Rainer Maria Rilke, Du musst das Leben nicht verstehen

Rainer Maria Rilke.

Rainer Maria Rilke (* 4. Dezember 1875 in Prag, Österreich-Ungarn; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz; eigentlich René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke) war ein österreichischer Lyriker deutscher und französischer Sprache.
1905 erschien sein Stunden-Buch mit nachdenklichen, nicht selten religiösen Gedichten, wodurch er bald eine große Popularität erreichte. Die zumeist eingängigen, teils ekstatischen, teils melancholischen Verse prägten das Bild vom prophetischen Dichter Rilke nachhaltig. In seinem Buch der Bilder führte er seine Lyrik, die Reflexionen über Transzendenz und Existenz mit einschloss, fort und vollendete gerade in den Abschiedsgedichten den Ausdruck impressionistischer Lyrik. Mit seiner in den Neuen Gedichten vollendeten, von der bildenden Kunst beeinflussten Dinglyrik gilt er als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne.[1] In seinem Spätwerk führte er die Gattung Elegie in seinen Duineser Elegien nach der Weimarer Klassik und Friedrich Hölderlin auf ihren letzten Höhepunkt in der deutschsprachigen Literatur....

Du musst das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Analyse

Das Gedicht "Du musst das Leben nicht verstehen" (1898; Epoche des Impressionismus) besteht aus 2 Strophen mit 5 bzw. 6 Versen. Bis auf 2 Ausnahmen ist das Metrum ein vierhebiger Jambus. Abweichend davon weist der 4. Vers zwar auch 4 Hebungen auf, allerdings ohne ein bestimmtes Versmaß. Der 9 Vers weist auch 4 Hebungen auf, beginnt aber mit einem Trochäus und setzt sich dann jambisch fort.
Das Reimschema ist "abaab" sowie "cdcccd". Die Kadenzen variieren entsprechend, wobei die a-Verse / c-Verse eine weibliche Kadenz, die b-Verse / d-Verse eine männliche Kadenz aufweisen.

Hintergrund
Das Gedicht gehört zum Frühwerk des Dichters und wurde im Jahre 1899 in „Mir zur Feier“ veröffentlicht. In dieser Gedichtsammlung wendet sich Rilke zum ersten Mal systematisch einer Betrachtung der menschlichen Innenwelt zu.
Im Mai 1897 traf Rilke in München die fünfzehn Jahre ältere Literatin Lou Andreas-Salomé und verliebte sich in sie. Er änderte auch seinen Vornamen von René in Rainer, weil Andreas-Salomé den Namen für einen männlichen Schriftsteller angemessener fand. Die folgende intensive Beziehung mit der weitgereisten und verheirateten Intellektuellen dauerte bis 1900 an. Auch nach der Trennung, bis zu Rilkes Lebensende, erwies sich Lou Andreas-Salomé als seine wichtigste Freundin und Beraterin.´
Rilke folgte Lou Andreas-Salomé im Herbst 1897 nach Berlin und bezog eine Wohnung in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Im Herbst 1900 trennte sich Andreas-Salomé von Rilke.

Im Frühjahr heiratete er die Bildhauerin Clara Westhoff. Im Dezember 1901 wurde ihre Tochter Ruth (1901–1972) geboren. Im Sommer 1902 gab Rilke die gemeinsame Wohnung auf und zog für längere Zeit nach Paris. Siehe dazu auch sein Gedicht Herbsttag...

Rainer Maria Rilke – Wikipedia

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Guntherus de Thuringia
"Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt."
Schön gereimt, aber für mich eine inakzeptable, weichliche Lebenseinstellung. (Deshalb mag ich den ganzen Rilke nicht. De gustibus...)
Norbert Kasper
Jedem das Seine!
Guntherus de Thuringia
So ist es. Er ist ohne Zweifel ein großer Lyriker, viele mögen ihn, meine Wenigkeit halt nicht. Sein wohl bekanntestes Gedicht "Der Panther" wiederum gefällt mir. --- PS. Rilke liegt mir nicht. Das trifft es besser und ist weniger konfrontierend ausgedrückt.