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1486

10. Dezember - Maria Loreto

Was gäben wir doch darum, wenn wir in dem kleinen Haus zu Nazareth einmal hätten Gast sein dürfen! Was wäre heilsamer für unser Leben gewesen, als das Leben dieser heiligen Gemeinschaft im Rahmen ihres Alltages zu belauschen? Was würde es uns vorwärtshelfen, wenn wir es beobachtet hätten, wie der Alltag ihnen zur Himmelsleiter wurde! Man kann es daher wohl verstehen, wenn die christliche Legende die Erhaltung dieses Hauses gesichert haben möchte und im Heiligen Haus von Loreto es dankbar begrüßt. Was es mit diesem rätselhaften Haus auf sich haben mag – die Kirche entschied nichts darüber -; auf jeden Fall ist es uns für alle Zeiten ein heiliges Symbol dafür, wie der Alltag der heiligsten und wertvollsten Personen gestaltet war.

Es ist etwas Seltsames um den Alltag. Wir sprechen mit Recht von seiner Mühseligkeit. Wir erblicken uns in ihm gefesselt und getrieben. Wir stöhnen und seufzen unter seiner Last wie unter dem schwersten Kreuz. Und doch – wie bald vermissen wir ihn, wenn er uns fehlt. Schon drei Feiertage hintereinander sind vielen Menschen eine Qual. Man sehnt sich förmlich aus den schönen Urlaubstagen nach seiner Wiederkehr. Seltsame Widersprüche im rätselhaften Menschenherzen. Lassen wir sie ungelöst, bis die ewige Sabbatruhe des Herrn alles klärt.

Aber eins ist uns aus all dem doch gewiss: Wenn demnach der Alltag in unserer Lebenszeit obsiegt, dann wird letzthin nur er uns zu unserem Glück oder Unglück sein. Nicht der Sonntag gibt unserem Leben das Gesicht. Vom Alltagsberuf ist es geformt. Nicht zu feiern sind wir auf Erden gesetzt, sondern um im Schweiße des Alltags Brot und Segen aus der Hand des Herrn zu empfangen. Darum gäbe es kaum etwas Tadelnswerteres im Leben des Getauften, als wenn eine tiefe Kluft sich zeigte zwischen seiner Sonntagsfeier und seinem Alltagsgang. Sonntags – ein Gotteskind, alltags – ein Mammonsdiener! Sonntags – die Freude des Herrn, alltags – die Wollust der Sinne! Nur wenn dein christlicher Sonntag den Alltag formt, nur wenn der Alltag zum Spiegelbild deines Sonntags wird, dann ist bei dir jene Harmonie erreicht, die den Atem des Schöpfers birgt.

Ob darin nicht das Geheimnis offenbar wird, dass ein menschgewordener Gott die längste Zeit seines Erdendaseins im Alltag verbrachte? Ob dadurch Maria nicht ihre herrliche Vollendung fand, dass sie in einem langen Leben kaum aus dem Alltag herausgetreten ist? Aber was für ein Alltag das wohl gewesen ist! Unnütz ihn zu schildern, denn Mariens Tugendreichtum, Mariens Gnadenwachsen spricht allzu laut für ihn. Ach, wäre die selige Jungfrau die stete Begleiterin unseres Alltags, es stünde besser um unser Gotteskindsein!

Kirchengebet

Gott, Du hast barmherzig durch das Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Haus der seligen Jungfrau Maria geheiligt und es wunderbar im Schoß Deiner Kirche Aufstellung finden lassen. Lass uns fern von den Zelten der Sünder würdige Bewohner Deines heiligen Hauses werden. Amen.

Zur Geschichte des Festes: Dieses Fest führt uns nach Loreto, dem bekanntesten marianischen Wallfahrtsort in Italien. Er verdankt seinen Ruhm dem von einer prächtigen Basilika umschlossenen „Heiligen Haus“. Nach einer Legende aus dem 15. Jahrhundert soll das Wohnhaus der Heiligen Familie zu Nazareth im Jahr 1291 von Engelhänden zunächst nach Tersato (Dalmatien) und 1295 nach Loreto übertragen worden sein. Im 16. und 17. Jahrhundert fand diese Legende weiteste Verbreitung. Neueren Forschungen zufolge liegt in diesem Bericht eine Verwechselung mit der Übertragung eines alten marianischen Gnadenbildes von Tersato nach Loreto samt dem Landkirchlein, worin das Gnadenbild geborgen war. Es handelt sich also bei dem Heiligen Haus in Loreto um eine Nachbildung der Nazarethwohnung der Heiligen Familie. Die Basilika stammt aus den Jahren 1468-87. Die großen Seitenkapellen gehören verschiedenen Nationen.

