Lisi Sterndorfer
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Auszug aus dem Buch: „Alphons Maria Rathgeber: "Das Heilige Messopfer” ; Sebaldus-Verlag, Nürnberg 1934

(Eine Kirchliche Druckgenehmig - Dr. Wolkenau - Generalvikar, Bamberg, 22.09.1933.)

[Alphons Maria Rathgeber (* 8. Juni 1888 in Unterroth; † 16. Juli 1964 in Kaufbeuren) war ein deutscher katholischer Pfarrer und Autor volkstümlicher Schriften über Glauben und Kirche. ]

„Das ganze Jahr geh’ ich zur Messe; doch ob ich all’ Tage komme, versteh ich leider doch am Ende nur herzlich wenig vor der Messe.”
Calderon.

„Das Buch ist ein Kontakt zum Göttlichen. Schalte Dich ein, dass Kraft in Deine Seele strömt, dass Licht in Deiner Seele leuchtet, dass Du die Ätherwellen von Gott her hören kannst. Darum ist das Buch ein Dienst für alle katholischen Leser. Und darum ist des Verfassers Arbeit auch ein Verdienst.”
P. Erhard Schlund, O.F.M - München, Rosenkranzfest 1933.

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DIE LITURGISCHE SPRACHE:

[Schon vor dem Konzil, haben viele Kinder, diese frage zurecht, häufig gestellt. - So haben wir es nach dem durchlesen dieses Weisen Textes vom Pfarrer Rathgeber, deutlich, dass es in den 60er Jahren das keinesfalls das Richtige gewesen ist, latein aus der Liturgie zu verbannen..]

Das war also eine Freude, als der Herr Pfarrer mich einst fragte: „Magst du nicht Ministrant werden!?” - Das war ja schon seit langem mein sehnlichster Wunsch! Mit neidischem Herzen sah ich immer auf meine zum Altardienst auserwählten Schulkameraden in ihren roten Röcken und weißen Hemden. Nun sollte ich selber am Altar ganz nahe beim Heiland knien dürfen! Aber ohne Kampf kein Preis. Es gab noch eine harte Nuss zu knacken: die lateinischen Gebete wollten gar nicht in meinen Bubenkopf hinein. Die sonderbarsten Wort Gebilde, die ein Römer eher für Chinesisch als lateinisch gehalten hätte, kamen über meine Zunge. Mehr als einmal dachte ich mir: „Warum muss man doch bei der heiligen Messe eine fremde Sprache haben?" - "Warum beten Priester und Ministranten nicht deutsch"?

Was ist törichter Schuljunge damals dachte, darüber zerbrachen sich schon viele große und gescheite Leute den Kopf.
Und auch du hast vielleicht schon manchmal gefragt:
„Warum liest man die Heilige Messe in der lateinischen Sprache, die kein Mensch versteht?”

ICH WILL DIR DIE ANTWORT DARAUF GEBEN! :

Von den Aposteln Petrus und Paulus wurde der Glaube nach Rom gebracht. Hier war die Residenz der römischen Kaiser, die damals fast die ganze Welt beherrschten, hier gründeten die Apostelfürsten den Sitz der neuen, unvergänglichen Weltherrschaft des Reiches Jesu Christi. Von diesem Sitz aus ,schickten die Statthalter Christi, Glaubensboten nach allen Himmelsgegenden, um die Völker dem Banne des Heidentum zu entreißen und der römischen Mutterkirche einzu verleiben. So geschah es, dass die LATEINISCHE SPRACHE, die damals im ganzen römischen Reich die herrschende war, auch bei der heiligen Messe nicht nur in Rom, sondern auch in den übrigen Kirchen des Abendlandes in Anwendung kam.

Als dann in Folge der mannigfachen Wanderungen und Vermischung in der Völker das Latein immer mehr aus den öffentlichen Leben verschwand und zur toten Sprache erstarrte, hielt man dennoch in der Kirche an dieser GEMEINSAMEN MUTTERSPRACHE fest. Muss eine nicht ein Schauer der Ehrfurcht durchrieseln vor dem hohen Alter der heiligen Messe, wenn man sie in einer Sprache lesen hört, die seit vielen Jahrhunderten kein Volk mehr spricht? Schon dies allein macht die Messe EHRWÜRDIG und RECHTFERTIGT den Gebrauch der lateinischen Sprache. Das Latein ist gleichsam das Silberhaar, das uns das Greisenalter der Messe recht deutlich zum Bewusstsein bringt, die Patina, die unserer Weltkirche den wundervollen Glanz verleiht!

Ja, meinst du, das ist ja ganz schön und recht. Aber außer den Priestern und studierten versteht ja kein Mensch mehr das Latein. Das Volk würde doch mit viel größere Andacht und Erbauung der heiligen Messe beiwohnen, wenn sie in der Landessprache gelesen würde.

