Erzbischof Marini als Präfekt der Gottesdienstkongregation?

Heute hat der spanische Blog La cigüeña de la torre die Frage in den Raum gestellt, ob der ehemalige Zeremonienmeister von Johannes Paul II., Erzbischof Piero Marini, neuer Präfekt der Gottesdienstkongregation …More
Heute hat der spanische Blog La cigüeña de la torre die Frage in den Raum gestellt, ob der ehemalige Zeremonienmeister von Johannes Paul II., Erzbischof Piero Marini, neuer Präfekt der Gottesdienstkongregation werden könnte. Möglicherweise will der gegenwärtige Amtsinhaber zurücktreten.
Als neuen Staatssekretär sieht der Blog Kardinal Fernando Filoni.
In der Glaubenskongregation stehe der neue Papst dem Sekretär, Erzbischof Ladaria SJ näher als dem Präfekten Ludwig Gerhard Müller. Dieser habe die Kongregation bei seiner Amtsübernahme „wie ein Elefant im Porzellanladen“ betreten, schreibt der Blog.
Iacobus
Das neue Zeitalter des Geistes? – Pater Cantalamessa, Papst Franziskus und Joachim da Fiore
Wir müssen unser Möglichstes tun, damit die Kirche immer weniger jenem komplizierten Palast ähnelt, den Kafka beschreibt, und ihre Botschaft frei und freudig aus ihr hinaus kommen kann, genau wie in ihrer Frühzeit. Wir kennen die Hindernisse, die den Boten aufhalten können: die Trennwände, angefangen bei …More
Das neue Zeitalter des Geistes? – Pater Cantalamessa, Papst Franziskus und Joachim da Fiore

Wir müssen unser Möglichstes tun, damit die Kirche immer weniger jenem komplizierten Palast ähnelt, den Kafka beschreibt, und ihre Botschaft frei und freudig aus ihr hinaus kommen kann, genau wie in ihrer Frühzeit. Wir kennen die Hindernisse, die den Boten aufhalten können: die Trennwände, angefangen bei denen, die die verschiedenen christlichen Kirchen voneinander trennen; dann ein Übermaß an Bürokratie, die Überbleibsel der Rituale, Gesetze und Streitigkeiten der Vergangenheit, die heute überholt sind.
(Raniero Cantalamessa)

Rorate Caeli sieht in der hervorgehobenen Passage von Pater Raniero die Aufforderung zu einer generellen Zertrümmerung der liturgischen und dogmatischen Überlieferung der Kirche. Messa in Latino stellt die Frage, was Pater Cantalamessa mit den „Trennwänden, die die verschiedenen christlichen Kirchen voneinander trennen“ genau meint, denn die eigentlichen Trennwände trennen die Orthodoxie von der Häresie. Die Kirche kann und soll „ihre Botschaft frei und freudig“ hinaustragen auch und gerade zu jenen, die sich auf häretische Weise von ihr losgesagt haben.
Meinte der päpstliche Hofprediger es wirklich so oder meinte er, die Kirche müsse über die Häresien der anderen hinwegsehen, sie für überholt erachten und damit selbst anerkennen?
Meinte der päpstliche Hofprediger mit den „Überbleibsel der Rituale“ noch vorhandene Formen des päpstlichen Zeremoniells oder meinte er, wie Rorate Caeli befürchtet, den Alten Ritus?
Warum diese kryptische Anspielungen in einer außergewöhnlich langen, geradezu programmatisch anmutenden Predigt? Der ersten, die Pater Cantalamessa vor dem neuen Papst hielt.
Der Vatikanist Sandro Magister brachte wenige Stunden später, am Karsamstag, im Zusammenhang mit Pater Cantalamessa einen zusätzlichen, interessanten, aber keineswegs beruhigenden Aspekt in die Diskussion ein:

