Schutzengelgeschichten

Der Himmelsglaube ist nicht Wahn und bringt nicht Wahn, sondern er erlöst vom Wahn.
Karl May
Anemone
Der Himmelsglaube ist nicht Wahn und bringt nicht Wahn, sondern er erlöst vom Wahn.
Karl May
Anemone
Der Weg zum Himmel
Zu den Wunderdingen, die man einem Rabbi nachsagte, gehörte auch, dass er jeden Morgen vor dem Gebet als Engel zum Himmel aufsteige. Ein Spötter wollte das nicht glauben und legte sich auf die Lauer, um den Rabbi am Morgen zu beobachten.
Er sah, wie der Rabbi in der Kleidung eines Holzknechts in den Wald ging, dort Holz fällte und in Stücke hackte, es sich auf den Rücken lud und …Mehr
Der Weg zum Himmel
Zu den Wunderdingen, die man einem Rabbi nachsagte, gehörte auch, dass er jeden Morgen vor dem Gebet als Engel zum Himmel aufsteige. Ein Spötter wollte das nicht glauben und legte sich auf die Lauer, um den Rabbi am Morgen zu beobachten.

Er sah, wie der Rabbi in der Kleidung eines Holzknechts in den Wald ging, dort Holz fällte und in Stücke hackte, es sich auf den Rücken lud und es in das Haus einer alten, kränklichen Frau schleppte. Der Spötter sah durch das Fenster, wie der Rabbi auf dem Boden kniete und Feuer machte. Später fragten die Leute den Spötter, ob das wahr sei mit der Auffahrt zum Himmel. Er sagte: „Zum Himmel? Er steigt höher als bis zum Himmel!"
An die Höhe Gottes reichen wir nie heran. Aber wir können uns als Engel zu seinen Menschenkindern in Not beugen. Dort werden wir Gott begegnen.
2 weitere Kommentare von Anemone
Anemone
Schutzengelgeschichten zu erdichten, deucht mich zum mindesten ein Unrecht, weil dazu ja gar keine Veranlassung vorliegt, zudem es genügend wahre Geschehnisse gibt, die von dem Wirken unserer Schutzgeister zeugen können. So soll auch die nachfolgende kleine Begebenheit Zeugnis geben, dass der Glaube an uns beigegebene Schutzengel kein Unsinn ist.
Eines Vormittags, als meine älteren Geschwister noch …Mehr
Schutzengelgeschichten zu erdichten, deucht mich zum mindesten ein Unrecht, weil dazu ja gar keine Veranlassung vorliegt, zudem es genügend wahre Geschehnisse gibt, die von dem Wirken unserer Schutzgeister zeugen können. So soll auch die nachfolgende kleine Begebenheit Zeugnis geben, dass der Glaube an uns beigegebene Schutzengel kein Unsinn ist.
Eines Vormittags, als meine älteren Geschwister noch alle in der Schule waren, schickte mich Mutter um einen halben Schoppen Öl zum Kramhannes. Dabei gab sie mir noch auf, mich zu sputen, weil sie uns Kindern jedem einen Pfanneneierkuchen backen wollte zu Mittag. Weil ich Pfanneneierkuchen für mein Leben gern essen mochte, so beeilte ich mich denn auch, das Backöl schnell herbeizuschaffen.
Während Mutter das Feuer in der Küche anschürte, machte ich mich, mit Steinkrügel und Geld versehen, auf den Weg. Da kam mir im Einfahrweg nach unserer Hofstatt eine Kuh entgegen. Vor Kühen hatte ich keine Angst, denn wir hatten die Zeit selber eine solche, die Liese, die sich willig von mir regieren ließ. Dass die Kuh, die mir da entgegen kam, nicht auf dem rechten Wege war, war mir bei ihrem Anblick klar. So beschloss ich, sie auf den rechten Weg zu bringen und nahm zu dem Zwecke einen derben Stecken, die ja, wo Dorfjungen herbergen, überall leicht bei der Hand sind.
Also ausgerüstet, trat ich dem direkt auf mich zukommenden Tiere mutig entgegen. Ich glaubte, jegliches Rindvieh sei so willig wie unsere Liese. Aber das daherkommende Rindvieh hatte einen wütenden Blick, senkte den wuchtigen Kopf und kam angriffsbereit auf mich zu. Ich war mir in keiner Weise der großen und unmittelbaren Gefahr bewusst, in der ich mich befand. Eben wollte ich dem Tiere eine gehörige Tracht Stockschläge aufziehen und es dadurch von seiner offenbaren Absicht, unberechtigt unsere Hofstatt zu betreten, abbringen. Kaum fünf Schritte stand ich noch entfernt vor ihm. Da hörte ich plötzlich Mutter jäh aufgellen.
Sie war in die Haustüre getreten und hatte mit wenigen Blicken die Situation erfasst: "Um Gotteswillen Junge, lauf fort, - es ist ein Ochs." Dass ein Ochs eine besonders große Gefahr bedeuten sollte für mich, das war mir allerdings nicht klar. Ochs oder Kuh - das war für mich ein und dasselbe.
Aber ich sah das wütende angriffsbereite Tier und begriff, dass ich nicht unsere gutmütige Liese vor mir hatte. – In demselben Augenblick kamen fünf knüppelbewaffnete Männer um die Mauerecke und riefen mir zu: "Junge, läuf, was d' kannst - s' äs Müllhobs Bulle."
Das geschah nun freilich alles schneller, als ich es hier niederschreiben kann. In einem Ruck wendete ich mich, ließ Krügel und Groschen fallen und rannte ins Haus. Der Bulle aber, der bei Müllhobs ausgebrochen war, wendete sich angriffsbereit den Männern zu. Wiederholt versuchte ihn Müllhobs Knecht gütig zu bereden: "Hans komm."
Immer ging er wieder mit gestreckten Hörnern wütend auf seine Häscher vor. Erst mit großer Mühe gelang es den Männern, das Tier im Laufe des Tages noch dingfest zu machen, ohne dass ein Unheil geschah. -
Oft habe ich schon über die Begebenheit nachgedacht, und immer wieder kommt mir die gläubige Erkenntnis, dass mich mein Schutzengel damals wunderbar geschützt hat.
Adam Richwien —
Anemone
Eine alte lettische Frau nahm sich 1945 deutscher Soldaten an, die in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten waren. Sooft sie konnte, ließ sie ihnen ein Stück Brot zukommen. Dabei wurde sie eines Tages erwischt. Sie wurde vor den sowjetischen Lagerchef zitiert. Der fuhr sie schroff an: „Hast du nicht gelesen, dass es strengstens verboten ist, den Kriegsgefangenen Lebensmittel zu geben?" Die alte …Mehr
Eine alte lettische Frau nahm sich 1945 deutscher Soldaten an, die in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten waren. Sooft sie konnte, ließ sie ihnen ein Stück Brot zukommen. Dabei wurde sie eines Tages erwischt. Sie wurde vor den sowjetischen Lagerchef zitiert. Der fuhr sie schroff an: „Hast du nicht gelesen, dass es strengstens verboten ist, den Kriegsgefangenen Lebensmittel zu geben?" Die alte Frau nickte gelassen, ehe sie antwortete: „Herr Lagerkommandant, ich habe nicht irgendwelche Lebensmittel gegeben, ich habe Brot gereicht!"

Das sei ja schließlich einerlei, fauchte der Mächtige zurück: „Sag, hast du gewusst, dass es verboten ist, ja oder nein?"
Die alte lettische Frau überlegte einen Moment, ehe sie antwortete, dabei dem Lagerchef direkt in die Augen blickend: „Ich habe gelesen, dass angeschrieben steht, es sei verboten. Aber man darf nicht verbieten, unglücklichen Menschen zu helfen."

Der Russe, jetzt gefährlich leise, fragte zurück: „Heißt das, dass du ihnen auch weiterhin Brot geben wirst?" Die alte Frau sah ihm erneut in die Augen: „Genosse Direktor, hören Sie mir mal ganz gut zu. Als die Deutschen die Herren waren, brachten sie russische Kriegsgefangene hierher zur Arbeit. Die litten große Not und ich habe ihnen Brot gegeben. Dann brachten sie Juden hierher, die hatten auch großen Hunger und ich habe ihnen Brot gegeben. Jetzt sind die Deutschen die Unglücklichen und leiden Hunger und ich gebe ihnen Brot. Und wenn Sie, Genosse Direktor, eines Tages das Unglück haben sollten, Gefangener zu werden und Hunger zu leiden, dann werde ich auch Ihnen Brot reichen!"
Die alte Frau ließ den Lagerchef stehen, drehte sich um und ging. Der Russe unternahm nichts gegen sie.
Anemone
Nothelfer bei Nacht
Diese Geschichte ereignete sich zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (1930-1933) in Chicago. Sie wurde mir von einem Priester, dem Bruder von Dr. Braun, erzählt.
Zu früher Morgenstunde wurde Dr. Braun durch das aufdringliche Läuten des Telefons aus dem Schlaf gerissen. Schlaftrunken griff er nach dem Hörer. Eine rauhe, angespannte Stimme meldete sich flehentlich: "Sind Sie Dr. …Mehr
Nothelfer bei Nacht
Diese Geschichte ereignete sich zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (1930-1933) in Chicago. Sie wurde mir von einem Priester, dem Bruder von Dr. Braun, erzählt.