Die historische Tatsache ist eigentlich unwesentlich. Entscheidend ist der Geist, der die gläubigen Scharen immer wieder nach Loreto führte und heute noch führt. Der Pilgerstrom war so stark und die Verehrung der Gottesmutter so lebendig, dass sie zu einer eigenen Festfeier drängten, die bereits 1632 erwähnt wird. Zunächst blieb diese Feier auf Ostitalien beschränkt. Innozenz XII. nahm das Fest ins Martyrologium auf und bestimmte seine Feier für die ganze Kirche. Pius X. zog diese Bestimmung wieder zurück. Durch ein Dekret der Ritenkongregation vom 12. April 1916 wurde aber das Loreto-Fest auf ganz Italien ausgedehnt. Seitdem erhalten auch andere Ordensgemeinschaften und Diözesen dazu die Erlaubnis, wenn sie eigens darum bitten.

(Prof. Dr. Carl Feckes, So feiert dich die Kirche, Steyler Verlagsbuchhandlung, 1957)

marianisches.de/marienfeste/maria-loreto/
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Wallfahrtstätte Geburtshaus der Maria in Loreto
Gedenktag katholisch für Maria von Loreto: 10. Dezember
Hochfest im Bistum San Benedetto del Tronto-Ripatransone-Montalto
Fest im Bistum San Marino-Montefeltro und im spanischen Militärerzbistum für die Luftstreitkräfte
gebotener Gedenktag im Bistum Warszawa-Praga und im Orden der Söhne und Töchter der Heiligen Familie
Gedenktag in Wales: 4. April …Mehr
Wallfahrtstätte Geburtshaus der Maria in Loreto

Gedenktag katholisch für Maria von Loreto: 10. Dezember
Hochfest im Bistum San Benedetto del Tronto-Ripatransone-Montalto
Fest im Bistum San Marino-Montefeltro und im spanischen Militärerzbistum für die Luftstreitkräfte
gebotener Gedenktag im Bistum Warszawa-Praga und im Orden der Söhne und Töchter der Heiligen Familie
Gedenktag in Wales: 4. April
Messe an einigen Orten

Statue der Madonna in ihrem Haus in Loreto

Das Heilige Haus von Loreto gilt als das Haus der Gottesmutter, in dem Maria in Nazaret geboren wurde und gelebt hat. Dort bestand das Haus aus einer Felsgrotte, die noch immer in der Verkündigungs-Basilika in Nazareth verehrt wird, und einem vor die Grotte gebauten Haus aus Steinen. In diesem Haus verkündete der Erzengel Gabriel Maria die Geburt Jesu, der dann dort aufwuchs. In diesem Haus soll auch Lukas sein Bild von Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm geschnitzt haben. Es war aus Ebenholz und deshalb schwarz.

Zeichnung vom Heiligen Haus in Nazaret

Der Überlieferung nach wurde das Haus der Maria durch Engel auf wundersame Weise 1244 - nachdem der 5. Kreuzzug gescheitert und Jerusalem von den Muslimen eingenommen war - nach Trsat - heute ein Ortsteil von Rijeka in Kroatien - gebracht. 1 Im Jahr 1291 - nachdem in Trsat das antifeudalistische Gesetzbuch von Vinodol in Kraft getreten war und der Herrscher, Hugo von Duino, immer stärker in Konflikten mit dem Patriarchen von Aquileia stand - wurde das Haus in einen Lorbeerhain - daher der Name Loreto - bei Recanati überführt. Weil sich dieser Hain als Sammelplatz der Räuberbanden jener Zeit entpuppte, flog das Haus in den Garten zweier Brüder nahe Loreto, die sich allerdings ständig stritten, worauf es dann am 10. Dezember 1294 auf den Hügel von Loreto gebracht wurde, um den sich dann die Stadt entwickelte.

Innenraum des Marienhauses in Loreto

Als Ergebnis neuerer Erkenntnisse aus Dokumenten, Ausgrabungen und philologischer sowie ikonographischer Studien wird die Erklärung vertreten, dass die Steine des Heiligen Hauses durch eine adelige Familie namens Angeli, Engel, die damals über Epirus in Griechenland herrschte, mit einem Schiff der Kreuzfahrer über das Meer nach Loreto gebracht wurden: Niceforo Angelo, Herrscher über Epirus, überreichte anlässlich der Hochzeit seiner Tochter Ithamar dem Bräutigam Philipp von Tarent, dem Sohn des Königs von Neapel, Karl II. von Anjou, als Geschenk u. a. die heiligen Steine, weggetragen aus dem Hause Unserer Lieben Frau, der Jungfrau und Mutter Gottes. Zwischen den Steinen des Hauses wurden neben zwei Münzen von Guido de La Roche, dem Herzog von Athen und Sohn der Helena Angeli und des Philipp von Tarent, auch fünf rote Stoffkreuze von Kreuzfahrermänteln gefunden, dazu Reste eines Straußeneis - das Straußenei galt im Heiligen Land als Symbol der jungfräulichen Geburt Mariens. Vergleiche des Hauses mit der Grotte in Nazaret ergaben, dass Grotte und Haus exakt zusammenpassen.

