M.RAPHAEL
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Die Macht ist Gott für die Kinder der Welt

Man kann unsere Welterfahrung, aber auch den derzeitigen Kampf um die katholische Kirche, nicht wirklich verstehen, wenn man sich nicht daran erinnert, dass die meisten Menschen Kinder dieser Welt sind. Die Erde wurde erschaffen, um den von Gott Abgefallenen eine letzte Chance zur Umkehr zu geben. Deshalb ist sie ihre Welt. Die wenigen Kinder des Reiches Gottes werden von Gott auf die Erde gesendet, um die letzte Botschaft der Umkehr als Einladung zum Hochzeitsmahl in die Heilige Kirche zu übermitteln.

Die Kinder dieser Welt interessieren sich im Regelfall nur für das irdische Leben. Das Leben nach dem Tod ist ihnen nicht wichtig. Wenn es so etwas geben sollte, nehmen sie es gerne mit, aber für das hiesige Leben ist es mehr oder weniger belanglos. Für sie zählt nur die Immanenz. Oft hört man dann auch, "wenn ich tot bin, geht meine Energie in die Natur ein" oder "ich lebe weiter im Geist meiner Nachkommen". Mehr darf man nicht nachfragen, denn dann wird es sehr schnell diffus und verwirrt. Das gilt besonders auch für intelligente Menschen. Fragen nach der wahren Realität verstören solche Menschen nur. Oft halten sie sie direkt für sinnlos oder werten sie mit folgendem Kommentar ab: "Jede Minute gibt es einen neuen Sucher."

Die Kinder der Welt sehnen sich mit aller Kraft nach Kontrolle und Macht. Die Kinder Gottes leben für die Liebe. Liebe für Erstere bedeutet egoistische Vorteilsnahme. Letztere empfangen die Liebe von Gott in ihrer Seele. Sie leben in Seinem Reich in liebendem Bezug zu den Brüdern und Schwestern. Erstere haben nur Konkurrenten. Sie benutzen ihre emotionale Kompetenz, ihre Intelligenz und soziales Charisma, um sich ständig übereinander zu stellen. Wer kontrolliert wen? Wer beutet wen aus? Wer liebt wen bedeutet, wer frisst wen? Es ist gnadenlos. Sie beten Kontrolle und Macht an. So ist Gott und Macht für sie ein und dasselbe. Gott ist Macht. Wer die Macht hat, ist Gott. Wenn die Kinder der Welt davon überzeugt sind, dass sie alle Macht der Welt haben, halten sie sich selbst für Gott. Das ist immer ihr Bestreben.

Für die Kinder Gottes ist Gott Liebe. Sie leben in einem personalen Bezug. Die Kinder der Welt haben keine Liebe. Sie sind ja von Gott, der die Liebe ist, abgefallen. Deshalb ist alles Egoismus. Gott ist für sie auch nicht Person, sondern am Ende unpersönlicher Zwang, Unterdrückung, Herrschaft, Machtanreicherung und Gewalt. Ihre Liebe ist immer nur ein körperliches Gefühl, mit dem sie eine Verstärkung ihrer Machtposition verbinden. Alles lieben sie wie ihren Schweinebraten, weil dieser ihren Körper stärkt. Selbst ihr transzendenter Helfershelfer Satan, auch in der Form des Antichristen, des Personal Jesus, bleibt unbestimmt, eine Art mentales Prinzip, das dem Menschengott zu dienen hat. Gott ist für sie ein Symbol der Unterstützung zur Herrschaft, eben Macht, und nicht konkrete Person, der man sich zu unterwerfen hat. Man erinnere sich an den Unterschied zwischen protestantischem Abendmahl und katholischer Kommunion. Das Ziel der Kinder dieser Welt war, ist und bleibt die Selbstvergötzung.

Die Kinder der Welt gehen durch 3 Stufen in ihrer Entwicklung:

Drauflos: Als primitive Eingeborene beantworten sie das brutale Ausgeliefertsein an die Grausamkeit der noch unkontrollierten Natur durch rücksichtslose Macht- und Triebauslebung. Sie leben drauflos. Jeden Moment können sie Opfer tödlicher Gewalt werden, deshalb hauen sie nach allen Seiten mit aller Kraft, um der todsicheren Gegenaggression zuvor zu kommen. Es ist wie in der Natur. Der unablässige Überlebenskampf erlaubt keine Rücksicht und auch keinen Verzicht. Wer nicht tötet, ist schnell selber tot. Die Ohnmacht gegenüber der Natur lässt diese Menschen Opfer einem Gott bringen, von dem sie sich mehr Macht versprechen. Berechnende Geschäfte zeichnen die Kinder der Welt aus. Sie geben ein wenig Macht ab, um vom Gott der Macht mehr zu bekommen. Umso größer das Herrsch-, Macht und Kontrollbedürfnis, umso größer die Angst. Umso grausamer das religiöse Vorstellungssystem, umso mehr muss geopfert werden, im schlimmsten Fall die eigenen Kinder (SIC!).
Selbstdisziplin: Mit der Zeit erlaubt die Zweckrationalität, die Natur mehr und mehr unter Kontrolle zu bringen. Irgendwann setzt sich dann die Einsicht durch, dass das rücksichtslose und direkte Ausleben der triebhaften Lebensimpulse dem Überleben hinderlich ist. Es schadet der diesbezüglich notwendigen Macht- und Kontrollanhäufung. Stattdessen lernt man den Verzicht auf das Animalische. Ab jetzt wird kontrolliert und unterdrückt. Die religiösen Vorstellungen ändern sich. Umso größer die eigene Kontrolle über die Natur, umso weniger muss man dem Gott noch opfern. Immer mehr verliert er seine Rolle als Herr der Macht. Immer mehr wird er nur noch zu einem Überlebenshelfer, einem lieben Onkel, der möchte, dass alle lieb sind und sich selbst so weit im Griff haben, dass die Gemeinschaft davon profitiert. Er wird zu einem Postulat der praktischen Vernunft (Kant), der das Zusammenleben der Überlebensgemeinschaft zu garantieren hat. Gott und die moralischen Regeln der Gesellschaft werden eins. Das sind der Protestantismus und seine Kinder Puritanismus, Arbeitsdisziplin, Strenge und Sinnenfeindlichkeit. Es endet in der Entzauberung der Welt durch die Moderne. Jetzt ist der Mensch nur noch ein Rädchen im Getriebe einer umfassenden Maschine.
Aber gerade diese Maschine, die alles kontrolliert, erlaubt den Kindern der Welt die vollkommene Selbstvergötzung. Nun treten sie in die nächste Phase ein.
Selbstverwirklichung: Sobald sie glauben, die Welt in ihrem Griff zu haben, beginnen die Kinder der Welt sich zu holen, was immer sie wollen. Vor allem ist es das Eigene. Sie wollen autonom sein. Als Götter bestimmen sie sich selbst. Als Götter gehen sie hin, wohin sie wollen, nach dem Tod auch in den Himmel. Sie haben keine Angst mehr vor der Transzendenz. Sie entscheiden über die Religion. Alle Religionen sind für sie deshalb wahr. Sie sind nicht an einen bestimmten personalen Gott gebunden, wie es für die Kinder Gottes gilt. Die Ausdifferenzierung der Wertsphären hat begonnen. Jeder macht sein Ding und alle sollen ihr Ding machen. Alles ist gleichwertig und gleichgültig.
Die Amazonas Indianer sollen ganz Amazonas Indianer bleiben. Niemand muss sich mehr einer Heiligen Kirche oder ihren fremden Riten beugen. Frauen können Priesterinnen werden. Waldschrate können und sollen angebetet werden. Hauptsache man ist ganz bei sich und tut sein Ding.

FP will die Kirche von einer Kirche des Selbstopfers in eine Kirche der Selbstverwirklichung verwandeln. Es ist wirklich poplig einfach. Weil aber Selbstverwirklichung in letzter Konsequenz eine Selbstvergötzungsagenda ist, ist FP der falsche Prophet. Er will die Heilige Kirche der Liebeshingabe und des Selbstopfers der Kinder Gottes in eine teuflische Institution der Bejahung der anthropozentrischen Selbstvergötzung pervertieren. Sie soll die kommunistische Internationale weltweit verbreiten. FP ist Politiker im Dienste des Personal Jesus, des Antichrist.

Auch die Kinder Gottes haben die Berufung zur Souveränität. Jedes soll ganz der oder die werden, der oder die Gott gewollt hat. Aber dieser Selbststand ist immer eingebunden und aufgehoben in Seinem Willen und damit im Ganzen der Schöpfung. Es ist immer bejahtes und liebendes Seiendes, das in Harmonie mit allen Brüdern und Schwestern ewig lebt.

In wieweit die wenigen Kinder Gottes die unzähligen Kinder der Welt zur Umkehr bewegen können, ist offen. Aber wir haben es wenigstens versucht.