Zu früher Morgenstunde wurde Dr. Braun durch das aufdringliche Läuten des Telefons aus dem Schlaf gerissen. Schlaftrunken griff er nach dem Hörer. Eine rauhe, angespannte Stimme meldete sich flehentlich: "Sind Sie Dr. Braun?" "Ja, ich bin am Apparat."

"Bitte kommen Sie so schnell Sie können! Es ist sehr dringend, es geht um Leben und Tod!"

"Ja, ich komme. Wo wohnen Sie?" "Alan Street Nr. 17, bitte kommen Sie sofort."

Dr. Braun zog sich schnell an, packte seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zur Alan Street. Wie einsam war es doch, alleine bei Nacht durch die dunklen Straßen zu fahren. Die Gegend, in die er fuhr, war weitab vom Schuss, ein Viertel wo man sich nicht einmal bei Tag auf der Straße besonders sicher fühlen konnte. Dr. Braun fand das Haus ziemlich leicht, ein alleinstehendes Haus. Es war nur eigenartig, dass kein Licht brannte. Er ging zur Tür hin und klopfte. Nach einer Pause klopfte er noch einmal - immer noch keine Antwort. Auf das dritte Klopfen hin fragte jemand schroff:

"Wer ist da?" "Ich bin's, Dr. Braun. Ich habe einen Notruf bekommen. Ist das die Alan Street Nr. 17?" "Ja, aber es hat Sie niemand gerufen. Machen Sie, dass Sie fortkommen!"

Beim Weggehen suchte er die Straße nach einem Haus ab, wo Licht brannte, um herauszufinden, wo wirklich Hilfe gebraucht wurde. Da aber alles finster war, machte er sich Vorwürfe, weil er dachte, er hätte sich die falsche Strassennummer notiert. Oder vielleicht war es einfach ein übler Scherz. Jedenfalls blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Hause zu fahren. Und da kein weiterer Anruf kam, dachte er in den darauffolgenden Tagen nicht mehr an den Vorfall...

Bis auf ein paar Wochen später, als er wieder einen Anruf erhielt - diesmal bei Tag - vom Notdienst des Krankenhauses. Die Krankenschwester erklärte, dass ein gewisser John Turner nach einem schweren Unfall im Sterben lag und dringend nach Dr. Robert Braun verlangte. "Herr Doktor, bitte machen Sie schnell! Der Mann hat nicht mehr lang zu leben. Er will uns aber nicht sagen, warum er Sie unbedingt sprechen möchte."

Dr. Braun versprach zu kommen, obwohl er ziemlich sicher war, dass er keinen John Turner kannte. Dies wurde von dem Sterbenden auch bestätigt: "Dr. Braun, Sie kennen mich nicht, aber ich muss mit Ihnen sprechen, bevor ich sterbe, und Sie um Verzeihung bitten. Sie erinnern sich sicher an den Telefonanruf vor ein paar Wochen mitten in der Nacht."

"Ja, aber..."
"Das war ich. Wissen Sie, seit Monaten hatte ich keine Arbeit. Ich verkaufte alle Wertsachen im Haus und konnte meine Familie dennoch nicht ernähren. Ich konnte die flehentlichen, hungrigen Blicke in den Augen meiner Kinder nicht mehr mit ansehen. In meiner Verzweiflung beschloss ich, mitten in der Nacht einen Arzt um Hilfe zu rufen. Mein Plan war, ihn umzubringen, sein Geld zu nehmen und seine Instrumente zu verkaufen."
Obwohl starr vor Schreck, konnte Dr. Braun nicht umhin, einzuwenden: "Ich bin ja gekommen. Warum haben Sie mich dann nicht umgebracht?"

"Ich dachte, Sie würden alleine kommen, aber als ich diesen großen, kräftigen jungen Mann an Ihrer Seite sah, bekam ich es mit der Angst zu tun, und so wies ich Sie schroff ab. Bitte verzeihen Sie mir."

"Ja, natürlich", murmelte Dr. Braun wie benommen. Da lief ihm kalter Schauer über den Rücken; er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass das, was er für ein ärgerliches Versehen oder einen üblen Scherz angesehen hatte, in Wirklichkeit eine tödliche Falle war, der er nur mit knapper Not entging. Und noch weniger ahnte er, dass sein Schutzengel (dem er im Nachhinein dieses Eingreifen zuschrieb) sein Leben in jener Nacht gerettet hatte, denn dieser 'kräftige junge Mann' war nur seinem potentiellen Mörder erschienen, der ihn jetzt, als er im Sterben lag, um Verzeihung bat.
Wie wunderbar sind GOTTES Wege! Wie oft bewahren unsere Engel uns vor Schaden, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. —
viatorem
Ich kenne eine ähnliche Geschichte, da wurde ein Priester zu einem Sterbenden gerufen, musste durch einen dunklen Wald und als er am Haus des angeblich Sterbenden ankam, da war dieser kerngesund und wusste mit dem Priester gar nichts anzufangen, so dass dieser sich wieder auf den Heimweg begab.
Er kam auch gut zu Hause an.
Später stellte es sich heraus, dass einige Räuber ihm eine Falle stellten,…Mehr
Ich kenne eine ähnliche Geschichte, da wurde ein Priester zu einem Sterbenden gerufen, musste durch einen dunklen Wald und als er am Haus des angeblich Sterbenden ankam, da war dieser kerngesund und wusste mit dem Priester gar nichts anzufangen, so dass dieser sich wieder auf den Heimweg begab.

Er kam auch gut zu Hause an.

Später stellte es sich heraus, dass einige Räuber ihm eine Falle stellten,um ihn auf dem Waldweg zu überfallen, sie ließen aber von diesem Vorhaben am, weil den Priester zu viele Personen begleiteten.

Als der Priester davon hörte war er sehr ergriffen, denn er glaubte, dass seine Begleiter, arme Seelen waren, für die er immer betet und auch um ihren Schutz gebetet hatte, bevor er sich auf den Weg zu dem angeblich Sterbenden aufmachte.
Anemone
Ein Schutzengelerlebnis
berichtet von Pater Gereon Goldmann OFM
Zum merkwürdigsten und unglaublichsten Vorfall meiner Militärzeit (Anm.2. Weltkrieg in Italien) gehört folgender Vorfall:

Wir lagen in einem engen Tal, am Fuße hochrangiger Berge. Bis zum Meer waren es wohl noch 2 km, die Front war vielleicht 3 km entfernt, auch war sie von uns durch einen Bergrücken getrennt. Es mag acht oder neun …Mehr
Ein Schutzengelerlebnis
berichtet von Pater Gereon Goldmann OFM
Zum merkwürdigsten und unglaublichsten Vorfall meiner Militärzeit (Anm.2. Weltkrieg in Italien) gehört folgender Vorfall:

Wir lagen in einem engen Tal, am Fuße hochrangiger Berge. Bis zum Meer waren es wohl noch 2 km, die Front war vielleicht 3 km entfernt, auch war sie von uns durch einen Bergrücken getrennt. Es mag acht oder neun Uhr abends gewesen sein, da hörten wir schweren Geschützlärm aus der Ferne. Natürlich, das waren nur Abschüsse der Amis, denn wir hatten ja keine schweren Waffen mehr. Es dauerte keine Stunde, da kamen die Verwundeten. Ich legte sie in dem engen Tal auf die bloße Erde unter die Olivenbäume und versorgte sie nach besten Kräften. Erst nach Mitternacht war ich damit fertig, müde und erschöpft. Die etwa 30 Verwundeten lagen, wie ich meinte, gut geschützt; die meisten schliefen, einige stöhnten. Sie waren so schwer verwundet, daß eigentlich für sie keine Hoffnung mehr bestand.
Da nun nichts mehr zu tun war, legte ich mich hin, nachdem ich zwei Wachen eingeteilt hatte, eine unten im Tal, die andere oben zum Berghang hin, und schlief ein.

Plötzlich wurde ich hellwach, weil ich hörte, daß mir jemand etwas zurief. Schlaftrunken glaubte ich "schnell" und "graben" vernommen zu haben. Aber das war ja ganz unmöglich. Alle Verwundeten waren ruhig; zwei waren inzwischen verstorben.
Ich schaute auf die Uhr: Nachts, zwei Uhr. Wieder legte ich mich hin und hörte im gleichen Moment laut und deutlich rufen: "Sofort aufstehen, schnell, schnell ein Splitterloch graben." Ich wurde böse, weil ich glaubte, einer der Posten wolle mich necken und fuhr ihn an, das dumme Rufen sein zu lassen. "Aber Herr Unteroffizier, hier hat doch niemand gerufen", behauptete er. Was war los? Ich hatte doch ganz deutlich die Worte verstanden.

