hingegen, wir halten mit Leidenschaft fest, was wir besitzen, und was wir noch nicht besitzen, das begehren wir mit aller Kraft. Ja, Petrus und Andreas haben viel zurückgelassen, denn der eine wie der andere hat selbst darauf verzichtet, etwas besitzen zu wollen. Sie haben viel zurückgelassen, denn sie haben auf ihren Besitz verzichtet und auch auf das Besitzenwollen.

5. Homilie über das Evangelium; PL 76, 1093
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (vgl. Joh 13,34)
In allen heiligen Texten des Evangeliums finden sich in großer Zahl Gebote des Herrn. Warum sagt dann der Herr, dass die Liebe sein Gebot ist? „Das ist mein Gebot: Liebt einander“. Denn jegliches Gebot leitet sich von der Liebe ab; alle Vorschriften …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (vgl. Joh 13,34)

In allen heiligen Texten des Evangeliums finden sich in großer Zahl Gebote des Herrn. Warum sagt dann der Herr, dass die Liebe sein Gebot ist? „Das ist mein Gebot: Liebt einander“. Denn jegliches Gebot leitet sich von der Liebe ab; alle Vorschriften bestehen nur aus einer Vorschrift und gründen allein in der Liebe. Wie die Äste eines Baums aus derselben Wurzel wachsen, so entstehen alle Tugenden allein aus der Liebe. Der Zweig eines guten Werks bleibt nicht grün, wenn er sich von der Wurzel der Liebe trennt. Die Gebote des Herrn sind also zahlreich und sind zugleich nur ein Gebot – zahlreich in ihren verschiedenen Werken, nur eines in der Wurzel der Liebe.

Wie kann man diese Liebe bewahren? Der Herr selber lässt uns darauf kommen: in den meisten Geboten seines Evangeliums bestimmt er, dass seine Freunde einander in ihm, ihre Feinde aber um seinetwillen lieben sollen. Wer seinen Freund in Gott und seinen Feind Gottes wegen liebt, der hat die wahre Liebe.

Es gibt Menschen, die ihre Angehörigen lieben, aber dies nur aufgrund des Gefühls der Anhänglichkeit, das seine Ursache im Verwandtschaftsverhältnis hat [...] Das heilige Evangelium macht diesen Menschen daraus keinen Vorwurf. Aber was man einfach der Natur zugesteht, ist eine Sache; was man aus Liebe dem Gehorsam schuldet, ist eine andere Sache. Gewiss lieben die besagten Menschen ihren Nächsten [...] aber nach dem Fleisch und nicht nach dem Geist [...] Wenn der Herr sagte: „Das ist mein Gebot: Liebt einander“, so fügte er an: „so wie ich euch geliebt habe.“ Diese Worte besagen eindeutig: „Liebt aus dem gleichen Grund, aus dem ich euch geliebt habe.“

Homilien über die Evangelien, Nr. 27; PL 76, 1204
Tina 13
Hl. Gregor der Grosse, Papst, Kirchenlehrer, Kirchenvater
* um 540 in Rom
† 12. März 604 daselbst
Gregor, aus einer römischen Patrizierfamilie stammend, wurde um 540 geboren. Er trat in den Staatsdienst und war 572/573 Stadtpräfekt von Rom. Nach dem Tod seines Vaters stiftete er in seinem Elternhaus das Andreaskloster und auf Besitzungen der Familie in Sizilien sechs weitere Klöster. Er selbst …Mehr
Hl. Gregor der Grosse, Papst, Kirchenlehrer, Kirchenvater

* um 540 in Rom
† 12. März 604 daselbst

Gregor, aus einer römischen Patrizierfamilie stammend, wurde um 540 geboren. Er trat in den Staatsdienst und war 572/573 Stadtpräfekt von Rom. Nach dem Tod seines Vaters stiftete er in seinem Elternhaus das Andreaskloster und auf Besitzungen der Familie in Sizilien sechs weitere Klöster. Er selbst wurde Mönch im Andreaskloster. Aber bald musste er als päpstlicher Gesandter nach Konstantinopel gehen (579-585). 590 wurde er zum Papst gewählt (Bischofsweihe am 3. September). Er ordnete die kirchlichen Verhältnisse in Rom und in den Diözesen Italiens sowie in den übrigen Kirchenprovinzen; er entsandte Augustinus von Canterbury (hl., 27.5.) mit etwa vierzig Mönchen zur Mission nach England, war um die kirchliche Einheit zwischen Westen und Osten besorgt, nahm Beziehungen zu den aufsteigenden germanischen Völkern auf, ordnete und reformierte die Liturgie und fand noch Zeit, um zu predigen und Bücher zu schreiben. Es sind von ihm außerdem 854 Briefe erhalten. In seinen theologischen und kirchenpolitischen Auffassungen ist Gregor vom hl. Kirchenvater Augustinus beeinflusst: er hat viel von dem geistigen Gut der Kirchenväter an das anbrechende Zeitalter weitergegeben, das wir Mittelalter nennen. Gregor starb am 12. März 604.

