Engel so wie sie die Hl. Hildegard von Bingen gesehen hat.

Ich werde in dieser Gruppe aus dem Buch Engel von Hildegard Strickerschmidt, ein bisher kaum bekanntes Thema aus dem Werk der Hl.Hildegard von Bingen für heutige Leser verständlich aufbereiten und zwar über die Engel.
Durch ihre Prophetische Gabe hat Hildegard von Bingen tiefe einblicke in die geistige Welt Gottes und die großen Zusammenhänge zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt erhalten.
Die Fragen wie:
*Wer sind Engel und Welche Aufgaben haben sie?
*Was sind die neun Chöre der Engel, die Hildegard in ihren Visionen gesehen hat?
*Wie sind Engel mit den Menschen verbunden?
*Was hat es mit >verlorenen Engeln< auf sich?

Sehr empfehlenswert!

Omnia Ad Maiorem Dei Gloriam

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Caeleste Desiderium

3. Apr. 2012

Lichtgeister der Sehnsucht

,,Engel sind Lichtgeister der Sehnsucht, lebendige, Lichtkreise von flammender Liebe."

Die Engel sind in einer von uns nicht nachvollziehbaren Weise von Gottes Licht und Liebe fasziniert. In dem Wort ,,fasziniert" steckt das brennende Gesicht, das von Begeisterung angesteckt ist.

,,Die Engel anerkennen Gott mit wohlklingendem Lobpreis und loben mit wunderbarer Einmütigkeit die Geheimnisse, die immerfort in ihm waren und sind. Sie ermüden darin nie, weil sie kein irdischer Körper beschwert."

Das Erkennen Gottes muss überwältigend sein, weil sie sehen, dass er weder Anfang noch Ende hat. Deshalb werden sie nie davon gesättigt und haben große Sehnsucht danach, ihn anzuschauen; sie werden dessen nicht überdrüssig und dieser Eifer wird niemals nachlassen.

,,Wie würde er erkannt, der allein ewig ist, wenn er nicht von den Engeln so geschaut würde?
Wenn er aber jene Funken nicht hätte, wie würde sein Ruhm voll in Erscheinung treten?"

Licht kann nicht bei dich selbst bleiben, es muss funkeln und strahlen. Die Engel als Funken der Strahlung Gottes können nicht anders, als von diesem Licht zu funkeln und es ständig anzuschauen. In unserem menschlichen Erleben können wir diese Sehnsucht vielleicht nur annähernd vergleichen mit den tiefsten Augenblicken der Liebe zwischen Mann und Frau, die ja, wie Hildegard sieht, aus dem innersten Wesen des dreifaltigen Gottes stammt. Die anrührendsten Liebeslieder besingen kein größeres Glück als das Versunkensein in den Anblick des anderen, um ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Die Engel kennen keinen sehnlicheren Wunsch, als Gott liebend anzuschauen und alle seine Wünsche zu erfüllen.

Caeleste Desiderium

3. Apr. 2012

Engel können Gott anschauen

Im Gegensatz zu uns Menschen haben die Engel den Vorzug, das leuchtendhelle, liebvolle Antlitz Gottes immerzu anschauen zu dürfen
und von ihm angestrahlt zu werden.

,,Einige von diesen Engeln zeigen sich in feuriger Natur, andere sind klar leuchtend, eine dritte Gruppe erglänzt wie Sterne. Die Feuerengel stehen fest in ihrer starken Kraft und sind durch nichts zu verrücken. Wollte Gott sie doch auf Sein Angesicht hin erschaffen, auf das sie dieses immerfort anschauten."

Diese feurigen, leuchtenden und glänzenden Geister wurden von Gott geschaffen, damit sie ihn anschauen können. Anschauen und angeschaut werden - wir verstehen aus tiefster Seele, wie es zu den höchsten Glücksgefühlen gehört, von einem liebenden Menschen angeschaut oder gar angestrahlt zu werden.
Noch besser verstehen wir es, wenn wir darüber nachdenken, wie tief verletzt wir sind, wenn uns jemand nicht mehr anschaut, wenn wir scheinbar überhaupt nicht mehr vorhanden sind. Bei Kindern in ihrer Ursprünglichkeit und Spontaneität bin ich immer wieder zutiefst erstaunt und beglückt, wie sich das Kindergesicht aufhellt, wenn es merkt, dass es jemand anschaut. Sie lächeln zurück und beginnen zu reden. Erstaunt und verunsichert aber reagieren oft die Mütter, weil es offenbar zu selten vorkommt, dass ein Erwachsener liebevoll und aufmerksam ein Kind ansieht.
Im Evangelium sagt Jesus von den Kindern:

,,Ihre Engel schauen immerfort das Angesicht meines Vaters im Himmel."

Im Kinderantlitz kann uns ein Strahl des Engels treffen. In uns Menschen lebt ganz stark, aber vielleicht verborgen, dieser Wunsch. Der Psalmist drückt diese Sehnsucht so aus:

,,Dein Antlitz will ich suchen, ja Herr, dein Antlitz suche ich. Wende Dein Angesicht mir zu."