Hellwach lehnte ich mich mit dem Rücken an einen Baum und schaute zu den Sternen auf. Aller Schlaf war verflogen. Eine mir bisher unbekannte Unruhe hatte mmich gepackt.
Und dann zum Drittenmal der Ruf, noch dringender, fast drohend: "Höchste Zeit, sofort ein Splitterloch graben!" Ich sprang wütend auf und rief: "Wer stört mich da dauernd?" Die herbeigerannten Wachen schauten sich komisch an. Der eine meinte, ich hätte wohl geträumt, während der andere eine bezeichnende Geste zum Kopf machte...
Ich aber konnte nicht daran zweifeln, diese Stimme gehört zu haben. Angst und Unruhe packten mich aufs neue. In meiner Verwirrung begann ich wie wild mit Pickel und Spaten ein Splitterloch aufzuhacken.
Mit Tagesanbruch wachten meine Krankenträger auf und witzelten über mich.
Mein Fahrer kam mit dem Morgenkaffe. Verwundert schaute er mich an, als ich meinte, er habe doch Frau und Kinder und solle so schnell wie möglich für sich ein Splitterloch graben. Er kannte mich als einen ruhigen Mann, der keine überstürzten Befehle gab und begann nun seinerseits, von meinem Benehmen überrascht, mit Spitzhacke und Spaten zu arbeiten.

Es war neun Uhr, als von einem Schiff im Hafen Sirenensignal kam. Ich hatte mit nacktem Oberkörper, nur mit der Hose bekleidet, gearbeitet, fand nun, daß mein Schutzloch groß genug war, kroch heraus und zog mir das Hemd an, in dessen Brusttasche das hl.Sakrament war. Jetzt durfte ich mich etwas ausruhen von der ungewohnten Anstrengung. So legte ich mich, wohlig ausgestreckt, in das soeben gegrabene Loch .
Aufsehend packte mich der Schrecken: Ganz oben kreisten zehn, zwölf Doppelrumpfflugzeuge, Bomber, die uns so oft Verderben gebracht hatten. Ich rief: "Alarm!" Alle standen unbeweglich, hoffend, daß wir noch nicht entdeckt seien. Aber es war zu spät. Wie die Geier stürzten sich die Flugzeuge auf das enge Tal und warfen ihre Bomben ab. Alles suchte hastig irgendeine Deckung. Ich dachte urplötzlich: Schnell auf den Bauch! Ich lag ja immer noch mit dem Rücken nach unten. Im Moment, als ich mich umdrehte, um das Allerheiligste zu schützen, regnete es Stahl, Steine, Erde und Staub. Ich stützte mich mit den Armen etwas hoch, damit mir Luft zum Atmen bliebe.
Nach 20 Minuten wurde ich von Soldaten aus dem Loch gezogen. Sie waren nach dem Angriff vom Hafen her zu Hilfe geeilt.
Nach langer künstlicher Beatmung kam ich zu mir und sah, daß nur mein Fahrer und ich unverletzt waren, abgesehen von einigen kleinen Splittern in meinem Rücken. Alle anderen waren tot oder schwer verletzt.

Wer hatte mich da mitten in der Nacht gerufen? Wer hatte mich gewarnt und gerettet?

Drei Wochen später kam ein Brief aus Fulda von der Schwester Sakristanin mit dem Inhalt: "Ich konnte nachts 'plötzlich nicht mehr schlafen und hatte schreckliche Angst um Dich. Ich ging in die Kapelle und habe stundenlang für Dich gebetet. Das war um 2.00 Uhr nachts. Schreibe doch bitte, ob etwas passiert ist." Der Brief war am Morgen nach der Nacht geschrieben, in der ich das laute Rufen gehört hatte.

Von diesem Tag an, begann ich mehr als zuvor zum hl.Schutzengel zu beten, den die gute Schwester, wie ich wußte, so innig verehrte.

Aus: "Tödliche Schatten -
tröstendes Licht"
3 weitere Kommentare von Anemone
Anemone
St. Michael, der Retter in der Not
Den folgenden Brief hat ein junger Marinesoldat an seine Mutter geschrieben, als er 1950 nach einer Verwundung auf einem koreanischen Schlachtfeld im Krankenhaus lag. Er gelangte in die Hände eines Militärseelsorgers, P. Walter Muldy, der den Brief vor 5000 Angehörigen der Marine vorlas. P. Muldy hatte mit dem Jungen, mit der Mutter des Jungen und mit dem Oberfeldwebel …Mehr
St. Michael, der Retter in der Not
Den folgenden Brief hat ein junger Marinesoldat an seine Mutter geschrieben, als er 1950 nach einer Verwundung auf einem koreanischen Schlachtfeld im Krankenhaus lag. Er gelangte in die Hände eines Militärseelsorgers, P. Walter Muldy, der den Brief vor 5000 Angehörigen der Marine vorlas. P. Muldy hatte mit dem Jungen, mit der Mutter des Jungen und mit dem Oberfeldwebel persönlich gesprochen und verbürgt sich für die Echtheit dieser Geschichte.

Liebe Mama,
niemand anderem würde ich es wagen, diesen Brief zu schreiben, als Dir, denn niemand sonst würde mir glauben. Vielleicht tust auch Du Dich schwer, aber ich muss es mir einfach von der Seele schreiben.

Zuerst wollte ich Dir sagen, dass ich gerade im Krankenhaus bin. Aber bitte mach Dir keine Sorgen! Ich bin zwar verwundet, aber es geht mir soweit gut. Der Arzt sagt, dass ich in einem Monat wieder auf den Beinen bin. Aber das nur nebenbei. Weißt Du noch, als ich letztes Jahr zur Marine ging? Damals sagtest Du mir, ich solle jeden Tag zu St. Michael beten. Das hättest Du mir gar nicht sagen brauchen, denn von klein auf hattest Du mir das immer wieder eingeschärft. Du hast mich sogar nach ihm genannt. Ich habe immer zu St. Michael gebetet. Aber als ich nach Korea kam, habe ich noch fester zu ihm gebetet. Weißt Du noch, welches Gebet Du mich damals gelehrt hast...? "Michael, Michael, bleib bei mir! Führe mich auf beiden Seiten, dass mein Fuß nicht möge gleiten,..." Ich hab's jeden Tag gebetet,... manchmal beim Marschieren und manchmal bei der Rast, aber immer vor dem Schlafengehen. Sogar einige Kameraden hab ich dazu gebracht, es zu beten.
Eines Tages war ich mit einem Vortrupp an vorderster Front. Wir haben die ganze Gegend nach Kommunisten ausgekundschaftet. Ich schleppte mich in der bitteren Kälte dahin ... mein Atem war wie Zigarrenrauch. Ich dachte, ich würde jeden im Stoßtrupp kennen, als auf einmal neben mir ein anderer Marinesoldat auftauchte, den ich nie zuvor gesehen hatte. Er war größer als alle Marinesoldaten, die ich je gesehen hatte. Er muss gut 1,92 m groß gewesen sein und war dementsprechend gebaut. Es gab mir ein Gefühl von Sicherheit, solch einen Hünen an meiner Seite zu wissen. Da waren wir also und stapften mühsam voran. Der Rest des Stoßtrupps schwirrte aus. Um ins Gespräch zu kommen, sagte ich: "Ganz schön kalt, was?" Und dann mußte ich lachen. Jeden Augenblick hätte ich sterben können, und da rede ich übers Wetter!

Mein Begleiter schien zu verstehen. Ich hörte ihn leise lachen. Da schaute ich ihn an: "Ich hab dich noch nie gesehen. Ich dachte, ich würde jeden Mann in der Truppe kennen."

"Ich bin auch erst ganz zum Schluss dazugekommen", erwiderte er. "Ich heiße Michael."

"Tatsächlich?" sagte ich überrascht. "Ich auch!"

"Ich weiß", sagte er ... und dann fuhr er fort: "Michael, Michael, bleib bei mir..." Ich war zu perplex, um gleich etwas sagen zu können. Woher wusste er meinen Namen und das Gebet, das Du mich gelehrt hattest? Da mußte ich schmunzeln: jeder in der Truppe kannte mich! Hatte ich das Gebet nicht jedem beigebracht, der es lernen wollte? Hin und wieder nannten sie mich sogar "St. Michael"! Eine Weile sprach keiner von uns beiden etwas. Dann brach er das Schweigen. "Wir werden da vorne in eine brenzlige Lage kommen."

Er muss in guter körperlicher Verfassung gewesen sein, denn er atmete so leicht, dass ich seinen Atem nicht sehen konnte. Meiner war wie eine große Wolke! Auf seinem Gesicht war jetzt kein Lächeln mehr. In eine brenzlige Lage sollen wir da vorn kommen - dachte ich bei mir - wo es doch von Kommunisten nur so wimmelt, ist das nichts Neues! Der Schnee begann in großen, dicken Flocken zu fallen. Im Nu war die Landschaft wie ausgelöscht. Und ich marschierte in einem weißen Nebel nasser, klebriger Klumpen. Mein Gefährte war nicht mehr da. "Michael!" rief ich in plötzlicher Bestürzung.

Da spürte ich seine Hand auf meinem Arm, seine Stimme war warm und stark. "Es hört gleich auf zu schneien."

