Vered Lavan
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Eschatologie - Was ist das?

Eschatologie - Was ist das?

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Eschatologie [ɛsça-] (aus altgriechisch τὰ ἔσχατα ta és-chata ‚die äußersten Dinge‘, ‚die letzten Dinge‘ und λόγος lógos ‚Lehre‘) ist ein theologischer Begriff, der die prophetische Lehre von den Hoffnungen auf Vollendung des Einzelnen (individuelle Eschatologie) und der gesamten Schöpfung (universale Eschatologie) beschreibt. Man versteht darunter auch die Lehre von den sogenannten letzten Dingen und damit verbunden die „Lehre vom Anbruch einer neuen Welt“.

Begriffsgeschichte
Das Wort Eschatologie geht auf den lutherischen Theologen Abraham Calov zurück, der es erstmals im 17. Jahrhundert als Bezeichnung für den Schlussteil seiner Dogmatik verwendete. Gemeint waren die Dinge, die im „Rahmen der von Gott gelenkten geschichtlichen Entwicklung zuletzt“ geschehen werden. Bis in das 19. Jahrhundert hatte sich diese Bezeichnung durchgesetzt. Angeknüpft wird mit diesem Wort an eine Stelle aus dem deuterokanonischen Buch Jesus Sirach (Sir 7,36 EU): „Was du auch tust, denke an dein Ende (in der griechischen Septuaginta τὰ ἔσχατα σου und in der lateinischen Vulgata novissima tua), dann wirst du nie etwas Böses tun“. Entsprechend finden sich die beiden Bezeichnungen Eschatologie und de novissimis für den letzten Abschnitt einer Dogmatik.

Christliche Eschatologie

Neutestamentliche Eschatologie

Die neutestamentliche Eschatologie nimmt ihren Ausgangspunkt in der Ankündigung Jesu, dass die Gottesherrschaft nahegekommen sei (Mk 1,15 EU) und gleichzeitig in seinem Handeln schon gegenwärtig sei (Lk 11,20 EU, Mt 12,28 EU, Mt 11,15 EU, Lk 7,22 EU).
Den ersten Beleg für die Frage nach den letzten Dingen nach Leben und Tod liefert der Apostel Paulus von Tarsus in seinen Briefen.
Paulus lebte in der Erwartung der baldigen Auferstehung Jesu und erhoffte seine Wiederkunft noch zu seinen Lebzeiten. Trotzdem wurde diese Sicherheit durch diejenigen auf die Probe gestellt, die in den Gemeinden starben, bevor der Christus wiederkam, sodass eine Anpassung der Lehre notwendig wurde. Diese neue Situation nimmt er auf in der Lehre, dass alle Gläubigen am Christus teilhaben, sodass durch Gott die „unentrinnbare Todesverfallenheit“ aller Menschen aufgehoben wurde. Eine zweite Änderung erfolgt in Hinsicht auf die Frage, wie Anteil an dem Gottesreich erlangt werden kann. Ist es zunächst so, dass dies durch Entrückung passiert, wird in der Auseinandersetzung mit der Situation in Thessaloniki im ersten Brief an die dortige Gemeinde eingeräumt, dass auch die toten Gläubigen Anteil an diesem Reich haben werden.
Auch das Leben und Geschick der Christen ist von der Eschatologie geprägt, sodass Paulus von einer „eschatologischen Existenz“ ausgeht, sodass gegenwärtige Leiden ertragen werden können, in der Gewissheit, dass Gott die Lebenden von den Toten erwecken wird. Als Beispiel für dieses Ertragen führt sich der Apostel immer wieder selbst als Beispiel an.
Der Evangelist Johannes betont in seinen eschatologischen Betrachtungen die Gegenwart, allerdings nicht im Sinne einer präsentischen Eschatologie, sondern im Sinne einer Neuinterpretation des Zeitlichen: Da die Darstellung selbst, gemessen an dem Zeitpunkt des Dargestellten, in der Zukunft liegt, ist immer eine Doppelperspektive des Präsentischen und Futurischen mitgedacht.„Der Glaube hebt die Zeit nicht auf, sondern gibt ihr eine neue Qualität und Ausrichtung.“ So sorgt die Taufe dafür, dass der himmlische Paraklet in der Gemeinde auch nach dem Tod Jesu gegenwärtig ist und die nachgeahmte Taufe des Gläubigen vollzieht sich die Wiedergeburt in Jesus. Hinzu kommt allerdings noch eine Betonung auf die futurische Eschatologie etwa in Joh 5,25 Lut „Amen, amen, ich sage euch: Es kommt die Stunde und sie ist schon da.“ In dieser Zukunft wird offenbar, was bereits in der Gegenwart angekündigt und entschieden ist: Die Auferstehung von den Toten.

