der Logos
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Heiliger Maximilian Maria Kolbe, Ordensmann, Priester und Märtyrer, + 14. August 1941 in Auschwitz - Fest: 14. August

Vom KZ zu den Ehren der Altäre

Pater Maximilian starb am 14. August 1941, am Vorabend des Hochfestes der Himmelfahrt Mariä, durch Verhungern und Verdursten im KZ Auschwitz. Seinen Leichnam verbrannte man im großen Ofen des Krematoriums des Lagers und zerstreute die Aschenreste in alle Winde. Nie wird es daher Reliquien dieses modernen Märtyrers geben.

Mit seinem Sterben hatte es folgende Bewandtnis: Die Nazis hatten angeordnet, dass für jeden Gefangenen, der aus Auschwitz entfloh, 10 politische Gefangene als Geiseln sterben sollten. Am 30. Juli 1941 entwich ein Gefangener aus Block 14, in dem sich Pater Maximilian befand. In dieser Nacht schlief niemand in dem Zellenblock. Die ganze Nacht hindurch hörte der Priester die Beichten seiner Mitgefangenen. Am kommenden Morgen verkündete der Lagerkommandant, dass der Entflohene nicht gefunden worden sei. Alle Lagerinsassen wurden zur gewohnten Arbeit abgeschickt, nur die von Block 14 mussten bleiben, wo sie waren. Um Mittag wurde bekanntgegeben, dass der entwichene Gefangene immer noch nicht ergriffen worden sei. Der Nachmittag verging in Angst und Schrecken für die Leute von Block 14. Am Abend kehrten die anderen Gefangenen in ihre Zellen zurück. Der Mann war immer noch nicht ergriffen worden. Schließlich war das entsetzliche Warten vorbei. Der Lagerführer namens Fritsch betrat den Block 14.

„Der Entwichene ist nicht gefunden worden“, erklärte er. „Zehn von euch haben durch Hunger und Durst zu sterben. Das nächste Mal werden es zwanzig sein.“

Dann schritt er die Reihen auf und ab, studierte jedes Gesicht und traf die schicksalsschwere Entscheidung.

„Sie…, Sie…, Sie…, Sie…, Sie beide…, Sie…, Sie…, Sie und Sie.“ Die zehn Todeskandidaten waren ausgewählt. Pater Maximilian war nicht dabei. Da schrie einer der Verurteilten, ein junger Mann, auf: „O meine arme Frau! Meine Kinder! Was wird aus meinen vier Kindern?“

Pater Maximilian trat vor, um Fritsch anzureden. Der aber griff nach seiner Pistole. „Schweigen Sie! Bleiben Sie, wo sie sind! Was wollen Sie, Sie Schwein?“

Der Priester antwortete: „Lassen Sie mich für einen dieser Verurteilten in den Tod gehen.“ Fritsch traute seinen Ohren nicht. Eine Minute lang blickte er gedankenversunken auf Maximilian.

„Wer sind Sie?“

„Ich bin ein katholischer Priester.“

„An wessen Stelle wollen Sie treten?“

„An die Stelle von diesem“, und damit zeigte der Priester auf den Mann mit den vier Kindern.

„Warum?“ fragte Fritsch weiter.

„Weil ich alt bin (er war erst 47 Jahre alt!) und mein Leben nicht so viel Wert hat. Dieser Mann hat eine Familie!“

Eine Weile sagte Fritsch nichts. Dann winkte er Pater Maximilian, sich den zum Tod Verurteilten anzuschließen, während er dem Familienvater gebot, in die Reihen der anderen zurückzutreten. Das Opfer war angenommen.

Das alles rollte so schnell und undramatisch ab, dass die anderen Gefangenen sich dessen gar nicht recht bewusst wurden. Diejenigen, die später diese Geschichte erzählten, berichteten, dass der Franziskanerpater ganz ruhig war, als er mit den anderen neun abmarschierte.

In der Todeszelle nahm man den Geiseln ihre Kleider ab und überließ sie nackt dem Verhungern und Verdursten. Sie erhielten nichts zu essen und, was noch viel fürchterlicher war, nichts zu trinken. Man ließ sie allein. Was Pater Maximilian tat, um sie zum Tod vorzubereiten, muss wunderbar wirksam gewesen sein. Denn man hörte die Todeskandidaten zunächst singen und laut beten. Aber als die Tage vergingen, das Blut in ihren Adern sich vor Durst in Feuer verwandelte und ihre Lippen anschwollen, wurden ihre Stimmen zu immer schwächer werdendem Wispern. Schließlich hörte man keinen Laut mehr. Einer nach dem anderen starb in dem einsamen Schweigen.