Vor rund 800 Jahren, auf den Tag genau, am 30. März 1202 starb Joachim von Fiore2 der kalabresische Abt „mit prophetischem Geist ausgestattet“, den Dante Alighieri ins Paradies schrieb.
Und der tatsächlich ins Paradies einging, folgt man dem Kanonisierungsprozeß, den die Diözese Cosenza eingeleitet hat, in der das Kloster von San Giovanni in Fiore liegt.
Abgesehen von der Einleitung des Heiligsprechungsverfahrens, ist sein rundes Todesjahr durch eine Reihe von Tagungen geprägt, die hinter der Fassade der Gelehrsamkeit lebenswichtige Fragen für die Gegenwart und die Zukunft der Kirche verbergen.
Sie tauchen zum Beispiel in den vom Kapuziner Raniero Cantalamessa, der offizieller Prediger des päpstlichen Hauses ist, vertretenen Thesen (2002) auf: „Die heilige Geschichte hat drei Phasen. In der ersten, dem Alten Testament, hat sich der Vater offenbart. In der zweiten Phase, dem Neuen Testament, hat sich Christus offenbart. Jetzt sind wir in der dritten Phase, in der der Heilige Geist in seinem ganzen Licht erstrahlt und die Erfahrung der Kirche beseelt.“
Genau das hatte Joachim prophezeit: das Kommen eines dritten und letzten Weltzeitalters, das des Heiligen Geistes. Mit einer neuen, völlig vergeistigten, toleranten, freien, ökumenischen Kirche. Die den Platz der alten, dogmatischen, hierarchischen, zu materiellen Kirche übernimmt.
Pater Cantalamessa steht der charismatischen Bewegung nahe und ist damit für diese Visionen aufgeschlossen. Der Einfluß von Joachim von Fiore auf das katholische Denken ist aber viel umfassendere und tiefer…

*****

Tatsächlich zieht sich das Denken Joachims von Fiore über Thomas Müntzer, Gotthold Ephraim Lessing, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Ernst Bloch und Raniero Cantalamessa bis in unsere Tage herauf.
Inwieweit steht auch Papst Franziskus solchen „spiritualistischen“ Ideen nahe? Pater Cantalamessa predigt seit mehr als 30 Jahren am Karfreitag und tat dies bereits unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Eine Frage ist daher auch, weshalb er dieser Predigt vor dem neuen Papst eine bestimmte Ausrichtung gab.
Als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires Erzbischof war, nahm er dort an einem überkonfessionellen Kongreß von Charismatikern teil. Bei dieser Gelegenheit entstanden jene befremdlichen Bilder, die sowohl den dort anwesenden Pater Raniero Cantalamessa zeigen, wie er vor protestantischen Predigern am Boden kniet und sich von diesen segnen läßt, wie auch den damaligen Erzbischof Bergoglio in gleicher Haltung.
Papst Benedikt XVI. befaßte sich ausführlich mit Joachim von Fiore, angefangen 1959 in seiner Habilitationsschrift Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura. Zeitgenossen Bonaventuras vertraten die These, mit dem heiligen Franz von Assisi habe das dritte Zeitalter des Geistes begonnen, von dem Joachim da Fiore geschrieben hatte. Tatsächlich hatte, wie Joseph Ratzinger herausarbeitete, für Joachim von Fiore das Geist-Zeitalter bereits mit dem heiligen Benedikt von Nursia begonnen. Joseph Ratzinger als Theologe, Kardinal und Papst war es dann auch, der das „spiritualistische“ Denken Joachims und dessen Schüler und Nachfolger entschieden bekämpfte und dem franziskanischen Ordensgeneral, dem heiligen Bonaventura vorwarf, nicht entschieden genug dagegen vorgegangen zu sein. Sollte dieses spekulativ-revolutionäre Denken ausgerechnet durch seinen Nachfolger in die Kirche zurückkehren?
Das Geist-Zeitalter, das sich Joachim von Fiore ausgedacht hatte, erscheint ebenso nebulös, wie die Datierungsversuche beliebig: Benedikt von Nursia lebte um das Jahr 500, Franz von Assisi um 1200, die franziskanische Richtung der Spiritualen, die der heilige Bonaventura bekämpfte, nannten das Jahr 1260 als Beginn des neuen Zeitalters, Pater Cantalamessa scheint der neo-joachimistischen Richtung anzugehören. Diese ist der Meinung, Joachims Geschichtsdeutung sei richtig, er habe sich lediglich um 700 Jahre in der Datierung geirrt. Das Geist-Zeitalter habe nämlich in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begonnen und das Zweite Vatikanische Konzil sei Ausdruck dieses Beginns.
Die Heilige Schrift weiß von einem solchen Zeitalter allerdings nichts zu berichten. Joachims Spekulationen gingen von einem dritten und letzten Zeitalter des Heiligen Geistes aus, in dem sich alle Institutionen vom Staat bis zur Kirche in der vollkommenen Gesellschaft individueller, allein vom Geist bewegter Menschen auflösen oder besser gesagt, völlig vergeistigt in einer neuen, immateriellen Form existieren. Der Mensch habe dann durch den Geist direkte Verbindung zu Gott und werde von diesem gelenkt.
Bereits der heilige Bonaventura, wie Joseph Ratzinger aufzeigte, erkannte die Gefährlichkeit dieses Schwärmertums, das durch „Vervollkommnung“ des Menschen, das Paradies auf Erden vorwegnehmen will. Durch die in Joachim von Fiores Idee vertretene, radikale Vergeistigung, wurde er zu einem wichtigen Quell aller weltbezogenen revolutionären Strämungen und Ideologen der Weltverbesserer. Denn der Idee liegt der Drang zugrunde, die Natur einer gefallenen Schöpfung nicht anerkennen, ja überwinden zu wollen. In der Überwindung derselben steckt, so Joseph Ratzinger, derselbe revolutionäre Geist.
Das IV. Laterankonzil verurteilt 1215 einige Trinitäts-Thesen Joachims und erklärte sie für häretisch. Papst Honorius III. rehabilitierte den kalabresischen Ordensgründer kurze Zeit darauf zwar als „katholischen Menschen“, ohne jedoch dessen Geist-Thesen anzuerkennen. 2001 leitete die Erzdiözese Cosenza anläßlich des 800. Todesjahres ein Heiligsprechungsverfahren ein. Ihn deshalb in den Himmel zu schreiben, wie es bereits Dante tat, der von der Idee Joachims ebenso engezogen schien, wie viele andere seither, erscheint noch verfrüht. Das Verfahren ist noch anhängig.
Vincent Twomey SVD schrieb: „Nach Ratzinger scheiterte Bonaventura mit seiner Kritik; sie war nicht radikal genug. Aber was für Ratzingers künftige Beschäftigung mit politischem Denken von Bedeutung ist: Seine Sensitivität für die philosophischen und theologischen Fragenkreise, die dem heutigen politischen Leben zugrunde liegen, verdankt ihre Feinabstimmung seiner Studie zu Bonaventura. Das wird besonders deutlich in seiner späteren Behandlung der radikalen Formen der Theologie der Befreiung, die auf einem marxistischen Geschichtsbegriff gründen, dessen tiefste Wurzeln in den Spekulationen Joachims von Fiore liegen.“3