Im Licht des Schöpfers

„Wenn eine Seele den Schöpfer sieht, erscheint ihr die ganze Schöpfung klein. Auch wenn es nur ganz wenig ist, was sie vom Licht des Schöpfers erblickt hat, so wird ihr davon doch alles Geschaffene zu eng.“ (Gregor, Dialoge II)
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
Die Arbeiter im Weinberg
Das Himmelreich wird mit einem Familienvater verglichen, der Arbeiter anwirbt, um seinen Weinberg zu bestellen. Wer nun kann treffender mit diesem Familienvater verglichen werden als unser Schöpfer, der seine Geschöpfe lenkt und auf dieser Welt das Eigentumsrecht über seine Erwählten ausübt wie ein Herr über die …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

Die Arbeiter im Weinberg

Das Himmelreich wird mit einem Familienvater verglichen, der Arbeiter anwirbt, um seinen Weinberg zu bestellen. Wer nun kann treffender mit diesem Familienvater verglichen werden als unser Schöpfer, der seine Geschöpfe lenkt und auf dieser Welt das Eigentumsrecht über seine Erwählten ausübt wie ein Herr über die Diener in seinem Haus? Er besitzt einen Weinberg, nämlich die Weltkirche, die – um es so auszudrücken – ebensoviele Weinranken gebildet hat, wie sie Heilige hervorgebracht hat: vom gerechten Abel an bis zum letzten Erwählten, der am Ende der Welt geboren werden wird.

Dieser Familienvater stellt Arbeiter ein, um seinen Weinberg zu bestellen, und zwar bei Tagesanbruch, in der dritten, sechsten, neunten und elften Stunde; denn er beruft von Beginn der Welt an bis zu ihrem Ende ständig Verkünder, um die vielen Gläubigen zu unterweisen. Der Tagesanbruch für die Welt war der Zeitraum von Adam bis Noach; die dritte Stunde dauerte von Noach bis Abraham; die sechste Stunde von Abraham bis Mose; die neunte von Mose bis zur Ankunft des Herrn, und die elfte Stunde von der Ankunft des Herrn bis zum Ende der Welt. Die heiligen Apostel wurden in dieser letzten Stunde gesandt, um das Wort Gottes zu verkündigen, und sie haben den vollen Lohn erhalten, obwohl sie spät gekommen sind.

Der Herr hört also zu keiner Zeit damit auf, Arbeiter auszusenden, um seinen Weinberg zu bestellen, d.h. sein Volk zu unterrichten. Durch die Patriarchen, dann durch die Gesetzeslehrer und Propheten, schließlich durch die Apostel bewirkte er, dass die guten Sitten seines Volkes Frucht trugen; so bediente er sich in gewisser Weise dieser seiner Arbeiter zur Pflege seines Weinbergs. Alle, die gute Werke mit einem rechten Glauben verbunden haben, sind Arbeiter in diesem Weinberg.