Seine Voraussage war richtig. In ein paar Minuten hörte der Schnee so schlagartig auf, wie er gekommen war. Die Sonne sah aus wie eine harte, leuchtende Scheibe. Ich schaute mich um nach dem Rest des Trupps. Niemand in Sicht. Wir hatten die andern in dem Schneegestöber verloren. Ich schaute nach vorne, als wir auf eine kleine Anhöhe kamen. Mama, mein Herz stand still! Da waren sieben! Sieben Kommunisten in ihren gepolsterten Hosen und Jacken und komischen Hüten. Nur war jetzt alles gar nicht mehr komisch. Sieben Gewehre waren auf uns gerichtet! "Auf den Boden, Michael!" schrie ich und warf mich auf die gefrorene Erde. Ich hörte, wie die Gewehre gleichzeitig wie auf Kommando abfeuerten. Ich hörte die Kugeln durch die Luft sausen. Da war Michael ... er stand immer noch! Mama, diese Kerle hätten ihr Ziel nie verfehlen können ... Nicht bei der Entfernung! Ich dachte schon, Michael wäre von den Kugeln völlig zerfetzt. Aber da stand er... und machte keine Anstalten, selbst zu schießen. Er war vor Angst gelähmt ... So was passiert manchmal sogar den Tapfersten! Er war wie ein von einer Schlange hypnotisierter Vogel. Zumindest dachte ich mir das damals! Ich sprang auf, um ihn herunterzuziehen, und da wurde ich getroffen. Es brannte wie Feuer in meiner Brust. Ich hatte mir schon oft überlegt, wie es ist, wenn man von einer Kugel getroffen wird ... jetzt weiß ich es! Ich erinnere mich, wie starke Arme mich umfingen, die mich ganz sacht auf ein Schneekissen legten. Ich öffnete meine Augen für einen letzten Blick. Ich lag im Sterben! Vielleicht war ich sogar schon tot. Ich weiß noch, wie ich bei mir dachte: "Das ist gar nicht so schlimm." Vielleicht schaute ich in die Sonne. Vielleicht hatte ich einen Schock. Aber es schien mir, als sähe ich Michael wieder aufrecht stehen ... nur leuchtete sein Gesicht diesmal in einem schreckenerregenden Glanz. Er schien sich zu verändern, während ich ihn beobachtete. Er wurde größer, seine Arme breiteten sich weit aus. Vielleicht war es der Schnee, der wieder fiel, aber es umgab ihn ein Lichtglanz wie die Flügel eines Engels! In seiner Hand war ein Schwert,... ein Schwert, das von Millionen von Lichtern blitzte. Nun,... das ist das letzte, an das ich mich erinnern kann, bis die anderen Kameraden mich fanden. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war. Zwischendurch hatte ich immer wieder ein paar schmerz- und fieberfreie Augenblicke. Ich erzählte meinen Kameraden von dem Feind, der direkt vor uns war. "Wo ist Michael?" fragte ich. Sie schauten einander an. "Wo ist wer?" fragte einer.

"Michael ... Michael ... der große Marinesoldat, mit dem ich marschierte, kurz bevor der Schneesturm kam." "Junge", sagte der Oberfeldwebel, "du bist mit gar niemandem marschiert. Ich ließ Dich keinen Moment aus den Augen. Du bist viel zu weit vorausgelaufen! Ich wollte dich gerade zurückrufen, als du im Schneegestöber verschwunden bist." Er schaute mich neugierig an.
"Wie hast du das bloß geschafft, Junge?" "Was soll ich geschafft haben?" fragte ich trotz meiner Verwundung halb ärgerlich. "Dieser Marinesoldat Michael und ich waren gerade ..." "Junge", sagte der Oberfeldwebel begütigend, "ich hab die Mannschaft selbst ausgesucht, und da ist nicht noch ein Michael in der Truppe! Du bist der einzige Michael!" Er hielt einen Augenblick inne. "Wie hast du das bloß geschafft? Wir hörten Schüsse, aber nicht ein Schuss wurde von deinem Gewehr abgefeuert... und da ist kein bißchen Blei in den sieben getöteten Soldaten auf dem Berg da drüben." Ich habe nichts gesagt. Was hätte ich sagen sollen? Ich konnte nur völlig fassungslos in die Gegend schauen.
Da sprach der Oberfeldwebel wieder. "Junge", sagte er sanft... "jeder dieser sieben Kommunisten wurde mit einem Schwertstreich getötet!"
Mehr kann ich Dir nicht berichten, Mama. Wie gesagt, vielleicht war es die Sonne in meinen Augen, ... vielleicht war es die Kälte oder der Schmerz. Aber genau das ist geschehen!
Liebe Grüße,
Dein Michael
Anemone
Das Antlitz aller glich lebend’ger Flamme,
Die Flügel waren Gold, so weiß das andre,
Daß solche Weiße nimmer Schnee erreicht.
Wenn in die Blumen sie sich senkten,
teilten Von Sitz zu Sitz sie Frieden aus und Inbrunst
Die,ihre Flanken fächelnd, sie erworben.
Dante Alighieri
Die Göttliche Komödie, Das Paradies, 31. Gesang 😉
Anemone
Die Krankenbesuche und die Brücke nach dem Sturm
Nach den schweren Unwettern war Pater Johannes auf Krankenbesuchen in seiner Bergpfarrei unterwegs. Er fuhr mit seinem guten, treuen VW Käfer von einem Kranken zum anderen. Doch auf dem letzten Stück des Wegs wurde der Käfer auf einmal widerspenstig und begann zu streiken. Anstatt dass er die Kranken besuchte, wurde nun er selbst von einem Ungemach …Mehr
Die Krankenbesuche und die Brücke nach dem Sturm
Nach den schweren Unwettern war Pater Johannes auf Krankenbesuchen in seiner Bergpfarrei unterwegs. Er fuhr mit seinem guten, treuen VW Käfer von einem Kranken zum anderen. Doch auf dem letzten Stück des Wegs wurde der Käfer auf einmal widerspenstig und begann zu streiken. Anstatt dass er die Kranken besuchte, wurde nun er selbst von einem Ungemach heimgesucht. Das Auto stotterte und würgte und starb immer wieder ab. Pater Johannes stieg jedes Mal aus und machte ein bißchen am Motor herum. Es lief wieder an und fuhr ein paar hundert Meter weiter. Schließlich gab es seinen Geist ganz auf, und kein Herumbasteln und kein gutes Zureden half mehr, dem Käfer irgendwelche weitere Bewegungen zu entlocken.

Angesichts dieser neuen Situation blickte Pater Johannes erst einmal um sich und überlegte, wie er seine Krankenbesuche fortführen könne. Erst in dem Augenblick bemerkte er, dass die Brücke über den Bergbach, etwa hundert Schritte von ihm entfernt, im Sturm von den stürzenden Fluten weggerissen worden war. Da er nicht weiterfahren konnte, setzte er sich ins Auto und wartete ein wenig ab. Da versuchte er auf gut Glück, das Auto wieder zu starten. Der Motor sprang an und summte vergnüglich den ganzen Weg nach Hause. Er brauchte das Auto nie in die Werkstatt zu bringen. Also lag das Problem gar nicht beim Auto, dachte er bei sich. Das hat sein Schutzengel so gemacht, um ihn davor zu bewahren, mit seinem Auto in die Tiefe zu stürzen.
Guggenmoos
😇 Der Himmelsglaube ist nicht Wahn und bringt nicht Wahn, sondern er erlöst vom Wahn.
Karl May
Guggenmoos
😇 Ein Schutzengelerlebnis
berichtet von Pater Gereon Goldmann OFM
Zum merkwürdigsten und unglaublichsten Vorfall meiner Militärzeit (Anm.2. Weltkrieg in Italien) gehört folgender Vorfall:

Wir lagen in einem engen Tal, am Fuße hochrangiger Berge. Bis zum Meer waren es wohl noch 2 km, die Front war vielleicht 3 km entfernt, auch war sie von uns durch einen Bergrücken getrennt. Es mag acht oder …Mehr
😇 Ein Schutzengelerlebnis
berichtet von Pater Gereon Goldmann OFM
Zum merkwürdigsten und unglaublichsten Vorfall meiner Militärzeit (Anm.2. Weltkrieg in Italien) gehört folgender Vorfall:

Wir lagen in einem engen Tal, am Fuße hochrangiger Berge. Bis zum Meer waren es wohl noch 2 km, die Front war vielleicht 3 km entfernt, auch war sie von uns durch einen Bergrücken getrennt. Es mag acht oder neun Uhr abends gewesen sein, da hörten wir schweren Geschützlärm aus der Ferne. Natürlich, das waren nur Abschüsse der Amis, denn wir hatten ja keine schweren Waffen mehr. Es dauerte keine Stunde, da kamen die Verwundeten. Ich legte sie in dem engen Tal auf die bloße Erde unter die Olivenbäume und versorgte sie nach besten Kräften. Erst nach Mitternacht war ich damit fertig, müde und erschöpft. Die etwa 30 Verwundeten lagen, wie ich meinte, gut geschützt; die meisten schliefen, einige stöhnten. Sie waren so schwer verwundet, daß eigentlich für sie keine Hoffnung mehr bestand.
Da nun nichts mehr zu tun war, legte ich mich hin, nachdem ich zwei Wachen eingeteilt hatte, eine unten im Tal, die andere oben zum Berghang hin, und schlief ein.