Der Priester war der letzte, der in die Ewigkeit hinüberging. 14 Tage nach dem Todesurteil fand ein Aufputzer die Leiche des Paters, der auf dem Boden saß, den Kopf gegen die Wand gelehnt. Der Arbeiter, der dies öffentlich bezeugte, sagte aus, dass er nicht wie ein Toter aussah, der an Hunger und Durst gestorben war. Das war die Art, erklärte er, wie man sich den Tod eines Heiligen vorstellt. Völliger Friede lag auf seinen Zügen. Er schien zu schlafen. „Ich bin sicher, er war ein Heiliger!“ schloss der Mann.

Der Raum wurde für die nächsten zehn Insassen gesäubert und die Leichen in das Krematorium geschafft.

Selbst wenn Pater Maximilian nicht als Märtyrer gestorben wäre, wäre sein Leben denkwürdig gewesen. Er war einer der großen Presseapostel der Neuzeit. Im Jahr 1938 hatte die von ihm gegründete Zeitung „Das Kleine Journal“ eine Abonnentenzahl von 320.000 erreicht, was eine in der katholischen Presse hohe Zahl, für Polen aber geradezu phantastisch ist. Eine Muttergotteszeitschrift mit dem Titel „Der Ritter unserer Lieben Frau“ hatte 1939 eine Auflage von 1 Million. Pater Maximilian schuf sich eine Gruppe von Franziskaner-Laienbrüdern, die den Druck und Versand seiner Druckerzeugnisse besorgten.

Auf der Höhe seines Erfolges aber verließ er 1930 Polen und fuhr nach Japan, um dort ein neues Verlagsunternehmen zu starten. Bei einer Zugfahrt hatte er eine Gruppe japanischer Studenten getroffen und sich mit ihnen in ein Gespräch über ihr Land eingelassen. Bevor sie auseinandergingen, gab er ihnen geweihte Medaillen und empfing dafür ein paar kleine weiße Elefanten, die sie als glückbringende Zeichen bei sich trugen.

Die Studenten hatten einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Er konnte sie und ihr Land, das sie ihm beschrieben hatten, nicht vergessen. Er war fest entschlossen, dorthin zu gehen und eine katholische Presse zu schaffen. Schließlich erhielt er auch die Erlaubnis seiner Oberen dazu. Unter großen Mühen gelang ihm das Werk. Im Krieg stürzte es dann allerdings wieder zusammen.

Von Japan zog Pater Maximilian nach Indien. Hier hatte er nur wenig Erfolg. Aber das Werk, das er in Polen begonnen hatte, blühte. Im Jahr 1936 wurde er als Superior der Franziskaner in Niepokalonow nach Polen zurückgerufen und blieb dort, bis er von den Nazis verhaftet wurde.

Sein bürgerlicher Name war Raymond Kolbe gewesen. 1894 war er in der Nähe von Lodz geboren. Zusammen mit seinem Bruder Franz trat er in das Seminar der schwarzen Franziskaner ein. Der religiöse Gehorsam fiel ihm aber schwer, und er bekam ernste Zweifel über seinen Beruf, so dass er sich entschloss, wieder nach Hause zurückzukehren. Da besuchte ihn die Mutter eines Tages und sagte ihm, dass auch die jüngeren Söhne im Kloster seien und dass auch sie und der Vater in ein Kloster gehen wollten. Die Mutter ging zu den Benediktinerinnen, der Vater zu den Franziskanern in Krakau. So war es die Mutter, die Raymonds geistlichen Beruf auf diese Weise rettete. Sobald die Mutter gegangen war, begab sich Raymond zum Provinzial und bat, ihn sein Studium für das Priestertum durchführen zu lassen. Er studierte im Franziskaner-Kolleg in Rom und machte seinen philosophischen und theologischen Doktor an der Gregorianischen Universität der Jesuiten. Aber das geistliche Leben zog ihn mehr an als das akademische.

