RupertvonSalzburg
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Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum heutigen Sonntag, 10.9. 2023

Predigt 23. Sonntag im Jahreskreis, 10.9.2023,
Perikopen: Ez 33,7-9 Mt 18,15-20
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das heutige Evangelium hat in den Bibelausgaben vielfach die Überschrift Gemeinderegel bekommen. Die Worte Jesus sind nicht an die Schriftgelehrten und Pharisäer gerichtet – wir können also nicht sagen, dass uns das nichts angeht – sondern an die Jünger bzw. an die Gemeinde der Jünger/Innen des Herrn damals und heute. Es geht darum was im Leben der christlichen Gemeinde wichtig ist, was diese Gemeinschaft hält. Dem wollen wir ein wenig nachspüren. Erstens: Ein Erstes, das ich aus diesen Jesusworten herauslese ist die Verantwortung. Es geht darum, dass wir als Brüder und Schwestern einander verantwortlich sind, vor allem auch dort, wo Schuld und Verfehlungen zwischen uns stehen. „Bin ich denn der Hüter meines Bruders,“ gab Kain Gott zur Antwort, nachdem er seinen Bruder Abel erschlagen hat. „Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“ Ist diese sarkastische Frage, die mit dem Mitmenschen nicht viel zu tun haben will, nicht auch oft in unserem Herzen? Es geht um Verantwortung füreinander. Das ist eindeutig. Verantwortung hat mit Antwort zu tun. Ich muss Antwort geben können. Zur Verantwortung gehört, sich um ein ehrliches, gutes Miteinander zu kümmern, und möglicherweise auch einmal den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun, dort, wo Versöhnung angebracht ist. Zweitens: Weiter ist in den Jesusworten das Thema Sündenvergebung angesprochen. Sündenvergebung, ein schwieriges bzw. zwei schwierige Wörter. Vergebung, ja, aber bitte nicht ich, wenn schon, der andere. Und Sünden, ein Unwort in unseren Ohren. Gibt es ja nicht mehr. Höchstens Umweltsünder, Verkehrssünder und Diätsünder, aber mehr schon nicht. Und wer kommt schon auf die Idee, dass man das mit Gott in Verbindung bringen soll. Das mache ich mir mit mir selber aus. Und in einem Schlager heißt es dann verharmlosend doch: „Wir sind alle kleine Sünderlein, war schon immer so…“In der Lesung aus dem Propheten Ezechiel war heute die Rede von einem Wächter, der die Menschen vor Schuld warnen soll. Wächter hat mit Wachen, mit Hinschauen und Hinsehen zu tun. Genau das brauchen wir, das ehrliche Hinsehen auf das eigene Leben, das sich nichts vormacht. Es geht darum, aufmerksam zu werden für die Gefahr eines schuldhaften Verhaltens, das aus meinem Inneren, aus mir selber kommt. Hier braucht es viel Gewissensbildung. Diese innere Stimme ist wichtig. Und darf nicht zum Schweigen gebracht werden. „Lehr mich die eigne Schuld zu sehen,“ heißt es in einem Lied. Auch, wenn das Thema Sündenvergebung, schwierig ist, es ist wichtig. Es geht nicht um ein übertriebenes Sündenbewusstsein vergangener Zeiten, aber das heutige, das alles verharmlost ist auch nicht in Ordnung. Von einem Extrem ins andere. Übrigens, das ist jetzt wieder einmal eine Werbeeinschaltung für das Bußsakrament. Da hinten gibt es eine Art Kasten, in dem man gut über Schuld sprechen kann und die Vergebung Gottes zugesprochen bekommt. Drittens: In den Jesusworten wird ein Zusammenhang von dieser, unserer Lebenswelt mit der Welt Gottes, dem Himmel hergestellt. „Alles, was ihr auf Erden bindet, wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden löst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ Die ewige Welt Gottes beginnt hier. So wie ich die Welt Gottes einmal haben will, so soll ich es wenigstens versuchen hier in dieser Welt zu leben. Der ewige Frieden, beginnt in einem friedfertigen Leben auf dieser Erde. Die ewige Freude, beginnt in einem Leben aus dem Glauben daran, dass Gott bereits hier die Freude meines Lebens ist. Mitglied sein in der ewigen Gemeinschaft bei Gott, hängt sicher auch damit zusammen wie intensiv ich in diesem Leben Mitglied der Gottesgemeinschaft bin. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dieser und der anderen Welt. Ein Stück weit schaffen wir diesen Zusammenhang, verhelfen wir uns auch als christliche Gemeinde dazu. Freilich, alles schaffen wir nicht. Das Wesentliche, Endgültige und Vollendende, müssen wir uns vom Herrn schenken lassen. Wir dürfen es aber erbitten: „Was auch immer zwei von euch auf Erden demütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.“ Und gerade in Zeiten in denen die Glaubensgemeinschaft eher kleiner wird, es immer mehr „in“ wird nicht dazuzugehören, tut das letzte Wort Jesu im Evangelium heute, gut: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir leben als christliche Gemeinde. Das darf uns bewusst werden. Darauf dürfen wir uns besinnen. Die heutigen Jesusworte können uns dabei helfen. Wir haben Verantwortung füreinander, Sündenvergebung bleibt ein brisantes, aber wichtiges Thema, und diese Welt hängt schon irgendwie zusammen mit der anderen Welt, der Welt Gottes. Amen.