2 weitere Kommentare von Caeleste Desiderium

Caeleste Desiderium

3. Apr. 2012

Strahlung Gottes

Engel sind die Strahlung Gottes, gewaltiges Leuchten, wie blitzende Edelsteine. Engel sind die ersten Geschöpfe am Urbeginn der Welt, als Gott Himmel und Erde schuf. In der deutschen Sprache ist das Wort ,,Himmel" immer wieder Missverständnissen ausgesetzt, die in der englischen Sprache nicht vorkommen: ,,sky" ist das Firmament über uns, ,,heaven" ist der göttliche Bereich. Leider geschieht auch in der kirchlichen Verkündigung dadurch einige Verwirrung.
Gott zeigt sich der Seherin immer als das ursrungslose Leben und Licht, als die Liebe in der lautersten Gerechtigkeit. Er schuf die Engel als vernunftbegabte Lichtgestalten in der geistigen Welt der Herrlichkeit Gottes, die in Liebe zu Gott brennen und geschmückt sind wie mit blitzenden Edelsteinen. Sie funkeln vieltausendfach im Widerschein des Lichtes Gottes und jubeln unablässig im Lobe Gottes.
Er schuf aber auch jene Engel, die dann wegen ihrer Lichtfülle voller funkelnder Edelsteine, in denen sich das Licht Gottes widerspiegelte, glaubten, aus sich selbst leuchten zu können, deshalb Gott den Gehorsam verweigerten und in die dunkelste Finsternis stürzten.

,,Gott sprach: Es werde Licht - alsbald leuchtete das nie endende und den Menschen unsichtbare Licht, das nimmermehr verfinstert wird. Ihm haften lebendige Lichtkreise an, die Engel. Es sind erhabene, in großem Glanz erstrahlende Geister.
Denn Gott ist das Leben, und sein Wort schläft nie, sondern erscheint als Leben. Und was da schöpferisch ans Licht getreten ist, das hatte Gott sich selbst zum Ruhme gesetzt; es war nicht der Lichtschein der Sonne etwa, da diese noch nicht da war und die Sonne ja auch nicht unaufhörlich scheinen kann."

,,Die Liebe spricht: Durch die Herrlichkeit, die mein Wesen ist, leuchtet das lebendige Licht der seligen Engel; denn wie ein Strahl vom Lichte funkelt, so leuchtet diese Herrlichkeit den seligen Engeln; es könnte gar nicht anders sein als dass es erstrahlt, so wie das Licht nicht sein kann, ohne dass es leuchtet."

Hildegard von Bingen erhält einen Einblick in eine uns normalerweise verschlossene Dimension des göttlichen Lebens. Ich spüre, wie ich nur staunend und ohnmächtig vor diesen Bildern stehe und mir nicht anmaßen kann, sie auch nur annähernd zu erfassen. Mir fällt dabei die schöne Gleichnisgeschichte von jenem Kind ein, das am Ufer des Meeres im Sand eine kleine Vertiefung gemacht hat und Wasser hineinschöpft. Danach gefragt, was er hier mache, gibt es die Antwort: ,, Ich will das Meer herein schöpfen." Wir können nur von der uns eingegebenen unstillbaren Licht-Sehnsucht und der tiefen Ergriffenheit durch Licht-Erfahrungen darauf schließen, dass dahinter eine geistige Wirklichkeit steht: das unsichtbare, geistige Licht Gottes, das nie endet und nie verfinstert wird. Die Lichtkreise der Engel als die ersten Geschöpfe Gottes strahlen in großem Glanze. Mit dieser Aussage steht die Hl. Hildegard treu in der Lehre der Heiligen Schrift und der Kirche.

Caeleste Desiderium

1. Apr. 2012

Geistige Lichtgestalten

Im Schöpfungsbericht hören wir, dass Gott am ,,ersten Schöpfungstag" das Licht schuf, womit aber offensichtlich nicht Sonne, Mond und Sterne gemeint sind. Hildegard erfährt in ihrer Schau, dass damit das für uns unsichtbare geistige Licht der Engel gemeint ist.

,,Als Gott sprach: ,Es werde Licht' , entstand das geistige Licht:
Das sind die Engel. Das sind sowohl jene Engel, die Gott die Treue hielten, als auch diejenigen, die in die äußersten Finsternisse ohne alles Licht stürzten, weil sie nicht wahrhaben, wollten, dass Gott das wahre Licht ist."

Gleich zu Beginn ihres Werkes wird die Polarität thematisiert zwischen dem Licht Gottes und der Finsternis der Gottesferne. Damit sich auch die unglaublichen Lichterfahrungen in den Visionen Hildegards nicht abgehoben von der Lebensrealität.
Bei den Engeln ist das für unsere Augen unsichtbare geistige Licht gemeint, das vom ursprungslosen Lich Gottes ausgeht. ,,Gott schuf das Sichtbare und das Unsichtbare" , so beten wir im Credo. Alles Geistige ist als solches für uns nicht sichtbar. Nur seine Auswirkungen können wir sehen. Jesus Christus sagt von sich:

,,Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wandelt im Licht."

Obwohl dieses Licht unseren äußeren Augen verborgen bleibt, wissen wir in unserem Inneren, worum es geht. So sprechen wir bei einem weisen Menschen von einem ,, Erleuchteten", oder im ganz normalen Sprachgebrauch verwenden wir die Redewendung: ,,Es geht mir ein Licht auf", wenn uns eine bisher undurchsichtige Angelegenheit plötzlich klar wird. Das Licht der Liebe oder Freude lässt das Gesicht eines Menschen strahlen.