Tina 13
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Hl. Thomas Morus. Hl. Thomas Morus Lordkanzler, Familienvater, Märtyrer * 7. Februar 1478 in London † 6. Juli 1535 in London Thomas Morus erlebte in seinem Land eine außergewöhnliche politische Karriere …Mehr
Hl. Thomas Morus.

Hl. Thomas Morus

Lordkanzler, Familienvater, Märtyrer

* 7. Februar 1478 in London
† 6. Juli 1535 in London

Thomas Morus erlebte in seinem Land eine außergewöhnliche politische Karriere. Der aus ehrenwerter Familie stammende Thomas wurde 1478 in London geboren und kam schon als Jugendlicher in das Haus des Erzbischofs von Canterbury und Lordkanzlers John Morton. Danach setzte er das Rechtsstudium in Oxford und London fort, wobei sein weitreichendes Interesse auch umfassenden Gebieten der Kultur, Theologie und klassischen Literatur galt. Er lernte gründlich Griechisch, pflegte geistigen Austausch und knüpfte freundschaftliche Beziehungen zu bedeutenden Gelehrten der Kultur der Renaissance, darunter Erasmus Desiderius von Rotterdam.
Seine religiöse Sensibilität führte ihn durch eine ausdauernde asketische Praxis zur Suche nach der Tugend: Er pflegte freundschaftliche Beziehungen zu den Observanten des Konvents von Greenwich und lebte längere Zeit bei den Londoner Kartäusern. Beide gehörten in die Reihe der Hauptzentren des religiösen Lebens im Königreich. Da er sich zur Ehe, zum Familienleben und zum Engagement als Laie berufen fühlte, heiratete er im Jahr 1505 Johanna Colt, die ihm vier Kinder gebar. Johanna starb 1511, und Thomas vermählte sich in zweiter Ehe mit Alicia Middleton, einer Witwe mit Tochter. Er war sein ganzes Leben lang ein liebevoller und treuer Ehemann und Vater, der sich aus tiefer innerer Überzeugung der religiösen, sittlichen und intellektuellen Erziehung seiner Kinder annahm. Sein Haus nahm Schwiegersöhne, Schwiegertöchter und Enkel auf und stand vielen jungen Freunden offen, die auf der Suche waren nach der Wahrheit oder nach ihrer eigenen Berufung. Das Familienleben ließ im übrigen breiten Raum für das gemeinsame Gebet und die lectio divina wie auch für gesunde Formen einer häuslichen Rekreation. Thomas nahm täglich an der Messe in der Pfarrkirche teil; von den strengen Bußübungen, die er auf sich nahm, wußten jedoch nur seine engsten Familienmitglieder.
Unter König Heinrich VII. wurde Thomas Morus im Jahr 1504 zum ersten Mal ins Parlament gewählt. Heinrich VIII. erneuerte 1510 sein Abgeordnetenmandat und ernannte ihn auch zum königlichen Vertreter in der Hauptstadt, womit er ihm eine herausragende Karriere in der staatlichen Verwaltung eröffnete. Im darauffolgenden Jahrzehnt übertrug ihm der König mehrmals Missionen in Angelegenheiten der Diplomatie und des Handels und sandte ihn nach Flandern und in das Gebiet des heutigen Frankreich. Nachdem er Mitglied des Königlichen Rates, Vorsitzender eines großen Gerichtes, Unterschatzmeister und in den Adelsstand erhoben worden war, wurde er 1523 Sprecher des Unterhauses und damit dessen Präsident.
Als sich das Land 1529 in einer politischen und wirtschaftlichen Krise befand, wurde Thomas Morus, der wegen seiner moralischen Zuverlässigkeit und Verstandesschärfe, seiner Offenheit und seines Witzes sowie seiner außerordentlichen Gelehrsamkeit hochgeachtet war, vom König zum Lordkanzler ernannt. Thomas, der als erster Laie dieses Amt bekleidete, sah sich in eine äußerst schwierige Periode gestellt, wobei er sich bemühte, dem König und dem Land zu dienen. Seinen Prinzipien treu verpflichtete er sich, die Gerechtigkeit zu fördern und den schädlichen Einfluß von Leuten einzudämmen, die auf Kosten der Schwachen eigene Interessen verfolgten. 1532 legte er sein Amt nieder, da er nicht bereit war, das Vorhaben Heinrichs VIII. zu unterstützen, der die Kontrolle über die Kirche in England übernehmen wollte. Er zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück, und nahm damit in Kauf, mit seiner Familie Armut zu leiden und sich von vielen verlassen zu sehen, die sich in der Bewährungsprobe als falsche Freunde erwiesen.
Nachdem seine unerschütterliche Entschlossenheit, jeden Kompromiß aufgrund seines Gewissens abzulehnen, feststand, ließ ihn der König 1534 im Londoner Tower einkerkern, wo er verschiedenen Formen psychologischer Nötigung ausgesetzt war. Thomas Morus ließ sich nicht beugen und verweigerte die von ihm verlangte Eidesleistung, weil sie mit der Annahme einer politischen und kirchlichen Ordnung verbunden gewesen wäre, die einer unkontrollierter Herrschaft den Boden bereitete. Im Verlauf des gegen ihn angestrengten Prozesses verteidigte er in einer leidenschaftlichen Rede seine Überzeugungen von der Unauflösbarkeit der Ehe, der Achtung vor dem Erbe des Rechts, das an christlichen Werten ausgerichtet ist, und von der Freiheit der Kirche gegenüber dem Staat. Nach seiner Verurteilung durch das Gericht wurde er enthauptet.
"Vom Leben und Martyrium des heiligen Thomas Morus geht eine Botschaft aus, welche die Jahrhunderte durchzieht und zu den Menschen aller Zeiten von der unveräußerlichen Würde des Gewissens spricht. Wie das Zweite Vatikanische Konzil in Erinnerung bringt, liegt im Gewissen »die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist« (Gaudium et spes, 16). Wenn die Menschen, Männer und Frauen, auf den Ruf der Wahrheit hören, dann richtet das Gewissen ihr Handeln mit Sicherheit auf das Gute aus. Gerade wegen seines bis zum blutigen Martyrium erbrachten Zeugnisses für den Primat der Wahrheit vor der Macht wird der heilige Thomas Morus als unvergängliches Beispiel für konsequentes sittliches Verhalten geehrt. Seine Gestalt wird auch außerhalb der Kirche, besonders bei denen, die die Geschicke der Völker zu lenken berufen sind, als Quelle für eine Politik anerkannt, die sich den Dienst am Menschen zum obersten Ziel setzt."
Apostolisches Schreiben als "Motu Proprio" erlassen zur Ausrufung des Heiligen Thomas Morus zum Patron der Regierenden und Politiker von Papst Johannes Paul II.
Tina 13
Hl. Thomas More (1478-1535), englischer Staatsmann, Märtyrer
„Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“
„Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“ […] Im Evangelium wird Johannes eigens als „der Jünger, den Jesus liebte …Mehr
Hl. Thomas More (1478-1535), englischer Staatsmann, Märtyrer

„Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“

„Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“ […] Im Evangelium wird Johannes eigens als „der Jünger, den Jesus liebte“ bezeichnet. Dieser Jünger macht hier durch seine Worte deutlich, wie treu unser Retter, der Johannes so sehr liebte, in seiner Liebe war.

Auf diese Worte nämlich folgt sogleich der Bericht über die bittere Passion Christi, beginnend mit dem Letzten Abendmahl, und zwar zunächst über den demütigen Dienst der Fußwaschung, den Jesus seinen Jüngern erwies und den Hinauswurf des Verräters. Danach folgen die Abschiedsreden Christi, sein Gebet, seine Festnahme, sein Prozess, seine Geißelung, seine Kreuzigung und die ganze schmerzhafte Tragödie seiner bitteren Passion.

Der hl. Johannes führt die soeben erwähnten Worte vor allem deswegen an, weil er uns verstehen lassen will, dass Jesus all das aus reiner Liebe getan hat. Diese Liebe hat er seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl eindringlich vor Augen gestellt, als er ihnen deutlich machte, sie würden seinem Beispiel folgen, wenn sie einander liebten (Joh 13,34). Denn die, die er liebte, liebte er bis zur Vollendung, und er wollte, dass sie es ihm gleichtäten.

Er war nicht wankelmütig wie so viele, deren Liebe von kurzer Dauer ist, die sich bei der ersten Gelegenheit davonmachen, die Freunde waren und Feinde wurden, so wie der Verräter Judas. Jesus aber blieb bis zum Ende seiner Liebe treu, bis er, eben wegen dieser Liebe, dieses schmerzhafte Ende fand. Und das nicht nur für die, die bereits seine Freunde waren, sondern auch für seine Feinde, um sie zu Freunden zu machen: nicht zu seinem eigenen Nutzen, sondern zu ihrem.

Abhandlung über die Passion, I