Tina 13
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Dann siehst du klar. Hl. Dorotheos von Gaza (um 500-?), Mönch in Palästina "Dann siehst du klar" Manche Leute verwandeln alles, was sie zu sich nahmen, in schlechte Laune, selbst wenn die Nahrung gesund …Mehr
Dann siehst du klar.

Hl. Dorotheos von Gaza (um 500-?), Mönch in Palästina

"Dann siehst du klar"

Manche Leute verwandeln alles, was sie zu sich nahmen, in schlechte Laune, selbst wenn die Nahrung gesund ist. Schuld ist nicht das Nahrungsmittel; es ist die Einstellung der Leute, die die Speise verdirbt. Ebenso ist es mit unserer Seele: Wenn sie in schlechter Verfassung ist, dann gereicht ihr alles zum Schaden. Sie macht selbst Nützliches zu Schädlichem. Wirft man ein paar Bitterkräuter in seinen Honigtopf – werden sie dann nicht dem ganzen Honig einen bitteren Geschmack verleihen und so den ganzen Topf ungenießbar machen? Genau das tun wir: Wenn wir den Nächsten aus unserer eigenen schlechten Verfassung heraus betrachten, geben wir zum Teil unsere eigene Verbitterung weiter und unterminieren so das Wohlergehen des Anderen.

Andere wiederum sind von einer Gemütsart, die alles in eine gute Stimmung versetzt, sogar schlechtes Essen…Schweine haben eine sehr gute Konstitution. Sie fressen Schoten, Dattelkerne und Abfälle. Trotzdem verwandeln sie derlei Futter in saftiges Fleisch. Auch wir können, wenn wir gute Gewohnheiten und eine gute seelische Verfassung haben, aus allem Gewinn ziehen, sogar aus dem, was keineswegs gewinnbringend ist. Das Buch der Sprichwörter sagt klipp und klar: „Wessen Blick sanftmütig ist, wird Erbarmen finden“; aber an anderer Stelle: „Dem Toren läuft alles zuwider“.

Ich habe gehört, dass ein Bruder, der einen anderen besuchte und dessen Zelle heruntergekommen und unaufgeräumt vorfand, bei sich selbst sagte: „Wie glücklich gestimmt muss doch dieser Bruder sein, dass er sich so vollkommen von allem Irdischen gelöst und seinen Geist ganz nach oben ausgerichtet hat, dass er sich nicht einmal mehr die Zeit nimmt, seine Zelle aufzuräumen!“ Wenn er dann zu einem anderen ging und dessen Zelle aufgeräumt, sauber und ordentlich vorfand, sagte er bei sich: „Die Zelle dieses Bruders ist so ordentlich wie seine Seele. Wie die Seele, so die Zelle!“ Niemals sagte er von jemandem: „Der da ist unordentlich“ oder „jener ist schlampig“. Dank seiner vorbildlichen Einstellung zog er aus allem Gewinn. Möge Gott in seiner Güte auch uns in einen guten Zustand versetzen, damit wir aus allem Nutzen ziehen können und nie schlecht von unserem Nächsten denken. Wenn unsere Bosheit uns zu Urteil und Argwohn verleiten möchte, dann lasst uns dies flugs in gutes Denken umwandeln. Denn das Schlechte am Nächsten nicht wahrzunehmen, bringt mit Gottes Hilfe die Güte hervor.

Brief I
Tina 13
Hl. Dorotheos von Gaza (um 500-?), Mönch in Palästina
Unterweisungen; Nr. 1,6-8
Das neue Gesetz
Gott hat uns seine Gebote gegeben, die uns [...] von den schlechten Neigungen unseres inneren Menschen reinigen (vgl. Eph 3,16). Er gibt diesem die Unterscheidungsgabe von Gut und Böse. Er gibt ihm ein Gewissen und zeigt ihm die Ursachen für seine Sünde. „Das Gesetz sagt: Du sollst nicht die Ehe brechen …Mehr
Hl. Dorotheos von Gaza (um 500-?), Mönch in Palästina

Unterweisungen; Nr. 1,6-8

Das neue Gesetz

Gott hat uns seine Gebote gegeben, die uns [...] von den schlechten Neigungen unseres inneren Menschen reinigen (vgl. Eph 3,16). Er gibt diesem die Unterscheidungsgabe von Gut und Böse. Er gibt ihm ein Gewissen und zeigt ihm die Ursachen für seine Sünde. „Das Gesetz sagt: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage: Sei nicht lüstern. Das Gesetz sagt: Du sollst nicht töten. Ich aber sage: Lass dich nicht vom Zorn hinreißen“ (vgl. Mt 5,27-28.21-22). Denn wenn dich nach Schlechtem verlangt, selbst wenn du jetzt keinen Ehebruch vollziehst, so werden die Lüste doch nicht aufhören, dich innerlich umzutreiben, bis sie dich zur Ausführung bringen können. Wenn du erzürnt und gegen deinen Bruder aufgebracht bist, wird der Augenblick kommen, wo du Schlechtes von ihm sagst, dann wirst du ihm Hindernisse in den Weg legen und Stück für Stück wirst du schließlich dahin kommen, dass du ihn ermordest.

