Josefa Menendez
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Hartes Fegefeuer: ein Pater, der an die Hl Wesenswandlung nicht glaubte.

Gott führte mir einen ganz modernen Pater zu, und ich wollte sogar in den dritten Orden eintreten. Er lud mich zu einem Vortrag ein, den er selber hielt. Voll Erwartung hörte ich ihm zu - und war zutiefst bestürzt: Jener Pater glaubte nicht an die heilige Wandlung! Was mir am meisten weh tat, waren die Worte:

„Brot bleibt Brot.“

Das heißt, er leugnete die Wesensverwandlung mit der Begründung, dass wir andernfalls ja alle Kannibalen wären... Mir rollten die Tränen die Wangen runter. Nach dem Vortrag unterhielt ich mich mit ihm unter vier Augen. Ich sagte ihm, dass er so nicht sprechen dürfe, da es gegen die Lehre der römisch-katholischen Kirche sei. Ich wiederholte ihm die heiligen Worte Jesu:

„Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der bleibt in Mir und Ich in ihm.“

Ich sagte ihm, dass ich zwar kein Theologiestudium hätte, aber wüsste, dass diese Worte Gottes heilig seien und Gott nicht lügen könne. Ist es nicht viel schwerer, aus nichts Himmel und Erde zu schaffen (denn es lag kein Urstoff vor), als in der heiligen Hostie zu sein? Dann sagte ich noch, dass Gott allmächtig und bei Ihm kein Ding unmöglich sei. Ich erinnerte ihn an das Abendmahl.

Danach war noch eine heilige Messe, und ich war die einzige, die kniend den Heiland mit dem Mund empfing. Nach ihr sagte ich zu jenem Pater: „Ich möchte Ihnen meine Freundschaft anbieten.“

Da lächelte er und sagte: „Ja, wenn Sie wollen.“

Dann bin ich wiederholt zu ihm gegangen und habe ihn ermahnt, um seines ewigen Heiles willen umzukehren. Einmal sagte ich zu ihm: „Bitte, Herr Pater, segnen Sie mich.“ Er tat es sofort, mit allem Segen des Himmels. Beim Abschied sagte er: „Beten Sie für einen armen Sünder. Immer will ich umkehren, aber ich schaffe es nicht.“

Dann habe ich ihm mit Gottes Hilfe drei Briefe geschrieben. Beim dritten Brief sagte ich: „Nun will ich Ihnen zum letzten mal schreiben und Sie erneut ermahnen: Kehren Sie um, es ist um Ihres ewigen Heiles dringend erforderlich! Ich habe mit Ihnen gesprochen, ich habe Sie immer wieder ermahnt. Seien Sie sicher, dass es nicht aus Zeitvertreib, nicht aus Freude am Schreiben war. Ich tat es aus geschwisterlicher Liebe, denn Ihre Seele liegt mir am Herzen, und wenn Sie plötzlich stürben, wäre es zu spät. Man muss zu Lebzeiten seinen Acker bestellen, denn keiner weiß, wann Gott das Amen spricht.“

Alles war vergebens, er war so stolz, so mit sich selbst beschäftigt, dass er nicht zum Nachdenken kam. Ich ahnte seine Sünden, deshalb betete ich viel für ihn. Um ihm näherzukommen, ging ich oft in seine heiligen Messen. Einmal wollte er mir die Mundkommunion nicht geben. Doch ich blieb wie angewurzelt stehen, bis die Leute hinter mir unruhig schauten, da gab er mir sie dann doch.
Der liebe Heiland wollte ihn retten. Einmal sagte Er zu mir:

„Er kann sich noch so wehren, Ich habe ihn in Mein Herz geschrieben. Er wandelt sich bald.“

Das konnte ich nicht verstehen, weil ich sah, wie weit weg er von allen himmlischen Dingen war. Wenn er die heilige Messe feierte, war nichts richtig, nichts gut, aber ich urteilte eben nur menschlich. Ich fragte den lieben Heiland - ganz naiv, wie ich bin: „Lieber Heiland, ist das wahr, dass er sich bekehren wird?“
Da sagte der süße Jesus:

„Mein Kind, zweifle nicht an Meinen Worten.“

Da bin ich bald umgefallen. Nach einiger Zeit meldete sich Jesus mit den Worten:

„Schreibe, Mein Kind, schreibe an Pater B.“

Er diktierte mir einen Brief an diesen Priester:

„Heilige Worte Jesu. Ich habe dich, Mein Sohn, in Mein Herz geschrieben. Mein bist du!

Doch in Meinem Herzen ist eine tiefe, schmerzliche Wunde wegen deiner Schwäche.

Mein Sohn, kehre um, lass diese Wunde heilen! Fliehe nicht vor Mir, deinem Erlöser, denn ohne Mich kannst du dein Heil nicht finden, nicht glücklich werden. Wann schüttest du Mir dein Herz aus? Habe keine Angst, Meine Barmherzigkeit ist abgrundtief. Ich selbst will dir Vergebung schenken.

