Josef O.
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Die Liebe ist alles, ohne Liebe ist alles nichts!

Einige sehr gute Gedanken aus einem Vortrag von Dr. Johannes Hartl!
Wie sollen wir mit unseren Mitmenschen umgehen? Wie ist unser Blick auf andere Menschen?
Hartl bringt dazu ein anschauliches Beispiel aus der Bibel... die Begegnung zwischen Jesus und einer Prostituierten. Jesus sprach dabei zu Simon: "Simon, siehst Du diese Frau?" Simon sah allerdings laut Hartl nicht die Frau, sondern die "Nutte". "Simon, siehst Du diese Frau?" - So geht der Herr mit Menschen um! Bei Jesus ist zuerst einmal Annahme und Wertschätzung und dann eine Freiheit. Dadurch geht das Herz auf. So sieht christliche Kultur aus!
Wie anders gehen wir oft mit Menschen um! Mit Menschen, die anders denken und handeln und deren Tun wir oft als unrichtig und unchristlich empfinden. Ist es nicht so, dass wir uns dann gerne vorschnell aufregen und uns empört zeigen und in rechthaberischer Weise belehrend werden? Viele Menschen reagieren sehr wehleidig, wenn sie selber kritisiert werden, kennen aber keine Skrupel, andere zu kritisieren und manchmal auch regelrecht zur 'Sau' zu machen, wie Hartl das sehr treffend formuliert hat. Ich habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht, wie es bei manchen Menschen zu so einer Geringachtung ihrer Mitmenschen und unguten Kritiksucht kommen kann und bin dabei zu ganz ähnlichen Ergebnissen wie Dr. Hartl gekommen: durch Kritik, vor allem durch bewusst destruktive Kritik, will man andere beschämen, um sie dadurch kontrollieren und sich über sie erheben zu können, was nicht immer nur aus reinen Machtgelüsten heraus gemacht wird, sondern wie die Philosophin und Theologin Melanie Wolfers das in ihren Büchern so schön darlegt, oft genug infolge von Minderwertigkeitskomplexen aufgrund von erlittenen Kränkungen, Demütigungen, so dass sich die Betreffenden eben als gering geschätzt und minderwertig empfinden und dann ihrerseits dies mit Vorwürfen und Beschämungen anderer zu kompensieren versuchen. Das allein schon ist sehr betrüblich, aber das Schöne am Vortrag von Dr. Hartl ist, dass er nicht nur darüber klagt, sondern auch auf die fatalen Auswirkungen solchen Verhaltens hinweist: Andere Menschen ständig zu bewerten und zu beschämen und ihnen schwere Lasten aufzutragen, um sie kontrollieren und dominieren zu können wie es damals die Pharisäer und Schriftgelehrten getan haben, das geht nicht, denn wo Beschämung und Kontrolle regieren, geht ein Herz nicht auf, sondern bleibt ein Herz zu. Kann man sich in der Gegenwart solcher Menschen wohlfühlen? Nein! Und zwar deshalb nicht, weil hier die Liebe fehlt. Denn die Voraussetzung für ungeheuchelte Liebe sind Annahme, Wertschätzung und Freiheit.
Hartl: "Es gibt Leute, die so fromm und so gut sind und so heilig sind. Aber in deren Gegenwart hält es niemand aus. Die glauben sogar, dass dies Verfolgung sei. Es gibt so viele 'Heilige', um die herum kein Netz von gesunden Beziehungen und Freundschaften besteht."
Im Gegensatz dazu habe Jesus in die zwölf Apostel investiert…
… und sogar gewusst, dass einer ein Verräter war. "Er hat sogar Judas noch die Füße gewaschen. Es gab bei ihm einen Raum von Freiheit."
Wir aber wollen alles kontrollieren. Nicht dass am Schluss ein Judas rauskommt. Nur die ganz guten Gewächse dürfen gedeihen. Bei uns kommt kein Judas raus, aber auch keine elf Evangelisten, die die Welt verändern!!!
Zum Nachdenken: Wie ist Dein erster Blick auf deine Mitmenschen? Lässt Du sie leben und gibst Du ihnen anhand einer gewissen notwendigen Freiheit den Raum zu ihrer Entfaltung? Oder "tötest" Du sie, indem Du sie nur kritisierst und beschämst?