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"Deus est trinitas" (Hl. Augustinus) - TRINITÄTSLEHRE

"Deus est trinitas" (Hl. Augustinus) - TRINITÄTSLEHRE

Einleitung:

Dies ist ein systematischer Überblick zur Trinitätslehre, der als Grundlage für die Betrachtung gedacht ist. Weil die Darstellung der Erhabenheit des Themas und der Lehre der Katholischen Kirche genau entsprechen soll, kann auf theologische Termini nicht verzichtet werden. Sie sollen vielmehr der sichere Ausgangspunkt für eine fruchtbare Betrachtung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit sein.

Beten und betrachten wir zum Einstieg die Praefatio von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aus dem tridentinischen Missale Romanum nach Pius V.:

"Es ist in Wahrheit würdig und recht, billig und heilsam, Dir immer und überall dankzusagen, heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott. Mit deinem eingeborenen Sohne und dem Hl. Geiste bist Du ein Gott, ein Herr: nicht als wärest Du nur eine Person, Du bist vielmehr in drei Personen ein Einziger. Was wir auf Deine Offenbarung hin von Deiner Herrlichkeit glauben, dasselbe glauben wir ohne irgend einen Unterschied auch von Deinem Sohne, dasselbe vom Hl. Geiste. Und so beten wir beim Lobpreis des wahren und ewigen Gottes in den Personen die Verschiedenheit, in der Natur die Einheit, in der Majestät die Gleichheit an. Diese preisen die Engel und Erzengel, die Cherubim und Seraphim, die nicht aufhören, wie aus einem Munde Tag um Tag zu rufen: Heilig usw."

1. Wie erkennen wir den Dreieinigen Gott ?

Die Erkenntnis der immanenten Trinität (innergöttlich) bedarf der ökonomischen Trinität (heilsgeschichtliche Selbstoffenbarung Gottes). Darum ist die wahre imago trinitatis (Bild der Trinität) der Gott-Mensch Jesus (2 Kor 4,4: Christus = imago Dei = Bild Gottes) in seiner durch den Heiligen Geist vermittelten Sohnesrelation zum Vater, die aber im ewigen WORT subsistiert. (Subsistenz = gr. Hypostase = Göttliche Person; Subsistenz = Person wird von der Substanz=Wesen unterschieden.)

2. Deus est trinitas

Die göttlichen Personen sind nicht Teile, Phasen oder Momente in Gott, sondern jede einzelne Person (gr. Hypostase/lat. Subsistenz) ist für sich in Beziehung auf die andere der eine und wahre Gott. Darum muss es heißen Deus est trinitas. Der Unterschied zwischen den Personen besteht in der Relationenzuordnung und nicht in der realen Unterscheidung von einem hinter ihnen oder ihnen vorausliegenden abstrakt gedachten Wesen. Vielmehr fällt der Wesensakt Gottes (Sein und Tun fällt in Gott zusammen und gehört zum Wesen Gottes) mit den Personen zusammen, die sich nur in Beziehung aufeinander unterscheiden: Ein göttliches Wesen in drei göttlichen Personen = Ein Gott in drei Personen. Gott ist dreieinig. Gott ist dreifaltig. Gott ist trinitarisch.

3. Die drei göttlichen Personen

3.1 Personbildung durch die Relationen (Beziehungen)

Vater = Ursprung ohne Ursprung (principium sine principio).
Sohn = Ursprung vom Ursprung (principium de principio).
Hl. Geist ist nicht Ursprung, sondern hat (!) einen (!) Ursprung im Vater und im Sohn. "Aber nicht sind Vater und Sohn zwei Ursprünge des Heiligen Geistes, sondern nur ein Ursprung" (Konzil von Florenz 1442; DH 1330f.).

- Vaterschaft = Die Beziehung des Vaters zum Sohn in der aktiven Zeugung (=generare).
- Sohnschaft = Die Beziehung des Sohnes zum Vater im passiven Gezeugtsein / Geborensein (=generari).
- Die Beziehung des Vaters und Sohnes zum Heiligen Geist in der aktiven Hauchung (spirare).
- Personalität des Geistes = Die Beziehung des Geistes zum Vater und Sohn im passiven Gehauchtsein (=spirari).