Plötzlich wurde ich hellwach, weil ich hörte, daß mir jemand etwas zurief. Schlaftrunken glaubte ich "schnell" und "graben" vernommen zu haben. Aber das war ja ganz unmöglich. Alle Verwundeten waren ruhig; zwei waren inzwischen verstorben.
Ich schaute auf die Uhr: Nachts, zwei Uhr. Wieder legte ich mich hin und hörte im gleichen Moment laut und deutlich rufen: "Sofort aufstehen, schnell, schnell ein Splitterloch graben." Ich wurde böse, weil ich glaubte, einer der Posten wolle mich necken und fuhr ihn an, das dumme Rufen sein zu lassen. "Aber Herr Unteroffizier, hier hat doch niemand gerufen", behauptete er. Was war los? Ich hatte doch ganz deutlich die Worte verstanden.

Hellwach lehnte ich mich mit dem Rücken an einen Baum und schaute zu den Sternen auf. Aller Schlaf war verflogen. Eine mir bisher unbekannte Unruhe hatte mmich gepackt.
Und dann zum Drittenmal der Ruf, noch dringender, fast drohend: "Höchste Zeit, sofort ein Splitterloch graben!" Ich sprang wütend auf und rief: "Wer stört mich da dauernd?" Die herbeigerannten Wachen schauten sich komisch an. Der eine meinte, ich hätte wohl geträumt, während der andere eine bezeichnende Geste zum Kopf machte...
Ich aber konnte nicht daran zweifeln, diese Stimme gehört zu haben. Angst und Unruhe packten mich aufs neue. In meiner Verwirrung begann ich wie wild mit Pickel und Spaten ein Splitterloch aufzuhacken.
Mit Tagesanbruch wachten meine Krankenträger auf und witzelten über mich.
Mein Fahrer kam mit dem Morgenkaffe. Verwundert schaute er mich an, als ich meinte, er habe doch Frau und Kinder und solle so schnell wie möglich für sich ein Splitterloch graben. Er kannte mich als einen ruhigen Mann, der keine überstürzten Befehle gab und begann nun seinerseits, von meinem Benehmen überrascht, mit Spitzhacke und Spaten zu arbeiten.

Es war neun Uhr, als von einem Schiff im Hafen Sirenensignal kam. Ich hatte mit nacktem Oberkörper, nur mit der Hose bekleidet, gearbeitet, fand nun, daß mein Schutzloch groß genug war, kroch heraus und zog mir das Hemd an, in dessen Brusttasche das hl.Sakrament war. Jetzt durfte ich mich etwas ausruhen von der ungewohnten Anstrengung. So legte ich mich, wohlig ausgestreckt, in das soeben gegrabene Loch .
Aufsehend packte mich der Schrecken: Ganz oben kreisten zehn, zwölf Doppelrumpfflugzeuge, Bomber, die uns so oft Verderben gebracht hatten. Ich rief: "Alarm!" Alle standen unbeweglich, hoffend, daß wir noch nicht entdeckt seien. Aber es war zu spät. Wie die Geier stürzten sich die Flugzeuge auf das enge Tal und warfen ihre Bomben ab. Alles suchte hastig irgendeine Deckung. Ich dachte urplötzlich: Schnell auf den Bauch! Ich lag ja immer noch mit dem Rücken nach unten. Im Moment, als ich mich umdrehte, um das Allerheiligste zu schützen, regnete es Stahl, Steine, Erde und Staub. Ich stützte mich mit den Armen etwas hoch, damit mir Luft zum Atmen bliebe.
Nach 20 Minuten wurde ich von Soldaten aus dem Loch gezogen. Sie waren nach dem Angriff vom Hafen her zu Hilfe geeilt.
Nach langer künstlicher Beatmung kam ich zu mir und sah, daß nur mein Fahrer und ich unverletzt waren, abgesehen von einigen kleinen Splittern in meinem Rücken. Alle anderen waren tot oder schwer verletzt.

Wer hatte mich da mitten in der Nacht gerufen? Wer hatte mich gewarnt und gerettet?

Drei Wochen später kam ein Brief aus Fulda von der Schwester Sakristanin mit dem Inhalt: "Ich konnte nachts 'plötzlich nicht mehr schlafen und hatte schreckliche Angst um Dich. Ich ging in die Kapelle und habe stundenlang für Dich gebetet. Das war um 2.00 Uhr nachts. Schreibe doch bitte, ob etwas passiert ist." Der Brief war am Morgen nach der Nacht geschrieben, in der ich das laute Rufen gehört hatte.

Von diesem Tag an, begann ich mehr als zuvor zum hl.Schutzengel zu beten, den die gute Schwester, wie ich wußte, so innig verehrte.

Aus: "Tödliche Schatten -
tröstendes Licht"
Ein weiterer Kommentar von Guggenmoos
Guggenmoos
😇 Die Krankenbesuche und die Brücke nach dem Sturm
Nach den schweren Unwettern war Pater Johannes auf Krankenbesuchen in seiner Bergpfarrei unterwegs. Er fuhr mit seinem guten, treuen VW Käfer von einem Kranken zum anderen. Doch auf dem letzten Stück des Wegs wurde der Käfer auf einmal widerspenstig und begann zu streiken. Anstatt dass er die Kranken besuchte, wurde nun er selbst von einem …Mehr
😇 Die Krankenbesuche und die Brücke nach dem Sturm
Nach den schweren Unwettern war Pater Johannes auf Krankenbesuchen in seiner Bergpfarrei unterwegs. Er fuhr mit seinem guten, treuen VW Käfer von einem Kranken zum anderen. Doch auf dem letzten Stück des Wegs wurde der Käfer auf einmal widerspenstig und begann zu streiken. Anstatt dass er die Kranken besuchte, wurde nun er selbst von einem Ungemach heimgesucht. Das Auto stotterte und würgte und starb immer wieder ab. Pater Johannes stieg jedes Mal aus und machte ein bißchen am Motor herum. Es lief wieder an und fuhr ein paar hundert Meter weiter. Schließlich gab es seinen Geist ganz auf, und kein Herumbasteln und kein gutes Zureden half mehr, dem Käfer irgendwelche weitere Bewegungen zu entlocken.

Angesichts dieser neuen Situation blickte Pater Johannes erst einmal um sich und überlegte, wie er seine Krankenbesuche fortführen könne. Erst in dem Augenblick bemerkte er, dass die Brücke über den Bergbach, etwa hundert Schritte von ihm entfernt, im Sturm von den stürzenden Fluten weggerissen worden war. Da er nicht weiterfahren konnte, setzte er sich ins Auto und wartete ein wenig ab. Da versuchte er auf gut Glück, das Auto wieder zu starten. Der Motor sprang an und summte vergnüglich den ganzen Weg nach Hause. Er brauchte das Auto nie in die Werkstatt zu bringen. Also lag das Problem gar nicht beim Auto, dachte er bei sich. Das hat sein Schutzengel so gemacht, um ihn davor zu bewahren, mit seinem Auto in die Tiefe zu stürzen.
frederikvanhusen
St. Michael, der Retter in der Not
Den folgenden Brief hat ein junger Marinesoldat an seine Mutter geschrieben, als er 1950 nach einer Verwundung auf einem koreanischen Schlachtfeld im Krankenhaus lag. Er gelangte in die Hände eines Militärseelsorgers, P. Walter Muldy, der den Brief vor 5000 Angehörigen der Marine vorlas. P. Muldy hatte mit dem Jungen, mit der Mutter des Jungen und mit dem Oberfeldwebel …Mehr
St. Michael, der Retter in der Not
Den folgenden Brief hat ein junger Marinesoldat an seine Mutter geschrieben, als er 1950 nach einer Verwundung auf einem koreanischen Schlachtfeld im Krankenhaus lag. Er gelangte in die Hände eines Militärseelsorgers, P. Walter Muldy, der den Brief vor 5000 Angehörigen der Marine vorlas. P. Muldy hatte mit dem Jungen, mit der Mutter des Jungen und mit dem Oberfeldwebel persönlich gesprochen und verbürgt sich für die Echtheit dieser Geschichte.

Liebe Mama,
niemand anderem würde ich es wagen, diesen Brief zu schreiben, als Dir, denn niemand sonst würde mir glauben. Vielleicht tust auch Du Dich schwer, aber ich muss es mir einfach von der Seele schreiben.

