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Immakulata: Fidenzio Volpi gestoppt

„Ära Volpi“ bei Franziskanern der Immakulata zu Ende – Was wird Heiliger Stuhl nun tun?
15. Mai 2015 11:18

Roberto de Mattei

Sic transit gloria mundi. Für die Franziskaner der Immakulata, den von Pater Stefano Maria Manelli gegründeten und seit 11. Juli 2013 unter kommissarischer Verwaltung stehenden Orden, ist die „Ära Volpi“ zu Ende. Eine Zeit, die als eines der traurigsten Kapitel in die Geschichte dieses noch jungen Ordens eingehen wird.

Der Kapuziner, Pater Fidenzio Volpi, der von der Ordenskongregation als Apostolischer Kommissar eingesetzt wurde, um den traditionsverbundenen Orden von Pater Manelli zu liquidieren, wurde nach einem Schlaganfall in eine römische Klinik eingeliefert. Folge des Gehirnschlags ist eine Hemiparese. Sein Gesundheitszustand ist schwer beeinträchtigt und zwang den Apostolischen Kommissar Amt und Auftrag aufzugeben.

Zerstörerischer Plan gegen einen blühenden Orden
Corrispondenza Romana sammelte im Februar 2014 8.000 Unterschriften, die dem Heiligen Stuhl übergeben wurden, und mit denen die Abberufung des Kapuziners als Kommissar der Franziskaner der Immakulata gefordert wurde. „In nur fünf Monaten hat Pater Volpi den Orden zertrümmert. Im Orden provozierte er Chaos und Leid, unter den Gläubigen Ärgernis, löste Kritik in den Medien aus und Unbehagen und Erstaunen in der Kirche. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob Pater Volpi Urheber oder nur ausführendes Organ eines zerstörerischen Plans ist. Sicher ist, daß die Folgen desaströs sein werden, sollte der Plan nicht gestoppt werden. Um zu verhindern, daß ein Desaster dem nächsten folgt, muß Pater Volpi abgesetzt werden“, schrieb Corrispondenza Romana bereits im Dezember 2013.

Kommissar Volpi wurde von der Ordenskongregation nicht abgesetzt, aber von den geheimnisvollen Plänen der göttlichen Vorsehung. Sein Gesundheitszustand war nie gut und die Spannungen, denen er sich nach der Annahme des Kommissarsamtes aussetzte, waren sehr groß. Nicht nur wegen des sofortigen Bruches, den er bei den Franziskanern der Immakulata aufriß, die zu mehr als 70 Prozent Pater Manelli treu blieben, sondern auch durch die Gegensätze, die mit Pater Alfonso Bruno entstanden, den der Kommissar nach Absetzung der Ordensleitung zum starken Mann im Orden gemacht hatte und der den Orden unter kommissarischer Obhut in die Katastrophe führte.

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Zuletzt gab es auch Spannungen zwischen Kommissar und Ordenskongregation

Zuletzt kamen sogar Spannungen mit der Ordenskongregation hinzu, die viele vom Kommissar getroffene Entscheidungen mißbilligte, so auch den Versuch, einige Brüder ohne reguläres Verfahren zu verurteilen, die aufgrund des Kahlschlags gegen das Charisma des Ordens um Dispens von den Ordensgelübden ersucht, aber aus Willkür nicht gewährt bekommen hatten. Sie baten Bischöfe, sie in ihren Diözesen aufzunehmen. Kommissar Volpi warnte und drohte daraufhin zum Beispiel den italienischen Bischöfen, dies nicht zu tun. Die Brüder befinden sich heute dennoch unter dem Schutz vieler Bischöfe von Italien über Großbritannien bis zu den Philippinen.

Die Glaubwürdigkeit von Pater Volpi wurde zusätzlich durch eine vom Landgericht Rom vermittelte Einigung vom 12. Februar 2015 kompromittiert. Kommissar Volpi unterzeichnete zuerst die Einigung, mit der er eingestand, die Familie des Ordensgründers Pater Manelli verleumdet zu haben, indem er sie beschuldigt hatte, sich widerrechtlich Güter des Ordens angeeignet zu haben. Zudem war anfangs der Eindruck erweckt worden, als sei das ein Grund, der die kommissarische Verwaltung des Ordens notwendig gemacht habe. Der Kommissar verpflichtete sich, der verleumdeten Familie 20.000 Euro Schadensersatz zu bezahlen. Als die Sache in den Medien bekannt wurde, zog er die Unterschrift wieder zurück. Das von der Familie Manelli angestrebte Gerichtsverfahren ist anhängig.