Eine tiefe Muttergottesverehrung war die Grundlage seines Lebens und Wirkens. Für sie gründete er zusammen mit zwei anderen polnischen Priestern und vier Italienern bald nach seiner Priesterweihe seine Sturmscharen.

Pater Maximilian war immer ein echter Franziskaner. Er nannte die Setzmaschinen in der Druckerei „unsere Schwester Maschine“. Ebenso bezeichnete er die Pressen, die Tinte usw. als „Bruder“ oder „Schwester“. Wie Franziskus sehnte er sich nach dem Martyrium. Er suchte es im Fernen Osten. Aber seine Erlebnisse in Japan, China und Indien waren recht friedlicher Natur. Doch die Dinge ändern sich im 20. Jahrhundert schnell, beinahe über Nacht. Europa wurde zur Zwangsfeste der Barbarei und Pater Maximilian fand, was er suchte, wenige Kilometer von seinem Geburtsort entfernt!

Er wird vielleicht der erste moderne europäische Märtyrer sein, der die Ehre der Altäre erreicht. Am 24. Mai 1948 wurde die Voruntersuchung für seine Seligsprechung in Padua eingeleitet. Maximilian Kolbe wurde 1971 seliggesprochen. Bei der Heiligsprechung am 10. Oktober 1982 durch den polnischen Papst Johannes Paul II. war der gerettete Franz Gajowniczek auf dem Petersplatz in Rom zugegen. So wird es vielleicht einmal sein, dass man sich Hitlers hauptsächlich deshalb erinnert, weil er für den Tod von Kindern, Frauen und Männern wie Pater Maximilian Kolbe verantwortlich ist. Erinnern wir uns nicht auch Neros vor allem deshalb, weil er sich an dem blutigen Schauspiel der Christenverfolgungen im Kolosseum ergötzte?
~

Gebet

Heiliger Maximilian, wir bitten dich, höre auf dieses Lob- und Fürbittgebet, das wir vertrauensvoll an dich richten.
Voll Bewunderung blicken wir auf dein heiliges Leben, das geprägt war von einem unerschütterlichen Glauben an Jesus Christus, getragen von der festen Hoffnung auf seine unermessliche Gnade, durchdrungen von der glühenden Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Hilf uns, so zu leben, dass wir treu und gläubig der menschlichen und christlichen Würde entsprechen.
Wir bewundern deinen unermüdlichen Seelsorgseifer, in dem du das Gottesvolk zum Glauben an Jesus Christus und zur Verehrung der Gottesmutter Maria erzogen hast.
Hilf auch uns, mit der Immaculata, der Königin des Himmels und der Erde, der Mutter der Kirche, Christi Reich in dieser Zeit auszubreiten.
Erschüttert stehen wir vor deinem heldenhaften Lebensopfer, durch das du einem Familienvater das Leben gerettet hast.
Erbitte uns von Gott die Gnade, fest davon überzeugt zu sein, dass nur der Glaube an Christus das Böse in der Welt überwinden kann. Gib uns die Kraft, vom Mut der Märtyrer beseelt, uns einzusetzen für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Amen.

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a) Der Mensch und Priester Kolbe
Maximilian Kolbe gibt selber den 7. Januar als Geburtstag im Jahre 1894 in Zdunska-Wola an. Er wurde auf den Namen Rajmund getauft und lebte zu seiner Kinderzeit mit zwei Brüdern (zwei weitere starben kurz nach ihrer Geburt) in Pabianice. Die Familie wechselte häufig ihren Wohnsitz, was dazu führte, dass der Junge nicht allzu fixiert war auf die Grenzen der Gemarkung …Mehr
a) Der Mensch und Priester Kolbe

Maximilian Kolbe gibt selber den 7. Januar als Geburtstag im Jahre 1894 in Zdunska-Wola an. Er wurde auf den Namen Rajmund getauft und lebte zu seiner Kinderzeit mit zwei Brüdern (zwei weitere starben kurz nach ihrer Geburt) in Pabianice. Die Familie wechselte häufig ihren Wohnsitz, was dazu führte, dass der Junge nicht allzu fixiert war auf die Grenzen der Gemarkung seines Wohnhauses und die kurzen Schatten, die der heimatliche Kirchturm warf. Er galt in seiner Umgebung als aufgeweckter, kreativer und unberechenbarer Junge. Besonders prägend waren für ihn seine Mutter und sein älterer Bruder, was sich religiös in seiner marianischen Frömmigkeit und seiner franziskanischen Haltung auswirkte. In zärtlichen Briefen an seine „teuerste, liebste Mama“ schilderte er als junger Mann seine Eindrücke aus Rom, und seine Mutter war es auch, die entscheidenden Einfluss darauf nahm, dass er sein Noviziat begann. Mit 13 Jahren trat er in das kleine Seminar in Leopoli ein. Damit die Familie seine Schulbildung bezahlen konnte, wurden sie von Förderern unterstützt. Rajmund Kolbe absolvierte vier Jahre Handelsschule, seine mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten wurden ausgiebig gelobt.

