Mystiker
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Ehemals barocke Augustinerkirche in Würzburg völlig entkernt

Ich bin total entsetzt u. schockiert, was aus diesem schönen, früher traditionelle u. moderne Elemente in positiver Form verbindenden Gotteshaus gemacht worden ist! (wobei die im Krieg zerstörte Kirche m.E. noch viel schöner gewesen ist).
Es tut mir in der Seele weh, dass diese spirituelle Klosterkirche „zerstört“ worden ist. Ich bin mit dem Augustinerkloster emotional verbunden u. kenne einige …Mehr
Ich bin total entsetzt u. schockiert, was aus diesem schönen, früher traditionelle u. moderne Elemente in positiver Form verbindenden Gotteshaus gemacht worden ist! (wobei die im Krieg zerstörte Kirche m.E. noch viel schöner gewesen ist).
Es tut mir in der Seele weh, dass diese spirituelle Klosterkirche „zerstört“ worden ist. Ich bin mit dem Augustinerkloster emotional verbunden u. kenne einige Patres persönlich; einige sind leider bereits verstorben.

Sie hat nach meiner Ansicht die nüchterne Ausstrahlung eines modernen Konzerthauses mit kalten, weißen Wänden u. einer Bürobeleuchtung, Die Möbel sind dunkel u. düster, das monströse Chorgestühl vereinnahmt den ganzen Chorraum.

Der barocke Stuck an der Decke ist nicht mehr bemalt worden, ebenso wie die Dreifaltigkeitsfigur im Altarraum, die früher in Teilen vergoldet war. Jetzt ist sie, v.a. durch das Gegenlicht der Fenster, in ihren Konturen nicht mehr erkennbar.

Die Ausgustinus-Holzstatue finde ich im Prinzip ganz schön, nur der Gesichtsausdruck ist depressiv, traurig u. ausdruckslos, nicht spirituell u. passt insofern in die „neu“ Kirche. In dem Gesicht eines heiligen, besonders mit Gott verbundenen u. vom Heiligen Geist erfüllten Menschen, kann man in der Regel etwas von Gott u. Seiner Liebe erkennen. Die Heiligen „strahlen“ sie haben eine besondere Ausstrahlung, einen Nimbus (Heiligenschein). Das wird sicher auch bei dem hl. Augustinus so gewesen sein.

Die modernen, den Kreuzweg darstellenden Gemälde an den Wänden sind nur mit einer Erläuterung verstehbar, die vermutlich wenige Besucher lesen werden.

Die neugestaltete Ritakapelle mit seinem modernen Kreuz gefällt mir dagegen ganz gut.
Die bombastische Ritastatue mit dem düsterem Blick ist entfernt worden.

Domkapitular u. Kunstreferent J. Lensen ist hier auf Wunsch der Augustiner beratend tätig gewesen u. hat sich hier - wie so oft - mit seiner bizarren Vorstellung von Kunst u. von dem, was er persönlich als „schön“ empfindet, ein zweifelhaftes Denkmal gesetzt. Er dürfte die unbeliebteste Person Würzburgs sein, nach allem, was man so hört (hoffentlich setzt er sich nach seinem 40jährigen Priesterjubiläum bald zur Ruhe).

Ich habe mit Br. Reinl, dem Prior ein langes Gespräch geführt u. darauf hingewiesen, dass die Augustinerkirche die beliebteste Kirche der Innenstadt gewesen ist, mit auch an Werktagen relativ gut gefüllten Gottesdiensten u. dass man auf die mehrheitlich konservativen, hier die hl. Rita verehrenden Würzburger Katholiken, u. die v.a. an Werktagen anwesenden älteren Leute hätte Rücksicht nehmen sollen. Es ist den Augustinern jedoch nicht wichtig, wie viele Menschen in die Gottesdienste kommen u. was die meisten Kirchenbesucher möchten, wurde mir gesagt, eine Ansicht, die der sozialen Einstellung von einer Gemeinschaft nicht entspricht, die die Augustiner durch den Umbau betonen wollen.

Mit einer wie ich finde rücksichtslosen Kälte wurde mir gesagt, dass man ja in andere Kirchen gehen könne, wenn es einem hier nicht mehr gefällt. Hier solle eine sogenannte „City-Pastoral“ aufgebaut werden, mit dem Schwerpunkt „Trauerarbeit“. Da ich chronisch krank bin u. es mir oft sehr schlecht geht, gehöre auch ich zu dieser Gruppe. Es geht mir aber nicht besser, wenn ich im Eingangsbereich betend auf eine vergoldete Wand schaue, die nach meinem Empfinden eine Trennung vom Kirchenraum u. Gott darstellt, wo kein Kreuz oder eine Statue vorhanden u. der in eine Seitenkapelle verbannte Tabernakel nicht sichtbar u. weit weg ist, spirituelle Gegenstände, die die Gegenwart Gottes zum Ausdruck bringen u. für den Beter eine Hilfe darstellen können.
Ich kann höchstens vor der bemalten Wand sitzen u. um die früher freundliche u. warme Kirche trauern.

Außerdem sind ca. 1,7 Mio. € für einen „Bettelorden“, wie ausdrücklich betont wird, sehr viel Geld, mit dem man hilfesuchende Menschen viel besser hätte unterstützen können.

Die sogenannten modernen, kirchendistanzierten Katholiken, die mit dem Umbau angesprochen werden sollen, werden eher selten in eine Messe gehen, an einem Werktag schon gar nicht.

Ich würde eher sagen, für Menschen die so eine Kirche schön finden, gibt es genug Angebote, z.B. die vielen sterilen, modernen katholischen Stadtteil-Kirchen oder evangelische Kirchen.

Auf dem mobilen Altar oder besser „Pult“ gibt es kein Kreuz. Als ich das angesprochen habe, wurde auf das weit entfernte Kreuz im Altarraum verwiesen u. von einer „Inflation von Kreuzen“ gesprochen, die nicht erwünscht sei.

In dem „Stuhlkreis“ können die meisten Kirchenbesucher den Priester nur von hinten oder von der Seite sehen u. bei der Wandlung nicht die Hostie u. den Kelch.

Es gibt auch praktische Probleme. Da der Altarbereich nicht mehr erhöht ist, werden die Leute in den hinteren Reihen beim Stehen nur den Rücken der anderen sehen können, v.a. wenn sie eine geringe Körpergröße haben.
Außerdem ist es unrealistisch, dass sich die Leute, die knien möchten, v.a. ältere, aus der Ritakapelle eine der wenigen, nicht gepolsterten Kniebänke holen, dort abbauen u. an ihrem Stuhl befestigen, wie von Br. Reinl vorgeschlagen worden ist. Außerdem sind die Stühle viel zu klein, v.a. für korpulente Menschen.

Aber am wichtigsten ist: Was der Wille Gottes? Was für eine Aufgabe hat Gott für das Augustinerkloster in der Innenstadt vorgesehen?
Haben die Augustiner das bei ihrer Entscheidung berücksichtigt? Haben sie betend u. meditierend zu spüren versucht, was Gott will, Seine Impulse wahrgenommen, sich vom Heiligen Geist inspirieren lassen, auf ihr „Gefühl“ gehört?
Es wird sich zeigen, ob der von seinem Projekt momentan so begeisterte Prior auch in 1-2 Jahren noch so enthusiastisch ist oder er die „Zerstörung“ der populärsten Kirche der Würzburger Innenstadt mit einer jahrzehntelangen, intakten Besuchersstruktur irgendwann bereuen wird.
Aber dann ist es zu spät!