Tina 13
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Die Unsterblichkeit des Menschen ist nicht eine Verlängerung der gegenwärtigen Mühsal, sondern Leben in der Gemeinschaft mit Gott: „die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe“

Ewiger Gott. Dein Sohn hat unser Leben geteilt, hat Freude erfahren und Leid ertragen - wie wir. Gib, dass wir in guten und in bösen Tagen mit ihm verbunden bleiben. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

„Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“, das ist die gute Nachricht, die im Buch der Weisheit zum erstenmal klar zu hören ist, mag auch schon seit Jahrhunderten im Bewusstsein des frommen Israeliten die Überzeugung gelebt haben, dass mit dem Tod die Gottesgemeinschaft nicht zu Ende sein wird. Zur begrifflichen Klärung der Frage hat sicher die griechische Philosophie mit ihrer Unterscheidung von Leib und Seele beigetragen. Der Verfasser des Weisheitsbuches fühlt sich nicht genötigt, seine Aussage zu erklären. Er verdeutlicht sie aber durch den Hinweis auf den biblischen Schöpfungsbericht: Gott hat den Menschen „zum Bild seines eigenen Wesens“ gemacht, folglich hat der Mensch auch an der Unvergänglichkeit Gottes teil. Die Unsterblichkeit des Menschen ist nicht eine Verlängerung der gegenwärtigen Mühsal, sondern Leben in der Gemeinschaft mit Gott: „die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe“ (3,9). Die Leiden des gegenwärtigen Lebens sind damit freilich weder erklärt noch behoben. Für sie sucht der Verfasser die Erklärung in der biblischen Erzählung vom Sündenfall (Gen 3); die Schlange wird als Werkzeug oder Erscheinungsform des Teufels gedeutet, der Teufel aber als bekannte Größe vorausgesetzt. - Gen 1,26-27; 3; Joh 8,44; Röm 8,18; 2 Kor 4,17; Dan 12,3; Mt 13,43; 1 Kor 6,2.

In den Augen der Toren sind sie gestorben; sie aber sind in Frieden

Lesung aus dem Buch der Weisheit

Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören. Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren. In den Augen der Toren sind sie gestorben, ihr Heimgang gilt als Unglück, ihr Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden. In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit. Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; doch sie empfangen große Wohltat. Denn Gott hat sie geprüft und fand sie seiner würdig. Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer. Beim Endgericht werden sie aufleuchten wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen. Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen, und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit.
Alle, die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen, und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil.

Den Herrn will ich preisen alle Zeit.

Ich will den Herrn allezeit preisen;
immer sei sein Lob in meinem Mund.
Meine Seele rühme sich des Herrn;
die Armen sollen es hören und sich freuen.

Die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten,
seine Ohren hören ihr Schreien.
Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen,
um ihr Andenken von der Erde zu tilgen.
Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr;
er entreißt sie all ihren Ängsten.
Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen,
er hilft denen auf, die zerknirscht sind.


Den falschen Lehren der Gnosis setzen die Pastoralbriefe „die gesunde Lehre“ entgegen, „die gesunden Worte Jesu Christi, unseres Herrn“, die „Lehre unseres Glaubens“ (1 Tim 6,3). Dieser Sprachgebrauch deutet an, dass die Irrlehren Krankheiten sind, die nur durch die gesunde, d. h. „wahre Lehre“ (Tit 1,9) geheilt werden. Jesus ist als Arzt gekommen (Lk 5,31), und seine Worte sind eine Arznei für den ganzen Menschen (Joh 7,23). Eine Anleitung zum Predigen im Sinn der gesunden lehre bietet der erste Teil der heutigen Lesung (V. 1-8). Der Bischof ist für alle Stände und Klassen seiner Gemeinde verantwortlich, für die Alten und für die Jungen, für Freie und Sklaven. Als Ziel der Mahnung wird genannt: 1. damit das Wort Gottes nicht in Verruf kommt (V. 5), 2. damit der Gegner beschämt wird (V. 8), 3. damit sie (die Sklaven!) in allem der Lehre Gottes, unseres Retters, Ehre machen (V. 10). - Zur Christusverkündigung der Verse 11-14 siehe unten. - Zu 2,1 „gesunde Lehre“: 1 Tim 1,10; 6,3; 2 Tim 1,13; Tit 1,9.13; 2,3.8. - Zu 2,2-8 (2-10): Kol 3,18 - 4,1; Eph 5,22 - 6,9; 1 Petr 2,18 - 3,7; Mt 5,16.