Mit 16 Jahren am 4. September 1910 begann er seine Noviziatsjahre und nahm den Namen Frater Maximilian an. Genau ein Jahr und ein Tag später legte er die zeitlichen Gelübde ab und blieb ein weiteres Jahr in Leopoli, um die humanistischen Studien abzuschließen und die geistliche Ausbildung als Franziskaner-Konventuale zu vertiefen.

Leider konnte seine Familie bei der Priesterweihe am 28. April 1918 in Rom nicht dabei sein. Sein Vater starb in den Kriegswirren, was er aber nicht wusste, da über drei Jahre keine Möglichkeit des Kontaktes bestand. Mit über 100 Kandidaten, in einer mehrstündigen Zeremonie in der Kirche Sant’ Andrea della Valle, ohne Teilnahme von Gemeinde oder Angehörigen, wurde die Weihe vollzogen, von der Kolbe schreibt: „Ich erkenne dankbar an, es war eine Gnade, die ich durch die Fürsprache der Immaculata empfangen habe.“

In der Ausübung seines priesterlichen Dienstes war er vor allem ein Mann der Verkündigung in Wort und Schrift, in Werk und Tat.

Die Jahre in Rom haben Pater Maximilian auch die Augen für das Böse in der Welt geöffnet. Erzürnt über die Bewegung der Freimaurer als Macht des Bösen, gründet er eine Bewegung, mit der er einen Damm gegen die um sich greifende Gottlosigkeit errichten wollte. Er äußert sich über seine Motivation so: „ist es möglich, dass unsere Feinde sich so bemühen, die Oberhand zu gewinnen, und wir untätig bleiben?“ und wandte sich generell gegen antireligiöse Bewegungen seiner Zeit. Am Abend des 16. Oktober 1917 wurde die marianische Bewegung „Militia Immaculatae“ gegründet. In der Satzung der Miliz entwarf Kolbe für sich und die künftigen Mitglieder der Bewegung die heroischen Ideale eines christlichen Lebens, weil er als Mensch und als Ordensmann keine halben Sachen kannte.

Die sieben Jahre in Rom haben Maximilian Kolbe reifen lassen. Nun war er bereit „zum äußersten“. Zurück in seiner Heimat traf er auf ein besiegtes und gedemütigtes Volk. Er wollte seinem Volk wieder einen Hauch Leben und einen Funken Hoffnung geben.

Sein Bemühen um die Verbreitung der marianischen Ideale, der Sorge um gestrandete Jugendliche und die Freude über Weiterbildung und Nutzung der aufkommenden Medien zeichneten seine Zeit bis 1930 in Polen.

Die Zahl der Mitglieder der Miliz stieg im ersten Jahr auf über 1500, ein Tagesheim für lernschwache Jugendliche wurde gegründet, Kolbe unterrichtete im Fach Kirchengeschichte und brachte im Januar 1922 erschien die Erstausgabe seiner Zeitung „Ritter der Unbefleckten“ heraus. Sein engster Mitarbeiter Bruder Arnold beschrieb Pater Kolbe folgendermaßen: „Er besaß einen scharfen Verstand und eine gute Beobachtungsgabe; er war sehr intelligent. Als fähiger Organisator von Apostolatswerken und Verlag hatte er nicht nur die Notwendigkeit der Gegenwart im Blick, sondern er erfasste auch künftige Situationen und Bedürfnisse.“In der Ausübung seines priesterlichen Dienstes war er vor allem ein Mann der Verkündigung in Wort und Schrift, in Werk und Tat. Er war ein eifriger, unverdrossener Mittler der Versöhnung in der Spendung des Bußsakramentes. Das Priesterbild, das ihm zueigen war, wurde nirgends so klar und deutlich ausgesprochen, wie vor dem Lagerkommandanten Fritsch in Auschwitz: „Ich bin bereit“.

b) Der Missionar Kolbe

Im Jahre 1930 machte sich Pater Maximilian mit vier weiteren Brüdern nach Japan auf. Unverkennbar steckte in ihm von jeher ein missionarischer Drang. Die Teilnahme an einem Missionskongress in Posen hatte 1927 diesen neu geweckt und nach glücklich überstandener Krankheit vehement auflodern lassen.