Homilien zum Evangelium, Nr. 19
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
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„Ihr werdet meinen Kelch trinken“
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Da wir heute, liebe Brüder, das Fest eines Märtyrers feiern, dürfen wir uns von der Art der Geduld, die er zeigte, auch anrühren lassen. Denn wenn wir, mit Hilfe des Herrn, mit aller Kraft an dieser Tugend festhalten, werden wir gewiss die Palme des Martyriums erlangen, obwohl wir im Frieden der Kirche …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
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„Ihr werdet meinen Kelch trinken“
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Da wir heute, liebe Brüder, das Fest eines Märtyrers feiern, dürfen wir uns von der Art der Geduld, die er zeigte, auch anrühren lassen. Denn wenn wir, mit Hilfe des Herrn, mit aller Kraft an dieser Tugend festhalten, werden wir gewiss die Palme des Martyriums erlangen, obwohl wir im Frieden der Kirche leben. Es gibt ja zwei Arten von Martyrium: das eine besteht in einer geistigen Haltung, das andere besteht zusätzlich dazu in einer Einwirkung von außen. Daher können wir Märtyrer sein, ohne durch das Schwert des Scharfrichters zu sterben. Durch die Hände von Verfolgern das Leben zu verlieren, ist ein Martyrium der Tat und den Sinnen zugänglich. Verunglimpft zu werden und dabei den zu lieben, der uns hasst, ist ein Martyrium des Geistes und vollzieht sich im Verborgenen.
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Dass es zwei Arten des Martyriums gibt, ein verborgenes und ein sozusagen öffentliches, das bezeugt die „Wahrheit selber“ mit ihrer an die Söhne des Zebedäus gerichteten Frage: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ Als sie darauf sagen: „Wir können es“, antwortet der Herr ihnen: „Ihr werdet meinen Kelch trinken“. Was sollen wir unter diesem Kelch anderes verstehen als die Leiden der Passion, von der er an anderer Stelle sagt: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber“ (Mt 26,39)? Die Söhne des Zebedäus, nämlich Jakobus und Johannes, starben nicht beide eines Martertods, und das, obwohl er zu beiden gesagt hatte, sie würden den Kelch trinken. Obwohl Johannes nicht als Märtyrer starb, war er dennoch ein Märtyrer; denn die Leiden, von denen sein Leib verschont blieb, musste er in seinem Geist erfahren. Aus diesem Beispiel müssen wir den Schluss ziehen, dass wir, sofern wir in unserer Seele die Geduld bewahren, auch dann Märtyrer sein können, wenn wir nicht durch das Schwert umkommen.
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Homilien zum Evangelium, Nr. 35
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
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„Frau, warum weinst du?“
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Maria erfährt an sich das Mitleid Gottes; genau diese Maria [...], deren zärtliche Geste von einem Pharisäer verurteilt wurde. „Als der Pharisäer [...] das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
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„Frau, warum weinst du?“
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Maria erfährt an sich das Mitleid Gottes; genau diese Maria [...], deren zärtliche Geste von einem Pharisäer verurteilt wurde. „Als der Pharisäer [...] das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist“ (Lk 7,39). Aber ihre Tränen haben den Schmutz von ihrem Leib und von ihrem Herzen abgewaschen; sie hat sich ihrem Herrn zu Füßen geworfen, die Wege des Bösen verlassen. Sie setzte sich Jesus zu Füßen und hörte ihm zu (Lk 10,39). Als er noch lebte, umfing sie ihn mit den Armen; als er tot war, suchte sie ihn. Und sie hat entdeckt, dass der lebte, den sie für tot hielt. Sie hat so viel Gnade bei ihm gefunden, dass sie es war, die für die Apostel, den Boten Gottes, zur Botin dieser Nachricht wurde!
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Was anderes, meine Brüder, sollen wir daran erkennen, wenn nicht die unendliche Liebe unseres Schöpfers, der, um unser Gewissen wachzurütteln, uns überall Beispiele reuiger Sünder vor Augen stellt. Ich blicke auf Petrus, ich betrachte den Schächer, ich prüfe Zachäus, ich befasse mich mit Maria – und ich sehe nichts anderes in ihnen als Aufforderungen zu Hoffnung und Reue. Ist euer Glaube von Zweifel bedroht? So denkt an Petrus, der bitterlich über seine Feigheit weint. Kocht ihr vor Wut über euren Nächsten? So denkt an den Schächer. Mitten im Todeskampf zeigt er Reue und erhält so ewigen Lohn. Trocknet euch Geiz das Herz aus? Habt ihr jemanden ausgeplündert? So denkt an Zachäus, der das Vierfache von dem zurückgibt, was er einem weggenommen hat. Seid ihr einer Leidenschaft zum Opfer gefallen und habt dabei die Reinheit des Leibes verloren? So schaut auf Maria, die die fleischliche Liebe im Feuer der göttlichen Liebe läutert.
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Ja, der allmächtige Gott schenkt uns überall Beispiele und Zeichen seines Mitgefühls. Lasst uns also unsere Sünden verabscheuen, auch die, die sehr weit zurückliegen. Der Allmächtige vergisst gerne, dass wir Böses getan haben; er ist bereit, in unserer Reue sogar die Unschuld zu sehen. Und wir, die wir von den Wassern des Heils gekostet haben und doch befleckt geblieben waren, wir werden wiedergeboren aus unseren Tränen. In seiner ewigen Freude wird euch unser Erlöser über eure Tränen eines Tages [dieses irdischen Lebens] hinwegtrösten.
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Homilie 25 ; PL 76, 1188
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
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„Ich gebe ihnen das ewige Leben“
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Er, der gut ist, und das nicht etwa, weil er es als Gabe empfangen hätte, sondern weil er es von Natur aus ist, sagt: „Ich bin der gute Hirt.“ Und er spricht weiter, damit wir dem Vorbild nacheifern, das er uns in seiner Güte vorstellt: „Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe.“ (Joh 10,11). Er …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
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„Ich gebe ihnen das ewige Leben“
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Er, der gut ist, und das nicht etwa, weil er es als Gabe empfangen hätte, sondern weil er es von Natur aus ist, sagt: „Ich bin der gute Hirt.“ Und er spricht weiter, damit wir dem Vorbild nacheifern, das er uns in seiner Güte vorstellt: „Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe.“ (Joh 10,11). Er hat verwirklicht, was er gelehrt hat; er hat gezeigt, was er angeordnet hat. Als Guter Hirt hat er sein Leben für seine Schafe gegeben, um seinen Leib und sein Blut in unser Sakrament zu verwandeln und um mit der Speise seines Fleisches die Schafe zu sättigen, die er losgekauft hat. Die Straße, der es zu folgen gilt, ist gewiesen: es ist die Verachtung, die er dem Tod gegenüber gezeigt hat. Hier also ist uns das Beispiel vor Augen gestellt, an dem wir uns ausrichten müssen. Zuerst müssen wir uns äußerlich in Zärtlichkeit aufreiben für seine Schafe; doch dann, wenn nötig, ihnen selbst unseren Tod anbieten.
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Er fügt hinzu: „Ich kenne – das heißt: Ich liebe – meine Schafe und meine Schafe kennen mich“. Das heißt klar ausgedrückt: „Wer mich liebt, der folge mir!“, denn wer die Wahrheit nicht liebt, der kennt sie noch nicht. Habt also acht, geliebte Brüder, ob ihr wirklich Schafe des guten Hirten seid, habt acht, ob ihr ihn kennt, habt acht, ob ihr das Licht der Wahrheit wahrnehmt. Ich spreche nicht von der Wahrnehmung des Glaubens, sondern von der der Liebe. Ihr nehmt wahr nicht durch euren Glauben, sondern durch euer Verhalten. Denn der gleiche Evangelist Johannes, von dem dieses Wort kommt, bezeugt auch: „Wer sagt, er kenne Gott, und seine Gebote nicht befolgt, ist ein Lügner.“ (vgl. 1 Joh 2,4). Deshalb fügt der Herr in unserem Text sofort hinzu: „wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe“, was in klarer Sprache so ausgedrückt wird: Weil ich meinen Vater kenne und ich von meinem Vater erkannt bin, gebe ich mein Leben für meine Schafe hin. Mit anderen Worten: Diese Liebe, mit der ich in den Tod gehe für meine Schafe, zeigt, wie sehr ich den Vater liebe.
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Aus der 14. Evangelienhomilie
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
„Unsere Lampen gehen aus“
„Die fünf törichten Jungfrauen nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl; die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit“ (Mt 25,4). Das Öl steht hier für den Glanz der Herrlichkeit; die Krüge sind unsere Herzen mit all unseren Gedanken. Die klugen Jungfrauen nehmen Öl in ihren Krügen mit, weil sie …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