Zuerst wollte ich Dir sagen, dass ich gerade im Krankenhaus bin. Aber bitte mach Dir keine Sorgen! Ich bin zwar verwundet, aber es geht mir soweit gut. Der Arzt sagt, dass ich in einem Monat wieder auf den Beinen bin. Aber das nur nebenbei. Weißt Du noch, als ich letztes Jahr zur Marine ging? Damals sagtest Du mir, ich solle jeden Tag zu St. Michael beten. Das hättest Du mir gar nicht sagen brauchen, denn von klein auf hattest Du mir das immer wieder eingeschärft. Du hast mich sogar nach ihm genannt. Ich habe immer zu St. Michael gebetet. Aber als ich nach Korea kam, habe ich noch fester zu ihm gebetet. Weißt Du noch, welches Gebet Du mich damals gelehrt hast...? "Michael, Michael, bleib bei mir! Führe mich auf beiden Seiten, dass mein Fuß nicht möge gleiten,..." Ich hab's jeden Tag gebetet,... manchmal beim Marschieren und manchmal bei der Rast, aber immer vor dem Schlafengehen. Sogar einige Kameraden hab ich dazu gebracht, es zu beten.
Eines Tages war ich mit einem Vortrupp an vorderster Front. Wir haben die ganze Gegend nach Kommunisten ausgekundschaftet. Ich schleppte mich in der bitteren Kälte dahin ... mein Atem war wie Zigarrenrauch. Ich dachte, ich würde jeden im Stoßtrupp kennen, als auf einmal neben mir ein anderer Marinesoldat auftauchte, den ich nie zuvor gesehen hatte. Er war größer als alle Marinesoldaten, die ich je gesehen hatte. Er muss gut 1,92 m groß gewesen sein und war dementsprechend gebaut. Es gab mir ein Gefühl von Sicherheit, solch einen Hünen an meiner Seite zu wissen. Da waren wir also und stapften mühsam voran. Der Rest des Stoßtrupps schwirrte aus. Um ins Gespräch zu kommen, sagte ich: "Ganz schön kalt, was?" Und dann mußte ich lachen. Jeden Augenblick hätte ich sterben können, und da rede ich übers Wetter!

Mein Begleiter schien zu verstehen. Ich hörte ihn leise lachen. Da schaute ich ihn an: "Ich hab dich noch nie gesehen. Ich dachte, ich würde jeden Mann in der Truppe kennen."

"Ich bin auch erst ganz zum Schluss dazugekommen", erwiderte er. "Ich heiße Michael."

"Tatsächlich?" sagte ich überrascht. "Ich auch!"

"Ich weiß", sagte er ... und dann fuhr er fort: "Michael, Michael, bleib bei mir..." Ich war zu perplex, um gleich etwas sagen zu können. Woher wusste er meinen Namen und das Gebet, das Du mich gelehrt hattest? Da mußte ich schmunzeln: jeder in der Truppe kannte mich! Hatte ich das Gebet nicht jedem beigebracht, der es lernen wollte? Hin und wieder nannten sie mich sogar "St. Michael"! Eine Weile sprach keiner von uns beiden etwas. Dann brach er das Schweigen. "Wir werden da vorne in eine brenzlige Lage kommen."

Er muss in guter körperlicher Verfassung gewesen sein, denn er atmete so leicht, dass ich seinen Atem nicht sehen konnte. Meiner war wie eine große Wolke! Auf seinem Gesicht war jetzt kein Lächeln mehr. In eine brenzlige Lage sollen wir da vorn kommen - dachte ich bei mir - wo es doch von Kommunisten nur so wimmelt, ist das nichts Neues! Der Schnee begann in großen, dicken Flocken zu fallen. Im Nu war die Landschaft wie ausgelöscht. Und ich marschierte in einem weißen Nebel nasser, klebriger Klumpen. Mein Gefährte war nicht mehr da. "Michael!" rief ich in plötzlicher Bestürzung.

Da spürte ich seine Hand auf meinem Arm, seine Stimme war warm und stark. "Es hört gleich auf zu schneien."

Seine Voraussage war richtig. In ein paar Minuten hörte der Schnee so schlagartig auf, wie er gekommen war. Die Sonne sah aus wie eine harte, leuchtende Scheibe. Ich schaute mich um nach dem Rest des Trupps. Niemand in Sicht. Wir hatten die andern in dem Schneegestöber verloren. Ich schaute nach vorne, als wir auf eine kleine Anhöhe kamen. Mama, mein Herz stand still! Da waren sieben! Sieben Kommunisten in ihren gepolsterten Hosen und Jacken und komischen Hüten. Nur war jetzt alles gar nicht mehr komisch. Sieben Gewehre waren auf uns gerichtet! "Auf den Boden, Michael!" schrie ich und warf mich auf die gefrorene Erde. Ich hörte, wie die Gewehre gleichzeitig wie auf Kommando abfeuerten. Ich hörte die Kugeln durch die Luft sausen. Da war Michael ... er stand immer noch! Mama, diese Kerle hätten ihr Ziel nie verfehlen können ... Nicht bei der Entfernung! Ich dachte schon, Michael wäre von den Kugeln völlig zerfetzt. Aber da stand er... und machte keine Anstalten, selbst zu schießen. Er war vor Angst gelähmt ... So was passiert manchmal sogar den Tapfersten! Er war wie ein von einer Schlange hypnotisierter Vogel. Zumindest dachte ich mir das damals! Ich sprang auf, um ihn herunterzuziehen, und da wurde ich getroffen. Es brannte wie Feuer in meiner Brust. Ich hatte mir schon oft überlegt, wie es ist, wenn man von einer Kugel getroffen wird ... jetzt weiß ich es! Ich erinnere mich, wie starke Arme mich umfingen, die mich ganz sacht auf ein Schneekissen legten. Ich öffnete meine Augen für einen letzten Blick. Ich lag im Sterben! Vielleicht war ich sogar schon tot. Ich weiß noch, wie ich bei mir dachte: "Das ist gar nicht so schlimm." Vielleicht schaute ich in die Sonne. Vielleicht hatte ich einen Schock. Aber es schien mir, als sähe ich Michael wieder aufrecht stehen ... nur leuchtete sein Gesicht diesmal in einem schreckenerregenden Glanz. Er schien sich zu verändern, während ich ihn beobachtete. Er wurde größer, seine Arme breiteten sich weit aus. Vielleicht war es der Schnee, der wieder fiel, aber es umgab ihn ein Lichtglanz wie die Flügel eines Engels! In seiner Hand war ein Schwert,... ein Schwert, das von Millionen von Lichtern blitzte. Nun,... das ist das letzte, an das ich mich erinnern kann, bis die anderen Kameraden mich fanden. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war. Zwischendurch hatte ich immer wieder ein paar schmerz- und fieberfreie Augenblicke. Ich erzählte meinen Kameraden von dem Feind, der direkt vor uns war. "Wo ist Michael?" fragte ich. Sie schauten einander an. "Wo ist wer?" fragte einer.

"Michael ... Michael ... der große Marinesoldat, mit dem ich marschierte, kurz bevor der Schneesturm kam." "Junge", sagte der Oberfeldwebel, "du bist mit gar niemandem marschiert. Ich ließ Dich keinen Moment aus den Augen. Du bist viel zu weit vorausgelaufen! Ich wollte dich gerade zurückrufen, als du im Schneegestöber verschwunden bist." Er schaute mich neugierig an.
"Wie hast du das bloß geschafft, Junge?" "Was soll ich geschafft haben?" fragte ich trotz meiner Verwundung halb ärgerlich. "Dieser Marinesoldat Michael und ich waren gerade ..." "Junge", sagte der Oberfeldwebel begütigend, "ich hab die Mannschaft selbst ausgesucht, und da ist nicht noch ein Michael in der Truppe! Du bist der einzige Michael!" Er hielt einen Augenblick inne. "Wie hast du das bloß geschafft? Wir hörten Schüsse, aber nicht ein Schuss wurde von deinem Gewehr abgefeuert... und da ist kein bißchen Blei in den sieben getöteten Soldaten auf dem Berg da drüben." Ich habe nichts gesagt. Was hätte ich sagen sollen? Ich konnte nur völlig fassungslos in die Gegend schauen.
Da sprach der Oberfeldwebel wieder. "Junge", sagte er sanft... "jeder dieser sieben Kommunisten wurde mit einem Schwertstreich getötet!"
Mehr kann ich Dir nicht berichten, Mama. Wie gesagt, vielleicht war es die Sonne in meinen Augen, ... vielleicht war es die Kälte oder der Schmerz. Aber genau das ist geschehen!
Liebe Grüße,
Dein Michael
frederikvanhusen
Ein Schutzengelerlebnis
berichtet von Pater Gereon Goldmann OFM
Zum merkwürdigsten und unglaublichsten Vorfall meiner Militärzeit (Anm.2. Weltkrieg in Italien) gehört folgender Vorfall:

Wir lagen in einem engen Tal, am Fuße hochrangiger Berge. Bis zum Meer waren es wohl noch 2 km, die Front war vielleicht 3 km entfernt, auch war sie von uns durch einen Bergrücken getrennt. Es mag acht oder neun …Mehr
Ein Schutzengelerlebnis
berichtet von Pater Gereon Goldmann OFM
Zum merkwürdigsten und unglaublichsten Vorfall meiner Militärzeit (Anm.2. Weltkrieg in Italien) gehört folgender Vorfall:

Wir lagen in einem engen Tal, am Fuße hochrangiger Berge. Bis zum Meer waren es wohl noch 2 km, die Front war vielleicht 3 km entfernt, auch war sie von uns durch einen Bergrücken getrennt. Es mag acht oder neun Uhr abends gewesen sein, da hörten wir schweren Geschützlärm aus der Ferne. Natürlich, das waren nur Abschüsse der Amis, denn wir hatten ja keine schweren Waffen mehr. Es dauerte keine Stunde, da kamen die Verwundeten. Ich legte sie in dem engen Tal auf die bloße Erde unter die Olivenbäume und versorgte sie nach besten Kräften. Erst nach Mitternacht war ich damit fertig, müde und erschöpft. Die etwa 30 Verwundeten lagen, wie ich meinte, gut geschützt; die meisten schliefen, einige stöhnten. Sie waren so schwer verwundet, daß eigentlich für sie keine Hoffnung mehr bestand.
Da nun nichts mehr zu tun war, legte ich mich hin, nachdem ich zwei Wachen eingeteilt hatte, eine unten im Tal, die andere oben zum Berghang hin, und schlief ein.

