Irland: Kritik an Schließung der Botschaft im Vatikan

(gloria.tv/ KNA) Die geplante Schließung der irischen Vatikanbotschaft ist in Irland scharf kritisiert worden. Der außenpolitische Sprecher der Oppositionspartei Fianna Fail, Sean O Fearghail, kritisierte die Entscheidung laut irischen Medienberichten (Freitag) als wenig durchdacht. Zwar spare man mit der Schließung von Botschaften Geld, bezahle jedoch auch indirekt dafür, denn der Vatikan sei ein «sehr wichtiges diplomatisches Zentrum in Europa», so O Fearghail.

Irlands Außenminister Eamon Gilmore verteidigte die Entscheidung als notwendigen Schritt ohne antikirchlichen Hintergrund. «Ich hätte es bevorzugt, wenn wir weiterhin zwei Botschafter in Italien hätten, in Rom und im Vatikan», so Gilmore. Angesichts der wirtschaftlichen Situation sei dies jedoch «eine dieser bedauernswerten Entscheidungen, die wir treffen mussten».

Der Vatikan selbst reagierte gelassen auf die Ankündigung. Was zähle, seien die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Staaten, und diese stünden im Fall Irlands nicht in Frage, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi.

Das irische Außenministerium hatte am Donnerstag die Schließung der Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom sowie seiner diplomatischen Vertretungen im Iran und Osttimor bekanntgegeben. Zur Begründung verwies das Außenministerium auf Sparzwänge im Zuge des Rettungspakets von EU und Weltwährungsfonds für Irland.

Das Land wird künftig von einem seiner Botschafter in einer anderen Hauptstadt zusätzlich beim Heiligen Stuhl vertreten. Die Mehrheit der Botschafter beim Heiligen Stuhl, vor allem jene kleinerer Länder, residiert nicht in Rom, sondern in Paris, London oder Wien.
Die Akkreditierung von Diplomaten, die zugleich Botschafter in Italien sind, lehnt der Vatikan prinzipiell ab.

Kritik an der Entscheidung übte Irlands Kardinal Sean Brady. Er hoffe, dass die für beide Seiten positive Kooperation trotz des «bedauernswerten Schrittes» auf Basis eines gemeinsamen Bekenntnisses zu Gerechtigkeit, Frieden, internationaler Entwicklung und Sorge für das Allgemeinwohl fortgesetzt werden könne, erklärte er.

Der Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung «Irish Catholic», Garry O'Sullivan, sprach in einem Radioprogramm des öffentlich-rechtlichen Senders RTE von einem breiten «Angriff auf die katholische Kultur» des Landes. Der wirkliche Grund für die Schließung seien nicht die Kosten, sondern der kürzliche Streit zwischen dem Vatikan und der irischen Regierung nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts über Kindesmissbrauch in der Diözese Cloyne. Die Schließung der Botschaft sei auch eine verpasste Chance: «Wir geben damit die Gelegenheit auf, Druck auf den Vatikan auszuüben, um Reformen einzuleiten.», so O'Sullivan.