Altkirchliche Tradition
In der alten Kirche wurde das Christusgeschehen dementsprechend als die Erfüllung der alttestamentlichen Heilsverheißung bezogen und Jesu als der neue Bund und seine Auferstehung als Vorzeichen für die allgemeine Totenauferstehung verstanden.
Augustinus von Hippo, der wahrscheinlich einflussreichste Theologe der alten Kirche, wandte sich gegen die im 4. Jahr häufig vertretene Reichchristologie, nach der die Eschatologie durch einen verwirklichten aber immer noch weltlichen Staat ihren Anfang nimmt. Ein Beispiel hierfür ist Eusebius von Caesarea, der die konstantinische Wende als Ausgangspunkt dieser Eschatologie ansah. Er kritisierte die Synthese von römischen Reich und christlicher Kirche und betonte damit den Unterschied zwischen der irdischen Existenz des Christen und der Hoffnung auf eine jenseitige Heilsvollendung.
Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Abgrenzung gegenüber einer Allversöhnung, zum Beispiel nach der Lehre von Origenes, und stattdessen die Behauptung einer Ewigkeit der Höllenstrafen für die Sünder.

Mittelalter
Das Mittelalter war geprägt von der Eschatologie Augustins: Zum einen wurde die Spannung zwischen der eigenen Existenz als sündiger Christ und der Hoffnung auf die jenseitige Heilsvollendung und weitere Elemente der Lehre Augustins.
Neu hinzu kam die Lehre vom Fegefeuer als Möglichkeit der Klärung der Frage, was zwischen dem individuellen Tod und der Wiederkehr Christi mit dem Einzelnen geschehe. Eine weitere diskutierte Frage war, ob die Seelen der Verstorbenen schon vor dem jüngsten Gericht selig werden konnten oder ob dies erst danach geschah. Papst Johannes XXII. behauptete eine Differenzierung, während Papst Benedikt XII., sein direkter Nachfolger, eine Identität von Gottesschau im Zwischenbereich und nach dem jüngsten Gericht behauptete.
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Ganzer Artikel - Bitte weiterlesen hier!: de.wikipedia.org/wiki/Eschatologie
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Betrachtung
Die Eschatologie ist ein sehr wichtiger Bereich der Theologie, wo über die Letzten Dinge fundiertes Wissen vermittelt wird.
Nicht nur über das Ableben der Seele und deren Erfahrungshorizont nach dem Tode, sondern auch die Erwartung des Jüngsten Gerichtes mit der Rückkehr Jesu Christi, das dann das Weltgericht werden wird.

Zugleich ist hier die Heilserwartung in Hinsicht auf das Reich Gottes mit seinen Verheißungen verbunden.

" Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden." (Matthäus 6, 33).
"Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme...". (Matthäus 6, 9-10).

Die Verheißung des Reiches Gottes bedeutet für uns Gläubige vor allem die Schaffung der Königsherrschaft Gottes, des Messias. Damit ist dann auch die Wiederherstellung der göttlichen Ordnung verbunden.

Das Reich Gottes ist also kein Ort, sondern die Göttliche Ordnung, die der Allerhöchste durch die Königsherrschaft des Messias wiederherstellen wird ("...Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch. (Lukas 17, 20-21)).