„Unsere Lampen gehen aus“

„Die fünf törichten Jungfrauen nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl; die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit“ (Mt 25,4). Das Öl steht hier für den Glanz der Herrlichkeit; die Krüge sind unsere Herzen mit all unseren Gedanken. Die klugen Jungfrauen nehmen Öl in ihren Krügen mit, weil sie in ihrem Gewissen den ganzen Glanz ihrer Herrlichkeit bewahren; der hl. Paulus sagt es so: „Das ist unser Ruhm, und dafür zeugt auch unser Gewissen“ (2 Kor 1,12). Die törichten Jungfrauen jedoch nehmen kein Öl mit, weil sie ihre Herrlichkeit nicht tief in ihren Herzen tragen, weil sie ihre Herrlichkeit im Lob Anderer suchen.

„Mitten in der Nacht hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!“ (Mt 25,6). Da stehen die Jungfrauen alle auf. Die Lampen der törichten aber gehen aus, weil ihre Werke in den Augen der Menschen zwar zu leuchten scheinen, bei der Ankunft des Richters aber ohne Licht sind. Sie bekommen von Gott keine Belohnung, da sie das Lob, das sie so lieben, bereits von den Menschen bekommen haben.

Homilien über die Evangelien, 12; PL 76,1119-1120
Tina 13
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
„Du wirst einen Schatz im Himmel haben“
Keiner, der sieht, wie manche Menschen große Güter zurücklassen, soll sich sagen: „Ich würde es gerne denen nachmachen, die sich so von der Welt lösen; aber was kann ich denn schon aufgeben? Ich habe ja nichts.“ Ihr löst euch von Vielen, liebe Brüder, wenn ihr den weltlichen Begierden entsagt. So …Mehr
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer

„Du wirst einen Schatz im Himmel haben“

Keiner, der sieht, wie manche Menschen große Güter zurücklassen, soll sich sagen: „Ich würde es gerne denen nachmachen, die sich so von der Welt lösen; aber was kann ich denn schon aufgeben? Ich habe ja nichts.“ Ihr löst euch von Vielen, liebe Brüder, wenn ihr den weltlichen Begierden entsagt. So bescheiden unsere weltliche Habe auch sein mag, in den Augen des Herrn genügt sie. Denn er schaut auf das Herz, nicht auf das Vermögen; er schaut nicht darauf, wie viel wir ihm opfern, sondern darauf, wie viel Liebe uns zu unserem Opfer bewegt… Das Reich Gottes hat keinen Preis, und doch kostet es dich genau das, was du hast… Es kostete Petrus und Andreas das Zurücklassen ihres Bootes und ihrer Netze; es kostete die Witwe zwei kleine Münzen (Lk 21,2); es kostete einem Anderen ein Glas frisches Wasser (Mt 10,42). Das Reich Gottes kostet dich, wie gesagt, das, was du hast. Findet ihr, liebe Brüder etwas, das leichter zu erwerben und kostbarer zu besitzen ist?

Aber vielleicht hast du nicht einmal ein Glas frisches Wasser, um es dem Armen zu geben, der es braucht? Sogar in diesem Fall beschwichtigt uns das Wort Gottes…: „Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“ (Lk 2,14). Wenn das Herz voller guten Willens ist, dann ist ja in den Augen Gottes immer etwas in der Hand, was du schenken kannst… Wenn ich dir, mein Gott, auch nichts Sichtbares anbieten kann, so finde ich doch in mir selbst das, was ich zu deinem Lob auf den Altar legen kann…: du hast Freude an Dankopfern (vgl. Ps 56,13).

Homilien über das Evangelium, Nr. 5; PL 76, 1093
Tina 13
Hl. Gregor der Große
„Habt ihr gesehen, den meine Seele liebt?" (Hld 3,3)
[Es] ist zu erwägen, welch machtvolle Liebe das Herz der Frau entflammt hatte, die vom Grab des Herrn nicht fortging, selbst als die Jünger fortgingen. Sie suchte den, den sie nicht gefunden hatte, sie suchte unter Tränen, und vom Feuer ihrer Liebe entflammt, brannte sie vor Sehnsucht nach dem, den sie fortgenommen glaubte.…Mehr
Hl. Gregor der Große

„Habt ihr gesehen, den meine Seele liebt?" (Hld 3,3)

[Es] ist zu erwägen, welch machtvolle Liebe das Herz der Frau entflammt hatte, die vom Grab des Herrn nicht fortging, selbst als die Jünger fortgingen. Sie suchte den, den sie nicht gefunden hatte, sie suchte unter Tränen, und vom Feuer ihrer Liebe entflammt, brannte sie vor Sehnsucht nach dem, den sie fortgenommen glaubte. So kam es, dass ihn damals allein diejenige sah, die zurückgeblieben war, um zu suchen, da offenkundig die Beharrlichkeit die Kraft guten Tuns ist und die Stimme der Wahrheit spricht: „Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden“ (Mt 10,22)…

Heilige Sehnsucht steigert sich nämlich […] durch die Verzögerung. Wenn sie jedoch durch die Verzögerung nachlässt, war es keine Sehnsucht. Von dieser Liebe war entbrannt, wer immer zur Wahrheit gelangen konnte. Darum spricht ja David: „Meine Seele dürstet nach dem lebendigen Gott, wann darf ich kommen und vor dem Angesicht meines Gottes erscheinen?" (Ps 41,3). […]
Daher sagt die Kirche […] im Hohenlied: „Ich bin verwundet vor Liebe“ (Hld 2,5). […] „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ (Joh 20,14 f.). Die Ursache des Schmerzes wird erfragt, um die Sehnsucht zu steigern, so dass sie bei der Nennung dessen, den sie suchte, noch feuriger in der Liebe zu ihm erglühte. […]

„Da sprach Jesus zu ihr: Maria!“ (Joh 20,16). Nachdem er sie mit der allgemeinen Bezeichnung ihres Geschlechtes angeredet hatte und nicht erkannt wurde, ruft er sie beim Namen. Als wollte er ihr eigentlich sagen: Erkenne den wieder, von dem du erkannt worden bist. […] Ich kenne dich nicht nur im allgemeinen, wie die anderen, sondern in besonderer Weise. Da Maria also mit Namen gerufen wird, erkennt sie den Schöpfer und nennt ihn sogleich „Rabbuni“, das heißt „Meister“, weil er es war, der äußerlich gesucht wurde, und zugleich war er es, der sie innerlich lehrte, ihn zu suchen.