Marmorverkleidung des Heiligen Hauses in Loreto

Die heutige Ostwand des Hauses, an der der Altar steht, gab es in Nazaret nicht, weil sich dort die Grotte anschloss. Die drei anderen Mauern haben eine Höhe von drei Metern und ergeben einen Raum von nur 9,5 x 4 Metern. Sie haben kein Fundament, denn sie waren in Nazaret auf einer alten Straße aufgebaut worden. Das restliche Mauerwerk ist beim Wiederaufbau in Loreto mit italienischen Ziegeln dazugebaut worden, ebenso im Jahr 1536 das Gewölbe, um den Raum für den Gottesdienst geeigneter zu machen. An den Wänden sind noch Reste von Fresken aus der umbrischen Schule des 14. Jahrhunderts zu erkennen.

Basilika und Papstpalast in Loreto von der Küste aus gesehen

Um das eigentliche Marienhaus herum ließ Papst Julius II. nach Plänen von Donato Bramante im Jahr 1507 eine monumentale Marmorverkleidung errichten, die von berühmten italienischen Künstlern der Renaissance gestaltet wurde. Wie auf einem altrömischen Triumphbogen oder einem Reliquienschrein wird darauf die Herrlichkeit der Maria gefeiert; ihre Geschichte - von Sybillen und Propheten vorausverkündet - ist in flachen Reliefs dargestellt.

Basilika in Loreto

Stadttor in Loreto

Mit dem Bau der darüber stehenden Basilika wurde schon 1468 begonnen; sie weist an der Ostseite auch Kennzeichen einer Festungsanlage mit einem Wehrgang auf, bedingt durch die Umstände der Zeit und der exponierten Lage. Davor erstreckt sich der Platz der Madonna, umschlossen auf der Ostseite von der Front der Basilika, auf der Südseite vom Illyrischen Palast und auf der Nord-und Westseite vom Apostolischen Palast. In seiner Mitte steht ein Brunnen aus dem 17. Jahrhundert und das Papst Sixtus V. gewidmete Bronzedenkmal von l589. Im Inneren der dreischiffigen Basilika erweitert sich der Bau um das Heilige Haus herum und schwingt in einen Kranz von 13 Kapellen aus, die das eigentliche Heiligtum umgeben.

Die Überführung des Heiligen Haus, dargestellt auf der Marmorhülle in Loreto

In der Altarnische des Heiligen Hauses steht die schwarze Madonna, bekleidet mit der traditionellen Dalmatik, auf der kleine Weihegaben befestigt sind. Zunächst wurde dort eine Ikone der Maria verehrt, die vom ständigen Rauch der Kerzen unkenntlich wurde. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Ikone deshalb durch eine Statue aus rotem Tannenholz ersetzt, die mit brauner Farbe übertüncht war; durch den Rauch der vielen Öllampen, die Tag für Tag brannten, wurde sie ganz schwarz. 1921 wurde diese Statue durch einen Brand zerstört, 1922 durch eine neue aus Zedernholz vom Libanon ersetzt und ebenfalls mit dunkler Farbe übertüncht.

