Tina 13
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Jesus von Nazareth

Jesus von Nazareth

Es bleibt noch der Makarismus, "Selig, die die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen" (Mt 5,8). Das Organ, mit dem man Gott sehen kann ist das Herz: der bloße Verstand genügt nicht; damit der Mensch wahrnehmungsfähig werde für Gott, müssen die Kräfte seiner Existenz zusammenwirken. Der Wille muss rein sein, und schon vorher der affektive Grund der Seele, der Verstand und Willen die Richtung vorgibt. Mit "Herz" ist gerade dieses innere Zusammenspiel der Wahrnehmungskräfte des Menschen gemeint, bei dem auch das rechte Ineinander von Leib und Seele mit im Spiel ist, das zur Ganzheit dieses Geschöpfes "Mensch" gehört. (Kapitel 4)

Die andere Fehlform des Gebetes, vor der uns der Herr warnt, ist das Geplapper, der Wortschwall, in dem der Geist erstickt. Wir alle kennen die Gefahr, dass wir gewohnte Formeln hersagen und dabei der Geist ganz woanders ist. Am aufmerksamsten sind wir, wenn wir Gott aus innerster Not um etwas bitten oder Ihm aus freudigem Herzen für unerwartetes Gutes danken. Das Wichtigste aber ist - über solche Augenblicksituationen hinaus - , dass die Beziehung zu Gott auf Grund unserer Seele anwesend ist. Damit das geschieht, muss diese Beziehung immer neu wachgerufen werden und müssen die Dinge des Alltags immer wieder auf für sie zurückbezogen werden. Wir werden umso besser beten, je mehr in der Tiefe unserer Seele die Ausrichtung auf Gott da ist. Je mehr sie der tragende Grund unserer Existenz wird, desto mehr werden wir Menschen des Friedens sein.
(Kapitel 5)

Auszug aus dem Buch von Papst Benedikt XVI. (Jesus von Nazareth, Teil 1)