Verleumdungen, Anzeigen und Bluffs

Als großer Bluff entpuppte sich auch die Anschuldigung gegen die Franziskaner der Immakulata, illegal mehrere Millionen Euro auf die Seite geschafft zu haben. Wie die Untersuchungen ergaben, steckte dahinter ein Konflikt zwischen den dem Ordensgründern treuen Brüdern und Laienvereinigungen auf der einen Seite und dem umtriebigen und aufstrebenden Pater Alfonso Bruno.

Nach der Absetzung der Ordensleitung und der Machtübernahme durch den Kommissar, der Pater Alfonso Bruno zu seiner rechten Hand und zum Generalsekretär des Ordens machte, forderte das neue Führungsduo die Verfügungsgewalt über Güter, die sich im rechtmäßigen Besitz der mit dem Orden verbundenen Laienvereinigungen befinden.

Weil diese sich weigerten, den Ordenszertrümmerern auch noch auszuliefern, was nicht in deren Verfügungsgewalt stand, gingen Volpi und Bruno mit Anzeigen vor. Das Ergebnis war die ungewöhnliche Entscheidung eines Einzelrichters, die Aufsicht über die Güter dem Kommissar anzuvertrauen, obwohl selbst Konfliktpartei, bis das Gericht ein Urteil gefällt haben wird.

Kernfrage nach wie vor unbeantwortet: Warum wurde Orden unter kommissarische Verwaltung gestellt?

Schließlich steht auch nach bald zwei Jahren noch immer die eigentliche Frage unbeantwortet im Raum, warum der blühende Orden der Franziskaner der Immakulata überhaupt unter kommissarische Verwaltung gestellt wurde. Was sind die wirklichen Gründe für diesen Schritt? Es gibt unterschiedliche Hypothesen dafür, doch die Gründe wurden offiziell nie genannt.

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„Ära Volpi“ zu Ende – Was wird der Heilige Stuhl nun tun?

Nun wird der Heilige Stuhl einen neuen Kommissar ernennen müssen. Es gilt zu hoffen, daß man aus den desaströsen Fehlern der vergangenen 20 Monate kommissarischer Verwaltung gelernt hat. Alle hoffen, daß sich diese Fehler nicht wiederholen und daß nun ein Kapitel beendet ist und sich unter anderen Vorzeichen ein neues auftut.

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Neues um Fidenzio Volpi
Nachdem der Historiker Roberto de Mattei den Artikel „Ära Volpi“ bei Franziskanern der Immakulata zu Ende – Was wird Heiliger Stuhl nun tun? veröffentlicht hatte, tauchte auf der Internetseite der Franziskaner der Immakulata eine seltsame Erklärung auf, die mit „Pater Fidenzio“ unterzeichnet ist.
Darin erklärt der Apostolische Kommissar, am 29. April einen Schwächeanfall …Mehr
Neues um Fidenzio Volpi

Nachdem der Historiker Roberto de Mattei den Artikel „Ära Volpi“ bei Franziskanern der Immakulata zu Ende – Was wird Heiliger Stuhl nun tun? veröffentlicht hatte, tauchte auf der Internetseite der Franziskaner der Immakulata eine seltsame Erklärung auf, die mit „Pater Fidenzio“ unterzeichnet ist.
Darin erklärt der Apostolische Kommissar, am 29. April einen Schwächeanfall erlitten zu haben, doch habe seine „Genesung“ begonnen und er sei „wieder im Begriff“, seine normale Arbeitstätigkeit aufzunehmen. Vor allem aber heißt es, er habe wieder „die volle Ausübung seiner Leitungsfunktionen“ im Orden übernommen.

