Tina 13
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Hl. Johannes Cassianus (um 360-435), Klostergründer in Marseille. Hl. Johannes Cassianus (um 360-435), Klostergründer in Marseille Auf alle Güter verzichten Der Tradition der Kirchenväter und der Hl …Mehr
Hl. Johannes Cassianus (um 360-435), Klostergründer in Marseille.

Hl. Johannes Cassianus (um 360-435), Klostergründer in Marseille

Auf alle Güter verzichten

Der Tradition der Kirchenväter und der Hl. Schrift gemäß, gibt es drei Weisen des Verzichts. Die erste bezieht sich auf das, was materiell ist; wir müssen alle Reichtümer und Güter dieser Welt geringschätzen lernen. Bei der zweiten Weise fangen wir an, unsere bisherige Art zu leben - mit all den Lastern und Leidenschaften unseres Geistes und unseres Körpers - als Unrat zu betrachten. Mittels der dritten Weise lösen wir schrittweise unser Denken von aller gegenwärtigen und sichtbaren Wirklichkeit los, um nur noch nach der kommenden Wirklichkeit Ausschau zu halten und nur noch die unsichtbare Wirklichkeit zu ersehnen. Alle diese drei Weisen des Verzichts müssen beachtet werden, wie der Herr es Abraham befohlen hat, wenn er sagt: „Verlasse dein Land, deine Familie und das Haus deines Vaters“ (Gen 12,1).

Zuerst hat er gesagt: „Verlasse dein Land“, das heißt die irdischen Reichtümer. An zweiter Stelle: „Verlasse deine Familie“, das heißt die bisherigen schlechten Angewohnheiten und Laster, die sich seit unserer Geburt in uns entwickelt haben, die mit uns – wie Verwandte − eng verbunden sind. An dritter Stelle: „Verlasse das Haus deines Vaters“, das heißt jegliches Verhaftet-Sein an den äußeren Schein der gegenwärtigen Welt, wie sie sich unseren Augen darbietet.

Halten wir Ausschau, wie es der Apostel Paulus sagt, „die wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig (2 Kor 4,18); denn „unsere Heimat [...] ist im Himmel“ (Phil 3,20). Wir werden dadurch aus dem Haus unseres bisherigen Vaters ausziehen, der unser Vater gemäß des alten Menschen war, seit unserer Geburt, als wir noch „von Natur aus Kinder des Zorns wie die anderen“ (Eph 2,3) waren, und wir werden die gesamte Aufmerksamkeit unseres Geistes auf die himmlischen Dinge lenken. Dann wird sich unsere Seele durch beständiges Bedenken der Angelegenheiten Gottes und mittels kontemplativer Schau bis zur unsichtbaren Wirklichkeit erheben.

Konferenzen 3, 6−7; CSEL13/2, 73−75
Tina 13
Johannes Cassianus (um 360-435), Klostergründer in Marseille
Kommt und lernt von mir (vgl. Mt 11,29)
Die Großen im Glauben waren keineswegs stolz darauf, dass sie Wunder wirken konnten. Sie sagten, dass sie keinerlei Verdienst daran hätten, sondern dass die Barmherzigkeit des Herrn alles gewirkt habe. Wenn man über ihre Wunder staunte, wiesen sie menschlichen Ruhm mit den Worten zurück, die sie …Mehr
Johannes Cassianus (um 360-435), Klostergründer in Marseille

Kommt und lernt von mir (vgl. Mt 11,29)

Die Großen im Glauben waren keineswegs stolz darauf, dass sie Wunder wirken konnten. Sie sagten, dass sie keinerlei Verdienst daran hätten, sondern dass die Barmherzigkeit des Herrn alles gewirkt habe. Wenn man über ihre Wunder staunte, wiesen sie menschlichen Ruhm mit den Worten zurück, die sie von den Aposteln übernommen hatten: „Israeliten, was wundert ihr euch darüber? Was starrt ihr uns an, als hätten wir aus eigener Kraft [...] bewirkt, dass dieser gehen kann?“ (Apg 3,12). Niemand sollte ihrer Meinung nach gelobt werden für die Gaben und Wundertaten Gottes [...]