Er begann in Nagasaki mit dem Druck seiner Zeitung, deren Auflage sich schon nach einem Jahr auf 25000 Exemplare belief und in Japan „Kishi“ hieß. Ihm war es wichtig, dass mit allen Mitteln und Erfindungen die „fixe Idee“, wie er sie nannte, in allen Herzen Aufnahme findet. Bei der fixen Idee handelt es sich um die Immakulata, die Mutter Gottes, damit die Liebe zu ihr wieder entfacht würde. Im Grunde ging es Pater Maximilian als Franziskaner aber nicht nur um die unbefleckte Mutter Jesu, sondern um die Inhalte des christlichen Glaubens und die christliche Sicht des Lebens. Auch die theologische Schulung lag ihm am Herzen. So eröffnete er das erste Priesterseminar auf japanischem Boden. In nur sechs Jahren gelang es dem „Shimpu“, dem polnischen Pater mit der angeschlagenen Gesundheit aber mit einem strahlenden und mitreißenden Glauben die Stadt Nagasaki und der ganzen südlichen Küste der Insel eine starke christliche Prägung zu geben, eng durchwoben mit „marianischen Fäden“. Einer der Schlüssel seines Erfolges lag darin, dass er jenes im japanischen Menschen innewohnende Bedürfnis erfasst hatte, sich der Unterstützung eines barmherzigen und mächtigen ‚Anderen’ zu versichern. Für die Gläubigen ist dies die Hilfe der Immakulata.

Drei außergewöhnliche Ideen, die auch heute ihre Aktualität nicht verloren haben, hat der franziskanische Pater im Fernen Osten entwickelt: den Ökumenismus, die Übernahme der Verantwortung durch den einheimischen Klerus und die Schwierigkeiten trotz der unterschiedlichen Kulturen, Gebräuche und Lebensstile eine Kommunikationsplattform einzurichten, die eine Predigt und Verkündigung ermöglicht.Hinter allem Programm stand seine franziskanische Freude, die wohl seine erfolgversprechendste Methode der Evangelisation gewesen ist. Unermüdlich in seinem Handeln, hat er alles gegeben, um das Reich Gottes in den Herzen der Menschen anbrechen zu lassen. Einer seiner aufgezeichneten Grundsätze lautete: „beten, arbeiten, leiden – und das alles in Freude.“

c) Der Märtyrer Kolbe

Ein Märtyrer ist ein Mensch, der für Christus das Leben hingegeben hat, der frei und erduldend den Tod angenommen hat um des Glaubens willen. Alfred Delp, dem selbst drei Jahre nach Kolbe ein ähnliches Schicksal abverlangt wurde, schreibt dazu: „Dass es uns gar nicht darauf ankommt, um jeden Preis ein paar Lebenstage länger da zu sein, dass es uns aber wohl darauf ankommt, um jeden Preis so zu sein, wie wir sind.“

1941 wurde Warschau von den deutschen Truppen eingenommen und auch die „Stadt der Immakulata“ geräumt. Pater Maximilian weigerte sich zurückzubleiben und wurde dann mit seinen Brüdern ins Konzentrationslager Amtlitz nach Deutschland verschleppt. Schon am 8. Dezember konnten sie aber aufgrund glücklicher Umstände in ihre Heimat zurückkehren. Die „Stadt der Immakulata“ wurde zunehmend zum Zufluchtsort Tausender von Flüchtlingen, die alle so gut wie möglich versorgt wurden. Am 17. Februar 1941 wurde Pater Maximilian Kolbe dann von der Gestapo festgenommen, mehrere Monate im Gefängnis verhört und im Mai 1941 nach Auschwitz deportiert. Unter der Nummer 16670 war er schwerer Zwangsarbeit und unmenschlichen Repressalien ausgesetzt, wie alle anderen Insassen des Lagers auch. Bei allem Leid wirkte er nach Aussagen einiger Mithäftlinge überall, wo er war auch als Seelsorger. Zuletzt auch in der Krankenabteilung des Lagers, wo sie ihn alle „unseren kleinen Vater“ nannten.

