Michel Roumain
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Das II. Vatikanum tagte von 1962 bis 1965 und konnte sich deshalb in liturgischen Fragen naturgemäß nur mit den alten Riten beschäftigen, allen voran mit dem alten lateinischen Ritus (dieser ging in …Mehr
Das II. Vatikanum tagte von 1962 bis 1965 und konnte sich deshalb in liturgischen Fragen naturgemäß nur mit den alten Riten beschäftigen, allen voran mit dem alten lateinischen Ritus (dieser ging in seiner Festlegung 1570 v.a. auf den üblen mörderischen Dominikanergroßinquistor und fanatischen Scheiterhaufenentzünder P. Michele Ghislieri zurück, den späteren Papst 'St. Pius V°', R: 1566 bis 1572).
Papst St. Paul VI° führte deshalb 1965 zunächst einen Übergangsritus ein, eine volkssprachlich-lateinische Mischform.
1969 führte derselbe Hl. Konzilspapst Paul VI° den Neuen Ritus ein, aufgrund der päpstlichen Vollmacht der Universaljurisdiktion.
Latein wurde im Neuen Ritus nie abgeschafft, ist aber, wie sich die Praxis aus logischen Gründen entwickelt hat, wenn überhaupt, auf internationale Zusammenkünfte beschränkt, allen voran etwa bei einem internationalen Papstgottesdienst; jedoch werden auch Papstgottesdienste in Rom v.a. auf Italienisch gefeiert, also linguistisch im Italienischen Neulatein.
Das Italienische (das Italienische Neulatein) ist heute die faktische Alltagshauptsprache des Vatikan, und es erfüllt den internationalen Zweck des alten Latein ebenso gut, aufgrund der sprachlichen Fortentwicklung und Vereinfachung - und damit einfachen Erlernbarkeit auch für Nichtitalophone - in Wahrheit sogar weit besser als das alte Latein.
Eine weitere übliche internationale Liturgiesprache ist jedoch auch allen voran das Englische. Dieses ist eine moderne Volkssprache und wird zumindest teilweise auch von großen Teilen der Gottesdienstmitfeiernden verstanden (im kompletten Gegensatz zum alten Latein).
Das II. Vatikanum hatte jedoch immer das Ziel, weiterführende Reformen für die Kirche einzuleiten (das war auch der ausdrückliche Grund, warum St. Johannes XXIII° dieses Konzil überhaupt einberufen hat), und die beiden Hll. Konzilspäpste sowie die große Mehrheit der Konzilsväter hatten mit Sicherheit nie die Absicht, ihre Reformtexte dieser Jahre praktisch für alle kommenden Jahrzehnte in einem starren Gebäude auf dem Stand von 1962 bis 1965 festzuzurren.
In diesem dynamischen, zeitlich begrenzten Hintergrund der frühen 1960er, und mit dem Wissen, dass damals noch die alten Riten verwendet wurden, sind deshalb auch die liturgischen Texte des II. Vatikanums heute zu lesen, mit dem Wissen, dass wir es seit 1969 mit einem neuen, inzwischen sehr bewährten Ritus zu tun haben.