(Info-Link: de.wikipedia.org/wiki/Reich_Gottes).

Weiterführende Infos:
Symposium: "Die letzten Dinge im Leben eines Menschen. Theologische Überlegungen zur Eschatologie", Symposium, hrsg. von Johannes Stöhr: www.teol.de/Symp-eschat.pdf
Eschatologie: famfed.org/…/06-I-kap03mLz.p…
Allgemein: kath-zdw.ch/maria/letzte.dinge.me…
Im Katechismus der Katholischen Kirche: www.vatican.va/archive/DEU0035/_P21.HTM
Vered Lavan
Das Reich Gottes ist kein Ort, sondern die Göttliche Ordnung, die der Allerhöchste durch die Königsherrschaft des Messias wiederherstellen wird ("...Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch. (Lukas 17, 20-21)). 🙏
Vered Lavan
@DrMartinBachmaier - Das sind Details, mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe. Mein Schwerpunkt lag bisher eher auf der Reichgottes-Theologie. Aber wenn ich über das von Ihnen Geäußerte nachdenke, dann sehe ich auch eher so wie es Papst Benedikt XVI. sagte.
DrMartinBachmaier
Zitat: Eine weitere diskutierte Frage war, ob die Seelen der Verstorbenen schon vor dem jüngsten Gericht selig werden konnten oder ob dies erst danach geschah. Papst Johannes XXII. behauptete eine Differenzierung, während Papst Benedikt XII., sein direkter Nachfolger, eine Identität von Gottesschau im Zwischenbereich und nach dem jüngsten Gericht behauptete.
Was ist mit der "Differenzierung"Mehr
Zitat: Eine weitere diskutierte Frage war, ob die Seelen der Verstorbenen schon vor dem jüngsten Gericht selig werden konnten oder ob dies erst danach geschah. Papst Johannes XXII. behauptete eine Differenzierung, während Papst Benedikt XII., sein direkter Nachfolger, eine Identität von Gottesschau im Zwischenbereich und nach dem jüngsten Gericht behauptete.

Was ist mit der "Differenzierung" gemeint, von der Johannes XII. sprach?

Benedikt XII. bejaht klar die Möglichkeit des Seligwerdens vor dem Jüngsten Gericht. Das wird ja auch von Dämonen bestätigt, wenn sie von der Abkürzung der Leidenszeit im Fegefeuer infolge von Ablässen sprechen, etwa hier:

Santesas Dämon und der Portiunkula-Ablass:
Ein Zitat daraus: Dann sagt ihm der oben erwähnte Priester: „Wie ist denn dort so wenig vom Ablass, hat doch der selige Johannes persönlich jene Kirche in einer solchen Nacht geweiht?“ Da antwortete der Teufel: „Wahr ist es, dass der selige Johannes sie geweiht hat. Dennoch gibt es dort nicht mehr vom Ablass, und er möge euch nicht wenig erscheinen, denn wenn jemand einen so großen Zeitraum im Fegefeuer verbleiben müsste, durch jenen Ablass würde er von den Strafen befreit werden.“
DrMartinBachmaier
Interessant, wie spät erst die Lehre vom Fegefeuer aufkam: ". . . als Möglichkeit der Klärung der Frage, was zwischen dem individuellen Tod und der Wiederkehr Christi mit dem Einzelnen geschehe."
Vered Lavan
@Zurigo84 - Da sind wir aber mit wenigen anderen hier die 'Letzten Mohikaner'! 😎 🙂 😉
Vered Lavan
@Zurigo84 - Ja. Die frühen Christen waren ja noch in der Heilserwartung, und riefen "Komm - Maranata, Herr Jesus!". Wer ruft heute noch "Komm - Maranata" und erwartet IHN?!
2 weitere Kommentare von Vered Lavan
Vered Lavan
Vered Lavan
Die Verheißung des Reiches Gottes ist für uns Gläubige vor allem mit der Königsherrschaft Gottes, des Messias, verbunden. Damit ist dann auch die Wiederherstellung der göttlichen Ordnung verbunden. 🙏