Wie wertvoll ist Mir eine auserwählte Seele. Mein Sohn, warte nicht länger, kehre zurück in dein Vaterhaus. Alles werde Ich vergessen, alles verzeihen, hab keine Angst, zweifle nicht an Meiner unendlichen Barmherzigkeit. Ich selbst stehe an deiner Herzenstür und klopfe an. Keine Sünde überbietet Meine Barmherzigkeit. Kehre zurück, Ich liebe dich, doch Ich verspreche dir den morgigen Tag nicht. Sei wachsam, Ich komme oft wie ein Dieb in der Nacht, Ich komme oft, wenn man Mich nicht erwartet.“

Ich sagte: „O mein geliebter Jesus, wer kann Deine Liebe verstehen, wer kann das, was Du in göttlicher Liebe austeilen willst, in seinem armen, schwachen, menschlichen Herzen verstehen und begreifen?“ Nach diesen Worten des lieben Heilandes rief ich meinen Seelenführer an und fragte ihn, ob ich diesen vertraulichen Brief jenem Pater schicken dürfe.

Als er ja sagte, war ich mehr als überrascht, da dieser sonst immer sehr zurückhaltend war. Ich kann es mir nur so erklären, dass Jesus ihn, wie so oft, erleuchtet hatte. Um jenen Pater machte ich mir große Sorgen. Deshalb betete ich eine Novene und den Barmherzigkeitsrosenkranz. Ich spürte: „Bete weiter, noch eine zweite!“ Ich drücke das so aus: Eine Novene rauf und eine runter.
In dieser Zeit wurde ich in eine große Finsternis gehüllt. Ich bat Jesus, mir die Sünden jenes Paters zu übergeben.[3] Doch es war schlimmer, als ich es hätte erahnen können. Es war die Nacht des Geistes, die Trockenheit des Willens und des Gebetes wider alle Empfindungen. Pater Pio sagte einmal:

„O wie schwer muss ich für die Sünden der Brüder leiden.“

Ich war wie geisteskrank, ganz verwirrt. O ja, es ist schwer, für anderer Menschen Sünden zu sühnen!

Es schien mir, dass der liebe, göttliche Freund die Verwirrung des Paters meiner Seele schenkte, so dass ich in meiner Not den Seelenführer zur Hilfe rufen musste. Sein Gebet und sein Segen richtete mich wieder auf. Dennoch, die körperlichen Schmerzen blieben, solange die Novenen dauerten.

Ich finde, dass es kein Zufall war, als jener Pater am Fest des heiligen Stephanus starb, denn dieser schenkte dem lieben Heiland sein Blut für die Bekehrung des Saulus. Ich bat Gott, Er möge dem Pater die gleichen Gnaden schenken, und er möge mich die Schuld des Paters sühnen lassen – ganz nach Seiner Gerechtigkeit. Ich flehte Jesus an, ihm die gleichen Gnaden zu schenken wie mir. Im gleichen Maße möge Er messen, denn für seine Rettung hätte ich mich auch steinigen lassen, einzig und allein aus Liebe zum Heiland, denn wenn mein geliebter Jesus vom Pater sprach, dann schaute Er immer so traurig aus. „Koste es, was es wolle“, dachte ich, „ich will ihm helfen.“

Als er im Koma lag, konnte ich, vom Schutzengel geführt, in jene Kirche gehen. Durch Fügung traf ich die Küsterin, die mir erzählte: „Er ist im Krankenhaus, er hatte einen Gehirnschlag, es ist nichts mehr zu machen, stündlich wird auf sein Ableben gewartet.“ Ich hatte eine bange Frage in mir, ob er sich wohl bekehrt habe? Da sagte die Küsterin von sich aus:

„Vom Sommer an hat sich der Pater zurückgezogen; er ist ein ganz neuer, frommer Mensch geworden, ganz still und in sich gekehrt. Er hat sich unsagbar verändert.“

Ich wusste sofort, dass diese Worte vom lieben Heiland durch den Mund der Küsterin gesprochen wurden. Gott schenkte mir aber auch Gewissheit, indem der Pater in der Nacht nach seinem Tod an mein Bett kommen durfte.

Er hatte nichts gesprochen, doch sein gesenktes Haupt ließ mich seine tiefe Reue erkennen. Er streifte mich, das war sein Dank. Er war ganz dunkel im Priestergewand. Ich bin ganz sicher, dass er ein langes und schweres Fegefeuer hat. So habe ich mir sein Totenbild ans Kopfende des Bettes geheftet, damit ich nie vergesse, für ihn zu beten. Der liebe Heiland hatte ihn in Seine Hand und in Sein Herz geschrieben. Er schenkte ihm in abgrundtiefer Liebe sein ewiges Heil. Der liebe Heiland hatte es ja selbst so schön diktiert. Während des Requiems sagte Jesus zu mir:

„Wenn du zu Mir ans Kreuz kommst, dann kannst du dich nicht mehr frei bewegen, aber nur so wirst du Mir ähnlich.“

Da sah ich, wie der liebe Heiland mit größter Anstrengung versuchte, Seine Hände und Seine Füße am Kreuz ein wenig zu bewegen... In dieser heiligen Messe konnte ich nur noch weinen und danken!

Aus gisela-maria.de