Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum heutigen 3. Adventsonntag
Predigt Dritter Adventsonntag, 14.12.2025Perikopen: Jak 5,7-10 Mt 11,2-11
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Noch einmal begegnet uns heute Johannes der Täufer. Aber ganz anders als gewohnt. Nicht als Bußprediger, fastend in der Wüste. Nein, er ist im Gefängnis, und er ist sehr unsicher geworden. Hat er den richtigen Messias angekündigt. Jetzt schickt er Jünger zu Jesus und lässt ihn fragen: „Bist du der Richtige? Habe ich dich verkündet, oder muss ein anderer kommen?“ Und dann lässt ihm Jesus seine Antwort ausrichten: „Blinde sehen, Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet.“ Ja, Johannes hat einen anderen Messias verkündet, einen der die Spreu vom Weizen trennt, der ordentlich zusammenräumt, am besten noch die Römer aus dem Land wirft. Aber daraus ist nichts geworden. Der Messias ist anders, in ihm beginnt eine neue Heilszeit, gerade für Arme, Kranke und Benachteiligte. Das Messiasbild des Täufers ist umgeworfen. Damit muss er erst einmal zurechtkommen. Da dürfen wir stehen bleiben. Wir haben auch so unsere fix und fertigen Bilder. Vielleicht dürfen wir die auch ein wenig umwerfen lassen in der letzten Phase des Adventes. Erstens: Mein Menschenbild. Was für ein Menschenbild habe ich, ein gutes oder ein schlechtes. Glaube ich an das Gute im Menschen oder an das Schlechte. Habe ich eine positive Gesamtsicht auf den Menschen, oder ist das Misstrauen an erster Stelle. Es könnte es ja jemand nicht gut mit mir meinen. Ich denke kein Mensch ist ganz gut und keiner ist ganz schlecht. Wir sollten nicht von vorne herein jedem eine schlechte Absicht unterstellen, der uns nicht ganz in den Kram passt, oder nicht unserer Meinung. Ist. Bald feiern wir Weihnachten. Gott wird Mensch, wohlgemerkt, ein Mensch wie wir. Und wenn Gott ein Mensch wird, dann muss das Menschsein doch einen besonderen Wert haben. Dann soll das Auswirkungen haben, wie wir miteinander umgehen. Dann sollen wir nicht nur an Gott glauben, sondern auch an den Menschen. Der heilige Papst Leo der Große hat es in einer berühmten Weihnachtspredigt so gesagt: „Christ, erkenne deine Würde! Du bist der göttlichen Natur teilhaftig geworden, kehre nicht zu der alten Erbärmlichkeit zurück und lebe nicht unter deiner Würde.“ Ein bisschen Arbeit an einem positiven Menschenbild würde uns nicht schaden. Zweitens: Mein Gottesbild. Wir haben alle oft so unsere fix und fertigen Bilder von Gott. So wie wir uns diesen Gott in der Kindheit zurecht gelegt haben, ist er oftmals geblieben. „Du sollst dir kein Bild von Gott machen.“ Nein ein fertiges Bild von Gott ist nichts. Aber jeden Tag aufs Neue den Gott im eigenen Leben abbilden, das schon eher. Jeden Tag sein Bild von Gott neu malen, aus dem Glauben heraus, das ist schon mehr. Gott immer wieder abbilden. Das eigene Gottesbild immer wieder umwerfen, das musste auch der Täufer tun. Es gibt alleine in der Bibel so viele verschiedene Bilder von Gott. Da sind zuerst Gottesbilder im Alten Testament, die uns vielleicht auf Erste verstören: Es gibt den Krieger Gottes, den Zorn Gottes, den strafenden Gott, den eifersüchtigen Gott, den Gott, der Opfer braucht. Wir können diese Bilder jetzt nicht einzeln anschauen, doch letztlich steht immer ein Gott dahinter, der den Menschen braucht. Dann gibt es diese berührenden Gottesbilder, ebenfalls im Alten Testament: Der heilige Gott, der „ich bin da“, der Gott der Freiheit, der Gott der leidenschaftlichen Liebe.
Mit solchen Bildern tun wir uns schon leichter. Und dann ist da noch der Gott und Vater Jesu Christ. Jesus ist gekommen um uns den Vater zu zeigen. „Philippus, wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen,“ sagt Jesus. Wir feiern zu Weihnachten wieder, dass uns im Kind von Betlehem der Vater gezeigt wird. Ein Gott der Mensch wird, in Windeln gewickelt, das war damals undenkbar. Das schmeißt jedes Gottesbild um und dennoch ist es so. Wir sind eingeladen einfach mit Jesus mitzugehen, mit dem, was wir von ihm hören und wissen. So können wir ihn stets neu erfahren, und bleiben nicht auf irgendeinem Gottesbild sitzen, das wir uns selber zusammengezimmert haben. Malen wir unsere Bilder von Gott jeden Tag neu, so erfahren wir ihn neu, aber tun wir es mit viel Geduld. Gott ist geduldig mit uns Menschen, sind wir auch geduldig mit ihm. Die Geduld wurde uns in der Lesung im Jakobsbrief so ans Herz gelegt. Drittens. Mein Kirchenbild. Ja, was ist mein Kirchenbild. Ist es das Bild in den Medien, mit den Skandalgeschichten und Problemen. Ist es das Bild vom Verein, wo ich einen Haufen Kirchensteuer zahlen soll? Und das zahlt sich ja für viele nicht, für die paar Mal, im Leben, wo ich sie brauche? Ist es das Bild einer Hierarche von oben nach unten? Oder ist es doch anders. Kirche als Bild für Menschen, die versuchen miteinander zu glauben. Kirche als Bild der Gottesbegegnung. Kirche als Ort ansprechender Gottesdienste. Kirche als Begleiterin in verschiedenen Lebenslagen, besonders auch an den Lebenswenden. Kirche als Ort, wo das Wort Gottes verkündet und ausgelegt wird. Kirche, wo mir die Kommunion gereicht wird und mir bewusst wird, dass ich von Gott leben darf. Kirche, als Ort, wo Vergebung zugesprochen wird. Kirche als Gemeinschaft, die unsere Kultur geprägt hat und hoffentlich noch weiter prägt. Was bliebe ohne Kirche übrig, von manchen Orten nicht einmal der Name (St. Peter, St. Veit….). Kirche aufgrund deren Feste ich jedes Jahr Feiertage habe. Kirche, als Ort, wo Caritatives geschieht und Menschen begleitet werden. Freilich, passt manches in der Kirche nicht, keine Frage. Aber vielleicht dürfen wir im Advent auch unser Kirchenbild ein wenig umwerfen lassen, dass wir wieder ein bisschen mehr sehen, was wächst.
Liebe Brüder und Schwestern!
Johannes der Täufer ist unsicher. Er fragt nach. Es hat ihm sein Messiasbild umgeworfen. Es schadet nicht, wenn wir hin und wieder an unser Menschenbild, Gottesbild und Kirchenbild umwerfen lassen. Dann können wir an diesen Bildern arbeiten und dann wird ein neues Zugehen auf die Menschen, ein vertiefter Glaube an Gott und eine neue, vielleicht sogar bessere Zugehörigkeit zur Kirche möglich. Amen.