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Köln: Kein Hochhaus gegenüber der Romanischen Kirche

(gloria.tv/ PEK) In einem „Offenen Brief“ an den Oberbürgermeister und die Planungsverantwortlichen der Stadt Köln spricht sich der Diözesanbaumeister des Erzbistums Köln vehement gegen den geplanten Bau eines Hochhauses am Waidmarkt aus. Einen solchen Bau genau gegenüber der Romanischen Kirche St. Georg dürfe es nicht geben, so Martin Struck.

Andernfalls habe es für das Baugeschehen Kölns „verheerende psychologische Folgen“ und gebe Anlass zu der Frage, ob der Stadtrat seine Planungshoheit aufgegeben hat. Eine etwaige Schadensersatzforderung des Investors falle unverhältnismäßig gering aus gegenüber dem zu erwartenden „gewaltigen Schaden an unserem Gemeinwesen“.

Auch Dr. Hermann-Josef Reuther, Pfarrer an St. Georg, erinnert den Oberbürgermeister in einem Brief an ein Versprechen, das der Rat der Stadt Köln im Jahr 2007 der Bevölkerung gegeben habe, nämlich das Umfeld der romanischen Kirchen ganz besonders zu schützen:

„Der Rat der Stadt Köln hätte übrigens, wie dessen Mitglieder jetzt zum Ausdruck gebracht haben, eine solche Ausnahmegenehmigung nicht erteilt. Wir bitten Sie, dass dafür Sorge getragen wird, dass das Versprechen, die Romanischen Kirchen in unserer Stadt besonders zu schützen, nun nicht gebrochen wird, um die finanziellen Interessen eines Investors zu befriedigen“, so Reuther.

Offener Brief zum Hochhausneubau gegenüber der Romanischen Kirche St. Georg in Köln

Sehr geehrter Oberbürgermeister Jürgen Roters, sehr geehrte Damen und Herren,

das Kölner Wiederaufbaukonzept nach dem Zweiten Weltkrieg sah vor, die Bereiche um die einzigartigen romanischen Kirchenbauten zu deren Wahrnehmbarkeit niedrigzuhalten. Nur an einer einzigen Stelle war 1953 dagegen grob verstoßen worden: mit dem Hochhausklotz des Architekten Eugen Blanck gegenüber der niedrigen St. Georg-Kirche. Mehr als 50 Jahre lang mussten Anwohner, Touristen oder Architekturliebhaber verzweifelt um Vergebung für diese stadtplanerische Sünde mit dem Versprechen einer baldmöglichen Revision gebeten werden.

Die jüngste Entwicklung spricht dem Hohn: Nach Jahren zermürbender Kämpfe um die grenzwertig hohen Bebauungen neben St. Kunibert, östlich und westlich von St. Gereon, gegenüber von St. Peter und St. Maria im Kapitol, versprach das Höhenkonzept nun eine vielleicht irgendwie tolerierbare Verdichtung der Innenstadt. Ein Neubau des Hochhauses am Waidmarkt hat auf das Baugeschehen Kölns in Zukunft verheerende psychologische Folgen. Als Erzdiözesanbaumeister frage ich mich:

Hat der Stadtrat seine Planungshoheit aufgegeben?
Ist Ihr Eintreten für den „einzigartigen Schatz der Romanischen Kirchen“ bloßes Lippenbekenntnis?
Verliert die Bürgergesellschaft mit den höher bewerteten Kapitalinteressen nicht ihr geistliches Fundament?

Gegenüber diesem gewaltigen Schaden, den sie unserem Gemeinwesen ansonsten anrichten könnten, fällt eine etwaige Schadenersatzforderung des Investors unverhältnismäßig gering aus. Daher darf es keinen Hochhausneubau gegenüber der Romanischen Kirche St. Georg geben!

Mit freundlichen Grüßen
Martin Struck
Diözesanbaumeister des Erzbistums Köln