augustinus 4
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"Weitere Ratschläge über die Freundschaft" (in: Philothea, III. 22)

hl. Franz v. Sales:

Die Freundschaft setzt eine enge Verbundenheit
und Gemeinsamkeit zwischen den Freunden
voraus, sonst kann sie weder entstehen noch
bestehen. Darum geschieht es auch oft, dass
mit der Freundschaft noch anderes gegenseitig
mitgeteilt
wird, dass unmerklich gewisse
Neigungen, Wünsche, Ansichten von Herz zu
Herz überspringen oder sich einschleichen. Das
trifft besonders dann zu, wenn wir unseren Freund
sehr hochschätzen; denn dann öffnen wir unser Herz
so sehr seiner Freundschaft, dass wir mit ihr zugleich
alle seine Neigungen und Ansichten, gute oder
schlechte, aufnehmen. Gewiss suchen die Bienen,
die den Honig von Heraklea sammeln, nur den Honig,
aber mit ihm saugen sie unmerklich aus der Blüte
des Eisenhutes auch sein Gift ein. Also musst du
das Wort wohl beherzigen, das der Heiland unserer
Seele zu sagen pflegte, wie wir von den Alten
(Klemens v. Alexandrien, Origines u.a.) wissen:
"Seid gute Wechsler", d.h. nehmt nicht schlechtes
Geld für gutes, nicht minderwertiges für Feingold.

Trennt darum das Wertvolle vom Wertlosen
(vgl. Jer 15,19), denn es gibt wohl keinen, der nicht
irgendwelche Unvollkommenheiten an sich hätte.
... Gewiss sollst du ihn trotz seiner Fehler lieben,
aber die Unvollkommenheiten als solche sollst du
weder lieben noch annehmen.
Die Freundschaft
verlangt ja die Mitteilung des Guten, nicht des
Schlechten.
Eugenia-Sarto
Das sind wichtige Worte. In einer echten Freundschaft muss man immer die Vernunft bewahren und auch den Mut haben, den Freund auf etwas hinzuweisen, was nicht gut ist. Die Liebe kann das und hält es auch aus.
augustinus 4
hl. Franz v. Sales:
Die Goldwäscher am Tajo holen
den Sand aus dem Fluss, waschen
das Gold heraus und behalten es,
während sie den Sand am Ufer
liegen lassen. So muss auch der
Freund den Sand der Fehler vom
Gold der Freundschaft trennen
und ihn nicht in seine Seele einlassen.