martin fischer
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Moldaus Charmeoffensive im russlandfreundlichen Autonomen Gebiet Gagausien.

Die traditionelle Russlandnähe spiegelt sich im Wappen Gagausiens nur scheinbar wieder. Die Entstehung in der sowietischen Ära ist aber am Stil noch gut erkennbar. Das lange vernachlässigte autonome Gebiet wird im Rahmen der NATO-Russland Konfrontation plötzlich wieder interessant für die Führung in
Chișinău, die sich an das westliche Militärbündnis anlehnt.


Gagausien ist ein autonomes Gebiet in der Republik Moldau. Seine Bevölkerung ist traditionell Russland zugeneigt. Bei einem Referendum am 2. Februar 2014 kam dies klar zum Ausdruck. Bei einer Wahlbeteiligung von über 70 % stimmten 98,4 % der Bevölkerung für engere Beziehungen mit Russland und anderen GUS-Staaten, 97,2 % sprachen sich gegen eine Annäherung an die EU aus.

Die Gagausen kämpfen seit langem gegen eine Annäherung Moldaus an Rumänien und eine zwangsweise Rumänisierung der Gagausen.
Am 19. August 1990 riefen die Gagausen die eigenständige „Gagausische Sozialistische Sowjetrepublik“ aus. Zwei Wochen später, am 2. September 1990, proklamierte man im östlichen Landesteil Transnistrien die vollständige Unabhängigkeit von Moldau. Gegen den Willen der moldawischen Führung führten die Gagausen Parlamentswahlen durch. Vorsitzender des Obersten Sowjets Gagausiens wurde Stepan Topal, der bis 1995 Regierungschef in Gagausien war. Zunächst versuchte Gagausien als Teilrepublik innerhalb der Sowjetunion zu verbleiben, doch nachdem diese 1991 endgültig zusammengebrochen war, bemühte man sich, die staatliche Unabhängigkeit zu erlangen. Im Gegensatz zum Transnistrien-Konflikt, der 1992 in einen offenen Krieg mündete, kam es in Gagausien aber nicht zu größeren bewaffneten Auseinandersetzungen.

Ein Großteil der Gagausen sind orthodoxe Christen. Gängigste Umgangssprache ist Russisch. Viele Gagausen gehen zum Geld verdienen nach Russland um der bitteren Armut in Moldau zu entkommen.

Im Zuge der moldauischen Annäherung an die NATO erinnert sich jetzt auch die Führung Moldaus an das bisher vernachlässigte gagausische Volk. Über die Charmeoffensive berichtet die staatliche moldawische Nachrichtenagentur:

Maia Sandu diskutierte mit der Führung der gagausischen Autonomie und den Bürgermeistern der Region

10:36 | 03.09.2022 Kategorie: Offiziell

Chisinau, 3. September /MOLDPRES/ - Während eines Arbeitsbesuches in Comrat traf Präsident Maia Sandu mit der Führung der Autonomie, Mitgliedern der Gagauz-Yeri Volksversammlung und Bürgermeistern der Region zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Lage im Land und die Probleme der Menschen und Gemeinden in Gagausien, berichtet MOLDPRES unter Berufung auf den Pressedienst des Präsidenten.

Präsident Maia Sandu erklärte, dass die Hauptaufgabe der Behörden, einschließlich derjenigen im Komrat, heute darin besteht, den Frieden im Land zu sichern. Der Staatschef wies auch darauf hin, dass die Behörden auf allen Ebenen zusammenarbeiten müssen, um das Land vor dem Hintergrund der beispiellosen Energiekrise auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Der Präsident erklärte, dass die zentralen Behörden alle Anstrengungen unternehmen, um das Land mit Energieressourcen zu versorgen und die Einkommen der Bürger in dieser für alle schwierigen Zeit zu erhöhen.

Die pro-NATO Politikerin und moldauische Regierungschefin Maia Sandu kümmert sich neuerdings hingebungsvoll um das russlandfreundliche gagausische Volk....

Darüber hinaus nannte sie weitere Tätigkeitsbereiche für die kommende Zeit: die Bekämpfung der Korruption, die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Anziehung von Investitionen, die Entwicklung der Landwirtschaft und die Auswirkungen des Klimawandels, von dem insbesondere der Süden des Landes betroffen ist, sowie die Modernisierung der Infrastruktur. Die Bürgermeister begrüßten den Start des nationalen Programms "Europäisches Dorf", in dessen erster Phase 19 Projekte im Wert von mehr als 70 Millionen Lei in Gagausien ausgewählt wurden.

Zum Abschluss des Besuchs machte Präsidentin Maia Sandu einen kurzen Halt bei der Firma "Wines of Comrat", einem der Unternehmen, die von der europäischen Finanzierung profitieren. Das Unternehmen kann auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurückblicken und hat es nach der Modernisierung in den letzten Jahren geschafft, seine Exporte auf über 20 Länder auszuweiten.

Text und Recherche Martin Fischer

Quellen:
Maia Sandu a discutat cu conducerea autonomiei găgăuze și cu primarii din regiune
Gagausien – Wikipedia