Plötzlich wurde ich hellwach, weil ich hörte, daß mir jemand etwas zurief. Schlaftrunken glaubte ich "schnell" und "graben" vernommen zu haben. Aber das war ja ganz unmöglich. Alle Verwundeten waren ruhig; zwei waren inzwischen verstorben.
Ich schaute auf die Uhr: Nachts, zwei Uhr. Wieder legte ich mich hin und hörte im gleichen Moment laut und deutlich rufen: "Sofort aufstehen, schnell, schnell ein Splitterloch graben." Ich wurde böse, weil ich glaubte, einer der Posten wolle mich necken und fuhr ihn an, das dumme Rufen sein zu lassen. "Aber Herr Unteroffizier, hier hat doch niemand gerufen", behauptete er. Was war los? Ich hatte doch ganz deutlich die Worte verstanden.

Hellwach lehnte ich mich mit dem Rücken an einen Baum und schaute zu den Sternen auf. Aller Schlaf war verflogen. Eine mir bisher unbekannte Unruhe hatte mmich gepackt.
Und dann zum Drittenmal der Ruf, noch dringender, fast drohend: "Höchste Zeit, sofort ein Splitterloch graben!" Ich sprang wütend auf und rief: "Wer stört mich da dauernd?" Die herbeigerannten Wachen schauten sich komisch an. Der eine meinte, ich hätte wohl geträumt, während der andere eine bezeichnende Geste zum Kopf machte...
Ich aber konnte nicht daran zweifeln, diese Stimme gehört zu haben. Angst und Unruhe packten mich aufs neue. In meiner Verwirrung begann ich wie wild mit Pickel und Spaten ein Splitterloch aufzuhacken.
Mit Tagesanbruch wachten meine Krankenträger auf und witzelten über mich.
Mein Fahrer kam mit dem Morgenkaffe. Verwundert schaute er mich an, als ich meinte, er habe doch Frau und Kinder und solle so schnell wie möglich für sich ein Splitterloch graben. Er kannte mich als einen ruhigen Mann, der keine überstürzten Befehle gab und begann nun seinerseits, von meinem Benehmen überrascht, mit Spitzhacke und Spaten zu arbeiten.

Es war neun Uhr, als von einem Schiff im Hafen Sirenensignal kam. Ich hatte mit nacktem Oberkörper, nur mit der Hose bekleidet, gearbeitet, fand nun, daß mein Schutzloch groß genug war, kroch heraus und zog mir das Hemd an, in dessen Brusttasche das hl.Sakrament war. Jetzt durfte ich mich etwas ausruhen von der ungewohnten Anstrengung. So legte ich mich, wohlig ausgestreckt, in das soeben gegrabene Loch .
Aufsehend packte mich der Schrecken: Ganz oben kreisten zehn, zwölf Doppelrumpfflugzeuge, Bomber, die uns so oft Verderben gebracht hatten. Ich rief: "Alarm!" Alle standen unbeweglich, hoffend, daß wir noch nicht entdeckt seien. Aber es war zu spät. Wie die Geier stürzten sich die Flugzeuge auf das enge Tal und warfen ihre Bomben ab. Alles suchte hastig irgendeine Deckung. Ich dachte urplötzlich: Schnell auf den Bauch! Ich lag ja immer noch mit dem Rücken nach unten. Im Moment, als ich mich umdrehte, um das Allerheiligste zu schützen, regnete es Stahl, Steine, Erde und Staub. Ich stützte mich mit den Armen etwas hoch, damit mir Luft zum Atmen bliebe.
Nach 20 Minuten wurde ich von Soldaten aus dem Loch gezogen. Sie waren nach dem Angriff vom Hafen her zu Hilfe geeilt.
Nach langer künstlicher Beatmung kam ich zu mir und sah, daß nur mein Fahrer und ich unverletzt waren, abgesehen von einigen kleinen Splittern in meinem Rücken. Alle anderen waren tot oder schwer verletzt.

Wer hatte mich da mitten in der Nacht gerufen? Wer hatte mich gewarnt und gerettet?

Drei Wochen später kam ein Brief aus Fulda von der Schwester Sakristanin mit dem Inhalt: "Ich konnte nachts 'plötzlich nicht mehr schlafen und hatte schreckliche Angst um Dich. Ich ging in die Kapelle und habe stundenlang für Dich gebetet. Das war um 2.00 Uhr nachts. Schreibe doch bitte, ob etwas passiert ist." Der Brief war am Morgen nach der Nacht geschrieben, in der ich das laute Rufen gehört hatte.

Von diesem Tag an, begann ich mehr als zuvor zum hl.Schutzengel zu beten, den die gute Schwester, wie ich wußte, so innig verehrte.

Aus: "Tödliche Schatten -
tröstendes Licht"
5 weitere Kommentare von frederikvanhusen
frederikvanhusen
Nothelfer bei Nacht
Diese Geschichte ereignete sich zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (1930-1933) in Chicago. Sie wurde mir von einem Priester, dem Bruder von Dr. Braun, erzählt.
Zu früher Morgenstunde wurde Dr. Braun durch das aufdringliche Läuten des Telefons aus dem Schlaf gerissen. Schlaftrunken griff er nach dem Hörer. Eine rauhe, angespannte Stimme meldete sich flehentlich: "Sind Sie Dr. …Mehr
Nothelfer bei Nacht
Diese Geschichte ereignete sich zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (1930-1933) in Chicago. Sie wurde mir von einem Priester, dem Bruder von Dr. Braun, erzählt.

Zu früher Morgenstunde wurde Dr. Braun durch das aufdringliche Läuten des Telefons aus dem Schlaf gerissen. Schlaftrunken griff er nach dem Hörer. Eine rauhe, angespannte Stimme meldete sich flehentlich: "Sind Sie Dr. Braun?" "Ja, ich bin am Apparat."

"Bitte kommen Sie so schnell Sie können! Es ist sehr dringend, es geht um Leben und Tod!"

"Ja, ich komme. Wo wohnen Sie?" "Alan Street Nr. 17, bitte kommen Sie sofort."

Dr. Braun zog sich schnell an, packte seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zur Alan Street. Wie einsam war es doch, alleine bei Nacht durch die dunklen Straßen zu fahren. Die Gegend, in die er fuhr, war weitab vom Schuss, ein Viertel wo man sich nicht einmal bei Tag auf der Straße besonders sicher fühlen konnte. Dr. Braun fand das Haus ziemlich leicht, ein alleinstehendes Haus. Es war nur eigenartig, dass kein Licht brannte. Er ging zur Tür hin und klopfte. Nach einer Pause klopfte er noch einmal - immer noch keine Antwort. Auf das dritte Klopfen hin fragte jemand schroff:

"Wer ist da?" "Ich bin's, Dr. Braun. Ich habe einen Notruf bekommen. Ist das die Alan Street Nr. 17?" "Ja, aber es hat Sie niemand gerufen. Machen Sie, dass Sie fortkommen!"

Beim Weggehen suchte er die Straße nach einem Haus ab, wo Licht brannte, um herauszufinden, wo wirklich Hilfe gebraucht wurde. Da aber alles finster war, machte er sich Vorwürfe, weil er dachte, er hätte sich die falsche Strassennummer notiert. Oder vielleicht war es einfach ein übler Scherz. Jedenfalls blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Hause zu fahren. Und da kein weiterer Anruf kam, dachte er in den darauffolgenden Tagen nicht mehr an den Vorfall...

Bis auf ein paar Wochen später, als er wieder einen Anruf erhielt - diesmal bei Tag - vom Notdienst des Krankenhauses. Die Krankenschwester erklärte, dass ein gewisser John Turner nach einem schweren Unfall im Sterben lag und dringend nach Dr. Robert Braun verlangte. "Herr Doktor, bitte machen Sie schnell! Der Mann hat nicht mehr lang zu leben. Er will uns aber nicht sagen, warum er Sie unbedingt sprechen möchte."