An einem der Tage zwischen dem 28. Juli und dem 3. August kam es zu dem grausamen Schauspiel, zu dem sich der ganze Block 14 einen Tag lang zum Appell auf dem Platz stillstehen musste, weil ein Gefangener geflohen war. Da er nicht gefunden wurde, mussten nach den Regeln des Kommandanten zehn andere sterben. Sie wurden wahllos benannt. Um einen Familienvater vor dem sicheren Tod zu bewahren, trat Kolbe vor den Lagerkommandanten und bat ihn sein Leben für das des Vaters einzutauschen. Die kommenden Tage mussten die zehn im Hungerbunker verbringen, der sie von allem isolierte. Am 15 August, dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, starb Kolbe durch eine Giftspritze.Heute ist diese Stätte des Grauens ein Ort, wo unaufhörlich Kerzen brennen und täglich frische Blumen liegen. Sie bekunden: Hier besiegte die Liebe den Hass, hier triumphiert das Leben über den Tod, hier überwand die Freiheit die Knechtschaft. Papst Johannes Paul II nannte diesen Ort 1979 das „Golgota unserer Tage“ in Anlehnung an den Kreuzigungshügel Jesu, an dem nicht nur das Karfreitagsdunkel ist, sondern auch das Osterlicht. So wie die Evangelien von ihrem Ende her, der Auferstehung Jesu, gelesen werden müssen, falls man sie verstehen will, so ist auch Pater Kolbes Leben nur von diesem Zeitpunkt aus verständlich deutbar.

d) Der Minderbruder Kolbe

Es muss eine tiefe und innere Entscheidung gewesen sein, die Kolbe dazu führte, sich dem Geist und der Gemeinschaft des Hl. Franziskus hinzugeben. Mit seinen Fähigkeiten und Ansprüchen, mit seinen Begabungen und seinem Eifer rechnete man ihn ehr den Jesuiten oder anderen Ordensgemeinschaften zu. Der Hl. Franziskus ist bewusst den unteren Weg gegangen: er hat den Armen und Ausgestoßenen helfen wollen, indem er selber einer von ihnen wurde und sie nicht zu Almosenempfängern entwürdigte. Pater Maximilian lebte sich tief ein in den Geist der Armut und des Gehorsams; für einen Menschen seiner Begabung kein leichtes Unterfangen. Die Ordensgemeinschaft bot für den jungen Eiferer nicht das anziehendste Bild in ihrer langen Geschichte. Er hat unter den Spannungen und Widerständen zwischen dem attraktiven Ideal und der rauen Lebenswirklichkeit unendlich gelitten. Aber er lernte das nicht einfach hinzunehmen und geduldig zu ertragen, sondern es in franziskanischem Geist zu bewältigen: dieser verbietet, andere zu richten und zu verurteilen wegen ihres fehlerhaften Verhaltens oder ihrer laxen Mittelmäßigkeit, sondern nur bei sich selbst täglich zu beginnen.

Armut und Gehorsam waren die Pfeiler seines Ordenslebens. Er wollte stets vorbehaltlos und mittellos im Orden dienen wie die Magd des Herrn, sein großes Vorbild. Keineswegs wollte er sich des Ordens bedienen, was unter Umständen eine ständige wiederaufkeimende Versuchung sein kann. Ihn interessierte mehr, was er für seine Gemeinschaft tun kann: für ihren geistigen Aufbau, für ihre Entfaltung, wie für sie sorgen, um von ihr umsorgt und versorgt zu werden.

Pater Kolbe war Minderbruder aus ganzem Herzen und mit voller Überzeugung

Alle, die ihn persönlich kannten, wissen aber auch zu berichten, dass er bei aller grundsatzfesten Härte doch auch das kannte –und nicht nur beiläufig oder gelegentlich- , was Franziskus seinen Brüdern ans Herz legt: liebevolle Fürsorge in mütterlicher Zärtlichkeit und Zuneigung.

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(Quellen u.a.: G. Grieco, Maximilian Kolbe. Sein Leben, Würzburg 2002)