Die „Erklärung“ von „Pater Fidenzio“

„Aus Respekt vor seiner Person und zur Wahrung seiner Privatsphäre verbietet es sich uns, nähere Informationen zum wirklichen Gesundheitszustand zu veröffentlichen. Wir können aber erneut bestätigen, daß sich Pater Volpi aufgrund seines Schlaganfalls in einer Reha-Klinik befindet und derzeit weder physisch noch psychisch imstande ist, irgendwelche Aufgaben wahrzunehmen.“, so Roberto de Mattei zur Erklärung.
Die ordenseigene Internetseite ist eine Domäne von Pater Alfonso Bruno, dem Kopf jener Handvoll Dissidenten, die sich 2011 gegen Ordensgründer Pater Stefano Maria Manelli stellten, nachdem der Orden vom neuen zum überlieferten Ritus gewechselt hatte. Nachdem die Ordenskongregation mit einem Schlag die gesamte Ordensleitung abgesetzt und den Kapuziner Fidenzio Volpi als Apostolischen Kommissar eingesetzt hatte, wurde Alfonso Bruno vom Kommissar zu dessen rechter Hand ernannt und als Generalsekretär des Ordens eingesetzt. Er ist damit ordensintern der große Nutznießer des Kahlschlags.
Die erstaunlich vielen Presseerklärungen und Klagedrohungen gegen Kritiker der kommissarischen Verwaltung gehen auf ihn zurück. Erklärungen, die jedoch selten in seinem Namen veröffentlicht wurden, sondern im Namen des Kommissars. Es wird daher nicht ausgeschlossen, daß auch die jüngste Erklärung aus der Feder von Pater Alfonso Bruno und nicht des gesundheitlich schwer angeschlagenen Kommissars stammt.

Schlaganfall könnte unerwartet Karten neu mischen

Der unerwartete Schlaganfall von Kommissar Volpi könnte die gesamten Karten rund um den Orden neu mischen und die Position von Alfonso Bruno gefährden. Die Erklärung scheint von dieser Sorge geleitet und daher darauf abzuzielen, Stabilität und Kontinuität zu signalisieren.
Ob dem so sein wird, entscheidet allerdings die Ordenskongregation. Da Papst Franziskus der kommissarischen Verwaltung ausdrücklich zugestimmt und der abgesetzten Ordensleitung jede Rekursmöglichkeit verweigert hatte, ist davon auszugehen, daß es Konsultationen zwischen Kardinalpräfekt João Braz de Aviz und dem Papst geben wird.
Dem Vatikan stehen mehrere Möglichkeiten offen. Die kommissarische Verwaltung könnte beendet und ein Generalkapitel zur Neuwahl einer Ordensleitung einberufen werden. Da eine kommissarische Verwaltung in der Regel mindestens drei Jahre dauert und der Kommissar das Generalkapitel einberuft und über dessen Verlauf wacht, ist damit nicht zu rechnen. Kommissar Volpi wurde im Juli 2013 ernannt. Seine Amtszeit dauerte nur 20 Monate. Allerdings eine ausreichend lange Zeit, um den Orden schwer zu schädigen, zahlenmäßig zu dezimieren, dessen Charisma zu ersticken und zahlreiche Klöster zu schließen.

„Wird die Ordenskongregation von der Absicht ablassen, den Orden zu liquidieren?“

Die Ordenskongregation könnte einen neuen Kommissar ernennen, der bis auf weiteres die Kontrolle über den Orden ausübt. Im Vatikan könnte man aber auch einen dritten Weg wählen und Kommissar Volpi stillschweigend im Amt belassen, auch wenn er seine Aufgabe nicht oder nur mehr eingeschränkt wahrnehmen könnte. Nominell wäre Pater Volpi weiterhin der Ordensobere, tatsächlich würden jedoch andere in seinem Namen den Orden leiten. Generalsekretär Alfonso Bruno wäre damit endgültig der starke Mann des Ordens. Eine Konstellation, wie sie faktisch bereits seit Beginn der kommissarischen Verwaltung herrscht. Hinter allen Entscheidungen Volpis war mehr oder weniger die Handschrift Alfonso Brunos zu erkennen.
Wie auch immer sich die Ordenskongregation in diesem für das Pontifikat von Papst Franziskus emblematischen Kampf gegen einen blühenden, weil glaubenstreuen und altrituellen Orden entscheiden sollte, die „Ära Volpi“ ist jedenfalls zu Ende. „Das wirkliche Frage, die sich für die Nach-Volpi-Zeit stellt, ist eine andere: Wird die Ordenskongregation an ihrer Absicht festhalten, die Franziskaner der Immakulata und die Franziskanerinnen der Immakulata zu liquidieren? Oder wird sie von dieser Absicht ablassen und sich der katastrophalen Ergebnisse dieser Operation bewußt werden?“, so Roberto de Mattei.

Text: Giuseppe Nardi