Evangelienhomilien, 25,1-2.4-5 (Aus: Fontes Christiani; Bd. 28,2. Übers. u. eingel. v. Michael Fiedrowicz. Freiburg [u.a.], Herder, 1998. ISBN 3-451-23812-8, S.445 ff.)
Tina 13
Hl. Gregor der Große
Jesus begann den Städten, die sich nicht bekehrt hatten, Vorwürfe zu machen
Stimmen wir ein in den Ruf Davids! Hören wir doch, wie er weint und vergießen wir mit ihm Tränen! Schauen wir ihm zu, wie er sich wieder aufrichtet, und freuen wir uns mit ihm: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld“ (Ps 51,3).
Stellen wir uns einen Schwerverletzten vor, der nackt im Staub liegt und …Mehr
Hl. Gregor der Große

Jesus begann den Städten, die sich nicht bekehrt hatten, Vorwürfe zu machen

Stimmen wir ein in den Ruf Davids! Hören wir doch, wie er weint und vergießen wir mit ihm Tränen! Schauen wir ihm zu, wie er sich wieder aufrichtet, und freuen wir uns mit ihm: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld“ (Ps 51,3).

Stellen wir uns einen Schwerverletzten vor, der nackt im Staub liegt und nahe daran ist, den letzten Atemzug zu tun. Er verlangt nach einem Arzt, er stöhnt und bittet einen, der seinen Zustand erkennt, um Erbarmen. Nun aber ist die Sünde eine Verwundung der Seele. Der Verletzte bist du: So erkenne, dass dein Arzt in deinem Innern ist, und zeige ihm die Wunden, die dir deine Sünden geschlagen haben! Er soll das Stöhnen deines Herzens vernehmen; er, der jeden geheimen Gedanken kennt. Es sollen ihn deine Tränen anrühren; selbst wenn du ihn beharrlich suchen musst, so lass dein Seufzen aus der Tiefe deines Herzens aufsteigen zu ihm. Er soll von deinem Schmerz erfahren, und zu dir soll, wie zu David, gesagt werden: „Der Herr hat dir deine Sünde vergeben“ (2 Sam 12,13)…

„O Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld.“ Wer seine Schuld kleiner erscheinen lässt, weil er diese große Zärtlichkeit nicht kennt, der zieht auch wenig Zärtlichkeit auf sich. Ich selbst bin tief gefallen, ich habe mit vollem Wissen gesündigt. Du aber, allmächtiger Arzt, du korrigierst, die dich verachten; du belehrst, die ihre Sünde nicht erkennen wollen, und du vergibst denen, die sie dir eingestehen.

Über die sieben Bußpsalmen; PL 79,581
Tina 13
Hl. Gregor der Große
„Er schrie noch viel lauter“
Jeder, der die Dunkelheit kennt, die aus ihm einen Blinden macht... soll aus ganzem Herzen rufen: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir“. Aber hören wir auch, was auf die Rufe des Blinden folgt: „Die Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen“ (Lk 18, 39). Was sind das für Leute? Sie versinnbildlichen Unruhe …Mehr
Hl. Gregor der Große

„Er schrie noch viel lauter“

Jeder, der die Dunkelheit kennt, die aus ihm einen Blinden macht... soll aus ganzem Herzen rufen: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir“. Aber hören wir auch, was auf die Rufe des Blinden folgt: „Die Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen“ (Lk 18, 39). Was sind das für Leute? Sie versinnbildlichen Unruhe stiftende Begierden unseres irdischen Daseins, die menschlichen Laster und ihr lautes Lärmen, die Jesu Ankunft in uns verhindern wollen und deshalb unser Denken durcheinander bringen, indem sie Versuchung säen: sie wollen die Stimme unseres Herzens beim Gebet übertönen. Denn oft wird unser Vorhaben, uns Gott neu zuzuwenden... unser Bemühen, im Gebet unsere Sünden von uns zu weisen, dadurch durchkreuzt, dass wir sie uns vorstellen. Im Kontakt mit ihnen lässt unsere geistige Wachsamkeit nach; sie stiften Verwirrung in unserem Herzen und ersticken den Schrei unseres Gebets...

Was nun hat der Blinde getan, um trotz dieser Hindernisse sein Augenlicht wieder zu erlangen? „Er schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir“... Je stärker wir vom Tumult unserer Sinne bedrängt werden, umso inständiger müssen wir beten... Je stärker die Stimme unseres Herzens überlagert wird, umso energischer muss sie dagegenhalten, bis sie den Lärm der auf sie einstürmenden Gedanken übertönt und ans treue Ohr des Herrn dringt. Jeder, so meine ich, wird sich in folgender Situation wiedererkennen: in dem Augenblick, wo wir uns bemühen, unser Herz von dieser Welt abzuziehen und es Gott zuzuwenden..., belästigen uns bereits zudringliche Gedanken, die es abzuwehren gilt. Es ist ein ganzer Schwarm von Vorstellungen, den unsere Sehnsucht nach Gott nur mit Mühe aus den Augen unseres Herzens verscheucht... Beten wir aber energisch weiter, so bringen wir in unserem Geist den vorübergehenden Jesus dazu, dass er stehen bleibt. Das Evangelium berichtet ja: „Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich herführen“ (V. 40).