Dr. Braun versprach zu kommen, obwohl er ziemlich sicher war, dass er keinen John Turner kannte. Dies wurde von dem Sterbenden auch bestätigt: "Dr. Braun, Sie kennen mich nicht, aber ich muss mit Ihnen sprechen, bevor ich sterbe, und Sie um Verzeihung bitten. Sie erinnern sich sicher an den Telefonanruf vor ein paar Wochen mitten in der Nacht."

"Ja, aber..."
"Das war ich. Wissen Sie, seit Monaten hatte ich keine Arbeit. Ich verkaufte alle Wertsachen im Haus und konnte meine Familie dennoch nicht ernähren. Ich konnte die flehentlichen, hungrigen Blicke in den Augen meiner Kinder nicht mehr mit ansehen. In meiner Verzweiflung beschloss ich, mitten in der Nacht einen Arzt um Hilfe zu rufen. Mein Plan war, ihn umzubringen, sein Geld zu nehmen und seine Instrumente zu verkaufen."
Obwohl starr vor Schreck, konnte Dr. Braun nicht umhin, einzuwenden: "Ich bin ja gekommen. Warum haben Sie mich dann nicht umgebracht?"

"Ich dachte, Sie würden alleine kommen, aber als ich diesen großen, kräftigen jungen Mann an Ihrer Seite sah, bekam ich es mit der Angst zu tun, und so wies ich Sie schroff ab. Bitte verzeihen Sie mir."

"Ja, natürlich", murmelte Dr. Braun wie benommen. Da lief ihm kalter Schauer über den Rücken; er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass das, was er für ein ärgerliches Versehen oder einen üblen Scherz angesehen hatte, in Wirklichkeit eine tödliche Falle war, der er nur mit knapper Not entging. Und noch weniger ahnte er, dass sein Schutzengel (dem er im Nachhinein dieses Eingreifen zuschrieb) sein Leben in jener Nacht gerettet hatte, denn dieser 'kräftige junge Mann' war nur seinem potentiellen Mörder erschienen, der ihn jetzt, als er im Sterben lag, um Verzeihung bat.
Wie wunderbar sind GOTTES Wege! Wie oft bewahren unsere Engel uns vor Schaden, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
frederikvanhusen
Es war ja nur ein Pappengel
Da war bei einer Firma eine Gruppe lebensgroßer Pappengel bestellt worden. Ein großes Kaufhaus wollte damit die weihnachtliche Dekoration besonders ausstatten. Der Fahrer der Transportfirma fuhr am späten Nachmittag los. Aber er kam, durch winterliche Verhältnisse behindert, auf der Straße nicht recht voran. Es wurde Nacht. Nebel kam auf. In den Warnmeldungen des …Mehr
Es war ja nur ein Pappengel
Da war bei einer Firma eine Gruppe lebensgroßer Pappengel bestellt worden. Ein großes Kaufhaus wollte damit die weihnachtliche Dekoration besonders ausstatten. Der Fahrer der Transportfirma fuhr am späten Nachmittag los. Aber er kam, durch winterliche Verhältnisse behindert, auf der Straße nicht recht voran. Es wurde Nacht. Nebel kam auf. In den Warnmeldungen des Rundfunks wurde vor Glatteisflächen gewarnt. Es war eine unruhige Fahrt. Die Pappengel schaukelten auf der Ladefläche des Lkw hin und her.

Als an einer schwierigen Kurve der Wagen bei Glatteis stark schlingerte, fiel ein Pappengel - vom Fahrer unbemerkt - herunter. Er rutschte auf dem Sockel, dank des Glatteises ohne umzufallen, auf die rechte Straßenseite und blieb dort zwischen Gras und Steinen aufrecht stehen. Der Pappengel war mit seiner weißen Bekleidung und den vergoldeten Verzierungen trotz des Nebels weithin sichtbar. Besonders, weil er das Licht der Autoscheinwerfer stark reflektierte. Alle Autofahrer, die in dieser Nacht die gefährliche, eisglatte Kurve passieren mussten, nahmen angesichts dieser merkwürdigen Erscheinung ihren Fuß vom Gashebel - und kamen so ohne Unfall um diese Kurve.

Wenig später war in den Zeitungen eine Anzeige zu lesen, in der die Firma eine Suchmeldung nach diesem verlorenen Pappengel aufgegeben hatte. Daraufhin meldeten sich mehrere Autofahrer, die in dieser Nacht an der gefährlichen vereisten Kurve vorbeigekommen waren. Sie erzählten, wie sie ihre Fahrt verlangsamt hatten angesichts dieser Statue und dadurch ohne Unfall ihre Strecke bewältigten. So hat der Blick auf die lichte Gestalt manchen von ihnen in dieser Nacht vor Unheil bewahrt. Es war nur ein Pappengel und alles in allem ein merkwürdiges Zusammentreffen besonderer Umstände.
Und doch ...!
frederikvanhusen
Die Krankenbesuche und die Brücke nach dem Sturm
Nach den schweren Unwettern war Pater Johannes auf Krankenbesuchen in seiner Bergpfarrei unterwegs. Er fuhr mit seinem guten, treuen VW Käfer von einem Kranken zum anderen. Doch auf dem letzten Stück des Wegs wurde der Käfer auf einmal widerspenstig und begann zu streiken. Anstatt dass er die Kranken besuchte, wurde nun er selbst von einem Ungemach …Mehr
Die Krankenbesuche und die Brücke nach dem Sturm
Nach den schweren Unwettern war Pater Johannes auf Krankenbesuchen in seiner Bergpfarrei unterwegs. Er fuhr mit seinem guten, treuen VW Käfer von einem Kranken zum anderen. Doch auf dem letzten Stück des Wegs wurde der Käfer auf einmal widerspenstig und begann zu streiken. Anstatt dass er die Kranken besuchte, wurde nun er selbst von einem Ungemach heimgesucht. Das Auto stotterte und würgte und starb immer wieder ab. Pater Johannes stieg jedes Mal aus und machte ein bißchen am Motor herum. Es lief wieder an und fuhr ein paar hundert Meter weiter. Schließlich gab es seinen Geist ganz auf, und kein Herumbasteln und kein gutes Zureden half mehr, dem Käfer irgendwelche weitere Bewegungen zu entlocken.

Angesichts dieser neuen Situation blickte Pater Johannes erst einmal um sich und überlegte, wie er seine Krankenbesuche fortführen könne. Erst in dem Augenblick bemerkte er, dass die Brücke über den Bergbach, etwa hundert Schritte von ihm entfernt, im Sturm von den stürzenden Fluten weggerissen worden war. Da er nicht weiterfahren konnte, setzte er sich ins Auto und wartete ein wenig ab. Da versuchte er auf gut Glück, das Auto wieder zu starten. Der Motor sprang an und summte vergnüglich den ganzen Weg nach Hause. Er brauchte das Auto nie in die Werkstatt zu bringen. Also lag das Problem gar nicht beim Auto, dachte er bei sich. Das hat sein Schutzengel so gemacht, um ihn davor zu bewahren, mit seinem Auto in die Tiefe zu stürzen.
frederikvanhusen
Der Weg zum Himmel
Zu den Wunderdingen, die man einem Rabbi nachsagte, gehörte auch, dass er jeden Morgen vor dem Gebet als Engel zum Himmel aufsteige. Ein Spötter wollte das nicht glauben und legte sich auf die Lauer, um den Rabbi am Morgen zu beobachten.
Er sah, wie der Rabbi in der Kleidung eines Holzknechts in den Wald ging, dort Holz fällte und in Stücke hackte, es sich auf den Rücken lud und …Mehr
Der Weg zum Himmel
Zu den Wunderdingen, die man einem Rabbi nachsagte, gehörte auch, dass er jeden Morgen vor dem Gebet als Engel zum Himmel aufsteige. Ein Spötter wollte das nicht glauben und legte sich auf die Lauer, um den Rabbi am Morgen zu beobachten.

Er sah, wie der Rabbi in der Kleidung eines Holzknechts in den Wald ging, dort Holz fällte und in Stücke hackte, es sich auf den Rücken lud und es in das Haus einer alten, kränklichen Frau schleppte. Der Spötter sah durch das Fenster, wie der Rabbi auf dem Boden kniete und Feuer machte. Später fragten die Leute den Spötter, ob das wahr sei mit der Auffahrt zum Himmel. Er sagte: „Zum Himmel? Er steigt höher als bis zum Himmel!"
An die Höhe Gottes reichen wir nie heran. Aber wir können uns als Engel zu seinen Menschenkindern in Not beugen. Dort werden wir Gott begegnen.
frederikvanhusen
Der Himmelsglaube ist nicht Wahn und bringt nicht Wahn, sondern er erlöst vom Wahn. Karl May
vonarnim
Das Antlitz aller glich lebend’ger Flamme,
Die Flügel waren Gold, so weiß das andre,
Daß solche Weiße nimmer Schnee erreicht.
Wenn in die Blumen sie sich senkten,
teilten Von Sitz zu Sitz sie Frieden aus und Inbrunst
Die,ihre Flanken fächelnd, sie erworben.
Dante Alighieri
Die Göttliche Komödie, Das Paradies, 31. Gesang 😉