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Der kirchliche Stellenwert von Privatoffenbarungen

Grundsatz-Erklärung Kardinal Ratzingers vom 26. Juni 2000

Papst Benedikt hat, als er noch Kardinal Joseph Ratzinger hieß, zum Status der sog. Privatoffenbarungen grundsätzlich Stellung bezogen - und zwar am 26.6.2000 anläßlich der vatikanischen Pressekonferenz über das „Dritte Geheimnis von Fatima“.

Bevor er konkret auf dieses zu sprechen kam, äußerte sich der damalige Präfekt der Glaubenskongregation prinzipiell-theologisch zum Stellenwert von Privatoffenbarungen; dabei ging er selbstverständlich von kirchlich anerkannten Erscheinungen aus, da die sonstigen Phänomene ohnehin keinen (positiven) „Rang“ besitzen.

Kardinal Ratzinger erläuterte den Unterschied zwischen der göttlichen (öffentlichen) Offenbarung und den sog. Privatoffenbarungen, also kirchlich anerkannten Erscheinungen.
Dabei erwähnte er eingangs die überlieferte, verbindliche Lehre der Kirche, wonach zwischen der “öffentlichen Offenbarung” und den Privatoffenbarungen nicht nur ein gradueller, sondern ein wesentlicher Unterschied besteht. In der Schrift “Die Botschaft von Fatima”, die von der Glaubenskongregation herausgegeben wurde, sind Kardinal Ratzingers Ausführungen über den grundsätzlichen Rang der Privatoffenbarungen dokumentiert.
Hieraus entnehmen wir folgende Passagen im Wortlaut:

“Öffentliche Offenbarung und Privatoffenbarungen – ihr theologischer Ort.
Bevor wir den Versuch einer Interpretation unternehmen, (…) sind einige grundsätzliche Klärungen darüber notwendig, wie nach der Lehre der Kirche Phänomene wie dasjenige von Fatima grundsätzlich ins Leben des Glaubens einzuordnen sind.
Die Lehre der Kirche unterscheidet zwischen der “öffentlichen Offenbarung” und den “Privatoffenbarungen”.
Zwischen beiden besteht nicht nur ein gradueller, sondern ein wesentlicher Unterschied.
Das Wort “öffentliche Offenbarung” bezeichnet das der ganzen Menschheit zugedachte Offenbarungshandeln Gottes, das seinen Niederschlag in der zweiteiligen Bibel aus Altem und Neuem Testament gefunden hat.
“Offenbarung” heißt es, weil Gott darin sich selbst Schritt um Schritt den Menschen zu erkennen gegeben hat, bis zu dem Punkt hin, da er selbst Mensch wurde, um durch den menschgewordenen Sohn Jesus Christus die ganze Welt an sich zu ziehen und mit sich zu vereinigen…
Weil Gott nur einer ist, ist auch die Geschichte, die er mit der Menschheit eingeht, eine einzige, die für alle Zeiten gilt und mit Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi ihre Vollendung erreicht hat.
In Christus hat Gott alles, nämlich sich selbst gesagt, und deswegen ist die Offenbarung mit der Gestaltwerdung des Christusgeheimnisses im Neuen Testament abgeschlossen.
Der ‘Katechismus der Katholischen Kirche’ zitiert, um diese Endgültigkeit und Vollständigkeit der Offenbarung zu verdeutlichen, einen Text des heiligen Johannes vom Kreuz:


“Seit er uns seinen Sohn geschenkt hat, der sein Wort ist, hat Gott uns kein anderes Wort zu geben. Er hat alles zumal in diesem einen Worte gesprochen… Denn was er ehedem nur stückweise zu den Propheten geredet, das hat er nunmehr im ganzen gesprochen, indem er uns das Ganze gab, nämlich seinen Sohn.
Wer demnach jetzt noch ihn befragen oder von ihm Visionen oder Offenbarungen haben wollte, der würde nicht bloß unvernünftig handeln, sondern Gott geradezu beleidigen, weil er seine Augen nicht einzig auf Christus richten würde, ohne jegliches Verlangen nach anderen oder neuen Dingen”
(KKK 65, Carm. 2,22).

Soweit Kardinal Ratzinger auf der erwähnten Pressekonferenz. Mit diesen Erläuterungen verkündete der damalige Präfekt der Glaubenskongregation nichts Neues, sondern rief vielmehr die diesbezügliche Lehre der Kirche in Erinnerung, wonach die Offenbarung Gottes mit dem Tod des letzten Apostels bzw dem Ende der apostolischen Zeit abgeschlossen ist. Anerkannte Privatoffenbarungen „gehören nicht zum Glaubensgut“, worauf der Weltkatechismus (KKK) ebenfalls hinweist; sie sind kein Bestandteil amtlicher kirchlicher Verkündigung, können dieser nichts hinzufügen und nichts wegnehmen, können aber für den einzelnen Katholiken eine spirituelle Vertiefung des Glaubens bewirken.
Wenn die Kirche eine Erscheinung anerkennt, dann bedeutet dies für den Gläubigen eine Erlaubnis, keine Verpflichtung."
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

Quelle: charismatismus.wordpress.com/…/der-kirchliche-…