Homilien zum Evangelium, Nr. 2; PL 76, 1081
Tina 13
Hl. Gregor der Große
Er ruft dich bei deinem Namen
„Wenn du ihn weggebracht hast...“, wie wenn Maria ihm bereits gesagt hätte, wegen wem sie Tränen vergoss! Sie spricht von „ihm“, ohne seinen Namen auszusprechen. Das ist das Merkmal von Liebe: Immer erfüllt von dem, was man liebt, meint man, alle anderen wären ebenso davon erfüllt... Maria kann sich kaum vorstellen, dass man denjenigen nicht …Mehr
Hl. Gregor der Große

Er ruft dich bei deinem Namen

„Wenn du ihn weggebracht hast...“, wie wenn Maria ihm bereits gesagt hätte, wegen wem sie Tränen vergoss! Sie spricht von „ihm“, ohne seinen Namen auszusprechen. Das ist das Merkmal von Liebe: Immer erfüllt von dem, was man liebt, meint man, alle anderen wären ebenso davon erfüllt... Maria kann sich kaum vorstellen, dass man denjenigen nicht kennen könnte, um den sie abgrundtief trauert. Jesus sagt zu ihr: „Maria!“ Kurz davor hatte er sie mit der allgemeinen, ihrem Geschlecht entsprechenden Bezeichnung „Frau“ angeredet und sich noch nicht zu erkennen gegeben. Nun spricht er sie mit ihrem eigenen Namen an, als ob er ihr ohne weitere Umwege sagen wollte: „Erkenne denjenigen, der dich erkennt.“ Gott hatte dasselbe Moses, dem tadellosen Menschen, gesagt: „Ich kenne deinen Namen“ (Ex 33,12). „Mensch“ ist die allgemeine Bezeichnung für alle, doch „Moses“ ist sein persönlicher Name und der Herr sagt ihm sehr deutlich, dass er ihn bei seinem Namen kennt und scheint ihm mitteilen zu wollen: „Ich kenne dich nicht allgemein wie alle Menschen, sondern ich kenne dich persönlich.“ Also erkennt Maria, als sie bei ihrem eigenen Namen gerufen wird, ihren Schöpfer, und sogleich antwortet sie ihm: „Rabbuni“, d.h. Meister. Denn ihn hatte sie überall draußen gesucht, während er sie doch bittet, ihn im Inneren zu suchen... „Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.“ Die Sünde der Menschheit verlässt hier also das Herz, aus dem sie hervorgegangen war. Denn im Paradies war es eine Frau gewesen, die dem Mann die todbringende Frucht gereicht hatte; hier am Grab ist es eine Frau, die den Menschen das Leben verkündigt und ihnen die Worte desjenigen übermittelt, der Leben schenkt.

Predigt 25 zum Evangelium; PL 76, 1188-1196
Tina 13
Hl. Gregor der Große
« Geht und sagt seinen Jüngern: „Er ist auferstanden und geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen.“ « (Mt 28,7)
Mit Bedacht wird gesagt: „Er geht euch voraus nach Galiläa: Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“ Galiläa bedeutet: das Ende der Gefangenschaft. Der Erlöser war schon durch die Leiden zur Auferstehung gelangt, vom Tod zum Leben, von …Mehr
Hl. Gregor der Große

« Geht und sagt seinen Jüngern: „Er ist auferstanden und geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen.“ « (Mt 28,7)

Mit Bedacht wird gesagt: „Er geht euch voraus nach Galiläa: Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“ Galiläa bedeutet: das Ende der Gefangenschaft. Der Erlöser war schon durch die Leiden zur Auferstehung gelangt, vom Tod zum Leben, von der Strafe zur Herrlichkeit, von der Vergänglichkeit zur Unvergänglichkeit. Wenn aber seine Jünger ihn nach der Auferstehung zuerst in Galiläa sehen werden, dann heißt das, dass wir später die Herrlichkeit seiner Auferstehung in Freude nur schauen werden, wenn wir unsere Laster zurücklassen zugunsten der Höhen der Tugenden. Ein Ortswechsel ist angesagt: auch wenn die Botschaft am Grabe bekannt wird – Christus zeigt sich woanders... Zwei Leben gab es; wir kennen eines, nicht aber das andere. Es gab ein sterbliches Leben und ein unsterbliches, ein vergängliches und ein unvergängliches, eines, das dem Tode geweiht war, und ein anderes der Auferstehung. Dann kam der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus (1Tim 2,5), der das erste Leben auf sich nahm und uns das zweite offenbarte. Er verlor das eine, als er starb, und tat uns das andere kund, als er auferstand. Hätte er uns, die wir das sterbliche Leben kannten, eine Auferstehung des Fleisches verheißen, ohne uns einen mit Händen greifbaren Beweis zu geben, wer hätte seinen Verheißungen Glauben geschenkt?