Da musst du beachten, dass der ZWECK DER MESSE, NICHT DIE BELEHRUNG der Gläubigen ist, sondern der DIENST GOTTES! Die nötige Belehrung erhalten die Gläubigen in der CHRISTENLEHRE und PREDIGT. Übrigens ist die Messe für den Katholiken, auch wenn er die Gebete des Priesters nicht verstehen kann, kein verschlossenes Buch mit sieben Siegeln. Auch ohne Kenntnis der lateinischen Sprache ist es sehr wohl möglich, mit VOLLEN VERSTÄNDIS, der Hauptsache nach am Messopfer teilzunehmen.

Zudem gibt es Übersetzungen des Messbuches, so dass jeder Katholik genau Wort für Wort mit dem Priester die Heilige Messe LESEN KANN. Stell dir doch einmal vor, der Priester würde die Messe Deutsch lesen! - Welchen nutzen hättest du davon? Außer am Sonntag, werden ja fast alle Messen still gelesen, einen großen Teil der Messgebete spricht der Priester immer, auch bei feierlichen Amte, LEIS. - Da könntest du also doch nichts verstehen. Und wie laut müsste der Priester SCHREIEN,
[Damals gab es noch keine Mikros]
damit ihn alle Beter verstünden! - Welch störenden Lärm gäbe das!
[So einen kann man heute vieleorts beim NOM beobachten..]
Alle Privatandachte wäre zerstört ; KEIN MENSCH KÖNNTE MEHR STILL FÜR SICH ,aus der TIEFE SEINES HERZENS beten! Und wenn der Priester eine LÄSTIGE, UNANGENEHME Stimme, eine SCHLECHTE, SCHLAMPIGE AUSSPRACHE hätte - zu welch UNLEIDLICHER QUAL würde da für die Gläubigen DAS ANHÖREN der Heiligen Messe!

[Davon kann man schon ein Lied singen, ich habe selbst viele Priester gehört bei der 'neuen Messe', die eine Katastrophale stimme hatten! Von trällen der Gitarren mal absegehen! - Die stillgebete dagegen, hatten immer den Auftrag, alles zu verhüllen, damit Priester und Volk in Ruhe im Gebet sich eintauchen konnten, und das ist natürlich bei traditionellen Messe geblieben.]

Hast du schon einmal ein deutsches Buch aus alten Zeiten in der Hand gehabt? - Vielleicht ein Buch, dass vor 1000 Jahren geschrieben wurde? Wenn man dir nicht gesagt hätte, es sei ein deutsches Buch, du hättest es wohl gar nicht gemerkt und geglaubt: Du hast rein nichts davon verstanden! - Gib acht, ich schreibe dir das VATER UNSER, wie man es vor ungefähr 1000 Jahren in unserem Vaterlande betete:

„Fater unser du pist in himilium. Kawihit si namo din. Piqhueme rihhi din. Wesa din willo, samo so in himile ist, sama in erdu. Pilipi unsraz emmizzigaz kip uns eogawanna. Enti flaz uns unsro skuldi sama so wir flazzames unsrem skolom. Enti ni prink unsih inin chorunka. Uzzan kaneri unsih fona allem sunton. Amen.”

Klingt dir das nicht recht Spanisch? - Nun höre, wie unsere Väter vor etwa 500 Jahren das Gebet des Herrn Sprachen:

„Vater unser, du in himili bist. Din Namo werde geheiligot. Din riche chome. Din Willo geschehe in erdo also in himilo. Unser tagelicha brot kip uns hiuto. Unde unsere Skulde belaß uns, als ouh wir belazen unseren Skuldigen. Unde in die chorunga ne leitest du unsi. Suntir irlose unsih fone dem ubile. Amen.”

Aus diesen Proben kannst du sehen, wie sich eine lebende Sprache im Laufe der Zeit ändert. Wie alles lebende auf Erden, so ist eben auch eine Sprache, die im Munde den Volkes fortlebt, einem zwar langsamen, aber stetiges Wechsel unterworfen. Ausdrücke verhalten und werden im Laufe der Zeit durch andere ersetzt. Nicht selten vertauschen sie ihre ursprüngliche Bedeutung gegen eine andere. Redensarten, die früher gang und gebe und edel waren, kommen außer Gebrauch und werden gemein. Denk an das Wort „Fronleichnam”, dass in unserer jetzigen Ausdrucksweise so viel heißt als „lebendiger Leib des Herrn”! Das Wort Leichnam hat also seine Bedeutung vollständig verändert. Während man früher einen lebendigen Menschenleib darunter verstand, gebraucht man jetzt das Wort nur mehr für einen toten Körper. In Büchern aus dem 16. und 17. Jahrhundert kannst du von „schlechten und niederträchtigen und gemeinen Leuten” lesen. Aber es ist damit kein Schimpf ausgesprochen, sondern ein hohes Lob.