Von diesen 4 Relationen sind nur 3 real voneinander verschieden und personbildend - das Zeugen (Vatersein), das Gezeugtsein (Sohnsein), das Gehauchtsein (Geistsein), während die aktive Hauchung mit dem Vatersein und dem Sohnsein zusammenfällt.

3.2 Näheres zu den Hervorgängen in Gott

Zwischen dem göttlichen Wesen und den personbildenden Relationen gibt es (gegen Gilbert v. Poitiers) keinen realen Unterschied. Die göttlichen Personen sind nicht neben der allein personbildenden Relation zueinander noch auf die göttliche Natur bezogen (DH 745; 803). Die göttlichen Personen gehen nicht aus einer ihnen gemeinsamen Natur hervor (als Teile oder als unabhängige Individuen einer Allgemeinnatur), sondern aus dem Vater, der die göttliche Natur ursprungslos besitzt und sie gleichwesentlich dem Sohn und Geist mitteilt.

Die numerisch eine und individuelle Natur Gottes subsistiert in der personbildenden Ursprungsrelationalität von Vater, Sohn und Geist. Die göttlichen Personen sind also subsistente Relationen oder die subsistenten Relationen sind die göttlichen Personen.

Der Vater ist Quelle und Ursprung der ganzen Trinität (fons et origo totius trinitatis: DH 525).

Da der Sohn das Wort des Vaters ist (Joh 1,1.14; 1Kor1,24; Kol1,15; Hebr 1,3), kann der Modus des Hervorganges als eine processio per modum intellectus bezeichnet werden (vgl. Justin, dial. 61,2). Der Vater spricht sich in einem verbum mentis selbst aus. Er erkennt im ausgesagten Wort sich selbst und damit alles Erkennbare auch der geschaffenen Welt (vgl. die Schöpfungsmittlerschaft des Logos). Das Wort ist dem göttlichen Wesen (Substanz) nach mit ihm identisch, der göttlichen Personenrelation (Subsistenz) nach verschieden: Der Vater zeugt den Sohn. Der Sohn ist der Gezeugte.
Offb 1,5 ... und von Jesus Christus; er ist der treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde. Er liebt uns und hat uns von unseren Sünden erlöst durch sein Blut;

Im Hervorgang des Geistes ist der Vater das Ursprungsprinzip (DH 1330f.). In der Weise der Hauchung (spiratio) geht der Geist aus dem Vater (und dem Sohn) hervor und wird deshalb als göttliche Person treffend auch Spiritus Sanctus (Divinus) oder gr. Pneuma Hagion genannt (vgl. Joh 20,22). Mit dem Hauchungsvorgang verbindet sich weniger der Akt der intellektuellen Mitteilung als der Akt des willentlichen Hervorgehenlassens. Als göttliche Person geht der Heilige Geist per modum voluntatis oder per modum amoris hervor. Die 3. Synode von Toledo 589 verwendet für die lateinische Auffassung, dass der Geist ab utroque (von beiden) ausgeht, die Wendung filioque (und vom Sohn) (DH 470). Jedoch geht der Geist principaliter aus dem Vater hervor, der das göttliche Wesen besitzt als principium sine principio, während er insofern aus dem Sohn hervorgeht, als dieser principium de principio ist (vgl. die östliche Auffassung bei Johannes von Damaskus, fid. orth. I, 8.12).
Die Besonderheit des Heiligen Geistes besteht darin, dass er in Ewigkeit das wechselseitige Geschenk ist, das der Vater dem Sohn macht und in dem der Sohn sich dem Vater liebend wiederschenkt. In ihm unterscheiden sie sich voneinander und in ihm gewinnen sie sich ewig als die Gemeinschaft in der Liebe. Der Heilige Geist ist donum (Gabe), amor und communicatio (oder communio), das Band der Liebe zwischen Vater und Sohn.