Das Gesetz sagte: „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ (Ex 21,24). Doch der Herr ermahnt uns nicht nur, geduldig den Schlag dessen anzunehmen, der uns ohrfeigt, sondern ihm sogar demütig die andere Wange hinzuhalten (vgl. Mt 5,38-39). Denn das Ziel des Gesetzes war es, uns beizubringen, das nicht zu tun, was wir selbst nicht erleiden wollen. Es hinderte uns also durch die Angst vor dem Leiden daran, Böses zu tun. Was jedoch nun verlangt wird, ich wiederhole es, ist die Zurückweisung des Hasses, der Vergnügungssucht, der Ehrsucht und anderer Leidenschaften.

Mit einem Wort: Christus, unser Herr, möchte uns nämlich lehren, wie wir dahin gekommen sind, alle diese Sünden zu begehen, und wie wir in all diese schlechten Tage gekommen sind. Er hat uns also zuerst durch die heilige Taufe befreit, indem er uns die Vergebung der Sünden gewährte; dann hat er uns die Kraft gegeben, das Gute zu tun, wenn wir es denn wollen, und wir nicht mehr wie im Zwang zum Bösen hingezogen zu werden.
Tina 13
Hl. Dorotheos von Gaza
"Dann siehst du klar"
Manche Leute verwandeln alles, was sie zu sich nahmen, in schlechte Laune, selbst wenn die Nahrung gesund ist. Schuld ist nicht das Nahrungsmittel; es ist die Einstellung der Leute, die die Speise verdirbt. Ebenso ist es mit unserer Seele: Wenn sie in schlechter Verfassung ist, dann gereicht ihr alles zum Schaden. Sie macht selbst Nützliches zu Schädlichem …Mehr
Hl. Dorotheos von Gaza

"Dann siehst du klar"

Manche Leute verwandeln alles, was sie zu sich nahmen, in schlechte Laune, selbst wenn die Nahrung gesund ist. Schuld ist nicht das Nahrungsmittel; es ist die Einstellung der Leute, die die Speise verdirbt. Ebenso ist es mit unserer Seele: Wenn sie in schlechter Verfassung ist, dann gereicht ihr alles zum Schaden. Sie macht selbst Nützliches zu Schädlichem. Wirft man ein paar Bitterkräuter in seinen Honigtopf – werden sie dann nicht dem ganzen Honig einen bitteren Geschmack verleihen und so den ganzen Topf ungenießbar machen? Genau das tun wir: Wenn wir den Nächsten aus unserer eigenen schlechten Verfassung heraus betrachten, geben wir zum Teil unsere eigene Verbitterung weiter und unterminieren so das Wohlergehen des Anderen.

Andere wiederum sind von einer Gemütsart, die alles in eine gute Stimmung versetzt, sogar schlechtes Essen…Schweine haben eine sehr gute Konstitution. Sie fressen Schoten, Dattelkerne und Abfälle. Trotzdem verwandeln sie derlei Futter in saftiges Fleisch. Auch wir können, wenn wir gute Gewohnheiten und eine gute seelische Verfassung haben, aus allem Gewinn ziehen, sogar aus dem, was keineswegs gewinnbringend ist. Das Buch der Sprichwörter sagt klipp und klar: „Wessen Blick sanftmütig ist, wird Erbarmen finden“; aber an anderer Stelle: „Dem Toren läuft alles zuwider“.

Ich habe gehört, dass ein Bruder, der einen anderen besuchte und dessen Zelle heruntergekommen und unaufgeräumt vorfand, bei sich selbst sagte: „Wie glücklich gestimmt muss doch dieser Bruder sein, dass er sich so vollkommen von allem Irdischen gelöst und seinen Geist ganz nach oben ausgerichtet hat, dass er sich nicht einmal mehr die Zeit nimmt, seine Zelle aufzuräumen!“ Wenn er dann zu einem anderen ging und dessen Zelle aufgeräumt, sauber und ordentlich vorfand, sagte er bei sich: „Die Zelle dieses Bruders ist so ordentlich wie seine Seele. Wie die Seele, so die Zelle!“ Niemals sagte er von jemandem: „Der da ist unordentlich“ oder „jener ist schlampig“. Dank seiner vorbildlichen Einstellung zog er aus allem Gewinn. Möge Gott in seiner Güte auch uns in einen guten Zustand versetzen, damit wir aus allem Nutzen ziehen können und nie schlecht von unserem Nächsten denken. Wenn unsere Bosheit uns zu Urteil und Argwohn verleiten möchte, dann lasst uns dies flugs in gutes Denken umwandeln. Denn das Schlechte am Nächsten nicht wahrzunehmen, bringt mit Gottes Hilfe die Güte hervor.

Brief I