Lauretanische Litanei

Herr, erbarme dich
Christus, erbarme dich
Herr, erbarme dich
Christus, höre uns
Christus, erhöre uns
Gott Vater im Himmel, erbarme dich unser
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme dich unser
Gott Heiliger Geist, erbarme dich unser
Heiliger, dreifaltiger Gott, erbarme dich unser
Heilige Maria,, bitte für uns
Heilige Mutter Gottes, bitte für uns
Heilige Jungfrau, bitte für uns
Mutter Christi, bitte für uns
Mutter der göttlichen Gnade, bitte für uns
Mutter, du Reine, bitte für uns
Mutter, du Keusche, bitte für uns
Mutter ohne Makel, bitte für uns
Mutter, du viel Geliebte, bitte für uns
Mutter so wunderbar, bitte für uns
Mutter der schönen Liebe, bitte für uns
Mutter des Schöpfers, bitte für uns
Mutter des Erlösers, bitte für uns
Du kluge Jungfrau, bitte für uns
Jungfrau von allen Völkern gepriesen
Jungfrau, mächtig zu helfen, bitte für uns
Jungfrau voller Güte, bitte für uns
Jungfrau, du Magd des Herrn, bitte für uns
JUNGFRAU VON LORETO, bitte für uns
Du Spiegel der Gerechtigkeit, bitte für uns
Du Sitz der Weisheit, bitte für uns
Du Ursache unserer Freude, bitte für uns
Du Kelch des Geistes, bitte für uns
Du kostbarer Kelch, bitte für uns
Du geheimnisvolle Rose, bitte für uns
Du starker Turm Davids, bitte für uns
Du elfenbeinerner Turm, bitte für uns
Du goldenes Haus, bitte für uns
Du Bundeslade Gottes, bitte für uns
Du Pforte des Himmels, bitte für uns
Du Morgenstern, bitte für uns
Du Heil der Kranken, bitte für uns
Du Zuflucht der Sünder, bitte für uns
Du Trost der Betrübten, bitte für uns
Du Hilfe der Christen, , bitte für uns
Du Königin der Engel, bitte für uns
Du Königin der Patriarchen, bitte für uns
Du Königin der Propheten, bitte für uns
Du Königin der Apostel, bitte für uns
Du Königin der Märtyrer, bitte für uns
Du Königin der Bekenner, bitte für uns
Du Königin der Jungfrauen, bitte für uns
Du Königin aller Heiligen, bitte für uns
Du Königin, ohne Erbschuld empfangen, bitte für uns
Du Königin, aufgenommen in den Himmel, bitte für uns
Du Königin vom heiligen Rosenkranz, bitte für uns
Du Königin der Familie, bitte für uns
Du Königin des Friedens, bitte für uns
Lamm Gottes, du nimmst hinweg
die Sünde der Welt, Herr, verschone uns
Lamm Gottes, du nimmst hinweg
die Sünde der Welt, Herr, erhöre uns
Lamm Gottes, du nimmst hinweg
die Sünde der Welt, Herr, erbarme dich
Bitte für uns, heilige Gottesmutter.
Dass wir würdig werden der Verheißung Christi.
Lasset uns beten!
Gütiger Gott, du hast allen Menschen
Maria zur Mutter gegeben; höre auf ihre Fürsprache;
nimm von uns die Traurigkeit dieser Zeit,
dereinst aber gib uns die ewige Freude
durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Loreto wurde schnell Ziel unzähliger Pilger. Um 1531 entstand in Loreto die auf mittelalterliche Wurzeln zurückgehende Lauretanische Litanei, deren Anrufungen sich an die Gottesmutter richten. Als Papst Clemens VIII. 1601 die Verwendung von Litaneien ansonsten stark beschränkte, wurde die Lauretanische Litanei ausdrücklich für den gottesdienstlichen Gebrauch zugelassen. 1554 kamen Jesuiten nach Loreto, die eifrig die Verehrung des Heiligen Hauses förderten; heute wird die Basilika von Kapuzinern betreut. In der Nacht auf den 10. Dezember werden noch heute in der Umgebung von Loreto viele Feuer angezündet, um den Engeln den Weg zu zeigen, und die Kirchenglocken läuten den Festtag des Kommens des Hauses ein. 1919 ernannte Papst Benedikt XV. die Madonna von Loreto zur Patronin der Luftfahrt.

Papst Benedikt XVI. betete 2007 im Heiligen Haus in der Basilika von Loreto

Zahlreiche Loreto-Kapellen in vielen Ländern wurden dem Heiligen Haus nachempfunden und sind Ausdruck besonderer marianischer Frömmigkeit. Vorgeschrieben ist dabei ihr Grundriss mit der Originalgröße von 9,25 Metern Länge, 4,1 Metern Breite und 5 Metern Höhe, typisch ist auch das Tonnengewölbe. Licht spenden darf nur ein kleines Fenster in der Südwand, das Engelsfenster, denn der Legende nach gelangte der Erzengel Gabriel durch dieses Fenster in den Raum und verkündigte Maria die Geburt des Herrn. Im deutschen Sprachraum wurden Loreto-Kapellen ab dem 16. Jahrhundert erbaut – oft als Mittel der Gegenreformation und vom Jesuitenorden gefördert.

Patronin der Luftfahrer; des Bistums San Benedetto del Tronto-Ripatransone-Montalto

1 Die Überlieferung der Übertragung des hauses durch Angeli, Engel, wird auch damit erklärt, dass sie durch Kreuzfahrer erfolgte, die man damals ost auch Angeli nannte, oder durch eine Familie des Namens Angeli.

Loreto im Marienlexikon

Catholic Encyclopedia

Wallfahrtstätte „Geburtshaus der Maria” in Loreto - Ökumenisches Heiligenlexikon