Manchmal geschieht es jedoch, dass Menschen, die dem Bösen zugeneigt sind und deren Glaube nicht rühmenswert ist, Dämonen austreiben und im Namen des Herrn Wunder wirken. Darüber haben sich die Apostel eines Tages beklagt: „Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.“ Darauf erwiderte Jesus: „Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden“ (Mk 9,38f.). „Wenn aber, am Ende der Zeiten, die Leute sagen werden: ‚Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?', dann werde ich ihnen antworten: ‚Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes'“(Mt 7,22f.).

Solche, die der Herr selber mit der Ehre ausgestattet hat, Zeichen und Wunder zu wirken, mahnt der Herr, sich deswegen nicht zu erheben: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind“ (Lk 10,20). Der Urheber aller Zeichen und Wunder ruft seine Jünger dazu auf, seine Lehre zu beherzigen: „Kommt und lernt von mir“ – nicht mit der Kraft des Himmels die Dämonen auszutreiben, auch nicht die Kranken zu heilen, nicht den Blinden das Augenlicht zu geben oder die Toten aufzuwecken, sondern: „lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,28).

Vorträge 15, 6-7
Tina 13
Hl. Johannes Cassianus
Auf alle Güter verzichten
Der Tradition der Kirchenväter und der Hl. Schrift gemäß, gibt es drei Weisen des Verzichts. Die erste bezieht sich auf das, was materiell ist; wir müssen alle Reichtümer und Güter dieser Welt geringschätzen lernen. Bei der zweiten Weise fangen wir an, unsere bisherige Art zu leben - mit all den Lastern und Leidenschaften unseres Geistes und unseres …Mehr
Hl. Johannes Cassianus

Auf alle Güter verzichten

Der Tradition der Kirchenväter und der Hl. Schrift gemäß, gibt es drei Weisen des Verzichts. Die erste bezieht sich auf das, was materiell ist; wir müssen alle Reichtümer und Güter dieser Welt geringschätzen lernen. Bei der zweiten Weise fangen wir an, unsere bisherige Art zu leben - mit all den Lastern und Leidenschaften unseres Geistes und unseres Körpers - als Unrat zu betrachten. Mittels der dritten Weise lösen wir schrittweise unser Denken von aller gegenwärtigen und sichtbaren Wirklichkeit los, um nur noch nach der kommenden Wirklichkeit Ausschau zu halten und nur noch die unsichtbare Wirklichkeit zu ersehnen. Alle diese drei Weisen des Verzichts müssen beachtet werden, wie der Herr es Abraham befohlen hat, wenn er sagt: „Verlasse dein Land, deine Familie und das Haus deines Vaters“ (Gen 12,1).

Zuerst hat er gesagt: „Verlasse dein Land“, das heißt die irdischen Reichtümer. An zweiter Stelle: „Verlasse deine Familie“, das heißt die bisherigen schlechten Angewohnheiten und Laster, die sich seit unserer Geburt in uns entwickelt haben, die mit uns – wie Verwandte − eng verbunden sind. An dritter Stelle: „Verlasse das Haus deines Vaters“, das heißt jegliches Verhaftet-Sein an den äußeren Schein der gegenwärtigen Welt, wie sie sich unseren Augen darbietet.

Halten wir Ausschau, wie es der Apostel Paulus sagt, „die wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig (2 Kor 4,18); denn „unsere Heimat [...] ist im Himmel“ (Phil 3,20). Wir werden dadurch aus dem Haus unseres bisherigen Vaters ausziehen, der unser Vater gemäß des alten Menschen war, seit unserer Geburt, als wir noch „von Natur aus Kinder des Zorns wie die anderen“ (Eph 2,3) waren, und wir werden die gesamte Aufmerksamkeit unseres Geistes auf die himmlischen Dinge lenken. Dann wird sich unsere Seele durch beständiges Bedenken der Angelegenheiten Gottes und mittels kontemplativer Schau bis zur unsichtbaren Wirklichkeit erheben.

Konferenzen 3, 6−7; CSEL13/2, 73−75