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„Jesus ging auf einen Berg, um zu beten“ (vgl. Lk 6,12)

Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein] (1891-1942)

Karmelitin, Märtyrerin, Mitpatronin Europas
Das Gebet der Kirche (1936), in: Edith-Stein-Gesamtausgabe, Band 19, Geistliche Texte I, 1. Teil, 4.2, S. 34–35

„Jesus ging auf einen Berg, um zu beten“ (vgl. Lk 6,12)

Die einzelne Menschenseele ein Tempel Gottes – das eröffnet uns einen ganz neuen großen Ausblick. Das Gebetsleben Jesu sollte der Schlüssel zum Verständnis des Gebetes der Kirche sein. Wir sahen: Christus hat an dem öffentlichen und verordneten Gottesdienst seines Volkes (d. h. an dem, was man als „Liturgie“ zu bezeichnen pflegt) teilgenommen […] eben damit hat er die Liturgie des Alten Bundes in die des Neuen Bundes übergeführt. Aber Jesus hat nicht nur am öffentlichen und verordneten Gottesdienst teilgenommen. Vielleicht noch häufiger als davon berichten die Evangelien von einsamem Gebet in der Stille der Nacht, auf freier Bergeshöhe, in der menschenfernen Wüste. Vierzig Tage und Nächte des Gebets gingen der öffentlichen Wirksamkeit Jesu, voraus. Ehe er seine zwölf Apostel auswählte und entsandte, zog er sich zum Gebet in die Bergeseinsamkeit zurück. Durch seine