Lasst uns gerecht und fromm in dieser Welt leben, während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres Gottes und Retters Christus Jesus

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus

Mein Sohn! Verkünde, was der gesunden Lehre entspricht. Die älteren Männer sollen nüchtern sein, achtbar, besonnen, stark im Glauben, in der Liebe, in der Ausdauer. Ebenso seien die älteren Frauen würdevoll in ihrem Verhalten, nicht verleumderisch und nicht trunksüchtig; sie müssen fähig sein, das Gute zu lehren, damit sie die jungen Frauen dazu anhalten können, ihre Männer und Kinder zu lieben, besonnen zu sein, ehrbar, häuslich, gütig und ihren Männern gehorsam, damit das Wort Gottes nicht in Verruf kommt. Ebenso ermahne die jüngeren Männer, in allen Dingen besonnen zu sein. Gib selbst ein Beispiel durch gute Werke. Lehre die Wahrheit unverfälscht und mit Würde, mit gesunden, unanfechtbaren Worten; so wird der Gegner beschämt und kann nichts Schlechtes über uns sagen. Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten. Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben, während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
Er hat sich für uns hingegeben, um uns von aller Schuld zu erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen, das ihm als sein besonderes Eigentum gehört und voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.

Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn.

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute,
bleib wohnen im Land und bewahre Treue!
freu dich innig am Herrn!
Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.
Der Herr kennt die Tage der Bewährten,
ihr Erbe hat ewig Bestand.
Der Herr festigt die Schritte des Mannes,
er hat Gefallen an seinem Weg.
Meide das Böse und tu das Gute,
so bleibst du wohnen für immer.
Die Gerechten werden das Land besitzen
und darin wohnen für alle Zeiten.

Halleluja. Halleluja.

(So spricht der Herr:)
Wer mich liebt, hält fest an meinem Wort.
Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden bei ihm wohnen.
Halleluja.


Das Gleichnis vom Knecht, der keinen Anspruch auf Lohn hat, spiegelt soziale Verhältnisse wider, die uns heute unerträglich scheinen, die aber im damaligen Palästina als normal galten. Der Herr kann seine leibeigenen Sklaven voll beanspruchen - daher die Unmöglichkeit, zwei Herren zu dienen (Mt 6,24) -, der Sklave aber hat keinen Anspruch. Jesus macht sich diese Auffassung nicht zu Eigen („wenn einer von euch einen Sklaven hat ...“); er will nur anschaulich machen, dass der Mensch Gott gegenüber keinen Anspruch erheben kann. Er schuldet sich Gott mit allem, was er hat; welche Rechnung will er ihm präsentieren? Damit ist über die Beziehungen zwischen Gott und Mensch gewiss nicht alles gesagt; auch will Jesus mit diesem Gleichnis nicht sagen, dass es keine Belohnung gibt - dem widersprechen andere Aussagen Jesu -, wohl aber, dass wir kein Recht haben, sondern auf Gottes Gnade angewiesen sind. Das hat Jesus ursprünglich vielleicht zu den Pharisäern gesagt, der Evangelist lässt es aber an die Jünger, an die Apostel gerichtet sein (17,5). - Lev 25,44-46; 1 Kor 3,5 -9; 9,16; Phil 3,3; Gal 6,14; Lk 6,23; Joh 15,14-15.

Wir sind unnütze Sklaven: wir haben nur unsere Schuldigkeit getan

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.


(Schott)

Schott (Album)