Darum heißt die lat. Schlussdoxologie: .... durch unsern Herrn Jesus Christus, der mit Dir (Vater) lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.

4. Die trinitarische Perichorese

Das Insein jeder göttlichen Person in der anderen und ihre untrennbare Gemeinschaft in der Einheit des göttlichen Wesens ist vor allem bei Johannes von Damaskus in der östlichen Theologie mit dem Gedanken der wechselseitigen Durchdringung der Personen (Perichorese/circumincessio) entfaltet worden (fid. orth. I, 8; 14; III, 5).

Joh 14,10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.
Joh 14,11 Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!
Joh 10,38 Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt. Dann werdet ihr erkennen und einsehen, dass in mir der Vater ist und ich im Vater bin.
Joh 12,45 ... und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.

Schluss:

Der Dreieinige Gott ist innertrinitarische Liebesbeziehung zwischen Vater und
Sohn in der Einheit des Heiligen Geistes. Der Hl. Bonaventura, doctor seraphicus,
lehrt dies so schön, wenn er sagt: Der Vater ist der ursprungslose Ursprung der
Liebe
, der Sohn ist der dilectus, der Hl. Geist ist der condilectus in der Liebe von
Vater und Sohn. Im Sinne der Lehre von der Perichorese besteht eine vollkommene gegenseitige Durchdringung in der Liebe, das Innesein jeder göttlichen Person in der
anderen.

Gott ist Geist.
Gott ist die Liebe.
Gott ist dreieinig (betont mehr die Einheit des Wesens).
Gott ist dreifaltig (betont mehr den Unterschied in den Personrelationen).
Deus est trinitas.

1Joh 4,8 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.

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(Verwendete Quelle: Müller, G. L., Katholische Dogmatik, Freiburg, 6. Auflage 2005.)
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augustinus 4
Sohn = Ursprung vom Ursprung (principium de principio). 👌
(vgl. Johannesprolog ! Im Anfang war das Wort .... )
augustinus 4
Joh 14,10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.
4 weitere Kommentare von augustinus 4
augustinus 4
Der Vater zeugt den Sohn.
Der Sohn ist der Gezeugte.
Vater und Sohn hauchen den Heiligen Geist.
Der Hl. Geist ist der Gehauchte.
Männer verkörpern das Erzeugerprinzip.
Frauen verkörpern das Empfängerprinzip.
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Der Vater zeugt den Sohn.
Der Sohn ist der Gezeugte.
Vater und Sohn hauchen den Heiligen Geist.
Der Hl. Geist ist der Gehauchte.

Männer verkörpern das Erzeugerprinzip.
Frauen verkörpern das Empfängerprinzip.

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augustinus 4
Der Dreieinige Gott ist innertrinitarische Liebesbeziehung zwischen Vater und
Sohn in der Einheit des Heiligen Geistes. Der Hl. Bonaventura, doctor seraphicus,
lehrt dies so schön, wenn er sagt: Der Vater ist der ursprungslose Ursprung der
Liebe, der Sohn ist der dilectus, der Hl. Geist ist der condilectus in der Liebe von
Vater und Sohn. Im Sinne der Lehre von der Perichorese besteht eine …Mehr
Der Dreieinige Gott ist innertrinitarische Liebesbeziehung zwischen Vater und
Sohn in der Einheit des Heiligen Geistes. Der Hl. Bonaventura, doctor seraphicus,
lehrt dies so schön, wenn er sagt: Der Vater ist der ursprungslose Ursprung der
Liebe, der Sohn ist der dilectus, der Hl. Geist ist der condilectus in der Liebe von
Vater und Sohn. Im Sinne der Lehre von der Perichorese besteht eine vollkommene gegenseitige Durchdringung in der Liebe, das Innesein jeder göttlichen Person in der anderen.
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Der Vater ist Quelle und Ursprung der ganzen Trinität (fons et origo totius trinitatis: DH 525).
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1Joh 4,8 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.