Denn schlecht hieß früher so viel als schlicht, und niederträchtig - Du würdest jetzt zum Advokaten laufen, wenn dich jemand so hieße - das bedeutete nichts anderes als herablassend, und unter der Prinzessin, die ein „gemeiner Mensch” war, verstand man einige leutselige, bescheidene Dame. Heute noch betest du in der Litanei: „heiligste Dreifaltigkeit, ein einiger Gott,” und denkst vielleicht gar nicht daran, dass dies ein alter Ausdruck ist für: EIN EINZIGER GOTT!

Dämmert dir jetzt allmählich, weshalb es sehr unpraktisch wäre, bei der heiligen Messe eine lebende Sprache zu verwenden? - Die Kirche müsste wenigstens alle 100 Jahre sämtliche Messgebiete umarbeiten, damit sie nicht unverständlich oder lächerlich würden, oder die Gefahr mannigfacher und vielleicht sehr folgenschwerer Missverständnisse entstünde.

[O, das wurde schon auch nahe an der Tagesordnung, wo die Priester zur Messe etwas von sich dazu Würzen.]

WIRD ABER die Heilige Messe in der lateinischen Sprache gelesen, so können die Gebete 100 und 1000 Jahre ganz die NÄMLIHEN bleiben, KEIN BUCHSTABE braucht geändert zu werden.

Dadurch kommt die UNVERÄNDERLICHKEIT unseres katholischen Glaubens SCHÖN und SCHARF zum Ausdruck. Würden die Christen aus der Zeit des heiligen Petrus auferstehen und in unsere Kirche kommen, so würden sie FREUDIG die alt bekannten Worte hören und sich sofort heimisch und geistesverwandt fühlen. Ist dir nicht ganz warm ums Herz geworden und hat es dich nicht angeheimelt, wenn du im Krieg oder auf einer Reise in eine französische oder italienische oder russische Kirche kamst und vom Altar den Priester die alten Worte sprechen hörtest:
DOMINUS VOBISCUM – SANCTUS – PATER NOSTER?
Oder wenn sie auf dem Chore die gleichen lateinischen Gesänge sangen: das GLORIA und CREDO und BENEDICTUS? - War das Land auch ringsum fremd und dein Dörflein viele 1000 km weit über den Bergen – HIER IN DER KIRCHE fühltest du dich doch wieder ZUHAUS.

Wenn die Menschen um dich auch in allem möglichen Kauderwelsch parlierten, von dem du keine Silbe verstandest – HIER IN DER KIRCHE schlugen ALTBEKANNTE KLÄNGE an dein Ohr und ließen dich freudig aufhorchen. Ja, der katholische Christ ist in der Kirche bei der heiligen Messe ÜBERALL auf der ERDE ZU HAUS und fühlt sich so als Mitglied der kleinen, großen Gottes Familie. Ist das nicht ein UNERMESSLICHER VORTEIL der LATEINISCHEN SPRACHE? Sie schlingt ein BAND um ALLE KATHOLIKEN auf der ERDE, vom entlegensten Steingebirgsdörflein unserer Alpen, bis zu den Missionsstationen in China und Afrika und auf dem Inselgruppen Ozeaniens. Sie stellt auch im Gottesdienst die EINHEIT DER KIRCHE auf der ganzen Erde her und BEFÖRDERT ihre EINIGKEIT. Darf es uns daher wundern, dass die:
FEINDE DER KIRCHLICHEN EINHEIT und EINIGKEIT, so sehr auf die BESEITUNG der lateinischen Sprache DRINGEN?!

[Damals prophetische Worte vom Hochwürden! - Doch das ist bereits seit den 60er Jahren des XX. Jahrhunderts schon geschehen..]

Darf es uns wundern, dass die Kirche mit ALLER ENTSCHIEDENHEIT an der selben festhält?

[Leider FESTHIELT..]

Müssen nicht auch wir die lateinische Sprache HOCHSCHÄTZEN und LIEBEN, weil es die Sprache der:

EINEN, HEILIGEN, RÖMISCH-KATHOLISCHEN KIRCHE ist?

Heute würde er wohl von den „erleuchteten” Modernisten und Progressisten, verspottet werden und verfolgt wie Kardinal Sarah, Bischof Athanasius Schneider, Kardinal Burke und andere Konservative noch katholisch denkende Priester.. Da sieht man wie Weit schon die heutige Hierarchie vom katholischen Entfernt ist..