Homilien über die Evangelien, 21,5-6
Tina 13
Hl. Gregor der Große
Eine offene Bresche
Mit welcher Umsicht beruft sich der Pharisäer, der in den Tempel ging, um dort zu beten, und der die Schutzmauern seiner Seele befestigt hatte, doch darauf, zwei Mal in der Woche zu fasten und den Zehnten von allem, was er verdiente, zu geben. Indem er spricht: „Mein Gott, ich danke dir“, zeigt sich klar, dass er alles Erdenkliche darangegeben hat, sich im …Mehr
Hl. Gregor der Große

Eine offene Bresche

Mit welcher Umsicht beruft sich der Pharisäer, der in den Tempel ging, um dort zu beten, und der die Schutzmauern seiner Seele befestigt hatte, doch darauf, zwei Mal in der Woche zu fasten und den Zehnten von allem, was er verdiente, zu geben. Indem er spricht: „Mein Gott, ich danke dir“, zeigt sich klar, dass er alles Erdenkliche darangegeben hat, sich im Voraus abzusichern. Doch er lässt eine Stelle unbewacht und bietet sie sogar seinem Feind an, wenn er hinzufügt: „Denn ich bin nicht wie jener Zöllner dort“. Durch diese Eitelkeit hat er dem Feind gestattet, in die Stadt seines Herzen einzudringen, die er doch so gut durch sein Fasten und seine Almosen verriegelt hatte. Alle anderen Vorsichtsmaßnahmen sind somit unnütz, wenn es in uns doch noch eine Öffnung gibt, durch die der Feind eindringen kann... Dieser Pharisäer hatte die Genusssucht durch den Verzicht besiegt; er hatte den Geiz durch die Freigebigkeit überwunden... Aber wieviel Arbeit, die für diese Siege nötig gewesen war, wurde zunichte gemacht durch ein einziges Laster? Durch die Bresche eines einzigen Fehlers? Deshalb müssen wir nicht nur daran denken, das Gute zu tun. Wir müssen auch mit Sorgfalt über unsere Gedanken wachen, um sie rein zu bewahren bei unseren guten Werken. Denn wenn sie eine Quelle der Eitelkeit oder des Hochmuts in unserem Herzen sind, kämpfen wir einzig und allein für die nichtige Ehre und nicht für die unseres Schöpfers.

Aus den "Moralia", 76
Tina 13
Hl. Gregor der Große
„Alle, die ihn berührten, wurden geheilt“
Stellen wir uns einen Kranken vor, der in den letzten Zügen liegt… Die Wunde der Seele ist die Sünde, von der die Schrift sagt: „Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, nur Beulen, Striemen und frische Wunden, sie sind nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht mit Öl gelindert“ (Jes 1,6). Du, der du verwundet bist, erkenne, dass …Mehr
Hl. Gregor der Große

„Alle, die ihn berührten, wurden geheilt“

Stellen wir uns einen Kranken vor, der in den letzten Zügen liegt… Die Wunde der Seele ist die Sünde, von der die Schrift sagt: „Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, nur Beulen, Striemen und frische Wunden, sie sind nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht mit Öl gelindert“ (Jes 1,6). Du, der du verwundet bist, erkenne, dass dein Arzt in dir ist, und zeige ihm die Wunden deiner Sünden. Er, der jeden geheimen Gedanken kennt, er höre, wie dein Herz stöhnt. Deine Tränen sollen ihn anrühren. Sei getrost ein bisschen zudringlich, wenn du bittest (vgl. Lk 11,8). Lass aus deinem Herzengrund immer wieder tiefe Seufzer aufsteigen. Dein Schmerz möge ihn so berühren, dass er auch zu dir sagt: „Der Herr hat dir deine Sünde vergeben“ (2 Sam 12,13). Rufe laut mit David: „Gott, sei mir gnädig…, nach deiner großen Huld“ (Ps 51,3). Damit wollte er wohl sagen: „Wegen einer tiefen Wunde bin ich in großer Gefahr. Kein Arzt kann sie heilen, es sei denn der allmächtige Arzt kommt mir zu Hilfe“. Für diesen allmächtigen Arzt ist nichts unheilbar. Er heilt unentgeltlich: er stellt mit einem Wort die Gesundheit wieder her. Setzte ich nicht mein Vertrauen auf den Allmächtigen – ich würde nicht mehr hoffen geheilt zu werden.

Kommentar zu Ps 51; PL 75, 581