2. Der ,,Sohn Gottes" als ,,Sohn der Maria" (Markus)
Markus beginnt sein Evangelium mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus, ,,dem Sohn Gottes" (Mk 1,1). Dieser ist Jesus von Nazaret, der sich vor dem Hohepriester als ,,Messias und Sohn des Hochgelobten" (Mk 14,61) ausgibt. Für Markus ist Jesus nicht ein Prophet unter anderen. Er ist der Verkündiger der eschatologischen Gottesherrschafft (Mk 1,15). …Mehr
2. Der ,,Sohn Gottes" als ,,Sohn der Maria" (Markus)
Markus beginnt sein Evangelium mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus, ,,dem Sohn Gottes" (Mk 1,1). Dieser ist Jesus von Nazaret, der sich vor dem Hohepriester als ,,Messias und Sohn des Hochgelobten" (Mk 14,61) ausgibt. Für Markus ist Jesus nicht ein Prophet unter anderen. Er ist der Verkündiger der eschatologischen Gottesherrschafft (Mk 1,15). Durch sein Handeln in göttlicher Vollmacht weist er sich als Mittler des Reiches Gottes aus (Mk 1,27). Er ist darum in einzigartiger Weise ,,der Sohn" (Mk 13,32). Er ergreift sein Schicksal im Kreuztod, den die Menschen über ihn verhängen, aus der einzigartigen Sendungsrelation zu Gott und der Offenbarungseinheit mit ihm, den er in einem exklusiven Sinn als ,,mein Vater" anspricht (Mk 14,36).
Aber dieser Jesus ist nicht ein mythologisches Götterwesen. Er ist ein wahrer Mensch.
In ungewöhnlicher Kennzeichnung wird er (statt auf den Vater hin) der ,,Sohn der Maria" (Mk 6,3) genannt. So ist im Markus-Evangelium (wie bei Paulus) die Geschichtlichkeit des Menschen Jesus von Nazaret ausgewiesen durch den historischen Menschen ,,Maria, die Mutter Jesu" (Mk 3,31).
Zu Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit wollen die Angehörigen Jesu ihn nach Hause holen, weil sie hören oder meinen, ,, er sei außer sich" (Mk 3,21.31), während zuvor die Leute ,,außer sich" waren angesichts der Heilung des Gelähmten durch Jesus (Mk 2,12). Der theologische Sinn dieser Notiz bei Markus besteht darin zu zeigen, daß die Sendung Jesu nicht abgeleitet werden kann aus seiner natürlichen religiösen und familiären Herkunft, und daß sie auch nicht im Rahmen der religiösen Tradition des zeitgenössischen Judentums aufgeht, sondern dessen Praxis überschreitet. Eine neue Beziehung zu Jesus in der man ihm ,,Bruder und Schwester und Mutter" (Mk 3,35) wird, entsteht erst auf der Ebene, wo Menschen den Willen Gottes erfüllen und Jesu göttliche Vollmacht und Sendung anerkennen, der Mittler der endzeitlichen Gottesherrschaft zu sein.