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Aveta/Wikicommons
Zet.
S. Em. Marini hat in der Zeit, während welcher er liturgisch kaltgestellt war, soviel - hm, sagen wir mal: Energie angestaut, dass mit einer geradezu vulkanischen Eruption zu rechnen ist.
Gott steh uns bei!
🤨
Zet.
@Gregorius
Jeder macht dann, was er will, mit Ausnahme derer, die die traditionelle Liturgie zelebrieren wollen, denen wird das dann verunmöglicht.
Jomel
Die Zeit der konstantinischen Wende geht wohl so langsam zu Ende und es könnte wohl wieder eine Zeit der Verfolgung kommen.
sieghild
Gregorius, wieso überhaupt Liturgie? Ich meine, vielleicht sollte man aus dem Bauch heraus, also nach Gefühl den gemeinsamen Lobpreis unter Vorsitz eines Priesters gestalten. 😡
sieghild
Grossert, Sie können hier Lobeshymnen singen oder Klagegesänge anstimmen, aber hören Sie auf hier ständig zu pädagogisieren! Dieses gutmenschliche Getue ist widerwärtig. Bleiben Sie mit Ihrer Meinung bei der Sache (Kirche, Papst) und greifen Sie hier nicht die Foristen oder Gloria.tv an, sonst hat es sich bald ausgegrossert. 🤮
Galahad
@Grossert
ganz Ruhig. Was soll die Anti-Gloria Hetze schon wieder? Auch auf solche Nachrichten haben die Gläubigen ein anrecht. Nicht nur auf die "angenehmen". Sollen doch mündige Laien sein, sagt ein gewisses Konzil, nicht wahr? Und hier wird klar berichtet, daß das die Sichtweise des Blogs ist. Das kann und darf man doch. Oder sollen gewisse Nachrichten Ihrer Meinung nach nicht unter die Katholiken …More
@Grossert

ganz Ruhig. Was soll die Anti-Gloria Hetze schon wieder? Auch auf solche Nachrichten haben die Gläubigen ein anrecht. Nicht nur auf die "angenehmen". Sollen doch mündige Laien sein, sagt ein gewisses Konzil, nicht wahr? Und hier wird klar berichtet, daß das die Sichtweise des Blogs ist. Das kann und darf man doch. Oder sollen gewisse Nachrichten Ihrer Meinung nach nicht unter die Katholiken? Wenn ja warum nicht?